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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Flaschenpostromantik


Chavali
01.06.2009, 21:42
Die Wellen des südlichen Meeres
spülten die Flasche zum Strand.
Ein Mädchen steht dort verloren,
den Blumenkranz in einer Hand.

Es denkt an den Liebsten, der fern ist,
sein Schiff war schon lang nicht mehr da.
Es spürt die Angst in sich steigen
und fragt sich, was draußen geschah.

Dort in den peitschenden Wogen
der Seemann das Schiff sicher hielt,
doch brach es in tosendem Sturme,
er selbst wurd aufs Eiland gespült.

Die Fügung aller Gezeiten
ließ es die Flaschenpost finden.
Sein Schiff zerbarst am Gestade:
Er sei gerettet, ließ er verkünden.

Blaugold
01.06.2009, 23:29
Hallo Chavali

Das Gedicht ist sehr schlicht in der Sprache und Handlung. Ist ja nichts grundsätzlich Negatives; doch dieser Text ist für mich schon sehr gewöhnlich.
Die Flaschenpostromantik ist ursprünglich ja ebenso geradlinig einfach - eine Nachricht, die Zeit und Gezeiten trotzt und schlussendlich ein HappyEnd überbringt. Ok soweit.

Wenig glücklich finde ich auch die Verwendung von Karma. Wir haben doch ein viel schöneres Wort: Schicksal.
Unter Karma verstehe ich außerdem eine Konsequenz von vorhergehender Ursache. Erbarmen gibts da nicht! Die Gläubiger hinsichtlich dessen "brocken" sich alles selbst ein und müssen/dürfen es auch selbst auslöffeln. :)

Ebenso fraglich finde ich die wechselnden Auftakte, mal betont, mal unbetont.
Warum diesbezüglich so ungleichmäßig?



Blaugold

ginTon
02.06.2009, 20:59
liebe chavali,

ich kann dem Text, obwohl seiner sehr einfach gewählten Sprachart sehr viel abgewinnen und dies liegt vor allem an dem Inhalt an sich, der sehr klar und einfach erscheint und dennoch Tiefe hat..mich erinnert es irgendwie ein bisschen an die Irrfahrten des Odysseus, der hinausgeschleudert wird, aus seinem normalen Leben und von seiner wahren Liebe entfernt, sagen wir geprüft wird...dieser Text erinnert mich ein wenig daran...

karma an sich bezieht sich auf ein Ursache Wirkungs Prinzip, jeder Schritt den man tut, hat nachfolgende Konsequenzen. die Ursache an sich kann im erstem Moment zwar geistig falsch interpretiert werden, stellt sich später aber als Wirkung eben als wahr oder falsch heraus...
in dem Falle, ist es wahre Liebe dann wird etwas von ihm zu ihr zurückfinden, eine Flaschenpost zu finden ist ziemlich unwahrscheinlich und dann noch von dem verschollenen Geliebten, jedoch besteht die Möglichkeit und das ist Karma...
es ist der weg der gegangen werden muss und erst im gehen sich der Sinn ergibt, was vorher wie falsch aussah=Unglück kann zu einem späteren Zeitpunkt aber, die Ursache für das Glück sein...
das Schicksal hingegen, geht von einer äusseren Hand aus, der Weg ist bestimmt...

also inhaltlich lese ich schon einmal sehr viel aus dem Text...die form des werkes ist chavali Art....und ja gerne gelesen...

liebe grüße basse

Leier
02.06.2009, 21:08
Liebe Chavali -


wenn d a s nicht Romantik ist:
Was dann?


Statt "Karma" würde ich "Schicksal" schreiben.

Lieben Gruß
von
cyparis

RiffRaff
02.06.2009, 21:47
Hallo Chavali,

nach meiner Meinung könnte deine Flaschenpostromantik überarbeitet werden, z.B. hier:

sie trugen die Flasche zum Strand
da sehe ich unwillkürlich eine Welle die die Flasche in nasser Hand übers Meer trägt.
vielleicht: spülten die Flasche an Land?

Sie denkt an den Liebsten so ferne
Du meinst da sicher nicht, dass LI nur en passant, also als etwas nebensächliches, unbedeutendes an den Liebsten denkt?

der Seemann den Schoner noch hielt
Sehr schwach. Reim du musst an den Schluss, egal wie. Wieso Schoner? Einfach mehr bunt für Schiff? Rahschoner, Gaffelschoner? Stagsegelschoner?

doch er brach in tosendem Sturme
seeehr angestaubter Dativ. Muss das sein? tosendem Sturme ist auch moppelig. Gibts denn säuselnde Stürme?

doch er brach in tosendem Sturme Ähm, wer hat da -grammatikalisch gesehen - gebrochen?

er wurde gerettet, ließ er verkünden.

Der Satz hat Überlänge.

Sorry, aber meine Romantikabteilung will da nicht mitreisen.

lG

RiffRaff

Chavali
02.06.2009, 21:56
Hallo Blaugold,Das Gedicht ist sehr schlicht in der Sprache und Handlung.Da stimme ich dir durchaus zu.
Es ist ja auch eine eifache und schlcihte Geschichte,
ein bisschen Kitsch und ein bisschen wie aus einem schmalzigen Film.
Wenig glücklich finde ich auch die Verwendung von Karma. Wir haben doch ein viel schöneres Wort: Schicksal.
Dieser Text ist älter und wurde schon einmal besprochen.
Ich hatte das Wort Schicksal in der Urform drin.
Die Meinungen dazu waren eindeutig: Dieses Wort wurde schon tausendmal in Gedichten verwendet,
schreib doch lieber Karma.
Was ich dann auch getan habe :oEbenso fraglich finde ich die wechselnden Auftakte, mal betont, mal unbetont.
Warum diesbezüglich so ungleichmäßig?Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich es nicht besser hinbekommen.
Wo eigentlich steht geschrieben, dass die Auftakte durchgängig entweder betont oder unbetont sein müssen?
Hab herzlichen Dank für deine Denkanstöße.


Lieber basse,

deine Interpretation liest sich für mich sehr interessant.Du blickst ja immer tief hinter die Kulissen ;)
ich kann dem Text, obwohl seiner sehr einfach gewählten Sprachart sehr viel abgewinnen und dies liegt vor allem an dem Inhalt an sich, der sehr klar und einfach erscheint und dennoch Tiefe hat..mich erinnert es irgendwie ein bisschen an die Irrfahrten des Odysseus, der hinausgeschleudert wird, aus seinem normalen Leben und von seiner wahren Liebe entfernt, sagen wir geprüft wird...Hab lieben Dank für deine zustimmenden Worte.


Liebe cypi,

Was Karma betrifft:Dieser Text ist älter und wurde schon einmal besprochen.
Ich hatte das Wort Schicksal in der Urform drin.
Die Meinungen dazu waren eindeutig: Dieses Wort wurde schon tausendmal in Gedichten verwendet,
schreib doch lieber Karma.
Was soll ich nun tun...? :confused:wenn d a s nicht Romantik ist:
Was dann?Das ist schön! Hab ganz lieben Dank!


Euch allen viele Grüße,
Chavali

Blaugold
02.06.2009, 23:39
Hallo Chavali

Ja, ich sehe du steckst bezüglich dem "Karma" in einer Unsicherheit. Dein Einwand ist einleuchtend, egal wie oft "Schicksal" nun wirklich schon verwendet worden ist.
Lass doch beides weg!

Da du das "Erbarmen" als Reimwort auch nicht brauchst, lasse ich dir eine Alternative zuschwimmen:

Die Fügung aller Gezeiten,
ließ sie die Flaschenpost finden,
sein Schiff zerbarst am Gestade:
er wurde gerettet, ließ er verkünden

es ist sogar dein ursprünglicher Rhythmus mit drin.

Das mit den Auftakten erwähnte ich, weil sie mich beim Lesen bremsten. ;)

Blaugold

Chavali
05.06.2009, 08:37
Lieber RiffRaff,

ich hatte dich nicht übersehen, sondern unsere Beiträge hatten sich überschnitten,
was ich dir ja auch gleich per PN mitgeteilt hatte :)
Nun habe ich die Gelegenheit, dir zu antworten und nicht nur zu editieren.
vielleicht: spülten die Flasche an Land?Das hatte ich gleich geändert und ist somit erledigt.Du meinst da sicher nicht, dass LI nur en passant, also als etwas nebensächliches, unbedeutendes an den Liebsten denkt?Nein, natürlich nicht. Ist wohl etwas ungeschickt ausgedrückt.
Ich hatte schon diese Änderung vorgenommen: Sie denkt an den Liebsten, der fern ist,Besser?
[...] Wieso Schoner? Einfach mehr bunt für Schiff?Hier habe ich noch keine Lösung gefunden.
seeehr angestaubter Dativ. Muss das sein?Ja. Ich bin in diesem Fall altmodisch ;)
Sorry, aber meine Romantikabteilung will da nicht mitreisen.
Gut gesagt. Vielleicht ist der Text mit den kleinen Änderungen besser, oder auch nicht. Das tut mir dann leid für dich,
vielleicht gefällt dir ja ein anderes besser.
Hab herzlichen Dank!


Lieber Blaugold,

inzwischen hatte ich 'Karma' nun doch gegen Schicksal eingetauscht, aber dein Vorschlag
Die Fügung aller Gezeiten,
ließ sie die Flaschenpost finden, gefällt mir sehr gut. Das nehme ich :)
Lieben Dank!

Euch viele Grüße vom Heimatweiher,
Chavali

Seeglitzern
05.06.2009, 08:53
Oh,....

Hallo Katzi, schöner neuer Nick hast Du da...


Was für ein schönes Gedicht. Wenn es meines wäre, hätte sich Madame umgebracht, a la Romeo und Julia oder Pyramus und Thisbe...
denn genau das ist das Dramatische, Wagnerische an der Geschichte. Mir gefällt Dein Gedicht ausgesprochen gut. Wirklich sehr gut.

Bussi cori

Chavali
06.06.2009, 17:19
Liebe cori,
Katzi, schöner neuer Nick [...]...Freut mich, dass er dir gefällt :)
Was für ein schönes Gedicht. Wenn es meines wäre, hätte sich Madame umgebracht, a la Romeo und Julia oder Pyramus und Thisbe...Du wirst es nicht glauben, jetzt denke ich sogar darüber nach...;)
Vielleicht sollte sie die Flaschenpost zu spät bekommen haben...?
Mir gefällt Dein Gedicht ausgesprochen gutOh, ich freu mich. Vielen Dank dir.

Liebe Grüße,
Chavali

forelle
07.06.2009, 02:12
Liebe Chavali,

also ich finde es sehr romantisch. Ich betrachte immer die Gesamtheit
eines Gedichtes. Lasse es ganzheitlich auf mich wirken und kann so das
Gemeinte erkennen. Und genießen. Mir vorstellen. Darauf kommt es bei Gedichten an.

Und ich bin froh, dass er sich lebendig gemeldet hat. :) Happy end :)

grüßt dich forelle :)

.

Seeglitzern
08.06.2009, 09:12
Liebes Katzi,

Vielleicht sollte sie die Flaschenpost zu spät bekommen haben...?


Das wäre große Literatur!!!!!

Bussi cori

Medusa
08.06.2009, 11:38
Liebe Chavali,

mich erinnert Dein Gedicht an "John Maynard", frag mich bitte nicht, warum!

Es mag die romantische Stimmung oder die schöne Melodie Deines Werkes sein; Deine Sprache ist einfach aber sehr aussagekräftig, die Bilder sind eindeutig.

Lass mich bitte ein wenig mäkeln:

Die Wellen des südlichen Meeres
spülten die Flasche hin zum Strand.
Ein Mädchen steht dort verloren,
den Blumenkranz in ihrer Hand. in seiner Hand (das Mädchen)

Sie denkt an den Liebsten, der fern ist, es denkt...
sein Schiff war schon lang nicht mehr da.
Sie spürt die Angst in sich steigen es spürt
und fragt sich, was draußen geschah.

Dort in den peitschenden Wogen
der Seemann das Schiff sicher hielt,
doch brach es in tosendem Sturme,
er selbst wurd aufs Eiland gespült.

Die Fügung aller Gezeiten
ließ sie die Flaschenpost finden. ließ es
Sein Schiff zerbarst am Gestade:
Er ist gerettet, ließ er verkünden. "verkünden" empfinde ich als etwas gestelzt, vielleicht fällt Dir noch was anderes ein?

Schön, dass es ein glückliches Ende gibt.

Gerne gelesen!
Liebe Grüße,
Medusa.

Seeglitzern
08.06.2009, 12:03
Medusa, meine Liebe, findest Du nicht, dass genau das Sterben in der Literatur das Kräftige ist? Genau das hat Romeo und Julia zu dem gemacht, was es heute ist?
Alles Liebe cori

Medusa
08.06.2009, 12:53
Nö, liebe Cori,

ich sehe das anders!

Grammatik ist und bleibt ein fester Bestandteil unserer Sprache. Zu das Mädchen gehört einfach es, daran geht kein Weg vorbei. Shakespeare ist lange vorbei und sowieso nicht in unserer Sprache heimisch.

Von kraftvoll kann in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein, es ist schlicht falsch (Chavali, entschuldige bitte).

Ich grüße Dich herzlich,
Medusa.

Seeglitzern
08.06.2009, 13:21
???? Ich glaub, Du hast mich falsch verstanden...ich meinte, dass Chavali das Mädchen sterben lassen sollte.

Alles Liebe cori

Medusa
08.06.2009, 14:56
Oh Manno, Cori,

da stand ich total neben der Spur! Ja sag mal, bin ich denn völlig bekloppt:confused:.

Mir gefällt das Ende gut. Ich habs lieber, wenn sich die beiden am Ende "kriegen", ein trauriger Ausgang ist nicht so mein Ding. Ich bin ja, wie Du weißt, eher die Humoristin.

Deine Idee ist jedoch passend. Aber ich bin sicher, Chavali würde das nie und nimmer ändern!

Herzliche Grüße,
Medusa.

Chavali
26.06.2009, 17:56
Liebe forelle,also ich finde es sehr romantisch. Ich betrachte immer die Gesamtheit
eines Gedichtes.
ich mag deinen optimistischen Kommentar. Vielen lieben Dank!

Liebe cori,Zitat:Vielleicht sollte sie die Flaschenpost zu spät bekommen haben...?
Das wäre große Literatur!!!!!
da mir tragische Gedichte sowieso eher liegen (der Himmel weiß, warum:rolleyes:) schreibe ich dann mal wieder so eines.
Bei Gelegenheit ;)
Hab Dank für deine Rückmeldung!

Liebe Medusa,

deine Einwände bezügleich des sächlichen Artikels sind natürlich absolut berechtigt.
Wie konnte ich das übersehen!"verkünden" empfinde ich als etwas gestelzt, vielleicht fällt Dir noch was anderes ein?Nun, das wäre sicher möglich, sofern das Wort sich auf finden reimt...
Mal schauen...;)
Dank auch an dich!


Freudige und liebe Gruße,
Chavali

Thomas
16.05.2011, 10:18
Hallo Chavali,

deine Flachenpost ist märchenhaft schön, und die letzte Strophe bringt die (das Gedicht durchströmenden) Wellen auf rhythmisch geschickt Weise zum notwendigen Schluss. Mir gefallen Idee und Ausführung sehr gut

Meine Flaschenpost ist etwas anders, eher eine Ergänzung. Mein 'Steuermann', nach dem ich mich sehne, ist die Poesie ist. Aber auch sie tut mir kund, dass sie Jahrhunderte und Jahrtausende überlebt.

Liebe Grüße
Thomas

Chavali
18.05.2011, 21:40
Oh hallo Thomas,

du hast ja wirklich nach diesem alten Teil gegraben :o
Es ist sicher hoffnungslos kitschig, aber manchmal mag ich sowas ;)deine Flaschenpost ist märchenhaft schön, Dankeschön, das ist sehr freundlich von dir.

So ist das manchmal. (Fast) der gleiche Titel - aber doch ein anderer Inhalt.
Viele Grüße,
Chavali