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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Harte Droge


Erich Kykal
12.01.2019, 10:00
Nur einmal noch! Zum aller-, allerletzten Male
den Taumel spüren, der Erlösung bunte Krallen!
Der nackten Selbstvernichtung in die Arme fallen
auf dieser grausam abwärts führenden Spirale.

Nur einmal noch die streichelweichen Träume reiten
auf dieser Himmelsachterbahn verseuchten Blutes,
die dich geborgen hält und seltsam guten Mutes,
so lange du sie fährst in stumpfem Widerstreiten

verzweifelter Gefühle. Ein enttäuschtes Hoffen
verzehrt sich welkend in organischen Verliesen,
die keine Lebenstüren unverschlossen ließen -
und nur der kalte Weg nach unten steht noch offen:

Nur einmal noch! Zum aller-, allerletzten Male!
So redet man sich ein, wenn die Dämonen rufen,
doch immer weiter nur hinab geht es auf Stufen
aus krankem Fleisch in eines hohlen Leibes Schale.

Wilhelmine
02.03.2019, 18:56
Hi Erich!
Wie du mir so ich dir. Du hast ein Werk von mir so schön "beklugscheißert", nun nehme ich mir eins von deinen vor. :D
Aber bis auf Vers 1 in Strophe 3, in der ich irgendwie beim Lesen aus dem Rhythmus komme, habe ich nichts zu bemängeln.
Du beschreibst eindringlich die Abgründe der Drogensucht und die Unmöglichkeit davon loszukommen. Zum Glück hatte ich bisher damit weder in Familie noch im Bekanntenkreis zu tun. (mit harten Drogen) Es ist grausam in diesen Sumpf zu geraten und bewusst darin zu versinken.
Aber dieses nur noch ein allerletztes Mal, das man sich vornimmt, gibt's auch bei ungefährlicheren Arten von Sucht. Ich ertappe mich auch ab und an.
Wieder ein tiefgündiges Werk, was mich gereizt hat darauf zu antworten.
Liebe Grüße
Wilhelmine

Erich Kykal
03.03.2019, 17:13
Hi Wilhelmine, Black Raziel!

Ob man strophenübergreifende Enjambements mag oder nicht, ist wohl Geschmackssache - ich jedenfalls habe kein Problem damit, finde sie, wenn gelungen, sogar sehr pfiffig oder sprachlich elegant.
Ich weiß aber auch, dass andere dem kritischer gegenüberstehen.

Rein metrisch ist die betreffende Zeile 1 von S3 jedenfalls in Ordnung.


Bei diesem Werk wollte ich den absoluten Selbstbetrug sowie das völlig schambefreite Belügen selbst der engsten Familie aufzeigen, das Süchtige an den Tag legen, weil einfach gar nichts mehr so viel zählt als einfach nur der nächste Schuss: Keine Liebe, keine Selbstachtung, kein Respekt, keine Überlegung bezüglich der Wirkung auf andere.


LG, eKy