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Medusa
30.05.2009, 15:49
Trübe Aussichten


Ich lebe hier seit vielen, vielen Jahren.
Wie fröhlich, locker warn die ersten Zeiten,
es gab nie Trübsal oder Schwierigkeiten,
hab viel an Hilfe, Zuneigung erfahren.

Und jetzt? Ich sehe sie mit Rollis fahren.
Betreuer müssen ständig sie begleiten,
sie können sich rein gar nichts selbst bereiten,
zuweilen sehe ich verdeckte Bahren.

Ich bin recht jung, hab keinerlei Gebrechen,
die Jahre sind mir wie im Flug vergangen -
erlebe täglich, was mich könnt ereilen......

Ich werd ganz sicher nicht daran zerbrechen.
So zwing ich mich, nicht ständig drum zu bangen,
im Augenblick, da werde ich verweilen!

Dana
30.05.2009, 16:14
Liebe Medusa,
ganz schön nachdenklich, was da mit "Chathilfe";) entstanden ist.
Immer noch nicht sonettig fortgeschritten, gehe ich ausschließlich auf Inhalt und Lesefluß ein.
Ich kann die Beobachtungen des lyr. Ich gut nachvollziehen.
Wir können nichts umgehen. Den Augenblick aber, der ohne Gebrechen da ist, den können wir genießen, wenn wir die Wahrnehmung dafür entwickeln.

Habe ein paar rote Anmerkungen gemacht. Schau mal, ob sie eine "Verbesserung" sind.
Gern und ernsthaft gelesen.

Liebe Grüße
Dana


Trübe Aussichten


Ich lebe hier seit vielen, vielen Jahren.
Wie fröhlich, locker warn die ersten Zeiten,
es gab nie Trübsal oder Schwierigkeiten,
hab viel an Hilfe, Zuneigung erfahren.

Und jetzt? Ich sehe sie mit Rollis fahren.
Betreuer müssen ständig sie begleiten,
sie können gar nichts mehr sich selbst bereiten,
zuweilen sehe ich verdeckte Bahren.

Ich bin recht jung, hab keinerlei Gebrechen,
die Jahre sind mir fast im Flug vergangen -
erlebe täglich, was mich kann ereilen......

Ich werd ganz sicher nicht daran zerbrechen.
So zwing ich mich, nicht ständig drum zu bangen,
im Augenblick, da werde ich verweilen!

Medusa
30.05.2009, 19:02
Liebe Dana,

Deine Vorschläge sind ganz hervorragen, ich übernehme sie, Danke. Nur die Inversion im zweiten Quartett DARF ich nicht! Da krieg ich Ärger mit Norbert!!!!!!!

Dieses Sonett ging mir schon seit Tagen durch den Kopf und ich befürchte, es ist mir nicht gelungen, meine Gefühle nachvollziehbar rüber zu bringen. Irgendwie funzt es nicht richtig.

Ich danke Dir herzlich und schicke viele liebe Grüße,
Medusa.

bibi
30.05.2009, 21:52
hi medusa

nachdem wirs ja vorhin mit sonetten hatten, nehm ich das mal unter die lupe, obwohl ich da auch kein experte bin.

also ich hab inhaltlich so meine problemchen mit dem text. erstens weil ich einiges nicht verstehe und zweitens, weil sich das LI teilweise widerspricht. im detail:

Ich lebe hier seit vielen, vielen Jahren.
Wie fröhlich, locker warn die ersten Zeiten,
es gab nie Trübsal oder Schwierigkeiten,
hab viel an Hilfe, Zuneigung erfahren.

in S1 ist das ich schon älter, denn es lebt hier seit vielen, vielen jahren. die kindheit/jugend war schön und geborgen, aber es wird auch schon angedeutet, dass das heute nicht mehr nur so ist. unklar: wo ist hier? die erde allgemein, oder ein bestimmter ort? vielleicht wirds noch erklärt, mal sehen.

Und jetzt? Ich sehe sie mit Rollis fahren.
Betreuer müssen ständig sie begleiten,
sie können sich rein gar nichts selbst bereiten,
zuweilen sehe ich verdeckte Bahren.

hier gehts um ein altenheim. rollstühle, betreuer und ab und an ein gestorbener bewohner. aber auch hier wieder etwas unklar: wer sind sie? die bewohner allgemein, oder ganz bestimmte?

Ich bin recht jung, hab keinerlei Gebrechen,
die Jahre sind mir fast im Flug vergangen -
erlebe täglich, was mich könnt ereilen......

hier ein widerspruch zu S1 "ich bin recht jung" und in S1 lebt seit vielen vielen jahren. unklar ist mir auch, lebt das LI im altenheim? denn sonst wäre mir das täglich nicht klar.

Ich werd ganz sicher nicht daran zerbrechen.
So zwing ich mich, nicht ständig drum zu bangen,
im Augenblick, da werde ich verweilen!

das zerbrechen ist mir im zusammenhang des textes zu viel. warum sollte es das? es sei denn, die alten leute wären ihm nahestehende personen und selbst dann, trauert man, aber man zerbricht nicht. sie sind alt, man hat die möglichkeit sich zu verabschieden usw. aber aus dem text geht nicht hervor in welcher beziehung das ich zu den alten leuten steht. wo ist "da"? im altenheim die erde allgemein?

das ist ziemlich viel negatives, was ich hier aufgeführt habe. aber denk mal darüber nach, was genau du rüberbringen wolltest. geht es um bestimmte personen oder um leute im altenheim allgemein? das ist alles recht ungenau und auch zu oberflächlich beschrieben, als dass es mir wirklich nahegehen könnte. gib den personen ein gesicht, mach ihre gefühle deutlicher, auch wie die personen zueinander stehen, wer sie sind usw, dann könnte das ein guter text werden.
es liest sich flüssig, aber inhaltlich müßte da mehr rein.

gruß
bibi

Medusa
31.05.2009, 08:51
Guten Morgen Bibi,

Du hast völlig Recht mit Deiner Kritik, ich bin auch sehr unzufrieden! Ich habe es einfach nicht geschafft, meine Gefühle verständlich und glaubhaft rüberzubringen.

Ums kurz zu machen: Ich wohne seit fast 12 Jahren in einem großen Haus. Als ich einzog, waren fast alle Mitbewohner noch sehr beweglich, unternehmungslustig...... Allmählich beobachte ich, wie sie hinfälliger werden, Hilfe brauchen usw. Ich sehe also jeden Tag, was das Älterwerden mit sich bringen kann. Ich beobachte zum Beispiel eine Frau, die damals im Winter und im Sommer ganz sportlich Rad fuhr. Jetzt schleicht sie mit einem Rolli umher!

Nein, ich bin nicht mehr taufrisch! Mich ängstigt der schleichende Verfall, der nicht aufzuhalten ist, und dem ich von Tag zu Tag näher rücke.

Dein ausführlicher Kommentar ist gut und angebracht. Ich freue mich, dass Du wenigstens der Technik etwas abgewinnen konntest :)!

Ich wünsche Dir ein schönes Pfingsfest und grüße herzlich,
Medusa.

bibi
31.05.2009, 09:46
moin medusa

na dann da hast du doch einen guten ansatz. nehm die frau, stellvertretend für alle anderen, und bezieh den text direkt auf sie. schmeiß alles raus, was zu allgemein gehalten ist. das ist immer so ein problem mit so allgemeinen aussagen. man bekommt keinen bezug dazu und es bleibt oberflächlich.

auch schöne pfingsten
bibi

Medusa
31.05.2009, 11:28
Hallo Bibi,

die Idee gefällt mir! Aber weißt Du, ich selbst habe den Bezug zu diesem Gedicht verloren und weiß gar nicht, WO ich mit Änderungen anfangen soll! Am Besten wäre, es völlig neu zu schreiben.

Ich danke Dir fürs erneute Vorbeischauen.
Liebe Grüße,
Medusa.

Leier
31.05.2009, 11:45
Liebe Medusa,

mir geht es, wie Du weißt - genauso wie Dir.
Außer "fast im Flug" gefällt mir alles. Mir würde "wie im Flug" besser gefallen.
Und bei Rollis dachte ich an Rollkragenpullover, bevor klar wurde, was gemeint ist.

Ansonsten.
Hervorragendes Sonett mit memento mori.

Lieben Pfingstgruß
von
cyparis

Medusa
03.06.2009, 19:55
Liebe Cyparis,

hab ich doch sooofort übernommen! Sehr schön, klingt auch besser! Ich müsste noch soooo viel ändern, kriegs aber nicht hin - ich habs versucht!

Herzliche Abendgrüße,
Medusa.

Klatschmohn
04.06.2009, 05:02
Liebe Medusa,
auch wenn Du schriebst, Du hast den Bezug zum Gedicht verloren,
so ist doch eine Menge an Wahrheiten darin zu finden.
Eins ist schon komisch, um uns herum werden alle älter, nur wir selbst scheinen die gleichen zu bleiben.
Einen wichtigen Satz hast Du geschrieben, der gar nicht oft genug wiederholt werden kann:
im Augenblick, da werde ich verweilen!

Zwar ganz im Gegensatz zu dem was dem Herrn Dr.Faustus letztendlich vor Mephisto gerettet hat, aber ein guter Satz.

Lebe jetzt und zwar bewußt- könnte man auch sagen.
Ja, ich glaube, man kann sich das gar nicht oft genug sagen um es zu beherzigen.

Liebe Grüße,
Klatschmohn

Medusa
04.06.2009, 16:21
Liebe Klatschmohn,

ich freue mich sehr, dass Du genau das, was ich sagen wollte, heraus lesen konntest! :)

Ich danke Dir herzlich für Deinen Kommentar, er lässt mich ein wenig Frieden schließen mit dem Gedicht.

Viele liebe Grüße,
Medusa.

R.Haselberger
23.07.2009, 16:55
Hallo Medusa!

Trübe Aussichten

Ich lebe hier seit vielen, vielen Jahren.
Wie fröhlich, locker warn die ersten Zeiten,
es gab nie Trübsal oder Schwierigkeiten,
hab viel an Hilfe, Zuneigung erfahren.

Schlage vor:
Ich lebe hier und gern seit vielen Jahren,
von Heiterkeit waren die ersten Zeiten.
Es gab kaum Trübsal oder Schwierigkeiten,
hab viel an Hilfe, Zuneigung erfahren.

Begründung:
1-Fließt schöner, weicher und gern setzt noch einen wichtigen Akzent.
2 - Nie Schwierigkeiten ist einfach unrealistisch und deine Aussage dass du viel Hilfe bekommen hast, könnte man auch als Widerspruch und nicht nur als Vorbeugung verstehen.


Und jetzt? Ich sehe sie mit Rollis fahren.

Die Zeile erscheint mir zu kurz, obwohl die Silbenzahl stimmt. Auf einmal "sie" verzichten wäre besser!
Aber habe keine Lösung!

Betreuer müssen ständig sie begleiten,
sie können sich rein gar nichts selbst bereiten,
zuweilen sehe ich verdeckte Bahren.

Ich bin recht jung, hab keinerlei Gebrechen,
die Jahre sind mir wie im Flug vergangen -
erlebe täglich, was mich könnt ereilen......

Ich werd ganz sicher nicht daran zerbrechen.
So zwing ich mich, nicht ständig drum zu bangen,
im Augenblick, da werde ich verweilen!


Sonst finde ich dein Werk gut!

Gruß R.H.


Ach ja, hier noch Dank für deinen Beitrag zum Weihnachtsgedicht. Passt nicht zur Zeit, deshalb soll es ruhen!

RiffRaff
23.07.2009, 18:28
Hallo Medusa,

interessante Vorlage, da kann man viel draus machen. Ich hab mal ein bisschen dran gedreht. Hat Spaß gemacht.

Ich lebe hier seit einem dutzend Jahren
mit meinen Nachbarn meistens gute Zeiten.
Anstatt von Missgunst oder Schwierigkeiten,
hab ich viel Hilfe, Zuwendung erfahren.

Und jetzt muss man sie teils vor sich bewahren,
brauchts Zivis, sie beim Einkauf zu begleiten,
fürs Waschen, Kämmen, Essen zubereiten,
iund trotzdem sah ich schon verdeckte Bahren.

Ich bin recht fit, kann mich allein versorgen,
doch die 12 Jahre sind im Nu vergangen -
und Nachbars ist vielleicht bald mein Gebrechen,

An dem Gedanken will ich nicht zerbrechen,
es kommt so wie es kommt, da hilft kein Bangen,
so leb ich den Moment, statt nur im Morgen.

Medusa
24.07.2009, 16:11
Hallo RiffRaff,

wie schön, dass Dich mein etwas misslungenes Sonett inspierieren konnte. Deines trifft fast genau das, was ich aussagen wollte.

Es gehört zwar nicht hier her, aber vielleicht schaust Du noch einmal nach der Interpunktion, ein paar Tippfehler habe ich auch entdeckt :o.

Ich schicke Dir dankbare und herzliche Grüße,
Medusa.

RiffRaff
25.07.2009, 11:33
Hallo Medusa,

ich muss gestehen, dass ich grad blind bin. Wo habe ich denn falsch geschrieben und interpunktiert? Ich steh echt auf dem Schlauch.

Gruß

RiffRaff

Medusa
25.07.2009, 13:40
Hallo RiffRaff,

sind doch nur Kleinigkeiten!

Ich lebe hier seit einem d (D) utzend Jahren
mit meinen Nachbarn meistens gute Zeiten.
Anstatt von Missgunst oder Schwierigkeiten (,) hier bin ich mir nicht sicher :o
hab ich viel Hilfe, Zuwendung erfahren.

Und jetzt muss man sie teils vor sich bewahren,
brauchts Zivis, sie beim Einkauf zu begleiten,
fürs Waschen, Kämmen, Essen zubereiten,
i (:)) und trotzdem sah ich schon verdeckte Bahren.

Ich bin recht fit, kann mich allein versorgen,
doch die 12 Jahre sind im Nu vergangen -
und Nachbars ist vielleicht bald mein Gebrechen,

An dem Gedanken will ich nicht zerbrechen,
es kommt (,) so wie es kommt, da hilft kein Bangen,
so leb ich den Moment, statt nur im Morgen.

Ich schicke Dir herzliche Wochenendgrüße,
Medusa.

RiffRaff
27.07.2009, 11:45
Hallo Medusa,

ich glaub, ich muss zum Augenarzt und meine Brille nachschärfen lassen. Hast vollkommen recht, bis auf das Komma nach Schwierigkeiten. Da ist auch ein leiser Zweifel. JEdenfalls danke für die Verweise auf die Fehler

Gruß

Riffraff