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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dabei zu verlieren


falscher Denker
22.05.2009, 20:38
Dabei zu verlieren


Tiefe Augen blicken
traurig auf Augenblicke.
Erschöpfung kreist
ausgeschöpft über dir.

Deine kraftlose Hand
liegt noch voller Kraft
auf weißem Grund.
Die Haut ist kalt.

Stumm ruhen Worte
auf blauen Lippen.
Der Klang deiner Stimme
erhellt meine Gedanken.

Die Zeit bleibt heute
für dich
stehen, um uns
mitzunehmen.



Sebastian Auer ©

Leier
22.05.2009, 21:28
Lieber Sebastian,


es istimmer schwer, den Tod eines Angehörigen zu beschreiben.
Dir ist das tief und eindringlich gelungen.
Jedes Wort ist wahr.

Sehr anrührend!


Lieben Gruß
von
cyparis

falscher Denker
27.05.2009, 02:57
Hallo cyparis :)


Ich danke dir für deinen Besuch und die wahren Worte.
Ich wollte einen Fall aus meiner Familie aufgreifen, wobei ein Familienmitglied seit ein paar Monaten zu kämpfen hat. Noch mal Danke.


Liebe Grüße


Sebastian

ruhelos
28.05.2009, 14:31
hallo falscher denker,

ein bewegegendes, reimfreies Gedicht hast du hier verfassst. Doch ich denke nicht, dass die beschriebene Person schon tot ist, sondern es geht um die letzten Minuten oder Tage. Allein die Zeilen erscheinen mir widersprüchlich:

Deine kraftlose Hand
liegt noch voller Kraft

Du hast die Todesnähe als auch die Gefühle der Person, die ihr nahe steht,sehr anschaulich beschrieben.

Viele Grüße
ruhelos

Dana
29.05.2009, 18:56
Lieber Denker,
seit Minuten will ich etwas zu deinem Gedicht sagen - doch mit keinem gedachten Wort komme ich an das heran, was ich sagen möchte.
Ich skrolle immer wieder 'runter und lese erneut.

Dein Gedicht macht zustimmend sprachlos. Die Angehörigen können nur hilflos zuschauen.
Die Bilder deines Gedichtes offenbaren noch mehr.
Zwischen den Betroffenen sind Liebe und Vertrauen fühlbar.
Mag es eine schwere Zeit sein - doch sie beinhaltet die tiefe Chance eines gelebten Abschieds.
Die Worte schaffen gute, ruhige Bilder und sind ganz nach Denkerart gewählt.
Liebe Grüße
Dana

fee
29.05.2009, 19:51
sehr wahrhaftig trifft jedes deiner worte diesen kampf, falscher denker.

wer schon einmal einen solchen kampf, und wenn´ s auch "nur" der des loslassens war, eines nahen geliebten menschen mitbegleiten und -ansehen musste, ohne etwas davon abnehmen zu können, wird in deinen zeilen nur treffendes lesen.

treffend was die beschreibung angeht und treffend tief bis ins mark. erinnernd daran, dass man in diesen tagen, wochen oder monaten auch jedesmal mit seiner eigenen sterblichkeit konfrontiert war. mit so vielen fragen. mit der quälenden tatsache, dass man dem kämpfenden kein bisschen von seinem kampf abnehmen konnte.

aber was mir besonders gefällt an deinem text: es schwebt über ihm die traurigkeit und zugleich diese gewisse "würde" oder der "stolz", die diesem abschieds-prozess innewohnen. denn keiner geht würdelos. am ende hat jeder von ihnen "gesiegt". ich weiß nicht, ob es von dir intendiert war. dein titel lässt ja eher auf das gegenteil schließen. dennoch empfinde ich nach dem lesen deines gedichtes so. im loslassen hat der- oder diejenige gesiegt. die person ist nur wenige momente davon entfernt. die leise ahnung dessen schwebt schon über allem.

der klang deiner zeilen wird dem für mein gefühl gerecht. dafür ein danke von mir.


gruß,

fee