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Ophelia
29.10.2017, 11:50
Wie fremd und fern ist mir das Altbewährte,
es fließt an mir fast unerkannt vorbei,
als wäre mir das Traute Einerlei
und nicht ein steter Trost und Weggefährte.

Gewandelt liegt der Tag ins Umgekehrte,
wie eine Nacht undeutbar, schattenhaft,
und keine milde Sonnenwärme strafft
mit zarter Gunst das lebenslang Versehrte.

Als wäre jeder Sinn im Nichts verschwunden,
so lauf ich Schleierhaftem hinterher,
und jede Stunde ist wie ungefähr

und an Vergeblichkeiten fest gebunden.
Die Zeit entschwindet als ein Schattenbild
und alle Sehnsucht ist wie haltlos wild.

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Hi Erich,

schau mal, was ich beim Aufräumen gefunden habe.:)


LG Eva:Kuss

Erich Kykal
31.10.2017, 18:06
Hi Ophelia!

Vielen Dank für die liebe Widmung! :)

Ein schönes Sonett im "erhabenen" lyrischen Stil, den ich so mag. Das eine oder andere Füllwort könnte man streichen, würde ein Purist wohl anmerken, aber ich schätze die reichhaltigere Sprache, die mehr und ausführlicher ihre Bilder beschreibt, vielleicht, weil es mich sprachlich nie überfordert ... ;)

Dass du es, wie du sagst, beim Aufräumen gefunden hast, impliziert, dass du derzeit poetisch nicht aktiv bist. Schade - ich hätte gern mehr davon gelesen.

LG, eKy

Ophelia
02.11.2017, 09:34
Hi Erich,

genau! Warum soll man die ganzen tollen Wörter, die es gibt, nicht auch verwenden.:D
Zur Zeit habe ich aber eher eine musikalische Phase. Da ich mich aber gelegentlich verändere :eek:, kann das morgen schon wieder ganz anders sein..;).Vielleicht kommen dann wieder ein paar süße, kleine Jambys auf die Welt...

LG Ophelia

Erich Kykal
02.11.2017, 10:09
:D So harre ich denn der lyrischen Niederkunft in freudiger Erwartung ... ;):Blume:

Kokochanel
03.11.2017, 21:09
schöne, tragende und in sich ruhende Verse, Ophelia, die viel Freiraum für Interpretation schaffen. Ich mag die Art, wie du schreibst und würde gerne mehr von dir lesen.
Tipp:
bei undeutlich hüpfst du aus der Metrik.
Vielleicht undeutbar. dann geht es.
LG von Koko

Erich Kykal
04.11.2017, 01:43
Hi Koko!

Ist mir gar nicht aufgefallen, da ich beim Lesen "undeutlich" automatisch so las, dass es ins Schema passt, also auf der Mittelsilbe betont. Ich denke, bei diesem Wort geht das im lyrischen Kontext.

Nimmt man es genau, sollte "undeutlich" natürlich auf Silbe eins betont sein. So gesehen ist es mit "undeutbar" aber genauso.
Man könnte argumentieren, dass hier die Mittelsilbe austauschbar sei (undeutbar, unlesbar, unwägbar, ...) und darum die Betonung auf dieser Mittelsilbe nicht unnatürlich, wenn man eine bestimmte Wahl für diese Mittelsilbe betonen will.

Das funktioniert aber auch bei "undeutlich": Undeutlich, unleserlich, unkenntlich, ...

Das Argument, bei "undeutlich" wäre die Betonung auf der Mittelsilbe unnatürlicher als bei "undeutbar", erscheint mir also nicht gänzlich schlüssig. Dennoch scheint man es so zu empfinden!

Im Kontext des obigen Gedichtes erscheint mir dein "undeutbar" tatsächlich als die bessere Variante, daher befürworte ich deinen Vorschlag.

LG, eKy

Ophelia
05.11.2017, 17:01
Liebe Koko,

es freut mich wirklich riesig, dass dir meine Verse gefallen. Du schreibst auch, dass du gerne mehr von mir lesen möchtest, leider habe ich momentan einfach nicht die Zeit etwas Neues zu schreiben und poste vielleicht gelegentlich ein paar ältere Werke, die ich hier noch nicht veröffentlich habe. Deinen Verbesserungsvorschlag nehme ich gerne an. Es geht mir hier genauso wie Erich, ich habe automatisch anders betont, damit die Metrik stimmt und dein vorgeschlagenes Wort ist insgesamt klanglich schöner.



Lieber Erich,

vielen Dank auch dir, für die weitere Beschäftigung mit meinem Gedicht.:Kuss

Euch beiden noch einen schönen, entspannten Sonntagabend und eine angenehme Woche.


LG Ophelia