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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Echte Schönheit, wahre Größe


Erich Kykal
10.10.2016, 19:17
Was ist ein schönes Ding in aller Augen,
wenn jeder anders urteilt, anders schätzt?
Wie leicht wird manche Eitelkeit verletzt,
wo gleiche Normen nicht für alle taugen!

Wer gilt als großer Mann in diesen Tagen,
der weder hohl noch seltsam hölzern tönt?
So mancher Lebenslauf erscheint geschönt
und scheut das Licht und unbequeme Fragen!

So viele Augenpaare dich erblicken,
so viele Lügen, nur um mehr zu sein!
Wo wir die Welt mit großen Gesten schmücken,

verlernen wir, Bescheidenheit zu schauen:
Wahrhaftigkeit, die unscheinbar und klein
nur wirken will und helfen und vertrauen.

Laie
11.10.2016, 10:56
Hallo eKy,

du präsentierst hier ein Sonett, das sowohl sehr viel Aktualität in sich trägt als auch große Allgemeingültigkeit besitzt. Die Fälle scheinen sich zu häufen, in denen aufgedeckt wird, dass Personen z.B. ihre Doktorarbeit plagiiert oder sogar die wichtigsten Daten ihres Lebenslaufs geschönt haben. Vielleicht liegt das an der eigenen Eitelkeit, vielleicht aber auch an der Erwartungshaltung der Gesellschaft, in der man sich ohne einen gewissen Bildungsgrad mittlerweile wohl oft benachteiligt vorkommen kann. Schwer zu sagen.

In jedem Fall gern gelesen.


Gruß,
Laie

Erich Kykal
11.10.2016, 18:07
Hi Laie!

Vielen Dank für deine treffend analysierenden Worte. Hier ging es mir aber gar nicht so sehr um soziale Kritik an jenen, die was falsch machen, sondern ich wollte einfach nur den Blick für jene schärfen, die einfach unaufdringlich, bescheiden und mutig das tun, was getan werden muss oder soll, ohne groß Lohn oder gar Ehrerbietung dafür zu erwarten.

LG, eKy

Dana
29.10.2016, 11:14
Lieber eKy,
ein sehr schönes Sonett. Es klingt sehr weich, als würde Schönheit darin leuchten. Durch Berechnung (lohnt es sich), Neid und Lügen fallen Schatten auf sie, die einen klaren, vertrauensvollen Blick trüben.
Jene, die das "ertragen" und einfach weiter machen, sind für mich wahre "Überzeugstäter". Sie lassen sich nicht beirren, ihre Bescheidenheit hält es aus, weil sie handeln ohne nach Lohn, Ehre und Berühmtheit zu streben.
Die letzte Strophe macht es wunderschön deutlich.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
29.10.2016, 18:51
Hi Dana!

Wie so oft bringst du meine Kernaussage auf den wesentlichen Punkt! Ich wollte ein Gedicht schreiben, das so schön leuchtet wie die Seelen der ach so seltenen unaufdringlichen, uneigennützigen Menschen, die es ersehnt.

Vielen Dank für deine lobenden Worte! :)

LG, eKy

juli
02.11.2016, 11:13
Hi eKy,

„Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Dein Gedicht ist für die „ Kleinen Leute“, die jeden Tag ihr Leben leben ohne viel um Anerkennung zu betteln. Sie müssen nicht im Mittelpunkt der Scheinwerfer stehen. Es gibt so viele kleine Gesten, die großartig sind. Meine Eltern waren bescheiden, und einen Kartoffelpuffer auf dem Teller das Größte. Es ist wichtig authentisch zu bleiben und nicht mehr sein zu wollen als man wirklich ist.:)

Bei Blendern fallen mir sofort die Banker ein!:mad: und manche Politiker:rolleyes:

Ein wunderbares Gedicht!

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
02.11.2016, 15:54
Hi Sy!

Danke für die lieben Worte!

Wer die Illusion von Macht und Kontrolle sucht oder den schönen Schein, zeigt ja eigentlich der Welt nur, wie sehr er dessen bedarf, um sein schwaches Ego zu stützen. Solche Jämmerlinge mit angemaßter Autorität verraten sich irgendwann selbst ...

Wirklich schlimm sind allerdings die Soziopathen - die sind von keines Zweifels Blässe angekränkelt der festen Überzeugung, dass sie verdient haben, was sie erreichen, weil sie wirklich glauben, die Besten, Größten und Wichtigsten zu sein!
- Welch eine Blindheit bei gleichzeitig so viel möglichem, potentiell klarem Intellekt! :Aua:rolleyes::eek:
Aber die Welt braucht auch sie: In katastrophalen Situationen, die andere emotional wie geistig zerbrechen lassen, behalten sie Fassung und Kontrolle - und regeln und bewältigen die Krise! In dieser labilen Welt haben selbst die Arschlöcher ihre Daseinsberechtigung! :rolleyes::cool:

Aber in diesem Gedicht geht es ja nicht darum, wie jemand wirklich ist, sondern wie er es schafft gesehen zu werden - wenn er dies nötig hat! Blender - wie du sagst.
Die Bescheidenen, Stillen sind es, die die Welt wirklich am Laufern halten - ohne je ein größeres Dankeschön zu bekommen! Dieses Sonett soll ein solches sein - in verhältnismäßigem Rahmen ... :)

LG, eKy