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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sei Ganymed!


Leier
08.05.2009, 09:33
Sei Ganymed!

Aus meiner Schale tiefem Grund
den süßen Durst so sanft zu stillen
und dann das dunkelschimmernd Rund
der Kehle neu hinanzufüllen -
wie drängt es mich zu dieser Labe!

Du, gieß des Lebens Ziel mir ein!
Sei Ganymed heut meinen Sinnen,
gieß Wahrheit, Weisheit mit hinein,
zum Trank laß Lauterkeit mir rinnen,
auf daß ich endlich Tiefe habe

wie dieser Gral!
An seinem Rande Tropfen glänzen,
sein Spiegel splittert unter meinem Mund
zu tausend Scherben Mondenschein,
die tief und leicht und wonnewund
mit Herzens Brunnen sich ergänzen
und dort mir wieder neu gedeihn
zu herber Qual.

Gebundner Born,
zuströmend mir in halber Welle,
nektargleich die Lippen mir umfließend,
so kühles Gleiten meiner Kehle...
daß Traum mit Lethe sich vermähle,
geliebtes Antlitz froh begrüßend
an heller, unbekannter Schwelle
und ohne Zorn!

.

Falderwald
08.05.2009, 22:10
Liebes cyparis,

"über sein Können hinaus ist niemand verpflichtet".
Das ist wohl wahr, doch wer sein Können als vollendet betrachtet, ist entweder übermütig oder am Ende.
Das Fortkommen sollte das Ziel sein...;)

Nun, egal, dein Gedicht ist ein zauberhafter Werk und meisterlich geschrieben, viel mehr kann ich dazu gar nicht sagen.
Du überraschst mich immer wieder.
Zugegeben ist es vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß (es passte gut in eine frühere Epoche), aber was bedeutet das schon?
Manche Texte sind einfach zeitlos schön.
Und dieser gehört zweifelsohne dazu.
Sehr schöne Bilder, gute Anspielung auf die griechische Mythologie und wunderbar flüssig zu lesen.
Wer wäre da nicht gerne der Mundschenk einer Göttin?


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Leier
09.05.2009, 06:34
Guten Morgen, lieber Falderwald!

Nach diesem Kommentar scheint wieder die Sonne!
Wie konnte ich nur meine "Unterschrift" als letzte Zeile placieren - so ein dummer Fehler.
Ich finde mich in keiner Weise vollkommen, aber ich will signalisieren, daß ich leider nicht mehr kann, als ich präsentiere. Ich könnte auch schreiben "ut desint vires...".

Hab Dank für Dein wundervolles Lob!
Das nicht zeitgemäßstimmt, ich schrieb ja noch nie zeitgemäß, dazu bin ich zu sehr an Altes gebunden.
"zauberhaft" und "meisterlich" sind Musik in meinen Ohren.
Gleichzeitg Ansporn, mich weiterhin zu (be)mühen.

Lieben Gruß
von
cyparis

ReinART
09.05.2009, 07:58
Liebe Cyparis
ich schließe mich Falderwald bei jedem seiner Worte an: ich sage nur Altmeisterlich ;) ...wie immer Du das für Dich auszulegen gedenkst.
Bei der Vielzahl Deiner gedichte habe ich mich nun auch mit Freude an diese Art gewöhnt, da Du es einfach kannst und nichts anderes versuchen solltest. Das obliegt eher mir:)
Wie überall: es erfrischt das Leben, wenn es von so vielen unterschiedlichen Impulsen getaktet wird.
Lieben Gruß
reinhard

Leier
12.05.2009, 07:55
Lieber ReinArt,

ich lese aus Deinen Zeilen Lob, denn "altmeisterlich" klingt wundervoll in meinen Ohren.
Außerdem freut es mich sehr, daß Du Dich inzwischen an meinen Stil gewöhnt hast.
Hab Dank für Deinen Kommentar!


Lieben Gruß
von
cyparis

a.c.larin
12.05.2009, 15:00
liebe cyparis,
ich habe deine zeilen schon mehrmals gelesen, da ich aber in der mythologie nicht so bewandert nicht wie du , tu ich mir ein wenig schwer mit der antwort.
diesen geschichten kann ich daher nur lauschen, da ich die hintergründe zu wenig kenne (schande über mich!)

daher nur dies:

als hoch überm haupte die sonne aufstieg
erflehte ich ganymeds weisheit -
und schwieg!

liebe grüße
larin

Leier
12.05.2009, 15:10
Liebe larin,


Ganymed war der olympische Mundschenk, ob seiner vollkommenen jugendlichen Schönheit dorthin geraubt.

Ich habe ihn mir ein wenig abgewandelt (mache ich gerne!) und ihn etwas älter und weise werden lassen.
Das Gedicht schrieb ich in einem notgedrungenen Dunkel ( so sieht das Manuskript auch aus!), habe danach nur ein einziges Wort abgeändert.
Sehnsucht führte mir die Feder - Sehnsucht danach, all dem Alltagsdrang enthoben zu werden und nur noch im Reingeistigen leben zu dürfen.

Traum ist es geblieben.


Hab Dank für Deinen Kommentar
von
cyparis!


(Eigentlich wollte ich meine Gedichte nie "erklären". Aber warum eigentlich nicht?)