Bildschirmbilder

[wolo von thurland]

Hunger hat die armen Leute
hinterhältig am Genick.
Diese sind ihm leichte Beute,
dafür braucht er kein Geschick.

Letztes Korn ist bald gegessen
und gewichen fremdem Mais?
Letztes Rind hat nichts zu fressen,
Haut und Knochen ist sein Steiß?

Immerhin gibt‘s doch im Fernsehn
reichlich Überfluss zu schaun;
hin, wo der ist, will man gern gehn,
doch man muss sich schon was traun!

Erst ein bisschen durch die Wüste,
Kriegsgebiet ist auch zu quern,
Und im Hafen an der Küste
heißt es dann die Taschen leern.

Schafft‘s dein Boot bis nach Italien,
ist dein Traum fürs erste wahr.
Was noch folgt, das sind Lappalien,
hinter dir liegt die Gefahr.

Bald bist du in jenen Landen,
die der Bildschirm dir gezeigt,
wo die vollen Teller standen,
denen du nun zugeneigt.

Im Regal bei Aldi, Lidl
häuft sich Luxus Stock für Stock.
Auf der Strasse, auch nicht übel,
tragen Mädchen Minirock.

Alles gleicht den Bildschirmbildern,
grell und üppig, bunt und schön,
und die Lust packt dich zu wildern,
denn das Geld ist dein Problem.

Doch es haben nackte Frauen
auf dem Gehsteig kein Geschlecht,
sind von fern nur anzuschauen,
nur am Bildschirm sind sie echt.

Keine Angst! Du wirst‘s schon schnallen,
mach‘s wie wir hier, geh ins Netz,
tappe in die Pornofallen,
achte Frauen und Gesetz!