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Erich Kykal
06.01.2016, 13:26
LAUTERE LYRIK


Zum Geleit

Hier sammle ich im Laufe der Zeit weitere Sonette zu Bildern aus der Kunstgeschichte, die mich beeindruckt haben, in der Hoffnung, es möge irgendwann ein weiteres Buch daraus werden. Dieser Faden schließt demgemäß nahtlos an jenen namens "Lieblingsbilder(zyklus)" (= "Seltsame Sonette" als Buch) an, welcher hier im Forum freundliches Interesse gefunden hat: http://gedichte-eiland.de/showthread.php?t=7629

LG, eKy



1) Windsbraut (Max Ernst, 1927) https://c2.staticflickr.com/4/3793/11122043485_201da08e18_b.jpg

Wie fiebernd jagt sie über graue Wogen,
ein Bild verzerrter Lüfte in der Nacht,
von Wirrnis wie um den Verstand gebracht
und aus der Dunkelheit wie hingelogen.

Ihr ganzes Wesen will die Welt verbogen
und wüten machen, wie sie selber tut,
sie wirbelt hin mit einem irren Mut,
wie allem Irdischen im Zorn entzogen.

Und doch, wie ist sie um ihr Ziel betrogen!
Die Welt wird weitergehen, wenn sie sacht
als müde Brise ferne Küsten streichelt

und fremde Wangen heimelig umschmeichelt,
entwoben aller einst so wilden Macht
in Gischt und Nacht: Der Finsternis entflogen.



2) Der Krieg (Alfred Kubin, 1907) http://wp11060919.server-he.de/wien3/Ergebnisse/Bedbur_Kunst/img/KRIEG_b.jpg

Das Ungefühl des Schlachtenwahns im Herzen,
ermächtigt sich der Gott des großes Schritts,
wird Klinge und Verkörperung des Schnitts
zum Anfang und zum Ende aller Schmerzen!

Und unter seinen Hufen brüllen Heere,
seit Anbeginn und Wiederkehr der Zeit
zu kurzem Ruhm und langem Tod bereit,
und branden an sein Angesicht wie Meere.

Und wie die Wogen brechen in der Leere
von Küsten aus Gebeinen alter Kriege,
vergehen sie in Funkensturm und Feuer,

ergeben sich dem Wüten seiner Schwere.
Vergessen sind der Wille nach dem Siege
und die Geburten ihrer Ungeheuer.



3) Adam und Eva (Max Beckmann, 1917) https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/2d/fa/9c/2dfa9c398e2a956b1de1ed371443c90c.jpg

Sie stehen mit rachitischen Gebärden
und starren wie Entzauberte mit trüber
und harter Miene an sich selbst vorüber,
als könnten sie einander nur gefährden.

Sie bietet seinem trägen Widerstreben
die klamme Brust, den Apfel aller Sünde,
als ob der Fall ihr schon vor Augen stünde
und ein von Gott dem Herrn erlöstes Leben.

Er wird es seinen Kindern nicht vergönnen:
Auch als Vertriebene aus seinem Garten
heißt er sie beten und sein Reich erwarten.

Die gute Schlange, die das Denken lehrte,
erklärt zum Sinnbild er für das Verkehrte.
Sie wird die Büßer nie befreien können!



4) Dame in grüner Jacke (August Macke, 1913) http://www.meisterwerke-online.de/august-macke/original3035/dame-in-gruener-jacke.jpg

Sie geht vorbei, gewandet in Gedanken,
das schöne Haupt ins Innere versunken,
als hätte sie, wo ihr die Welt gewunken,
nur Hindernisse sich erdacht und Schranken.

Zwar abgewandt vom fragenden Betrachter,
wie fortgewendet von den lichten Dingen,
die aus den Bäumen und in Herzen singen,
erscheint sie unter Wachenden erwachter

als jene, die verlockt von Oberfläche
ins Weite schauen und in Angesichte.
In stiller Niederschau bereist sie leise

des eignen Blutes angestaute Bäche,
als wüchse sie im dauernden Verzichte
in etwas Reineres auf ihre Weise.



5) Zypressen (Vincent van Gogh, 1889) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/Vincent_Van_Gogh_0016.jpg

Wie losgelöst entlodern sie der Erde
in grünen Flammengarben ohne Ende:
Zypressen, die durch deine Künstlerhände
zu tief Beseeltem wuchsen und Gebärde,

in welcher sich die Schauenden vertiefen,
gen Süden durch gelinde Lüfte gleitend,
gemalte Wiesen ohne Scheu beschreitend
mit allen Sinnen, die nach Farben riefen.

So wuchsen dir aus deiner Tage Fieber
Gedichte in den Pinsel, und wir wagen
sie staunend weiter durch die Zeit zu tragen,

wiewohl wir selten ihren Reim ermessen,
als schauten wir die Oberfläche lieber
als dunkle Tiefen, die wir gern vergessen.



6) Arabischer Friedhof (Wassily Kandinsky, 1909) http://www.wassily-kandinsky.org/images/paintings/Arabs-I-Cemetry-1909-Oil-on-card.JPG

Wo mag wohl jener Ort der Ruhe liegen,
aus dem die Sonne solchen Farbenreigen,
so großes Licht sich keltert, ihn zu zeigen,
als wollte sie sein Irdisches besiegen?

Wie zärtlich streicht sie über Gräberreihen,
Versunkene in Andacht zu berühren,
und wo die Blicke in die Ferne führen,
darf unter ihr der Hecke Grün gedeihen.

Gebeugte fremden Glaubens halten inne
und scheinen wie Entrückte in Gedanken
an dieses ausgesuchte Bild der Sinne,

als wüssten sie um einen tiefen Frieden,
in den die Ruhenden vor Zeiten sanken,
und der auch ihnen eines Tags beschieden.



7) Bordighera (Claude Monet, 1884) http://www.artchive.com/artchive/m/monet/bordighera.jpg

Die Stadt von weitem schauend, wie sie gleißend
im Sommer liegt, von Meeresblau geheiligt,
durch Baumgeäst hindurch, das unbeteiligt
nur grünt umher, ein schönes Bild verheißend,

erkenne ich, wo sich in Pinselstrichen
so leicht und südlich wie das klare Licht,
das ferne sich in Meereswogen bricht,
ein Hauch von Wunderbarem eingeschlichen

und hingegeben hat. Aus diesem Bilde
verdichtet sich das Summen der Zikaden
zu Hochgefühlen schwereloser Milde,

in welche man, durch Nadeldüfte schwebend,
entfliehen darf, die Seele drin zu baden,
das Ganze träumend, aber doch erlebend!



8) Im Garten von Montmartre (Pierre-Auguste Renoir, 1896) http://www.billerantik.de/gallery2/main.php/d/21967-1/18_Garten_Montmartre_A3_30x36.jpg

Ein lichtgescheckter Schotterweg im Garten,
von sommerlichem Buschgewächs umsäumt
sowie von leichten Bäumen, die verträumt
die unbeschwert Flanierenden erwarten.

Man trifft sich, grüßt sich, plaudert eine Weile
mit wohlbekannten Mienen, wo der Tag
den Atem hält und nie vergehen mag,
als hätte er nicht Uhren und nicht Eile.

Wie gerne wär ich dort, um mitzuschlendern
durch eines Nachmittages Vis-à-vis
und Bilderszenen, die sich niemals ändern,

jedoch in meinem wirklichen Beginnen
enteilt die Zeit, denn sie vergisst uns nie,
und ihren Klauen kann man kaum entrinnen.



9) Ein stiller Teich (Peder Mork Monsted, 1890) http://www.fineartlib.info/plugins/p17_image_gallery/images/6/1755.jpg

Die Wurzeln ineinander wie verschlungen,
so wuchsen dicht am Weiher jene Buchen,
als würden sie der andern Nähe suchen,
beinahe schon dem Irdischen entrungen:

Der moosbegrünten, immerkühlen Erde,
den nahen Wassern, die ihr Bildnis zeigten,
wo lange Zweige sich dem Spiegel neigten -
und beides nährte doch ihr Wohl und Werde.

Die hohen Bäume, sie sind lang vergangen,
der kleine Weiher schon vordem verlandet,
und alle Vögel, die im Laube sangen,

sie nisten anderswo in diesen Tagen.
Ein Stückchen Erde hat sich neu gewandet -
nur alte Bilder, die ein Gestern tragen.



10) Rotes Haus im Park (August Macke) http://www.tapeterie.com/media/catalog/product/cache/1/small_image/780x/bcf7ce64d63d93f1f374273bba74938d/P/-/P-2-600-120.jpg

Wer mag in jenem fernen Hause wohnen,
das hinter hohen Bäumen sich verbirgt,
zugleich wie Zuflucht und Gefängnis wirkt,
wo dunkle Himmel sein Gewicht betonen?

Die vielen Grüne, welche Blicke schonen
vor zuviel Weite wie ein tiefer Wald,
sie werfen Schatten, werfen Lichter bald
den Weg entlang. Wird er die Mühe lohnen,

ihn zu beschreiten, steht die Pforte offen?
Wird Einlass denen, die im Dämmer stehen
und auf die Gastlichkeit des Hauses hoffen?

Wir wissen's nicht, wenn wir im Bild verharren,
so lasst uns glauben und die Wege gehen,
die uns zu Weisen machen - oder Narren.



11) Der rote Weinberg in Arles (Vincent van Gogh, 1888) http://www.kunstkopie.de/kunst/vincent_van_gogh/xir35633_v1.jpg

Sie sind gebeugt in ihres Ackers Farben,
ihr Tagewerk ist ohne Not vollzogen
beinahe schon, des Abendlichtes Wogen
entfachen Gluten in der Blätter Garben,

wo sie, ein Letztes noch hinzuzufügen,
sich mühen um die wohlgereiften Trauben,
so fest in ihrem Aufenthalt und Glauben,
als strafe nie ein Ungemach sie Lügen.

Der kleine Reigen täglicher Verrichtung,
den jener Sonne Wanderung umspannt -
Poeten mag er Anlass sein zur Dichtung,

die Mägde aber und die armen Knechte,
sie lesen niemals, was des Dichters Hand
sie werden hieß: Verlorene Gerechte ...



12) Die weiße Katze (Franz Marc, 1910) http://picture.yatego.com/images/4cdc1c666d0e95.3/41_00042987-kqh/franz-marc-die-weie-katze-81-x-63-kunstreprodu---.jpg

Du liegst zutiefst entspannt auf deinem Kissen,
ein kleines Tier von zierlicher Gestalt,
und hast doch über mich so viel Gewalt
wie alle Götter, die um Sünden wissen.

Wie würde ich dein warmes Fell vermissen,
allein dein Hiersein gibt mir sanften Halt.
Ich wäre ziellos und verloren bald,
beruhigte nicht dein Schnurren mein Gewissen.

Du zartes Bündel zärtlicher Gedanken,
wie brauche ich dein wohldosiertes Maß
geneigter Gesten und entbotner Blicke!

So manches Weltbild brachtest du ins Wanken,
doch niemals so, dass ich darum vergaß,
was uns erklärt: Verbundene Geschicke.



13) Eine Frau im Garten (Pierre-Auguste Renoir, 1873) http://www.billerantik.de/gallery2/main.php/d/21951-1/16_Frau_im_Garten_A3_30x36.jpg

Ein seltenes Motiv scheint hier gelungen:
Als stünde sie für Gartenbau Reklame,
erscheint die ferne, weißbeschirmte Dame
vom Schatten schon beinahe wie verschlungen,

der sich dahinter wie Geheimnis breitet
und wie zum Sprunge auf den bunten Garten,
als würde er die Dämmerung erwarten,
bevor er dunkelnd auf die Lichtung gleitet.

Davor erglänzt der Kies im hellen Lichte,
sind blau der Himmel und die Bäume grün,
doch was durch jenen Schattenwurf zunichte

und dunkel scheint für ungeübte Blicke,
lässt umso heller das Erlebte blühn -
und mancher Damen irdische Geschicke.



14) Mädchen unter Bäumen (August Macke, 1914) http://www.pinakothek.de/sites/default/files/gemaelde/original/macke_maedchen_unter_baeumen.jpg

Und hei, wie sich das aufgeregt verständigt,
Geheimnis weiß in kicherndem Getuschel,
noch selig - wie die Perle in der Muschel -
geborgen vor der Zukunft, die sie bändigt.

Von Strohgeflecht und Jugend licht behütet,
ergeht man sich in Kurzweil und Geschichten,
die würzig vom Erwachsensein berichten,
und wie es ihre Sehnsucht bald vergütet.

Oh, lasst sie weilen bei den leichten Spielen,
so lange es ihr Eigensinn erduldet,
denn viel zu frühe wird nach eitlen Zielen

ihr junger Geist sich wenden und ihr Trachten,
bis sie sich endlich, an der Welt verschuldet,
nach jenen Tagen sehnen, da sie lachten.



15) Landschaft mit Kühen am Fluss (Frits Thaulow, um 1900) http://artrenewal.org/artwork/071/1071/41716/Thaulow_Landscape_with_cows_by_a_stream_oiloncanva s-large.jpg

Wie friedvoll fließen stillere Gedanken
an solchen Orten freundlicher Gewalten,
die unser Erdenrund so schön gestalten,
dass wir mit Bildern und Gedichten danken.

So klar die Fluten unter diesem Spiegeln,
die sanft gekräuselt ihren Himmel tragen
und nur im Schattenwurf der Bäume wagen,
die grüne Tiefe zärtlich zu entsiegeln,

und Kühle atmend in des Sommers Glänzen
ermuntern sie die glatte Fläche heiter
zu leise gluckernden, berührten Tänzen.

Ein sanftes Band des Lebens durch die Zeiten,
wo einmal eng der Bach und einmal breiter
sich immerfort erneut in seinem Gleiten.



16) Fischer auf See (William Turner, 1796) http://www.kunst-zeiten.de/files/images/turner/William_Turner_Fishermen_at_Sea.jpg

Der volle Mond jagt Schatten durch den Äther,
die Fischer fahren dennoch weit hinaus
durch Dunkelheit und wildes Sturmgebraus,
und ihre Frauen bangen um die Väter.

Der grimme Wind ist ein verschlagner Täter,
er treibt die schwanken Boote vor sich her,
doch ohne Arbeit bleibt der Teller leer!
Man wirft die Netze aus und hofft, dass später

die Wut sich legt, das Meer sie milder bettet,
jedoch bis dahin sind sie Spiel der Wogen,
und kein Gebet, das ihre Leben rettet,

wenn sie die Nacht verschlingt, bis ihre Lieben
im Sand sie morgens finden, tot, verbogen -
denn ihre Seelen sind auf See geblieben.



17) Seeschlangen I (Gustav Klimt, 1907) http://www.gustav-klimt.com/images/paintings/Serpents-I.jpg

Die eine hält die andere geborgen,
umfängt sie zärtlich mit dem schlanken Arm
und tröstet sie, hält ihre Seele warm
in einem Meer des Goldes und der Sorgen.

So schlangengleich die schwebenden Gestalten,
und doch so über alle Maßen rein
erscheinen sie, ein lösgelöstes Sein
im Strömen ozeanischer Gewalten.

Der alte Fisch behütet ihre Stunden,
er kennt die Bosheit einer kalten Welt.
In seiner Obhut haben sie gefunden,

was jenseits seiner Wasser sie entbehrten.
Nur hier ist in den Mittelpunkt gestellt,
was heimlich sie erhofften und begehrten.



18) Wassermühle (Frits Thaulow, 1892) https://juanmuro52.files.wordpress.com/2010/12/fritz-thaulow-water-mill-1892-john-g-johnson-collection1.jpg

Oh, welch Geheimnis ruht in deinen Fluten
von milchigem Türkis, welch unerhörte
Geschichte war es, die mein Herz betörte,
als wollte meine Seele drin verbluten!?

Ich spielte Spiele und ich schnitzte Ruten
aus Haselnuss an deinen Uferbänken,
und heute noch will ich an alles denken,
was aus dir rief nach mir, dem wohlgemuten,

verträumten Knaben, den dein Lauf bewachte:
Die Wunderdinge, die er sich erdachte,
wo deine Wirbel ihn durch Träume wiegten,

die Trost ihm waren in gekränkten Stunden -
wenn alles, was er so in dir gefunden,
ihn siegen ließ, den von der Welt Besiegten.



19) Die drei Alter der Frau (Gustav Klimt, 1905) http://www.wmofa.com/gallery/Klimt,_Gustav/The_Three_Ages_of_Woman_1905.jpg

Gebärenswert, begehrenswert, gebrochen,
so wirken sie aus diesem stillen Bilde
und stimmen doch dabei so seltsam milde,
denn alle nehmen wir, was uns versprochen

an Leben ward, wie sie, mit bangem Hoffen
und wissend wohl um jene kurze Strecke,
die uns bemessen ist zu einem Zwecke,
so wir ihn finden. Und zuletzt bleibt offen,

was werden mag, wenn unser letzter Schatten
uns endlich trifft und wir ins Leere fallen.
Und alle Schulden, die wir lebend hatten,

sind sie bereinigt mit der letzten Wende?
Dies ist der Weg, der uns bestimmt ist. Allen!
Doch ist der Leiber Tod auch unser Ende?



20) Blauer Fuchs (Franz Marc, 1911) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/18/Marc-blue-black_fox.jpg

Es ruht das junge Füchslein unterm Baume,
die weiche Schnauze auf dem Grase liegend
sieht es Kaninchen, wie Fasane fliegend,
und freudig jagt es sie in seinem Traume.

So traulich schön in seinem tiefen Schlummer,
und in des Waldes Obhut sanft geborgen,
vergehen ihm die Stunden ohne Sorgen,
und seine Tage ahnen keinen Kummer.

Ach möge es, du gutes Tier, so bleiben,
dass keine Menschen ihre Hörner blasen
und dich mit lauter Hundemeute treiben,

dass Wildnis nur dich deiner Wege leitet
und immer ruhen lässt auf einem Rasen,
wo Mattigkeit in sanfte Träume gleitet.



21) Waldandacht (Egon Schiele, 1915) http://mondialart.eu/wp-content/uploads/2015/10/AKG400021.jpg

Ein Schattenbild germanischer Altäre,
als man den Göttern unter alten Bäumen
ein Opfer brachte und aus wirren Träumen
noch Zukunft las und nicht das Ungefähre.

Ein Geisterort verwitternder Gedanken,
die keiner wirklich je ins Reine dachte,
ein Seelenhafen, der das Tun bewachte
all derer, die davor zu Boden sanken.

Und doch - er lässt den Weisen innehalten,
als strahlte er unendlich schön von innen,
als wüssten jene, die den Fleck gestalten,

um ein Geheimnis, das sie niemals teilen,
als könnten Worte, die sie dort beginnen,
tatsächlich ihre Lebenswunden heilen.



22) Der Nachtmahr (Johann Heinrich Füssli, 1802) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8d/Johann_Heinrich_F%C3%BCssli_053.jpg

Die Frau liegt ruhelos, grotesk verbogen,
sie windet sich im Schlaf und kann nicht weiter,
und böse grinsend dehnt sich immer breiter
das Maul des Dämons, der ihr zugeflogen.

Die Drud hockt schwer auf ihren klammen Brüsten
und flüstert ihr Verderben in die Bilder,
die sie erträumt: Ein tränenfeuchter, wilder
Erguss von Ängsten und versagten Lüsten.

Ein bleicher Nachtmahr heftet seine blanken
und blinden Augen auf die Höllenszene,
als wüsste er, was ihre Sinne tranken,

und schürte sie mit seiner Nebelmähne
zu wallendem Entsetzen für die Schöne,
die kaum noch atmet unter Wehgedanken.



23) Bauernhäuser (Paul Gauguin, 1880) https://reproarte.com/images/stories/virtuemart/product/gauguin_paul/0017-0248_bauernhaeuser.jpg

Ein kleiner, schlichter Weiler auf dem Lande,
aus einer Zeit, die keine Eile wusste,
man nicht erreichbar, informiert sein musste.
Doch dafür gingen tiefer manche Bande,

berührte man sich oft - und wesentlicher,
als über Email, Telefon und Twitter.
Auch damals war so manches ihnen bitter,
doch half man sich und hielt einander sicher.

Man hat noch ganz persönlich sich verhandelt,
die Dächer frei von Kabeln und Antennen,
die Wiesen nicht von Mastenreihn verschandelt.

Wie sehr hat uns der Fortschritt doch verwandelt!
Wir hätten Zeit und müssen noch mehr rennen,
und kaum ein Nachbar lernt den andern kennen.



24) Bauerngarten mit Kruzifix (Gustav Klimt, 1911) http://www.art-trade.de/cache/Kuenstler/Klimt/Gustav-Klimt-Bauerngarten-mit-Kruzifix_600.jpg

Beinahe schon von Blumen überwachsen,
regieren hier von unterm Regendache
ein toter Heiland und Mariens Wache
die Sommerwiesen und die Weltenachsen.

Verwitternd wieder Teil des Lebens werdend,
aus dem, von Menschengeist und -hand erhoben,
sie Form gewannen aus des Schnitzers Kloben,
vergehen sie erneut, sich würdig erdend,

und segnen gleichsam jene lichte Stelle,
ihr Kraft aus einer Gläubigkeit verleihend,
die lange und geduldig sie berührte,

und wie Vergebung nimmt die Blütenwelle
sie wieder auf, den Abersinn verzeihend,
der sie so sehnend in Erstarrung führte.



25) Birkenwald im Herbst (Gustav Klimt, 1903) http://www.kunstkopie.de/kunst/gustav_klimt/birkenwald.jpg

Wie alte Münzen, die Geschichte tragen,
erblindet unterm Staub entrückter Tage,
bedecken Blätter jenen Hang, als wage
kein neues Leben, Wurzeln dort zu schlagen.

Doch Violett straft diesen Eindruck Lügen!
Schon regen sich im Licht erneute Kräfte,
schon steigen aus den Schatten frische Säfte,
und das Verrottende, es wird sich fügen.

Die Silbermoose an der weißen Rinde
ermuntern sich zu auferwachten Tönen
von Dunkelgrün im milden Morgenwinde,

als würden sie das Kommende erwarten:
Ein Auferstehn in diesem wunderschönen,
beinahe schon erblühten Birkengarten.



26) Blaue Artistin (Ernst Ludwig Kirchner, 1914) http://sieveking-verlag.de/wp-content/uploads/2013/10/Sieveking_Verlag_1913_Kirchner.jpg

Das Bild will alle Möglichkeiten zeigen,
den fester Wille ihrer Form verleiht,
wo alle Trägheit sie der Lüge zeiht
im Wirbel der Bewegung, einem Reigen,

den sie bestimmen darf nach vielen Jahren
beseelter Übung, mancherlei Verzichte.
Das Bild erzählt die ewige Geschichte
des ganzen Daseins, was wir sind und waren:

Ein Tanz des Lebens, ein bestrebtes Ringen
um Beifall und erprobte Gleichgewichte,
ein stetes Wagen, Prüfen, Überspringen

des tiefen Abgrunds, der darunter lauert.
Sie springt ins Netz und macht das Bild zunichte,
weil nichts in uns für immer überdauert.



27) Weizenfeld unter Gewitterwolken (Vincent van Gogh, 1890) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/Vincent_van_Gogh_-_Wheatfield_Under_Thunderclouds_-_VGM_F778.jpg

Der grüne Weizen silbert unter Wogen,
wo raue Winde sanfte Hänge kneten,
als neigten alle Halme sich zum Beten,
von Lüften halb geschoben, halb gezogen.

Darüber dräut ein Himmel dunkler Ahnung,
der von Gewaltigem und Großem kündet,
worin des Nachmittages Hitze mündet,
zur Prüfung wohl und der Geprüften Mahnung.

Der Himmel hilf, die Ernte zu verschonen,
und alle Dächer vor der Blitze Feuer!
Gesegnet seien Haus und Hof und Scheuer!

So betet man, geduckt vor den Kulissen,
die wie der Rachen aller Ungeheuer
vom Ende künden und von Finsternissen.



28) Seeschlangen II (Gustav Klimt, 1907) http://images.huffingtonpost.com/2013-10-04-Gustave_Klimt_KLG0284.jpg

Wo Tritons Töchter träumen in den Wellen,
weiß gar ein Gott ihr Lächeln nicht zu deuten,
darein sie Licht wie aus Laternen streuten,
beseelter Blicke Sehnsucht zu erhellen,

die sie versammeln wie perfekte Gemmen,
sie vorzuzeigen und ihr Haar zu schmücken,
derweil die Seelen, die sie so berücken,
sich stöhnend wider das Verhängnis stemmen,

das sie erwartet in den Wundertiefen,
daraus die fließenden Gestalten steigen,
die von verführender Verlockung triefen -

doch immer werden sie hinabgezogen!
Ein letztes Glitzern überzieht den Reigen
der dunklen Lust in übersternten Wogen.



29) Die Brücke (Egon Schiele, 1913) http://www.lasalle.edu/~blum/Design/599px-Egon_Schiele_013.jpg

Wo, Brücke, führst du hin in diesen Landen,
so monochrom wie aus verrußtem Eise?
Wohin geht jenes Bootes träge Reise
auf glatten Wassern, die kaum Strömung fanden?

Wo wuchs der Wald für deine starren Pfeiler,
wer spannte das Metall in deinen Rahmen?
Und alle Fremden, die herüber kamen -
empfanden sie den Bogen darum steiler?

Ach, Brücke, führe mich aus diesen Landen,
die jede Lebensfreude nur betrüben,
als wäre kein Erlebnis mehr vorhanden

als nur der Trott durch eine weite Leere,
ein stumpfes Grau, das hüben wie auch drüben
die Sinne quält mit seiner stillen Schwere.



30) Winter (Jose Clemente Orozco, 1932) https://artmodel.files.wordpress.com/2013/01/orozco_jose_clemente-winter.jpg

Verschlossen sind die Mäntel und die Mienen
vor einer Kälte, die sie reduzieren
und ducken will auf das Niveau von Tieren,
die nur dem eigenen Ergehen dienen.

Gestrenge Züge, wunderlich verwaschen,
und abgekehrt den anderen Gestalten,
so trotzen sie vereinzelt den Gewalten,
die klammen Siegerhände in den Taschen.

Man möchte unvermittelt sie befragen,
von welcher Wesensart das Frosten sei,
das sie gefangen hält in ihren Tagen:

Ist es das Wetter, sind es kalte Herzen?
Je nun, es bleibt doch letztlich einerlei -
sie frieren einsam wie gelöschte Kerzen.



31) Akrobat und junger Harlekin (Pablo Picasso, 1905) https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/564x/46/cb/00/46cb00d873fbde8c50cbd5e50082ae50.jpg

Der stille Blick des hingewandten Knaben,
des stummen Harlekins, der niemals lachte,
berührt den Akrobaten zärtlich sachte,
der wie in tiefer Mattigkeit vergraben,

den Augen der Betrachter sich verschließend,
zu Boden starrt, als sei er sich zuwider,
und das Getrommel und der Takt der Lieder,
ein dereinst heiteres Gemüt verdrießend,

gerönnen ihm zu unverwandter Trauer,
als wäre seiner Tage Unterfangen
ein vages Bild, das immer ungenauer

ein Leben zeigt, das sich in andern feiert,
die applaudierend grölen, wenn sein Bangen
den Tanz der Sensation herunterleiert.



32) Mutter und Kind (Pablo Picasso, 1905) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/1/1c/Pablo_Picasso,_1904-05,_Les_Baladins_%28Mother_and_Child,_Acrobats%29, _gouache_on_canvas,_90_x_71_cm_Staatsgalerie,_Stut tgart.jpg

Die abgewandten Blicke treiben bleiern
in Fernen, die das Ungesagte tragen,
mit stummer Blässe ihre Mienen schlagen,
als wüssten beider Herzen nichts zu feiern.

Versonnen lauschen sie in trauter Kühle
den Klang entlang, der ihre Seelen leitet,
als wäre, was die wunden Stunden weitet,
ein Nachhall nie erwiderter Gefühle.

So trostlos sind die auferlegten Gesten,
als würden aneinander sie erfrieren:
Gestrandete am Ufersaum des Lebens.

Und Träume, die verdarben und verwesten,
belagern sie, bis sie sich ganz verlieren
in welker Pose, wunderlich vergebens.



33) Ein Bergbach (Thomas Moran, 1869) http://images.fineartamerica.com/images-medium-large/a-mountain-stream-thomas-moran.jpg

Du Baum krallst dich ans unverzagte Leben,
ragst knorrig auf so sonderbar zerzaust -
ein zäher Geist, der im Gebirge haust,
wo Kronen sich nur selten hoch erheben.

Du wurzelst, wo ein jäher Wildbach braust,
wo andre Bäume starben im Bestreben,
dem nackten Felsen eine Haut zu geben,
die grünt und atmet. Du jedoch erbaust

ein Bild des Willens und des Überdauerns
für jeden Sinn, der sich mit Mangel quälte,
und im Erlebnis eines süßen Schauerns

betrachten wir, wie dich das erste Strahlen
der Sonne nach dem Wettersturz erwählte,
um dir Erhabenheit ins Laub zu malen.



34) Hausengel (Max Ernst, 1937) http://www.max-ernst.com/images/paintings/the-triumph-of-surrealism.jpg

Ein Veitstanz sturmgetriebener Gewänder,
die selbst sich tragen, nach verzerrten Formen
sich bauschend zum Verrückten, doch Enormen,
so wirbelt dieser Engel durch die Länder

versehrten Geistes, und sein Wahnsinn wimmert
Beschwörungen von unerhörten Farben,
die ihn belebten, doch im Rausch verdarben,
der durch das kreischende Verzehren schimmert.

Als wüchsen ihm begreifende Gestalten
aus waberndem Verhängnis, aus den Falten
der Fieberträume, die ihn weitertragen,

vermehrt er sich und sein Die-Welt-Erleiden
zu wilden Gesten, die den Schmerz bekleiden
und menetekelhaft aus seiner Mitte ragen.



35) Der Wald (William Trost Richards, 1868) http://chestnuthilllocal.com/wp-content/uploads/2012/11/The-Forest.jpg

Das grüne Glühen in den weichen Schatten,
genährt von Sonnenschein und freiem Raume,
erfüllt die Lichtung wie aus einem Traume
des Wandrers Herz, und auf den sanften Matten

will er die müden Glieder niederlegen.
Im Murmeln jenes Baches wird er rasten,
und alles Mühen, Müssen, Weiterhasten
entflieht den Sinnen, die der Ruhe pflegen.

Die Stille um ihn her wird nur gebrochen
von Vogelzwitschern über Blätterrauschen,
und die Gedanken schweigen bald und lauschen

ins kühle Dunkel, das den Sommer bändigt,
und alle Düfte, ohne Scheu gerochen,
sind Seele bald, mit der er sich verständigt.



36) Die Schlucht "Les Peiroulets" (Vincent van Gogh, 1889) http://mfas3.s3.amazonaws.com/vangogh_ravine.jpg

Türkise Wasser wollen Steine schleifen
zu immer neuen, wunderlichen Bändern
erstarrter Geste, und die Farben ändern
sich mit der Tageszeit, die sie durchreifen.

Ein stetes Gischten und ein wildes Tosen
verraten die entfesselten Gewalten,
die stetig jenes Felsenbild gestalten
zu weichen Formen und beseelten Posen.

Wie klein der Sterbliche, der knappe Szenen
aus diesem Reigen flüchtig sich erraffte,
gefühlte Ewigkeiten sie begaffte

und doch nicht fassen konnte, was in jenen
erhabnen Augenblicken er berührte,
als ihn das Bild entrückte und verführte.



37) Massaker in Korea (Pablo Picasso, 1951) http://www.hausderkunst.de/uploads/pics/Picasso_korea_95087_630.jpg

Von welchem Unrecht lohnt es sich zu künden?
Und wieviel Böses wusste man zu zählen
auf abertausend Seiten, uns zu quälen,
im großen Buch der ungetilgten Sünden?

Verfluchte Tat entheiligt die Geschichte,
durch Grausamkeit in ihrem harten Drange,
erzählt von Kälte und brutalem Zwange
in schmerzlich überlieferten Berichten.

Das Bild schlägt dem Gewissen eine Wunde -
es findet wieder ein Gemetzel statt!
Und doch - dass man sich darauf konzentriere,

verhindert ein Detail im Vordergrunde,
weil jener vorderste der Füsiliere
ganz offenbar zwei rechte Füße hat.



38) Landschaft (Edgar Degas, 1892) http://edgar-degas.pw/wp-content/gallery/landschaften/Edgar-Degas-Landschaft-1.jpg

So mächtig stehn der alten Geister Zähne,
zermahlen Jahre zu Vergangenheiten,
die ihre Form wie eine Huld begleiten,
als wirkten noch jahrtausendalte Pläne

in ihnen nach und allen Heilslegenden,
die Eingeweihte spannten um ihr Dienen,
und Stein geworden starren ihre Mienen
ins Land hinaus, bis alle Tage enden.

Hinwiederum ermuntert der Gedanke,
das ganze Bild um neunzig Grad zu kippen,
zu zartem Lächeln die verschmitzten Lippen.

Und fragst du Unschuld nun, nach welcher Seite
du drehen sollst, so schweige und begleite
die andern Engel himmelwärtig. - Danke!



39) Forsthaus in Weißenbach am Attersee (Gustav Klimt, 1912) http://www.kunstkopie.de/kunst/gustav_klimt/forsthaus.jpg

Ein Blütenmeer in sonnenüberglänztem,
belebtem Grün, so schafft sich die Kulisse
ein eigenes Erleben, das gewisse
erlesne Etwas mit vom Tag Ergänztem.

Ein Schieferdach behütet die Fassade,
der Kies ganz unten lässt die Tür erahnen -
ein Helles und ein Dunkles, die uns mahnen,
dass alles, was uns gut ist, drum gerade

den Ausgleich braucht in seinen Gegensätzen,
damit Betrachtende die Harmonie
darin zu schauen lernen und zu schätzen.

So wird das Grün, das dieser stillen Szene
umarmend seinen Blütenflor verlieh,
zum großen Mittler für das denkbar Schöne.



40) Selbstbildnis mit Lampionfrüchten (Egon Schiele, 1912) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b8/Egon_Schiele_-_Self-Portrait_with_Physalis_-_Google_Art_Project.jpg

Halb scheu, halb fragend wirken diese Züge,
der Welt geöffnet halb und halb verschlossen,
ein wenig arrogant, subtil verdrossen,
doch sehr verletzlich vor der kalten Rüge.

Die Arme: Um den dünnen Leib geschlungen,
als herrsche Furcht, sich gänzlich loszulassen,
des vollen Lebens Lieben oder Hassen,
durch seine Kunst besänftigt und bezwungen

an sich heranzuführen ohne Reue.
Aus dem Vergangenen sucht er das Neue,
beleidigt Konventionen. Doch sein Wesen,

das immerzu nur Anerkennung suchte,
auch wenn der andern Unverstand ihm fluchte,
versteht er kaum und will nicht darin lesen.



41) Felsige Landschaft (August Macke, 1914) http://imgc.allpostersimages.com/images/P-473-488-90/63/6329/GTX7100Z/posters/august-macke-rocky-landscape-art-print-poster.jpg

Im Tal voraus duckt eine Kirche schüchtern
sich unter Gipfeln, die im Morgenglühen
die Blicke fordern, und vergeblich mühen
die Dächer sich, sie bleiben klein und nüchtern

im Angesicht der imposanten Berge,
die farbensprühend in ein Blaues ragen.
Ja, selbst der Vordergrund will Großes wagen,
und beide Türme bleiben klein wie Zwerge.

Verzweifelt will das Menschenwerk erhaben
beteiligt sein an diesem hohen Reigen,
sich angeleuchtet von der Sonne zeigen

wie eine Schönheit, die Verehrer sammelt -
indes, der Maßstab mindert seine Gaben
zu einem Kinde, das Gedichte stammelt.



42) Landschaft mit Bauernhaus und Wildbach (Andreas Achenbach, 1865) https://visualelsewhere.files.wordpress.com/2014/05/andreas_achenbach_-_landschaft_mit_bauernhaus_und_wildbach.jpg

Beschaulich wirken jene Bauersleute
mit ihrem Linnen auf der frischen Wiese,
zum Trocknen ausgebreitet in der Brise
und Sonnenschein, der beinah schüchtern heute

die Szenerie mit seinem Licht ermächtigt,
sich so romantisch wild zu präsentieren,
um ferne sich im Schatten zu verlieren,
von hohen Wolkenbergen überprächtigt.

Das schlichte Haus, gealtert durch die Zeiten,
wirkt fast erhaben und dadurch berechtigt,
wie selbstverständlich sich ins Bild zu fügen,

darein sich manche Seufzerseelen weiten -
und wer des Kitsches jene Kunst verdächtigt,
den strafen ihre Kennerblicke Lügen.



43) Die Brücke von Langlois in Arles mit Dame mit Regenschirm (Vinvent van Gogh, 1888) http://www.wallraf.museum/uploads/pics/VanGogh_Bruecke_WRM_1197.jpg

Wer mag sie sein, die schwarzbeschirmte Dame,
der dunkle Fleck in einem Sonnentage,
im Bild, das reden will, die stumme Frage,
das Unbekannte und das Wundersame?

Erklärt sie uns der Brücke Sinn und Wesen,
darüber wandelnd in der Dinge Glänzen?
Dient sie als Kontrapunkt den Farbentänzen
auf lichten Wassern, die ihr Echo lesen?

So klein, verloren fast in diesem Bilde
bestrahlten Sommers, doch an jener Stelle,
die sich verbindet, wie ein Fragezeichen -

so rückt sie eines sanften Tages Milde
und nacktes Balkenwerk aus schlichter Helle
an jenen Ort in uns, wo wir vergleichen.



44) Häuser in Den Haag (Andreas Achenbach, 1862) https://reproarte.com/images/stories/virtuemart/product/achenbach_andreas/0276-0066_haeuser_in_den_haag.jpg

Den tristen Blick der dunklen Augensterne,
die Staub und Schatten zur Genüge kennen
und in der Helligkeit der Weite brennen,
gerichtet in die grenzenlose Ferne,

verschließen sich die alternden Fassaden
der lichten Welt, die ihre Enge weitet,
und einen Himmel, der sich endlos breitet,
darin sie glanzlos und verloren baden,

erstechen sie mit rußigen Kaminen
und großer Abscheu für das Ungefähre!
Sie kleiden einen Anspruch, dem sie dienen,

stattdessen in bewusst bedeutungsschwere,
fast arrogante, ja erhabne Mienen,
als hielten sie Gericht - und nicht nur Leere.



45) Mondnacht am Waldsee (Johann Wilhelm Schirmer, 1849) https://www.van-ham.com/fileadmin/kdb/johann_wilhelm-schirmer-gemaelde-vollmondnacht_am_waldsee.jpg

Das schmale Licht berührt des Waldes Säume,
das flüsternde Geheimnis seiner Schatten.
Ein sachtes Grün von zarten Algenmatten
verheimlicht sanft das Spiegelbild der Bäume

auf jener nun so bodenlosen Glätte,
die - noch bei Tageslicht ein stiller Weiher -
nun tiefer atmet durch den Silberschleier
des Mondenscheines auf der Zauberstätte.

Verwandelte sind auch die Ufersteine,
als wären sie erstarrt aus einem Reigen,
der nur im Dunkeln um die Wasser kreist,

wenn sich das zage Sternenlicht, das reine,
wie auch der Mond in Wolkendunst verschweigen
und eine Nacht tatsächlich "finster" heißt.



46) Aufklaren an der Küste von Sizilien (Andreas Achenbach, 1847) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Andreas_Achenbach_-_Clearing_Up%E2%80%94Coast_of_Sicily_-_Walters_37116.jpg

Ein großer Himmel lässt die Luft erklaren,
und ferner Morgen, noch von Dunst behindert,
der schon die Kühle jener Felsen lindert,
erhebt sich, dieses Bildnis zu bewahren,

das überrauschend nun und urgewaltig
die Sinne adelt, die es bebend sammeln,
die Lippen öffnet, die von Größe stammeln,
Erhabenheit, die tief und vielgestaltig

aus solchen Augenblicken uns gerinnen,
die Seele fordern, sie für sich gewinnen
und ganz besitzen will. Die lichten Wogen,

durchglüht bereits von eines Tages Helle,
bewegen die Gedanken von der Stelle,
an der man weilt, von allem angezogen.



47) Weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen, Vorahnung des spanischen Bürgerkrieges (Salvador Dali, 1936) http://images.rapgenius.com/3b9bf24a4f9859dd6b82fdea0d019450.1000x999x1.jpg

Zerstörte Menschlichkeit, in sich zerrissen,
verkrallt in Posen, die ein Leben heucheln.
Ein Scherbenbild der Seelen, die wir meucheln
mit gutem, weil entmachtetem Gewissen,

um hinterher aus allen Leichenteilen
zerschlagener Geschicke neues Grauen
und neuen Irrtum wiederaufzubauen,
aus dem heraus die Wunden nie verheilen.

Was endlich aus gefolterter Geschichte
entwuchert in die fleischige Fassade
der heilen Welt, an der wir uns erfreuen,

man sperrt es schweigend in die Bundeslade
der Ignoranz, macht jeden Weg zunichte,
sich endlich zu erlösen, zu erneuen.



48) Der alte Mann und der Tod (Joseph Wright of Derby, 1773) https://c1.staticflickr.com/9/8543/8690837761_e4be2a0e0b_b.jpg

Wer wollte nicht um jeden Preis vermeiden,
ihn je von fahlem Angesicht zu schauen,
die Kälte fliehen und das stumme Grauen,
das bleiern sagt: Wir müssen alle scheiden!?

Und doch, versöhnlich scheint des Todes Grüßen,
er reicht die Hand und heißt den Mensch willkommen,
als hätte er ihm gern die Angst genommen
und wollte jenen Übergang versüßen,

an den er glaubt, nicht ohne ihn zu scheuen:
Kein Sterben kann den Lebenden erfreuen,
die Uhr soll nie die letzte Stunde schlagen!

Und doch, es hilft kein Wehren oder Flehen,
wir müssen unser Endlichsein ertragen,
auch wenn wir es mitunter nicht verstehen.



49) Landschaft (Frits Thaulow, 1906) http://1.bp.blogspot.com/-28t8Yto9ZVM/U8BTF9lYb-I/AAAAAAADhl4/IolGbLk2AjA/s1600/Frits+Thaulow+Tutt'Art@+%2859%29.jpg

Die Wäscherinnen sind schon früh zugange,
die Sonne hat das Tal noch nicht erreicht,
doch glüht der Rand der Wiese schon, und leicht
erkennt man so: Es dauert nicht mehr lange.

Der Hügel, der bereits so herbstlich leuchtet,
scheint südlich fast: Verbrannt in großer Glut,
wie es der Sommer nur im Süden tut,
wo wenig Regen seinen Hang befeuchtet.

Jedoch der Bachgrund trägt noch satte Grüne,
es mangelt nicht an Wasser jenem Bach.
Die morgendliche Kühle hält uns wach

auf dieser ewig wandelbaren Bühne.
Kein Ungemach entheiligt unser Schauen
und Freude, die wir daraus auferbauen.



50) Die Tragödie (Pablo Picasso, 1903) http://seyta.org/wp-content/uploads/2014/10/Tragedy.jpg

Der Strand, das Meer, die Himmel halten inne,
sind glatt wie eines leeren Heftes Seite,
wie nie gezeichnet von des Schicksals Breite,
das jene tragen, deren trübe Sinne

zu Boden starren wie in Schmerz vergoren,
und ihre Mienen schweigen wie Versehrte,
die man entwurzelte, doch die entehrte,
gebrochne Hülle steht noch dort, verloren,

verendend in besinnungslosen Gesten,
die ihre toten Seelen noch bekleiden,
als wären alle Träume, die verwesten,

noch irgendwie zu bergen, zu beleben,
und sei es nur, dem Kinde dieser beiden
noch einen Grund zum Leben mitzugeben.



51) Pinienwald in der Provinz Viatka (Ivan Ivanowich Shishkin, 1872) http://40.media.tumblr.com/tumblr_m3j0wycZK71rrajnno1_1280.jpg

Der Mensch hat viele Bäume fortgetragen,
der Wald ist offen wie ein Scheunentor,
es fehlen Busch und Birke, die davor
die Winde fingen, die in Ästen klagen.

So hoch, wie hier die ersten Stämme ragen,
entwurzelt sie der wilden Sänger Chor,
wie wohl zu sehen ist: Noch schräg empor
steht einer, doch vom Sturme umgeschlagen

liegt weiter schon ein anderer im Grunde,
und abgebrochen steht ein dritter da,
gestorben an der unverheilten Wunde.

So mancher mochte an Idylle glauben,
der unverständig dieses Bild besah,
und Wald und Welt auch weiterhin berauben!



52) Gerti Schiele (Egon Schiele, 1910) http://classes.colgate.edu/dhoffmann/germ477/private/jjackson/schstdgfig.jpg

So statuettenhaft in sich versunken
das Tuch um ihre schmale Hüfte legend,
begreift man ihre Geste, die erregend
gleichwie benehmend ist, und wonnetrunken

fühlt man sich hin- und wieder fortgezogen
zu gleichen Teilen, warme Wünsche hegend
und doch wie sie der innren Ruhe pflegend,
dem Bilde abgewandt und doch gewogen.

Oh, welche Seele hat uns hier gewunken
aus diesem Schauen, das sich nicht erkannte?
Und war es wirklich, war es hingelogen?

Berührte uns des Engels Federbogen?
Hat es nach Lust nur schwefelig gestunken?
Erlöst das Herz, das keine Namen nannte ...



53) Waldszene mit Bach (Peder Mork Monsted, 1925) http://media.mutualart.com/Images/2009_07/06/0010/220584/65dc24ff-aea3-4736-ba12-29f0743b1e0b_g.Jpeg

Verwunschner Zaubergrund an einem Bache,
da sich das Kind von einst geborgen fühlte,
wo Wasser seine Träume sacht umspülte.
Die hohen Bäume hielten stumm die Wache,

und hinter grünen Mauern lag verborgen
das laute Weh des Kindes in der Ferne.
An diesem Ort verweilte es so gerne,
enthoben seiner ungetilgten Sorgen.

Wie wünschte ich, noch jenes Kind zu wagen,
das sich verlor in allzu vielen Jahren,
die wohl gelebt, doch kaum Erlebnis waren!

Wie wollte ich die schönsten Dämme bauen,
nur um den Wassern dabei zuzuschauen,
wie sie mein Mühen später mit sich tragen.



54) Totenschädel (Adolphe Duvocelle, 1904) http://41.media.tumblr.com/cc1783970b358d72f337d3e78e1cc89e/tumblr_nea0bwwiok1rbyp1oo2_r1_1280.jpg

Was starrst du, gieriger Gevatter, immer
herab von deinem ewigen Podeste?
Die Menschen leben, streben, feiern Feste
am liebsten ohne dich, als könnte schlimmer

kein Grinsen sein als immerzu das deine,
das sie verführt, das Übelste an Leiden
sich anzutun, um diesen Blick zu meiden.
Das Unaussprechliche und das Gemeine

sind dort daheim, wo deine Totenaugen
das letzte Gute aus den Seelen saugen,
um einzig es genüßlich zu verzehren,

damit das Wünschen um noch weitre Tage,
das Flehen nach mehr Zeit, die wilde Klage
den Schrecken und den Wahnsinn noch vermehren!



55) Die Versuchung des heiligen Antonius (Otto Dix, 1940) https://frankzumbach.files.wordpress.com/2010/02/ccf27022010_00005.jpg

Sich klammernd an das dürre Kreuz der Segnung,
so kauert jener Mönch, den Blick in Fernen
verloren wie im Angesicht von Sternen
und ignoriert die störende Begegnung

mit alten Geistern, allzu tief verschwiegen,
die lebenslang in seinem Wesen gärten,
sich von den Floskeln seines Glaubens nährten
und nun, ans letzte Tageslicht gestiegen,

ihn tätig fordern, ihrer zu gedenken,
sie zuzulassen, gütlich zu umarmen,
um sie zu lieben endlich und zu lenken -

jedoch der Heilige kennt kein Erbarmen:
Verleugnend viele seiner vielen Seiten
verkrustet er in starren Halbwahrheiten.



56) Dogwood (Albert Bierstadt, 1875) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7f/HRSOA_AlbertBierstadt-Dogwood.jpg

Der Abend malt sein Gold in die Kulisse,
als wüsste jener Wald um keine Sorgen,
kein Sommergestern und kein Wintermorgen,
und nicht um all die kleinen Kümmernisse

der vielen Tiere, die ihn stumm bewohnen,
denn jeder Fuchs wird jedes Rebhuhn schlagen,
und jeder Wolf wird jeden Hasen jagen,
und auch kein Bär wird je ein Rehkitz schonen.

Das Wesentliche jeglicher Idylle
befiehlt, dass man die schöne Oberfläche
nicht trübe, nicht das Angesicht der Fülle

mit tieferem Gedankengut durchsteche,
damit die Illusion der edlen Hülle
nicht am Gewicht der Wirklichkeit zerbreche.



57) Felsige Klippe (Asher Durand, 1860) http://www.reynoldahouse.org/sites/default/files/tms-objects/1977_2_6_m1_2010.jpg

Als sei ein Tisch von Stein nach langem Wanken
geborsten, steht der graue Fels im Hange,
und Moos und Farn in ihrem grünen Drange
erobern seine ausgesetzten Flanken,

verwittert schon in mählichen Äonen,
als ihn die Erde freigab aus den Tiefen,
und Geister, die in seiner Kühle schliefen,
umlagern nun den Ort, den sie bewohnen,

der Märchen webt und schaurige Geschichten,
aus denen Riesen, Feen und Zwerge quellen
und Höhlen, die an wohlverborgnen Stellen

in grabeskalte Schatzverliese führen,
damit die Wanderer, die seine Stille spüren,
sie mit sich nehmen, andern zu berichten.



58) Der Krieg, Mitteltafel eines Triptichons (Otto Dix, 1932) http://www.skd.museum/typo3temp/pics/63b4fd76f6.jpg

In der gemartert aufgewühlten Erde
schon halb versunken, halb von ihr bedeckt
sind viele Männer elendig verreckt.
Nur einer hofft noch, dass ein Ende werde

mit all dem Schlachten ohne Sinn und Glauben,
dem nackten Grauen, das nach Sühne schreit
aus stummen Mündern, grausig aufgereiht
mit weiß gebleckten Zähnen, die verstauben.

Und oben auf Verbogenem aus Eisen
wie aufgespießt verwesen die Gebeine
von einem, der es auch nicht besser wusste,

jedoch entfleischt dem traurigen Vereine
der Seelen, die in diesem Wahnsinn kreisen,
im Tode noch die Richtung weisen musste.



59) Sturm in den Bergen (Albert Bierstadt, 1870) http://mfas3.s3.amazonaws.com/objects/SC193639.jpg

Ein Talgrund, eben, beinah weit zu nennen,
gerahmt von steilen Hängen, die smaragden
und weiß geädert von den Katarakten
gefüllter Bäche nach dem Regen brennen.

Dahinter wie ein Auge, sturmumrandet,
aus Dunkel, das die Ferne noch verhindert,
der Wetter Macht, die groß und unvermindert
an steile Berge wie ein Wogen brandet,

aus einem großen Ozean gehoben.
Und blass im Hintergrunde eine Klippe,
darum die Wolkenmeere donnernd toben:

Das Matterhorn! Wir stehen wie erschlagen -
die Gesten schweigen und es bebt die Lippe
vergeblich, das Unsägliche zu sagen!



60) Zwei Akrobaten mit Hund (Pablo Picasso, 1905) http://static1.squarespace.com/static/53f353f4e4b0dbe1ff73ced2/54c1db57e4b0a94b97ba6da3/54c1db61e4b0f7f4ab556bae/1421991129503/13+Picasso+Two+Acrobats+with+a+Dog+1905.jpg

Wir ziehen unter schmutzig-blauem Himmel
von Ort zu Ort, die wir nicht Heimat haben,
und zeigen, was an Kunst und manchen Gaben
uns bunt hervorhebt aus dem Dorfgewimmel.

Die Menschen kommen gerne uns besuchen,
wo wir Besonderes zum Besten geben,
den trüben Alltag ihrer Pflicht beleben,
wobei sie uns bewundern und verfluchen!

Oh ja, sie wissen wohl: Wer sonder Bleiben
die Welt bereist, ist ohne Wert im Grunde,
und alles Schlechte ist ihm zuzuschreiben.

Verheimlichte Verachtung streift die Munde,
als wollte man uns allzu bald vertreiben
wie ungeliebte, herrenlose Hunde!



61) Totenbett (Edvard Munch, 1895) https://bluemoonandart.files.wordpress.com/2015/08/munch-the-death-bed-1895.jpg

So vieles wäre er noch gern gewesen
und hätte gut gelebt so manche Jahre,
doch reglos liegt er auf der Totenbahre
und geht den Weg der Dinge, die verwesen.

In die Gesichter steht ein Weh geschrieben,
die ihn begleiten in die große Stille,
in welcher aufgelöst sein letzter Wille
sich nun verflüchtigt. Wäre er geblieben,

was hätte er der Erde noch zu sagen?
Wen machte er gefügig und gewogen,
wem wäre er verbunden und verfallen?

Und könnte er noch etwas Neues wagen,
zutiefst gewürdigt und geliebt von allen?
Egal, der Tod hat ihn darum betrogen.



62) Bauernhaus in der Normandie (Berthe Morisot, 1865) http://cp15.nevsepic.com.ua/238/23702/thumbs/1425502385-1865-chaumiere-en-normandie-thatched-cottage-in-normandy-46x55-cm.jpg

Verborgen hinter Bäumen in der Wiese
ein altes Haus, an einen Hang sich schmiegend,
im Sommer und in den Geschichten liegend,
die es erlebte, und noch mehr als diese

berühren es die Stämme, wie verschweigend,
was dort an Heimat wurde mit den Jahren,
die jene Fenster sanft erleuchtet waren
in dunkler Nacht und wenn die Nebel steigend

das graue Dach in ihr Geheimnis zogen,
und hinter sonnengrünen Wiesenwogen
erklärt sich dies berückende Vermächtnis

wie ein Gedicht dem staunenden Betrachter.
Er räumt es in sein glühendes Gedächtnis
und wandelt fort, bewegter und erwachter.



63) Kinder (Valentin Serov, 1899) http://www.oil-painting-techniques.com/pics/Serow_Children.jpg

Ein Tag am Strand vor über hundert Jahren.
Die Welt der Urgroßväter, die gestrenge
regierten in moralisch fester Enge
des Geistes; und die Kinder, die sie waren,

gehalten, artig nur zu sein und leise -
"gesehen, nie gehört" hieß die Devise -
sie wünschten sicher mehr als immer diese
Beengtheit in gezüchtigt strenger Weise.

Ein Tag am Strand, es lockt die große Ferne,
und fragend hergewandt der Blick des Kleinen:
Was würde wohl der Vater dazu meinen?

Der leichte Wind zupft an den Kinderhaaren
und riecht nach Salz und Freiheit! Oh wie gerne
entschlüpften sie, die wohl gezogen waren.



64) Junge mit Hund (Edouard Manet, 1861) http://www.allpaintings.org/d/55355-1/Edouard+Manet+-+Boy+with+Dog.jpg

Ein schlichtes Bild vor luftig leichter Bläue
erfasst den Hund am Rande nur, den Knaben
sieht man mit Einkaufsbeutel, drin vergraben
die Linke, die zur Förderung der Treue

vielleicht dem Tier ein kleines Häppchen findet,
das bettelnd schnuppert an des Korbes Rand,
und ganz egal, was dieses Jungen Hand
auch fassen mag, die Liebe, sie verbindet

die beiden schon in hingewandten Blicken,
die tiefer sich die Augenpaare schicken,
und der Betrachter dieser kleinen Szene

erfährt in dem Moment, wie ihn umrahmend,
das wahr Gefühlte, Echte, Wunderschöne
an einem Arm, in einer Tasche kramend.



65) Rote Rehe II (Franz Marc, 1912) http://klassik-art-galerie.com/kag/images/0368/big.jpg

Wir lauschen, wittern in die Morgenkühle,
ob nicht ein Jäger unser Sein beschleiche,
der uns, wenn diese Vorsicht je erweiche,
zerreißt, zermahlt in seiner Zähne Mühle!

Verharrend, sichernd hin nach allen Seiten,
bewegen wir uns mit den langen Schatten
der nahen Wälder über weiche Matten,
um wie Prinzessinnen darauf zu schreiten.

Oh süßes Gras, das unser Sehnen nährte
in sicherer Bedeckung, die wir lieben!
So manches Leben wurde hier gelassen,

so manches Ende wurde hier geschrieben,
wo wir, was Sicherheit und Halt gewährte,
für frisches Grün und Wiesentau verlassen.



66) Landschaft mit Bauernhäusern (Camillo Pissarro) http://www.wissen-digital.de/images/thumb/d/db/523059.jpg/570px-523059.jpg

Sag, welcher Sommer über grünen Weiten
war je so wunderbar, so voller Leben,
und in den Brisen, die die Blätter heben,
so mild verlockend, alles zu durchschreiten,

was er entbietet. Welches in die Fernen
entrückte Auge wollte nicht sich schließen,
die Bilder alle einzeln zu genießen,
sie ganz für sich zu lieben und zu lernen?

Sag, welchen Tag, dass er für immer währe,
berief dein Träumen in den Stand der Gnade,
an allzeit diesem einen zu erwachen?

Und welchen Blick, dass er dein Wesen nähre,
erwähltest du zu deiner Bundeslade,
daraus dir ewig Freude rinnt und Lachen?



67) Haus in der Provence (Paul Cézanne, 1885) http://de.academic.ru/pictures/dewiki/67/Cezanne1.jpg

Wie eine Trutzburg, die an diesem Hange
die Wiesen und den weißen Fels bewacht,
ist jenes Haus aus altem Stein gemacht,
und die Bewohner haben endlos lange

darin gelebt, in ihren kurzen Jahren
das Dauernde erhalten und betont.
Ein Eigensinn, der diesen Ort bewohnt,
erglüht aus Mauern, die ihm heilig waren!

Das Dunkelgelb der nüchternen Fassaden
bewahrte seine Tiefe, und vor Schaden
behüten dieses Heim die roten Ziegel

der Dächer, die in ausgesetzten Schrägen
der Winde Kraft und ihre Richtung wägen
wie ein dem Himmel vorgezeigtes Siegel.



68) Im Moulin Rouge (Henri de Toulouse-Lautrec, 1895) https://c2.staticflickr.com/8/7258/7624646152_3cd70f3ae4_b.jpg

Geschminkte Masken, die in ihrer Dichte
gespenstisch wirken wie auf einer Bühne,
die Eitelkeiten feiert, deren Sühne
verloren ist, vom Alkohol zunichte

und heimatlos gemacht wie die Gesichter,
die hier versammelt sind zu später Stunde,
und manches Ungesagte macht die Runde
zu Gläserklirren und im Glanz der Lichter.

Ein stilles Einverständnis mit der Leere,
die diese Leben zeichnet, siegelt ihre
versonnenen und abgenutzten Mienen,

als würde eine ungenannte Schwere
die Züge schließen, die wie tote Tiere
verschweigen sollen, welchem Geist sie dienen.



69) Landschaft am Meer (Edvard Munch, 1918) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/69/Edvard_Munch_-_Landschaft_am_Meer_%281918%29.jpg

Gekühlter Farbenrausch der frisch erblühten
und sich dem Frühling neigenden Gefilde,
worin der Tag die Matten hellt und milde
die Knospen reizt, die unterm Schnee sich mühten.

Dahinter blaues Meer und blaue Ferne,
im Dunste weichen Sonnenlichts verblassend,
und seine Heimat mit dem Blau verlassend
entschwindet sanft der Blick, als führ er gerne

davon zu Bildern südlicher Gestade
aus diesen nordisch kargen Ödeneien,
als wär es kaum um solche Orte schade.

Doch ihre Schönheit liegt darin verborgen,
sich jedem zarten Augenblick zu weihen,
den kleinste Blüten schenken mit dem Morgen.



70) Schlafsaal im Hospital in Arles (Vincent van Gogh, 1889) http://www.kunstkopie.de/kunst/vincent_van_gogh/5261000.jpg

Bett an Bett gereiht im kargen Raume -
nur Gardinen schützen vor den Augen,
die an Krankheit oder Schmerzen saugen,
ob im Wachsein oder wie im Traume.

Und ganz hinten sagt das Kreuz, es werde
nicht Genesung ohne Gottes Segen,
und für jene, die ihr Heil nicht pflegen,
nimmer Lebensglück auf dieser Erde.

Ernste Schwestern schreiten für und wider
ihre Reihen ab wie schroffe Wächter
einer Tugend, deren enges Mieder

für den Geist sie lehrte, streng zu dienen.
Ach, ihr Gott ist hart, und eisern rächt er
frohes Lachen und gelöste Mienen.



71) Das Zimmer van Goghs in Arles (Vincent van Gogh, 1889) https://www.ibiblio.org/wm/paint/auth/gogh/gogh.chambre-arles.jpg

Ein grünes Leben glüht vor diesen Scheiben
und wirft sein Leuchten in die blauen Wände,
an denen hängt, was rege Künstlerhände
auf Leinen warfen, um in Gang zu bleiben.

Das karge Mobiliar, die alten Bohlen -
so wohnt kein reicher Malerfürst! Hier dienen
die Dinge ihrem Zweck, und ihre Mienen
bedeuten einzig: Es gibt nichts zu holen!

Und doch, gerade in der schlichten Demut
des stillen Raumes schwebt ein starker Wille
zu großem Denken, auch wenn eine Wehmut

die Seele hemmt in ihrem hohen Drange!
Es steigt aus seiner ärmlichen Destille
der edle Geist, dass er ins Licht gelange.



72) Murnau, Kohlgruberstrasse (Wassily Kandinsky, 1908) http://media5.news.ch/news/680/335965-25fd40aa38e2dade45f2cef549cd1efa.jpg

Das Licht des Nachmittages auf den Straßen
trieb lange Schatten über Weg und Felder,
dahinter Mauerwerk und endlich Wälder,
die, sich verfinsternd über alle Maßen,

die Hügel überwältigten mit Farben
aus grünem Schatten und geschwärzter Kühle,
als hätten all die bunteren Gefühle,
die ihren lichten Vordergrund umwarben,

sie früher in die Dunkelheit getrieben,
als eigentlich die Tageszeit verlangte,
und nur ein fernes Rauschen ist geblieben,

zu zeigen, wie das Leuchten sie verkannte,
das zwar sich hell um Wiesenbäume rankte,
den Wald jedoch ins Schattenreich verbannte.



73) Das kleine Boot (Albert Edelfelt, 1884) https://artoftherussias.files.wordpress.com/2012/02/the-little-boat-1884.jpg

Ach, einmal noch ein Rindenschiffchen schnitzen,
mit gradem Kiel, bemalt, mit schlanken Masten,
gesetzt mit flinken Fingern, die nicht rasten,
und später dann am Ufersaume sitzen,

es schwimmen lassen und mit großer Seele
damit verreisen in der Phantasie! -
Ich bin gealtert und weiß nicht mehr wie
die Stimmung halten, der ich mich empfehle,

und meine Schiffchen sinken ungefertigt
auf sinneskalten Grund, der mir das Wesen
des inneren Verfalls vergegenwärtigt:

Ich könnte zwar, doch blähen keine Träume
die Segel mehr, und meine Augen lesen
den Maßstab nur und nicht, was ich versäume.



74) Metsälampi (Eero Järnefelt, 1894) http://www.museumsyndicate.com/images/4/31462.jpg

Du glatter See im Walde, dessen Spiegel
die Welten trennt: Die richtige, die oben
ein Sein erträgt - und unten, dir verwoben
und wohlgeborgen hinter dunklem Siegel

dein Gegenstück, in allem täglich gleichend
der Wirklichkeit, nur ohne Duft und Tiefe,
doch silbern zwinkernd mit dem Wind, als riefe
ein Geist daraus, die Ufer nie erreichend.

Ein Geist, der allem Weltgefühl verloren
das Bildnis suchte in den klaren Fluten,
um drüben zu erwachen, neu geboren

in jener Anderswelt, die ihn betörte,
ihn träumen ließ und einen Grund vermuten,
wo keiner war, als er den Spiegel störte.



75) Heimkehrende Bacchanten (Lovis Corinth, 1898) http://www.kunstkopie.de/kunst/lovis_corinth/heimkehrende-bacchanten.jpg

Ein dumpfer Geist, um sein Versagen kreisend,
ergibt sich willig seinem Trost im Rausche,
und da es keinen gibt, der mit ihm tausche,
verliert er sich, durch seine Irre reisend,

in der Betäubung der erlahmten Sinne,
als wüsste nur der Augenblick Bedeutung
für kalte Lust an solcher Seelenhäutung
und unbedacht verschleuderter Gewinne.

Kaum stehend noch, der Völlerei ergeben,
durchlebt sein Zerrbild die verderbten Nächte
und feiert, was die Gottheit, der es huldigt,

ihm abverlangt: Ein hemmungsloses Leben,
daraus ihm alles, was Erlösung brächte,
ins Leere fällt, entheiligt und beschuldigt.



76) Fluss unter alter Steinbrücke (Anders Zorn, 1884) http://www.allartnews.com/wp-content/uploads/2013/12/Anders-Zorn-River-under-Old-Stone-Bridge-1884.-Watercolor-9-316-x-13-78-in-580x388.jpg

Ein Tor aus Stein, und Strömung, unterquerend,
nach lichten Weiten in der Ferne drängend,
dem klammen Dunkel, seinen Lauf beengend,
behänd entschlüpfend über Felsen, während

im Schatten jenes Übergangs noch Ahnen
von winterkühlen Tagen wohnt, und feuchte
Begrünung hofft, dass Abend sie erleuchte
wie alles ringsumher. Die Stunden mahnen

den stillen Zauber, der sich hier verschwendet,
zu sorglicher Geduld mit deinen Blicken,
die Kindertage wieder hochbeschwören.

Doch Zeit verrinnt, und auch Erinnern endet.
Du siehst die Blätter nach dem Winde nicken
und kannst das Atmen deiner Seele hören.



77) Junge mit Schädel (Magnus Enckell, 1893) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/05/Magnus_Enckell_-_Boy_with_Skull_-_Google_Art_Project.jpg

Ein Knabe sitzt mit einem Knochenkopfe
im leeren Raum und sieht ihm ins Gesicht,
als wüsste er um seine Zukunft nicht,
und dass auch seinem jugendlichen Schopfe

derselbe Weg bestimmt ist: Ohne Wissen
und nackt in eine fremde Welt gesetzt,
zu lernen, zu vergessen, was verletzt,
wird er am Ende wieder gehen müssen.

Wir sind geboren, alles zu verlieren!
Was immer wir verknüpfen mit dem Band
des Lebens, welches unentdeckte Land

wir auch erforschen - menschlicher Verstand
hat einzig so in seinem Existieren
am Anfang schon das Ende in der Hand.



78) Tänzerinnen (Edgar Degas, 1890) http://www.androgon.com/wp-content/uploads/2012/10/dpinkgreen.jpg

Die Tänzerinnen fassen noch das letzte
Detail, das ihre Perfektion verstörte,
ins Reine, üben das zu oft Gehörte,
das bei den Proben sie in Szene setzte.

Schon bald wird sich der große Vorhang heben,
entbietend ihren Tanz an tausend Augen,
die wissen wollen, was die Beine taugen,
die man trainierte wohl ein halbes Leben.

Dann wird sich weisen, was an Wert und Willen
beflissen war, sich in die Welt zu tragen,
zuletzt zu siegen - oder zu versagen.

Der große Reigen, der die Mühen segnet,
er wird sich nun mit der Musik erfüllen,
darin die Kunst dem Publikum begegnet.



79) Rosa la Rouge (Henri de Toulouse-Lautrec, 1887) https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/38/2f/d7/382fd74ad3e4bf7067f2093636c257ac.jpg

Die Schultern hängend. Wie gebeugt von Lasten
ihr Hals, der eben noch das Haupt bewegte,
als ob sie etwas prüfte, das sich regte.
Die müden Blicke, die zur Seite tasten,

verborgen hinter unfrisierten Haaren,
das Hemd leger, die schlanken Hände bündig
an dunklem Stoff, wie keiner Pose fündig,
gelernt und wiederholt in vielen Jahren,

die sagen würde: Seht das Weib erblühen,
so schön und elegant, in ihrem Schreiten
sich selbst bewusst, und ohne alle Mühen

Berückendes wie leichte Schuhe tragend -
Der Vorhang fiel, und mit den Öffnungszeiten
vorbei der Glanz, erhaben und sich wagend.



80) Sonnenuntergang auf dem Meer (Thomas Moran, 1906) http://cdn2.brooklynmuseum.org/images/opencollection/objects/size4/32.845_PS2.jpg

Das Licht versinkt in einer schmutziggelben,
vom Sturm zerfransten, regellosen Wiege
aus wilden Wolkenfetzen, die vom Kriege
mit Wind und Wogen künden: Nie dieselben

von einem Blick zum andern, und die Gischten
vermehren noch das schon zuviel Bewegte,
das immerzu sich um das Leuchten regte,
darein sich früh die ersten Schatten mischten.

Noch will das Meer sein Glänzen widerspiegeln,
in jeder kleinen Welle schwelt ein Funkeln,
wie um den letzten Abendschein zu siegeln.

Ein Wirbel hebt sich von den grauen Rändern,
die längst verebbten Strahlen zu verdunkeln -
die Nacht erhebt sich und will alles ändern.



81) Pubertät (Edvard Munch, 1894) https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/none/path/sd7af60f36d734020/image/i6438602eca09963b/version/1450284603/image.jpg

Ein ernstes Wesen, das den nahen Maler
fixiert wie ein Kaninchen, das erstarrt
in seiner scheuen Pose still verharrt,
damit nichts schlimmer werde und fataler.

Sie ist noch nicht erblüht, doch fern dem Kinde,
das sich in ihren Zügen noch verbirgt.
Die Miene wie von leichtem Trotz umwirkt
bedeckt sie die so früh geweckte Sünde,

wo niemand sie begehrenswerter glauben
und wissen soll als ihren krummen Schatten.
So sitzt sie auf den Laken, die wie Zeichen

zu naher Möglichkeiten, sich zu gatten,
erscheinen, aller Unschuld sie berauben
und wie Gespenster um die Szene schleichen.



82) Die Intrige (James Ensor, 1890) http://newyorkarts.net/wp-content/uploads/2013/10/james-ensor.jpg

Dies ist, was Menschen sind: Entlebte Fratzen,
verzerrte Masken und ein Nähesuchen,
das nur benutzt. Aus leeren Mündern fluchen
sie ihren Opfern. Unter Larven kratzen

sie an der Schminke ihrer Gier und fassen
sich schmierig an, als wollten sie befühlen,
worin die Finger ihrer Seelen wühlen,
und wen sie für ihr Dasein büssen lassen.

Im Tanz der hinterhältigen Allüren,
die schrill um ihre vagen Leben kreisen,
als öffnete ihr Wahnsinn erst die Türen,

durch die sie sich in Dunkelheiten zerren,
erstarren sie, als wollten sie beweisen,
dass sie der Erde Meister sind und Herren.



83) Die Betrunkenen (James Ensor, 1883) http://4.bp.blogspot.com/-XSODFI_jLMs/VSufktDt2kI/AAAAAAAAGRQ/sMPwKN_GJpk/s1600/James%2BEnsor%2B-%2BThe%2BDrunkards.JPG

Nicht ganz bei sich mehr, noch nicht ganz entschwunden
sind sie den Leibern, die sie langsam töten.
Mit Rausches Gift die fahle Haut zu röten,
erlöst sie kaum noch. Sie sind eingebunden

ins Kreisen um Bedürfnis und Gewöhnung,
gefangen zwischen absoluten Nöten.
Wieviel sie ihrem Dämon auch entböten -
genug bleibt nie genug! Wie zur Verhöhnung

all dessen, was sie früher einmal waren,
hängt lose das Gewand, das sie einst füllten,
an ihrer Spottgestalt, die mit den Jahren

ins Jämmerliche glitt mit allen Zeichen
des mählichen Verfalls, den sie verhüllten,
so lang es wichtig war, sich zu vergleichen.



84) Salome (Franz von Stuck, 1906) https://40.media.tumblr.com/48156a4568ca7b055c429b9ff360b6cc/tumblr_nozxzdMKwR1sw0ur3o1_500.jpg

Da lag er nun, der überfromme Beter,
der allzu starr in dieses Leben ragte
und ohne Zögern ihrer Gunst entsagte.
Er liebte nicht, so wurde sie zum Täter,

umgarnte jenen, an der Macht verdorben,
der sie begehrte mit verlebten Sinnen,
auf dass sie ihn für ihren Zorn gewinnen
und leiten möge, mittels Tanz umworben,

den Widerstrebenden für sie zu richten.
Und es geschah! Als sie das Haupt erkannte
und ihre Macht, das Leben zu vernichten,

entbot sie ihren weißen Leib den Sternen,
und was an Lust in ihren Gliedern brannte,
berührte diese noch in fernsten Fernen.



85) Die schrecklichen Musikanten (James Ensor, 1891) http://celeb-true.com/images/james-ensor/james-ensor-07.jpg

Geschrägte Wesen und verqueres Leben,
vereint in gnadenlosen Dissonanzen,
doch willens kaum, auch selbst danach zu tanzen,
verlangen von den Hörern ein Ergeben,

ein Unterwerfen ihren krausen Tönen,
wonach die Welt zu funktionieren habe
vom größten Säuger bis zur Küchenschabe,
Gehorsam vor dem unerhörten Dröhnen

der krummen Takte und gequälten Saiten,
da nur Musik sein darf, wovon sie sagen,
es wäre eines Universums Breiten,

und nur der Lärm, den ihre Pauken schlagen,
der letzte Schluss der Weisheit! Und sie streiten
Akkorde ab, die Harmonien tragen.



86) Aktstudie (Henri de Toulouse-Lautrec, 1883) http://diepresse.com/images/uploads/0/6/0/3879008/Foto_Bank-Austria-Kunstforum-Wien_web_1412167920590410.jpg

Was hoffte dieses nackte Frauenzimmer
an Leben wohl zu stemmen, als sie Träume
noch hatte und nicht stumme Zwischenräume
in allzu früh Erlebtem, das kaum schlimmer

sie hätte treffen können. Sie erlahmte
schon jung zu einer derer, die nicht hoffen
und glauben mehr und nur noch weglos offen
nach allen Seiten in den Jahren kramen,

wonach ein stumpfes Gieren sie ermündigt,
als wäre so das große Nichts zu füllen,
das jene Einsicht tief in ihr verkündigt,

der alle sich verweigern: Keine Richtung,
kein Sinn, kein Sein um eines Gottes Willen -
nur Existieren bis zur Selbstvernichtung.



87) Chimera (Gustave Moreau, 1867) http://40.media.tumblr.com/ff50fe6b313fa9b9cb49c66bc93a5343/tumblr_mqmc1ytrrH1qds4bko1_1280.jpg

O der du blindlings nie den Abgrund spürtest,
versonnen und mit viel zu kleinen Flügeln -
welch kühler Geist kann deine Träume zügeln,
mit denen du die Zuversichten gürtest,

daraus dir stündlich neue Pläne sprießen?
Und nicht allein entläufst du ins Verderben -
die dir vertraute, sie wird mit dir sterben,
nur Augenblicke deinen Flug genießen,

der abwärts führen muss in jenes Scheitern,
das dem bestimmt ist, der aus Herzensregung
nach Wolkentürmen greift und Himmelsleitern.

So wird die letzte irdische Bewegung,
darein sich die Verliebten hier erweitern,
zum Sinnbild der verneinten Überlegung.



88) Verwundeter (Otto Dix, 1916) http://resources2.news.com.au/images/2009/01/15/va1237519977303/WAR-story-...-one-of-the-prints-by-German-solider-Ot-6441899.jpg

Zerschmettert lieg er brüllend auf der Erde
und krümmt sich unter nie gekannten Schmerzen.
Der Mund, gemacht um eine Braut zu herzen,
ein dunkles Loch, als ob die Wehgebärde

das Leiden leichter machte. Seine Augen
so starr geweitet, dass sie nichts mehr schauen
als nur verschlingendes und kaltes Grauen,
daran sie wie um Gnade flehend saugen.

Wir wissen nicht, ob jener überlebte,
ob er am Wahnsinn dieser Jahre reifte,
wofür er kämpfte und wonach er strebte.

Wir sehen nur die Agonie der Stunde,
da er verstand, was seine Seele streifte:
Wer andere verwundet, wird zur Wunde.



89) Unterholz (Vincent van Gogh, 1887) http://www.gallery.ca/vangogh/en/images/count21_L.jpg

Dies ist der Wald der aberhundert Töne
von Grün - von hell und sonnenübergossen
bis hin zu dunkel, schattengraudurchschossen,
doch alle miteinander: Welches Schöne,

das sich den nimmermüden Augen breitet,
die alles atmend durch die Räume dringen
und einem Geiste von der Fülle singen,
die er an einem Sommertag durchschreitet.

Dies ist der Wald, aus dem sich Märchen weben,
die man den Kindern am Kamin berichtet,
als hätten sie Gewicht und Eigenleben

im wahren Sein an solchen Zauberorten,
wo sich zutiefst Empfundenes verdichtet
zu magischer Gewalt aus Menschenworten.



90) Die Kartoffelesser (Vincent van Gogh, 1885) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b1/Van-willem-vincent-gogh-die-kartoffelesser-03850.jpg

Geschnitzt vom schmalen Lichte sind die Mienen
der so zu Tisch versammelten Gestalten,
die hier gemeinsam eine Mahlzeit halten
für solche, die ihr täglich Brot verdienen.

Drei Alter sitzen still vereint beisammen
und essen, trinken Tee. Sie halten schweigend
im Leben inne, wie einander zeigend,
dass alle sie vom gleichen Blute stammen:

Das Kind, die Eltern und die beiden Alten,
sie hatten niemals mehr in ihrem Leben
als nur einander. Die Bescheidenheiten,

daraus sie schöpfen in der winterkalten,
gemeinen Welt, darein sie alles geben,
verklären sie und wissen sie zu leiten.



91) Der Tod Marats (Jacques-Louis David, 1793) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/Death_of_Marat_by_David.jpg

Auf ewig nun verwoben der Geschichte
sind jene beiden, die ihr Gang berührte:
Der seine Feder, die ihr Messer führte,
sie machten gegenseitig sich zunichte.

Was lehrt uns dies, was dürfen wir behalten?
Wer hat an Bösem mehr von diesen beiden?
Dem einen floss das Gift aus seinem Leiden
gehässig ins Papier, sich zu entfalten,

die andere beendete sein Leben,
sich endlich Frieden durch Gewalt zu geben,
und ging nur wenig später durchs Schafott!

Was änderte sich je am Menschenwesen?
Ein jeder kehrt mit seinem derbsten Besen,
und alle wissen sich mit ihrem Gott!



92) Verbrannter Wald (Akseli Gallen-Kallela, 1904) http://image.invaluable.com/housePhotos/sothebys/66/115366/H0046-L04869629.jpg

Sie stehen dort wie bröckelnde Ruinen,
in eines Krieges ungestümem Grauen
erobert, ausgeplündert und zerhauen
in heißen Gluten, die dem Wahnsinn dienen.

Sie zeigen traurige, veraschte Mienen,
als sollten jene, die das Elend schauen,
aus Trümmern alles wieder auferbauen,
was ehedem sie waren, wie um ihnen

ein zweites und gerechtes Sein zu schenken,
als wäre nie ein Feuersturm gewesen.
Doch wo die alten Strünke sich verrenken,

erwächst schon erstes Grün aus ihrer Erde,
und das Vergangene, es muss verwesen,
damit ein neues Blühen daraus werde.



93) Der arme Poet (Carl Spitzweg, 1839) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/85/Carl_Spitzweg_-_Der_arme_Poet_%28Neue_Pinakothek%29.jpg

Ein bettelarmer Dichter, der mit Flausen
im Kopfe sich an große Werke machte,
ein Narr für alle, über den man lachte,
muss frierend in der Dachmansarde hausen.

Kein Geld für Holz, es ist das kalte Grausen!
Mit dünner Decke reimt er in erdachte
Gefilde sich, zu Wertigkeit erwachte,
doch weltenferne geistige Kartausen.

Und immer träumt die arme Seele weiter,
besucht vom Willen selig angefachte,
verrückte Herrlichkeit, als wär's die seine,

und niemals wird der wirre Mensch gescheiter!
Du Seliger an meiner statt, beachte
nur immer weiter fort das einzig Reine.



94) Ein Sommertag (Leo Putz, 1925) http://81.169.222.198/still/kunst/pic570/261/103001868.jpg

Wie hier ein Maler Frau und Kind berührte
an einem sommerheißen Badetage,
versetzt den Ungeliebten in die Lage,
ein wenig teilzuhaben, so als führte

das Bild ihn traulich weiter in Gedanken:
Was wäre, die Familie könnte seine
von nun an sein, und einzig und alleine
in seinen Träumen wohnen, sie umranken

mit wohligen Gefühlen einer Wärme,
der seine Wirklichkeit so lang entsagte
in ihrem kalten, täglichen Gelärme ...

Doch ach, es sind nur kurze Augenblicke,
ein leises Seufzen lang, so als beklagte
ein anderer verworfene Geschicke.



95) Der Bock (Alfred Kubin, 1904) http://2.bp.blogspot.com/-hkffBVwN2t4/T4_bsOeDW_I/AAAAAAAABeU/O9W4WELEPCM/s1600/kubin-der-bock-1904.JPG

Die warmen Wasser fleischlicher Gelüste
verschlingen Kopf und Treue ohne Wellen.
Die neue Herrin lässt die Rute schnellen,
und wie gebannt vom Wogen ihrer Brüste

will dieser Bock nichts anderes im Tanze,
als ihre süße Neigung zu gewinnen,
und er gebärdet sich wie ganz von Sinnen -
doch seine Göttin hält ihn fest am Schwanze.

So taumelt er, an ihren harten Willen
gebunden wie ein Narr an seinen Wahn,
ihr alle Wünsche treulich zu erfüllen.

Solang Begehren und die Lust ihn ketten,
bleibt er verführt und willig untertan -
und keine Macht der Erde soll ihn retten.



96) Der Tod als Reiter (Alfred Kubin, 1906) http://www.leopoldmuseum.org/media/image/800/727.jpg

Der Tod, ein müdes Wrack auf schwarzer Mähre,
vom Strome der Verlorenen umflutet,
als hätte er zuviel sich zugemutet -
so starrt er bleiern in das Ungefähre,

das ihn bestimmt wie eine dunkle Ahnung
von etwas, das die Menschen sich erdachten,
als sie noch Götter brauchten, Opfer brachten -
und er nichts war als eine stete Mahnung,

zu glauben an ein Leben nach dem Ende.
Doch er, die lange brüchige Metapher -
er wäre froh, wenn sich ein Ende fände!

Jedoch an weiter Glaubende gebunden,
befolgt sein Abbild welker nur und schlaffer
die Regeln, die den hohlen Schädel runden.



97) Das Eckhaus (Villa Kochmann, Dresden) (Ludwig Meidner, 1913) http://www.das-neue-dresden.de/images/2005/meidner-expressionismus.jpg

Wie eines wirren Traumes Spiegelscherben,
ein Blick aus fiebernden und irren Augen,
erheben sich Fassaden, die nicht taugen,
entglittne Wirklichkeiten zu beerben.

Ein jeder Winkel scheint sich zu verschieben,
berauscht von der Wahrscheinlichkeit des Wahnes,
und selbst der Himmel ist: Ihm Untertanes,
um an verzerrten Ufern zu zerstieben.

Das Fenster vorne gleicht dem weiten Rachen,
der seinen Wahnsinn brüllt in alle Winde,
und auch die Bäume, die das Haus bewachen,

verweigern ihr beruhigendes Behüten.
So bricht das Haus gleich einem wilden Kinde
in Beben aus und regelloses Wüten.



98) Der Salon I (Otto Dix, 1921) http://www.morgenweb.de/polopoly_fs/1.1293438.1384970064!/image/image.jpg_gen/derivatives/galerie_940q/image.jpg

Was ist es nur, das dieses Sichverkaufen
im Lauf der Jahre tief in die Gesichter
und Leiber gräbt und deutlich das Gelichter
wie Schminke zeigt, nach langer Nacht zerlaufen?

Verlebt, verworfen vom Gefühl für Dinge,
die gut und edel sind auf dieser Erde,
entblößt man sich: Ein Narrenmarkt für Pferde,
die man zuschanden ritt! Es scheint, als ginge

kein würdiger Gedanke mehr durch diese
vom guten Geist verlassenen Gehirne,
die gierig in verkommene Verliese

sich warfen einst, nicht wissend, was sie taten.
Zu spät nun für erhabene Gestirne:
Gefallen sind sie lange - und entraten.



99) Berlin, Spittelmarkt (Paul Hoeninger, 1912) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/af/Paul_Hoeniger_Spittelmarkt_1912.jpg

Durch diese Strassen wär ich gern gegangen,
inmitten alter, rußiger Fassaden
und lang Entlebter, die auf flinken Waden
an Orte ihrer Absicht hingelangen,

nicht ahnend, was das kommende Jahrhundert
an Umbruch, Leid und Ende mit sich bringen
und ändern wird, worin sie sicher gingen.
So manches hätte mich durchaus verwundert,

was sich an Altem und Verlornem böte,
und manch Modernes würd ich schmerzlich missen,
doch fände ich dieselben Sorgen, Nöte

und Wünsche vor, an denen Menschen hangen,
den gleichen Mächten hold, die das Gewissen
schon immer wortreich in die Kniee zwangen.



100) Unser aller Mutter Erde (Alfred Kubin, 1900) http://derblaueritter.de/wp-content/uploads/2015/04/alfred-kubin-earth-mother-of-us-all.jpg

Da schreitet sie, die alte Saat zu streuen,
die - ewig hoffend - aus der Scholle fährt
und in verbotnen Früchten weitergärt,
um sich aus ihr zu zeugen und erneuen.

Sie geht voran und köpft die jungen Triebe,
wo kaum die Welt erkennend aus der Erde
sie wuchsen zu vergeblicher Gebärde,
denn sie erweckt und tötet ohne Liebe.

Was immer auch die kalten Schädel hielten,
es lohnte kaum die kurz bemessne Dauer,
da sie das Wesen ihres Seins erblickten.

Und was dabei sie - ewig hoffend - fühlten,
bedeutet nichts, und immer ungenauer
verblassen sie zu schattigen Relikten.



Diesen Zyklus gibt es auch als Buch: "Lautere Lyrik", 205 Seiten, graues Leinen, dreiseitiger Goldschnitt. Preis: 30 Euro plus Porto. Erhältlich beim Autor.

Lailany
07.01.2016, 09:12
Lieber Eky,
starke Bilder, aber nicht nach meinem Geschmack. Erst durch deine dazugehörigen Werke gewannen sie für mich an Attraktivität.
Das heißt, du malst mit Worten schöner und eindringlicher, als die beiden Leinwandkünstler. :)
Mir ist schon klar, dass man das nicht in einen Topf werfen sollte, aber wenn einem solch eine Gegenüberstellung geboten wird, kann man wohl nicht umhin. Und ist ja auch interessant, die Wirkung zu erkunden.

Da hast du dir also einen neuen Zyklus auf den Teller gelegt. Wieviel Bilder verarbeitest du denn diesmal?

Sehr gern gelesen und genauso gerne besenft. :)

HG von Lai:Blume:

Erich Kykal
07.01.2016, 09:21
Hi, Lai!

Schade, dass dir die Bilder eher nichts sagen, aber da kann man nichts machen, da hat jeder wohl seinen eigenen Geschmack.
Ich schreibe nur über Gemälde, die mich zu beeindrucken vermochten. Hast du bemerkt, dass Ernst's "Windbraut" eigentlich aus zwei Pferdeleibern besteht?

Wieviele es letztendlich werden, vermag ich nicht zu sagen, aber damit es sich in Buchform lohnt, sollten es mindestens 70 werden.

Vielen Dank für deine Zeilen!:)

LG, eKy

Thomas
07.01.2016, 15:33
Lieber Erich,

zwei sehr gute Sonette, wie ich finde, und eine gute Idee der Verbindung von Malerei und Poesie. Bei diesen beiden Bildern würden mir eigentlich keine Sonett in den Sinn kommen, deshalb die Frage. Warum beschränkst du dich auf Sonette?

Liebe Grüße
Thomas

Chavali
07.01.2016, 15:40
Servus, Erich,

beeindruckend sind die Bilder allemal und ich habe auch sofort die zwei kämpfenden oder ringenden Gestalten
als Pferde erkannt ;)

Und auch der Krieg als stampfende furchteinflößende Figur ist nicht minder beeindruckend.

Ich würde mir die Gemälde zwar nicht aufhängen - sie wären mir zu unruhig, zu eindringlich,
fast schon aufdringlich...

Am beeindruckendsten sind aber deine beiden Sonette dazu, die den Bildern Inhalt und Charakter verleihen.

Sehr gut gelungen!

LG Chavali

Erich Kykal
07.01.2016, 15:42
Hi, Thomas!

Warum Sonette?

Ich habe das ja schon einmal gemacht, siehe "Lieblingsbilder(zyklus)" oder als Buch: "Seltsame Sonette". Dies ist also eine Fortsetzung eines älteren Sonettzyklus.
Dass ich diese Form mittlerweile so gewohnt bin wie einen alten, gut eingetragenen Handschuh, spielt sicher auch eine nicht unerhebliche Rolle: Ich fühle mich einfach wohl damit!

Vielen Dank für die lobende Rückmeldung!:)


Hi, Chavi!

Wir haben wohl zugleich geschrieben! Vielen Dank für ein solches Lob! Kubin's "Krieg" ist ja eigentlich kaum mehr als eine Bleistiftzeichnung, ursprünglich eine Art Buchillustration, aber die Pose ist beeindruckend.
Bei der "Windsbraut" haben es mit vor allem die Farben angetan: Ich schätze diese Kombination von Rot, Grau, Weiß und Schwarz. Auch die abstrahierende Verschmelzung der Pferde finde ich gelungen - zuerst denkt man, es sei alles rein abstrakt, erst mit genauerem Beobachten begreift man nach und nach die zugrunde liegenden Formen.
Es gibt von Ernst noch ein weiteres Bild dieses Namens, das ebensoviel Wucht, aber weniger Bewegungsdynamik aufweist.



LG, eKy

Lailany
08.01.2016, 03:55
Kia ora Eky,
keine Frage, beide Bilder sind, vom künstlerischen Aspekt her gesehen, großartige Werke. Pferdehufe hab ich sofort gesehen, aber erst nach genauerer Betrachtung erkannte ich, dass es 2 Pferde sind.
Chavi drückt genau das aus, was auch ich empfinde: zu wild, zu beängstigend. Aggressiv ist wohl das beste Wort dafür.

Selbst wenns hier in erster Instanz um die Texte geht, wollte ich trotzdem nochmal herkommen, um dir zu sagen, dass ich ohne deine gelungenen Sonette dazu keins der Bilder ein 2.x angeklickt, bzw genauer betrachtet hätte.

Ein Hoch auf das geschriebene geflügelte Wort! :)

HG von Lai:Blume:

PS zum Krieg: Dass in der letzten Zeile des 2. Quartetts und in der 1.Zeile des Terzetts zwei "und" am Zeilenanfang stehen, kann keine Absicht sein, oder? Zumal es mit den anderen unds am Zeilenanfang dann 4 wären.;)

Erich Kykal
08.01.2016, 15:39
Hi, Lai!

Was du mit den "zwei und am Zeilenanfang" meinst, weiß ich nicht. Die "und"s, die ich dort gesetzt habe, stimmen schon so.

Ein "Und" am Satzbeginn hat weniger verbindenden Charakter wie ein "und" zwischen Satzteilen, sondern eher einen aufzählenden, und zwar in Bezug auf die inhaltlichen Aussagen der Sätze, die sich so reihen.

LG, eKy

Lailany
08.01.2016, 20:57
Kia ora Eky,
da hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Gemeint war "jeweils ein und" an beiden Zeilenanfängen von Z8 und Z9, von denen ich glaubte, sie wären deiner Aufmerksamkeit im Zuge einer ev Umänderung entgangen.
Wenn sie ganz bewusst von dir so gesetzt wurden, dann ignoriere meine Frage. :)

HG von Lai:Blume:

Erich Kykal
09.01.2016, 12:06
Hi, Lai!

No problem!;)

Mittlerweile werden es schon mehr ...


LG, eKy

Chavali
09.01.2016, 14:52
Servus, Erich,

um zu wissen, ob du ein neues Meisterwerk bedichtet hast, muss man den Faden nochmals anklicken - wie damals.
Das vergisst man leicht und wer das nicht weiß, muss auf den Genuss verzichten, ein neues Sonett zu einem
berühmten Gemälde zu lesen.

Vielleicht solltest du doch lieber alle einzeln einstellen?

Die Dame in grüner Jacke ist ein farbenfrohes Bild, das Nachdenklichkeit, Ruhe, aber auch Optimismus vermittelt.
Dein Text dazu passt wie immer wunderbar, keine Frage.
Der antike Touch gehört dazu, denn schließlich sind die Gestalten aus dem vorigen Jahrhundert ;)
Leider ist der Maler jung gestorben - was hätte er für die Nachwelt noch alles hinterlassen können....


Das Bild Adam und Eva (Adam and Eve) kann ich nicht öffnen.
Das Gedicht gefällt mir, nur kann ich den Bezug zum Bild eben nicht herstellen.



LG Chavali

Erich Kykal
09.01.2016, 18:08
Hi, Chavi!

Seltsam - ich habe keine Probleme mit dem Bild von Beckmann. Das Problem muss bei dir liegen.

Ich füge einen anderen Link ein. Versuch es später noch einmal.

Vielen Dank für deinen Lesefleiß!:)

LG, eKy

charis
10.01.2016, 10:09
Lieber Eky,

Ganz toll dein Eintauchen und Sehen; ich freue mich auf weitere.

Dame in grüner Jacke (August Macke, 1913) http://www.meisterwerke-online.de/au...ener-jacke.jpg

Gefällt mir bisher am besten, weil hier Bild und Sonettform so harmonisch zusammenwirken - aber das ist nur ein rein persönliches Empfinden.

Mir würde eine Einzeleinstellung auch mehr zusagen, damit jedes für sich wirken kann.

Lieben Gruß
charis

Chavali
10.01.2016, 10:42
Servus, Erich,

Adam und Eva kann ich jetzt sehen - aber es ist ein schreckliches Bild, wenn auch tatsächlich beeindruckend.
Du hast diese jämmerlichen Gestalten in deinem Gedicht gut beschrieben und ihre Ausweglosigkeit in pssende Worte gefasst.

---

Sehr schön die Zypressen von GOGH. Ist eines meiner Lieblingsbilder.
Dein Text dazu gefällt mir, besonders die beiden Quartetts.
Im ersten Terzett missfällt mir der Ausdruck Pinsel - das ist wenig poetisch :o:rolleyes::o


Schmunzelnde Grüße!
Chavali

Erich Kykal
10.01.2016, 11:22
Hi, Charis!

Ich habe darüber nachgedacht, ob ich die Sonette einzeln einstellen soll, aber ich habe sie lieber alle beisammen, wenn sie denn auch zusammen gehören für ein späteres Buch.
Außerdem kennt man diese Marotte von mir ja schon aus dem alten "Lieblingsbilder(zyklus)", wo es auch so war - und heute ist es einer der meistbesuchten Fäden im Forum!
Mag sein, dass ich im Augenblick weniger Echo kriege, aber auf lange Sicht werden es so mehr lesen, weil sie sich nicht erst alle Sonette mühselig aus dem Archiv zusammensuchen müssen.


Hi, Chavi!

Woran du schon wieder denkst bei "Pinsel"! - Schäm dich!:D

Aber ernsthaft - welche andere Bezeichnung für dieses unabkömmliche Malerutensil hätte ich denn da einsetzen sollen?:rolleyes: Und bei der richtigen Vorstellung dazu ist das Wort an sich auch gar nicht so unlyrisch! - Dem Reinen ist alles rein!;)


Vielen Dank für euer beider Lob und Ausdauer!:):Kuss


LG, eKy

Chavali
10.01.2016, 11:31
Hi, Cypi!

*lach* war sie etwa der gleichen Meinung an anderer Stelle, Erich? :D:D:D


Was Pinsel betrifft - nimm doch den spanischen Ausdruck :o

bei synonyme steht:


Deutsch

Spanisch

Synonyme für Pinsel (http://www.wie-sagt-man-noch.de/synonyme/pinsel.html)

Übersetzung für brocha (http://www.wie-sagt-man-noch.de/deutsch-spanisch/brocha.html)

Das wär doch mal was ;)

LG :Kuss

Erich Kykal
10.01.2016, 12:15
Hi, Chavi!

Peinlich! Bitte entschuldige den Verschreiber!:o:Aua:o

Fängt eben auch mit "C" an ... :rolleyes:

Man sollte sich beim Schreiben eben nicht mit seinem Pinsel beschäftigen ...:eek::D:D

Lachende Grüße, eKy

Agneta
10.01.2016, 18:11
Lieber Erich,

nahtlos schließen diese Meisterwerke an deinen vorigen Zyklus an . Jetzt komm ich endlich dazu , mich ihnen in Ruhe zu widmen.
Am besten gefällt mir das Bild der Frau, demzufolge auch das Werk dazu.
Offenbar inspirieren Bilder unglaublich und schaffen dem Dichtenden Autoren, der die Stimmung in den Bildern aufnimmt, geniale Worte.
Das Bild des Friedhofes ist auch gut umgesetzt, fallen einem doch direkt die frohen Farben auf.
Die anderen Bilder haben eine auf mich schon fast dämonische Wirkung. Auch die Pferdehufe erinnern mich an den Teufel. Auch die beiden Koniferen wirken auf mich irgendwie dämonisch verzerrt. ich nannte sowas früher immer Zerrbilder. Sie wirken unglaublich düster in ihren Stimmungen. Nicht meins also.
Deine Werke dazu sind jedoch gut geschrieben. Die beiden Menschen mag ich mir auch nicht besonders gerne ansehen- du nanntest es "rachitisch"... dein Werk dazu abstrahiert sich stark und gefällt mir dennoch.

Ich wundere mich nur darüber, dass man Bilder fremder Maler in ein Buch einbinden darf. Muss man da eine Genehmigung einholen?
Insgesamt wieder ein Genuss, diesen Werken zu folgen:).
:Blume::Blume::Blume:
LG von Agneta

Erich Kykal
10.01.2016, 20:17
Hi, Agneta!

Vielen Dank für deinen Zuspruch!:)

Bei den Bildern kommt es darauf an, wie lang der Maler schon tot ist. Nach achtzig Jahren werden die Werke Allgemeingut und dürfen mit Quellenangabe gratis genutzt werden. Der "Lieblingsbilder(zyklus)" wurde ja von mir bereits 2012, zusammen mit 15 Katzensonetten, als Buch herausgebracht, unter dem Titel "Seltsame Sonette"
Bei einigen Künstlern gibt es allerdings Sonderregelungen, da muss man sich im Vorfeld erkundigen. Wie bei Künstlern, die noch leben oder noch nicht lang genug verschieden sind, muss man für den Abdruck dann bezahlen. Die Summe variiert mit dem Bekanntheitsgrad des Künstlers.

Zu meinem Glück haben meine bevorzugten Maler schon fast alle lang genug den Löffel abgegeben!;)

LG, eKy

juli
11.01.2016, 13:53
Windbraut ( Max Ernst 1927 )

ich bin nicht so der Analytiker, ich versuche es trotzdem.:)


Das Bildnis ist verstörend, mit aggressiven Tendenzen, das Rot, die klaren, krassen Formen. Es ist ein aufwühlendes Bild, voller Kraft.

Dein Sonett: du beschreibst das Bild mit einer Kraft, die in den ersten 2 S. das Verstörende, Kraftvolle beschreibt. In den letzten 2 S. wendest du deinen Blick, dem Sanfteren zu. Der Sturm/ die Windbraut wird milder, und endet versöhnlicher.

Beides zusammen ist gekonnt, lyrisch unnachahmlich ein Erich Kykal. Dieses Medium bietet sich für solche Projekte perfekt an, da ich gleich das Bild und deinen Text sehen kann.

Der Krieg

Das Bildnis ist ein kämpfender mit einer beilähnlichen Waffe, sehr marsialisch, bedrohlich und das in Schwarz Weiß. Die Konturen sind entgegengesetzt, und wirken um so mehr. Es ist nicht so mein Fall.

Dein Sonett ist, weil es ein ungemütliches Thema aufnimmt, schmerzvoll. Es beschreibt den Schlachtenwahn, das Brachiale und die Ohnmacht der Herzen eines einzelnen Menschen. Es gibt keinen Sieg, sondern nur Krieg!

Beides zusammen harmoniert, auch wenn es mir nicht gefällt. Dennoch muß man ja den Abgründen des Menschendaseins anschauen.


Adam und Eva ( Max Beckmann, 1917)

Das Bildnis zeigt Adam und Eva. Die Kontraste sind scharf. Sie stehe da nackt und bloß, jede Schönfärberei fehlt, das Bild ist eine Essenz. Nur die Blume im Hintergrund zeigt einen gelben Ton.

Dein Sonett ist für mich schwer zu durchschauen. Einerseits hält es sich an das Bild, an die harten Konturen. Du beschreibst das Entzauberte, das Schenken des Apfels, und die Sünde, die die Menschen ereilen wird. Vielleicht weiß ich auch einfach zu wenig von der Bibel. Aber auch:
Die gute Schlange, die das Denken lehrte,
erklärt zum Sinnbild er für das Verkehrte.
Sie wird die Büßer nie befreien können!

was ist damit gemeint. Es hinterläßt mich nachdenklich, und ich werde noch etwas in Büchern und im Internet stöbern.

Beides zusammen ist harmonisch, aber für mich auch verwirrend. Das liegt vielleicht auch am Thema, denn ich bin nicht so christlich.


Dame in grüner Jacke ( August Macke, 1913)

Das Bildnis ist sehr farbenfroh, und die Dame im Vordergrund, mit der grünen Jacke fällt mir sofort auf. Sie wirkt nachdenklich, und guckt zum Boden, so als wenn sie in sich schaut. Die anderen Menschen im Hintergrund sind Pärchen und mit sich selbst beschäftigt. Das Bild gefällt mir, weil ich Grün mag.

Dein Sonett beschreibt das Bild sehr genau. Mir gefällt dein Blick auf sie, und ihre innere Einkehr. Das Sonett gefällt mir bisher am besten.

In stiller Niederschau bereist sie leise

des eignen Blutes angestaute Bäche,
als wüchse sie im dauernden Verzichte
in etwas Reineres auf ihre Weise.

wunderschön!

Beides zusammen ist sehr harmonisch, es lädt zum Mitdenken ein. Zum Insichkehren und zum Spazierengehen. Es wirkt hoffnungsvoll und lebensbejahend.


Zypressen ( Vincent van Gogh, 1889)

Das Bildnis zeigt ein im Vordergrund stehende Zypresse. Der Himmel und der Baum und das Gras sind mit kreisenden Pinselstrichen gemalt. Es zeigt eine wilde natürliche Ernergie, Kraft und einen unbändigen Willen Natur körperlich zu empfinden.

Dein Sonett beschreibt die Leidenschaft, mit der der Maler dieses Bild gelebt hat. Die "Flammengarben" finde ich besonders gelungen. Auch dieses Sonett mag ich sehr.

Beides, wie soll ich anders sagen.... ich kann gar nicht anders: es harmoniert vortrefflich. Ich kann mich in den Dichter, wie auch in das Bild hineinfinden.

Arabischer Friedhof ( Wassily Kandinsky, 1909)

Das Bildnis zeigt einen farbenfrohen Friedhof. Die Konturen verwischen. Es sind aber Menschen zu erkennen, die den Friedhof besuchen, um dort Zeit zu verbringen. Im Gedenken an die Angehörigen.

Dein Sonett nimmt die Gedanken uaf, die einem kommen, wenn man auf einem Friedhof ist. Da du hier einen arabischen Friedhof beschreibst, ist es außergewöhnlich, denn der Glaube unterscheidet sich von unserer christlich geprägten Gesellschaft. Du wählst Worte, die das menschliche aller Glaubensrichtungen beschreiben. Das Farbenfrohe wirkt auf das Gemüt ein. Es ist keine Düsternis da, sondern das positve im Leben gehört auch mit zu Tod, so auch mit zur letzten Ruhestätte.

Beides zusammen, wirkt mutmachend, denn der Tod ist ja noch für Viele der Sensenmann, das Ende allen Lebens oder gar ein Schlußstrich. Du hast dieses farbenfrohe Bild gewählt, eine fremde Kultur und Worte gefunden, die mich mitwandern lassen. Sehr gerne gelesen

Lieber eKy,

Ich hoffe mit meinen kurzen Zeilen etwas zu deinem Projekt beizutragen, und werde diesen Faden mit Spannung verfolgen. Du bist sehr kreativ ich werde immer belohnt, wenn ich mich deinen Gedichten widme. Einige Bilder kannte ich gar nicht, aber ich bin ein neugieriger Mensch, und bereit mich auf Neuigkeiten einzulassen.

LIebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
11.01.2016, 14:05
Hi, Sy!

Vielen Dank für den ausführlichen Kommi!:Kuss

Bezüglich Adam und Eva:

Ich interpretiere das Bild anders als die Bibel. Für mich ist die Schlange die Stimme der Vernunft, die versucht, die naiven "Gotteskinder" mündig und eigenverantwortlich zu machen. Sie steht für Aufklärung und Humanismus.

Der Gott will aber lieber dumme Unterlinge, die ihm täglich huldigen und ihm die metaphorischen Füße küssen, deshalb behauptet er, die Schlange wäre Lüge und Sünde - ein Totschlagargument, das bei buchstabengetreu Gläubigen bis heute vortrefflich verfängt: Bloß nicht selbst denken müssen - nur "glauben", egal, wie längst widerlegt, abstrus oder hirnrissig das jeweilige Welterklärungsmodell sein mag!

So wird die Schlange zum Sinnbild des Bösen, und die nun denkenden Menschen verlassen zwar das "Paradies" des tierhaften Existierens, können sich aber von ihrer Gottesfurcht, ihrem Aberglauben nicht lösen und bleiben "sündhafte" Beter: Die Schlange konnte sie nicht ganz von ihrem herrschsüchtigen "Vater" befreien!
Es soll so manchen Menschen bis heute ganz ähnlich ergehen ... ;)

Scherz am Rande: Anderes Wort für Kontrollfreak? - "Gott"!:D

LG, eKy

Chavali
16.01.2016, 11:01
Servus, Erich,

bei der Fülle kann es passieren, dass man bei einem weiteren Kommentar erst einmal suchen muss,
welches Bild neu bedichtet wurde.
Anderer Vorschlag:
Was hältst du davon, das Einstelldatum deiner Texte anzugeben (viell. in Klammern) :confused:

Es sind jetzt schon so viele, dass ich es gar nicht mehr schaffe, alle einzeln zu erwähnen und zu besprechen.

Ich weiß nur, dass du es auf fantastische Art und Weise schaffst, Gemälde und Text zu verbinden.
Das ist großartig!

Ich bin gespannt auf dein Buch, das wird ganz sicher wieder eine Kostbarkeit werden.

LG Chavali

Erich Kykal
16.01.2016, 12:47
HI, Chavi!

Das mit dem Datum wäre eine gute Idee, stünde dem nicht mein ausufernder Perfektionismus entgegen:
Von den vorderen Sonetten weiß ich das genaue Entstehungsdatum nicht mehr, und ich würde mich nur dann damit wohl fühlen, wenn ich alle Sonette gleichermaßen datieren könnte.

Allerdings kann ich sie numerieren, wenn dir das eine Hilfe ist.

Vielen Dank für deine lieben Zeilen!:)

Eigentlich beschreibe ich immer nur die erstbesten intuitiven Gedanken, die mich beim Betrachten eines Bildes besuchen kommen.;)

LG, eKy

Chavali
17.01.2016, 13:18
Servus, Erich :)

die Numerierungen sind gelungen!
Das freut mich, bringt es mich doch in die komfortable Situation, auch einmal nur die Zahl zu nennen,
die man meint bei seinen Rückmeldungen :o

Und so drängt es mich, die Nr. 9 zu erwähnen: Ein Gemälde wie ein Foto! Detailreich und unglaublich präzise.
Dass ein Mensch so malen kann!

Dabei ist der Maler doch nicht sooo bekannt, oder?
Ich habe mir bei Tante Wiki noch einige andere Bilder von ihm angesehen, einfach fantastisch.

Zu deinem Text zum letzten Bild Nr. 14 kann man auch nur höchstes Lob aussprechen.


Lieben Gruß,
Chavi

Erich Kykal
17.01.2016, 14:07
HI, Chavi!

Erneut bedanke ich mich für deine Zeilen, du Treueste der Kommentatorenschaft!:Kuss:)

Ja, Monsted ist beinahe unbekannt. Er malte zu einer Zeit, als es noch keine Farbfotografie gab, so fand er seine Nische mit diesem exakten romantischen Realismus. Alle seine Arbeiten zeichnen sich durch diese fotografische Genauigkeit aus.

Auch von mir geschätzt (später kommen auch noch Sonette zu seinen Bildern) ist der hierzulande unbekannte Frits Thaulow, ein Zeitgenosse von Monsted, auch Niederländer. Er ist der Magier des spiegelnden Wassers! In den "Seltsamen Sonetten" findest du übrigens bereits mein Lieblingsbild von ihm.


Sonett 14 ist erst vor einer Stunde entstanden - da warst du aber fix!:D


LG, eKy

juli
18.01.2016, 11:51
Bordighera ( Claude Monet, 1884 )

Das Bild : es zeigt das Meer und eine Stadt, von oben betrachtet, der Blick ist durch Bäume hindurch. Es hat viele Blau - und Grüntöne. Sie sind sehr intensiv, und mit satten Pinselstrichen auf die Leinwand gemalt. Es erinnert mich an die Farben Italiens, ich war mal in Rom.

Dein Sonett: Es ist hoffnungsvoll, lebensfroh und gibt die sommerliche Atmosphäre sehr gut wieder, Es lädt ein dort Urlaub zu machen. Der Sommer lockt und ich weiß gar nicht welche Zeilen ich hervorheben soll, weil alle ein Genuß sind.

Beides zusammen, ich wiederhole mich gerne, ist wie aus einem Guß. Man merkt dem Dichter an, das er das Bild liebt.


Im Garten von Montmartre (Pierre-Auguste Renoir, 1896)

Das Bild, hier ist ein Wald mitten in einer Stadt gemalt. Es sind Spaziergägerinnen zu sehen. Das Bild ist leicht verwaschen, aber Farbenfroh. Der Sommer strahlt, die Sonne steht hoch.

Dein Sonett, gibt mir einen anderen Blickwinkel auf dieses Bild. Das leicht melancholische am Ende, gibt nochmals dem Denken eine neue Richtung.

jedoch in meinem wirklichen Beginnen
enteilt die Zeit, denn sie vergisst mich nie,
und ihren Klauen kann man kaum entrinnen.

Beides zusammen, fügt sich beim Leser zu einem neuem Kunstwerk zusammen. Es harmoniert, und fordert auf mehr zu lesen.


Ein stiller Teich (Peder Mork Monsted, 1890)

Das Bild, ich bin begeistert! Ist scharf wie ein Foto, sehr detailgenau und zeigt einen Weiher im Wald. eKy, gab es da schon Kameras? Das ist das schönste Bild von diesen Dreien hier! Ich gehe gerne im Wald spazieren, und es ist ein klarer Blick iun die Natur.

Dein Sonett, Du beschreibst hier sehr genau die Natur, die Bilder sind lyrisch wie:

beinahe schon dem Irdischen entrungen:

Der moosbegrünten, immerkühlen Erde,
den nahen Wassern, die ihr Bildnis zeigten,
wo lange Zweige sich dem Spiegel neigten -
und beides nährte doch ihr Wohl und Werde.

was rede ich, das ganze Gedicht ist ein Genuß. Besonders gefallen mir die letzten zwei Zeilen, weil sie zum Nachdenken einlädt.

Ein Stückchen Erde hat sich neu gewandet -
nur alte Bilder, die ein Gestern tragen.

Beides zusammen, auch hier bekomme ich einen anderen Blickwinkel. Zusammen zeigt sich die Genialität und Schlichtheit der Natur, die du mit klarem Blick auf den flecken Wald wunderbar beschreibst.


Die Reise zu denen Sonetten macht Freude. Ich schaue mir immer zuerst das Bild an, ohne dein Sonett zu kennen, so habe ich mein Bild vor Augen, und es ist immer interessant, zu lesen welchen Blickwinkel du einnimmst. Ich bleibe am Ball.:):Blume:

Liebe Grüße aus dem verschneiten Schleswig - Holstein sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
18.01.2016, 15:08
Hi, Sy!

Vielen Dank für deine ausführlichen Zeilen!:Kuss

Wie ich in meinem vorherigen Kommi hier schon erwähnte:

Ja, Monsted ist beinahe unbekannt. Er malte zu einer Zeit, als es noch keine Farbfotografie gab, so fand er seine Nische mit diesem exakten romantischen Realismus. Alle seine Arbeiten zeichnen sich durch diese fotografische Genauigkeit aus.

Hinzuzufügen wäre, dass er möglicherweise Schwarzweißfotografien als Vorlage benutzte, gesichert ist das aber nicht.

Wenn du seinen Namen googelst und "Bilder" anklickst, wirst du seine bemerkenswerte Kunstfertigkeit in vollen Zügen genießen können!:)


LG, eKy

Dana
18.01.2016, 17:20
Lieber eKy,

:Blume::Blume::Blume:

bin jetzt erst da - :o - aber ich finde mich belohnt.
Habe mir erst die Bilder der Reihe nach angeschaut, war bei einigen sehr angetan, bei anderen weniger.
Dann bin ich erneut zu jedem Bild "gegangen" und las das dazugehörige Sonett.
Es stimmt, was meine Vorgänger gesagt haben. Die Bilder gewinnen über die Sonette an "Intensität" und fordern zum wiederholten Anschauen an.
Die Wirkung ist enorm. Man wird regelrecht gefangen und kommt aus dem Staunen (das sich automatisch einstellt) nicht mehr heraus. Ich meine das Staunen für den Poeten, für die Kunst Kunst zu verdichten.

Für alle Bilder (auch die, die noch kommen) müsste es eine "Extra-Ausstellung" geben. Dein Buch sollte als "Kunstführer" dienen, das jeden interessierten Besucher verpflichtet, eines zu erwerben. ;)
Sonntags, als "Highlight" sollte ein Rezitator die Sonette gekonnt vortragen. Das wäre mal ein "Event" vom Feinsten.:Blume::Blume::Blume::Blume::Blume::Blume :

Noch etwas: Als ich hier eintauchte, beschlich mich als Kommentatorin ganz leise eine "Bangigkeit" ob der Menge und verflüchtigte sich von selbst.
Im Gegenteil, es hätte weiter gehen können.

Für ein treffliches großes Lob fehlen mir jetzt einfach die Worte. Ich hoffe Du erkennst sie zwischen den Zeilen.

Sehr gern gelesen, geschaut und bewundert.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
18.01.2016, 19:46
HI, Dana!

Vielen lieben Dank für das üppige Lob und den freundlich-begeisterten Zuspruch!:):Kuss

Es ist interessant: Was mich zumeist vom Dichten abzuhalten scheint, ist ein Mangel an würdiger Thematik, denn hat man ein bestimmtes Thema schon allzu oft bedichtet, verliert es irgendwann an Tiefe des Gefühls - das poetische Organ scheint die Bilder quasi abzunutzen!:eek:

Nun habe ich einen Weg gefunden, diesen Mangel an "Input" zu kompensieren: Ich suche mir im Internet Bilder, die mir gefallen, und schreibe meine spontanen Gedanken dazu einfach als Sonett nieder! Praktisch.;)

Vom Stil her übe ich keine Vorurteile, allerdings finde ich es recht schwer, über abstrakte Werke Gedichte zu schreiben - sie bieten in der Beliebigkeit ihrer Auslegung keine Geschichten, die tiefe Gefühle ansprechen.
Daher gibt es hier zumeist Werke der Landschaftsmalerei - meiner Naturliebe geschuldet -, des Im- wie des Expressionismus, eine persönliche Vorliebe, des Jugendstils nur, soweit es Klimt betrifft, und von van Gogh, der nirgendwo genau einzuordnen ist.

Ich hoffe, noch öfter hier von dir solch anheimelnde Labsal des Lobes zu lesen!;):Kuss

LG, eKy

juli
19.01.2016, 10:52
Rotes Haus im Park (August Macke)

Das Bild, da ist mir zu viel Rosa drinne, wäre ich in einer Ausstellung, würde ich daran schnell vorbei gehen, aber der tiefblaue Himmel gefällt mir sehr.

Dein Sonett, Oh, wie schön! Du fragst, wer in diesem Haus wohl wohnt! Und mir ist das grüne gar nicht aufgefallen. da kann man mal sehen, wie die selektive Wahrnehmung so ist. Die fragen, ob sich die Tür des hauses wohl öffnet, macht es spannend, der letzte Teil:

Wir wissen's nicht, wenn wir im Bild verharren,
so lasst uns glauben und die Wege gehen,
die uns zu Weisen machen - oder Narren.

macht uns nachdenklich.

Beides zusammen, läßt mich das Bild mit anderen Augen anschauen. Ein Genuß!


Der rote Weinberg in Arles (Vincent van Gogh, 1888)

Das Bild, zeigt viele Orangetöne, die Sonne geht auf oder unter, die Menschen sind in Blau gemalt, es sind Kontraste, am Rande sind Bäume am anderen Rand ein Fluß. Die Pinselstriche sind kraftvoll breit, die Farbe lebt auf dem Bild.

Dein Sonett, ah so, es ist ein Sonnenuntergang. Du beschreibst das Tagwerk, der Pflücker, die Einfachheit ihres Tuns, und die Unbedarftheit, das Unbekümmerte und baust eine Brücke zur Lyrik. Du sagst, sie werden wohl nie ein gedicht lesen, da sie nicht lesen können, und endest mit: es sind gerechte, jedoch verlorene gerechte, ich vermute mal, weil sie nicht lesen können, und die schönheit der Lyrik nicht zu spüren bekommen.

Beides zusammen, fügt sich wie ein Puzzle zusammen, auch hier verschmelzen Dichter und Bild, und es fügt sich zu etwas Besonderem, da es auffordert weiterzudenken.


Die weiße Katze (Franz Marc, 1910)

Das Bild, es liegt eine weiße Katze, auf einem gelben Kissen und einer roten Decke, sie ist dick und schläft tief. Da ich Katzenliebhaberin bin, sehe ich meinen eigenen kleinen kater, und er hat die gleiche Figur, nur ist er gestreift. Es ist der Schlaf der Gerechten. Wer die kleinen, unabhängigen mutigen Tiere kennt, weiß wie tief sie schlafen können. Meist an einem warmen plätzchen, so wie hier, mit etwas molligem, als Unterlage, beschützt von allen Widrigkeiten der Welt.

Dein Sonett, es klingt nach Liebe. Die Worte beschreiben eine tiefe Zuneigung zu diesen schmusigen Tieren. Sie schnurren und beruhigen, und weil es sie gibt, sieht die welt auch ganz anders aus. Ich lese aus diesen zeilen eine tiefe Zuneigung.

Beides zusammen, Ist eine Liebeserklärung an die Katze! Das hier ist eine Praline unter deinen Sonetten, weil es so liebevoll geschrieben ist.


Du schreibst mit einer Geschwindigkeit, die mich ahnen läßt, wer hier dichtet. Die Qualität ist sehr hoch!:Herz: Es bleibt ein Genuß. " Rotes Haus am Park war für mich eine überraschung.

Liebe Grüße aus dem verschneiten Schleswig - Holstein sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
19.01.2016, 14:45
Hi, Sy!

Du musst immer nur ein Sonett mehr kommentieren, als ich neu schreibe, dann hast du mich bald eingeholt!;):Kuss

Im Augenblick habe ich einen Rhythmus von 2 Sonetten täglich gefunden, aber das kann sich jederzeit ändern!

Vielen Dank jedenfalls, dass du dich jedem Werk einzeln widmest, und das mit Ausdauer - das hat bisher kaum jemand gemacht!:):Blume:

Weiterhin viel Freude mit meinen gereimten Gedanken!

LG, eKy

Agneta
20.01.2016, 10:43
Lieber Erich,

ich hatte mich gewundert, dass immer wieder Kommis auf diesen Thread kommen und stellte dann überrascht fest, dass du weitere Sonette zugfügt hast.
Ich finde das in einem Faden etwas unübersichtlich und es verleitet zum oberflächlichen Lesen. :)- darum werde ich mir deine wundervollen Sonette jetzt in Ruhe einzeln vornehmen, zumal mir die neuen Bilder, nach denen du gearbeitet hast, besonders gut gefallen. Die Expressionisten wie Macke und Marc sind meine Lieblingsmaler.
Darum sprach mich auch das Alte Haus besonders an.
Wunderbar hast du es geschafft über das Beschreibende zu einem philosophischen Ende zu kommen. Respekt.

Tipp:
"den Weg entlang. Wird er die Mühe lohnen.
Da würde ich persönlich eher "es" statt er nehmen.

Da ich mich so in das Bild vertieft habe, inspirierte es mich zu einer Ghasele. Werde sie einmal einstellen.

LG und ich schaue wie gesagt einzeln weiter von Agneta:Blume::Blume:

juli
20.01.2016, 14:18
Eine Frau im Garten (Pierre-Auguste Renoir, 1873)

Das Bild, zeigt eine Frau mit einem Sonnenschirm in einem farbenfrohen Garten. Die farben verwischen, die Konturen sind nicht klar, sie fließen. Es lädt zu Verweilen ein. Zeigt einen Ruhepol, und läßt Gute Laune aufkommen.

Dein Sonett, betont den Schatten, und das fast Verschwinden der Frau. Das Wort:
" Gartenbau" paßt da gar nicht rein. Aber das ist Ansichtssache. Die Themen Hell und Dunkel wechseln sich hier ab, und die letzte Zeile hinterläßt etwas Nachdenkliches.

Beides zusammen, harmoniert, bis auf das Wort " Gartenbau", aber das mag an mir liegen.


Mädchen unter Bäumen (August Macke, 1914)


Das Bild, zeigt Teenager, früher Mädchen, die miteinander spazierengehen. Sie erzählen von sich und genießen die sonne, das Farbenfrohe, und ihre Gesellschaft. Vielleicht reden sie über Jungs oder Männer, weil keine da sind.

Dein Sonett, ich habe nicht gelinst! Das Getuschel gefällt mir. Du denkst dich in die Jugend hinein und spannst einen Bogen, vom Teenagerdasein zum Erwachsenwerden. Das Gedicht hat eine Leichtigkeit und gibt das Bunte wieder.

Beides zusammen, paßt wie die Faust aufs Auge ( ich wollte mal was anderes sagen):D


Landschaft mit Kühen am Fluss (Frits Thaulow, um 1900)


Das Bild, erinnert mich an meine Jugend. Es gab da eine Au, an der ich unzählige Male gespielt habe. Wir haben kleine Schiffe gebaut, und sie um die Wetter schwimmen lassen. Die sonne war nicht so heiß, denn ma konnte jederzeit ins Wasser gehen. Die au war Kniehoch und die Wassergeschwindigkeit langsam. Auch standen Kühe an den anliegenden Koppeln, sie waren schwarz weiß, und strahlten Zufriedenheit und Gelassenheit aus. Das Bild gefällt mir ausgezeichnet gut!

Dein Sonett, erzählt von dem friedlichen Bild. Du spiegels einen Sonnentag, die gedanken dazu laden zum Wiederlesen ein. Es ist naturverbunden, aber nicht kitschig, heiter und endet mit dem Bach, wie er fließt. danach kann jeder seine gedanken weiterfließen lassen....

Beides zusammen, dadurch, das ich sehr persönliche Eindrücke von dem Bild habe, überrascht mich der Dichter, und bringt eine andere Seite ins Spiel. Ich kann mich auch dahineinfinden und bin begeistert, weil Beides so positiv ist.

Moin Moin eKy, da legst du aber einen vor Hut ab! Für mich ist es eine Reise der Überraschungen, weil ich die meisten Bilder nicht kenne.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
21.01.2016, 16:05
Hi, Agneta!

Ich mache es bei Zyklen oder Sammlungen gern so. Beim ersten Teil dieser Art, dem "Lieblingsbilder(zyklus)" ("Seltsame Sonette als Buch, dort sind dann noch 15 Katzengedichte dabei), gibt es hier mittlerweile 96 Kommentare und 7530 Hits. Das schafft kaum sonst ein einzelner Faden von nur einem einzigen Autor!;)
Am Anfang bekommt man vielleicht weniger Echo, weil viele es nicht wissen oder vor der Masse zurückschrecken, und nur sehr selten schafft es jemand, wirklich alle Sonette zu kommentieren (- du wärst glaub ich die dritte, denn Syranie ist gerade dabei), aber auf lange Sicht bekommt man mehr Leser.
Vorausgesetzt natürlich, der Faden hat erst mal eine gewisse "Basis". Wenn man Pech hat, versackt er mit vergleichsweise wenigen Lesern - beim Zyklus "Die sieben Todsünden" ist es mir beispielsweise so ergangen. Aber vielleicht war das Thema auch vielen einfach zu heftig ... :rolleyes:
Ab einer gewissen Anzahl von "Hits" wird das aber zum Selbstläufer, denn viele User und Gäste suchen nach "meistgelesen".



Hi, Sy!

Du bist ja fleißig dabei! Alle Achtung!:)

So manche der Bilder kannte ich selbst zuvor auch nicht (Den Fluss mit Kühen zB), aber ich lass mich auf der Suche nach neuen Eindrücken ab und zu durchs Internet treiben, und natürlich suche ich seit kurzem vermehrt nach Bildern für den neuen Zyklus hier. Dabei stöbere ich so manche Perle auf. Und auf die "Windsbraut" von Max Ernst hat GinTon mich gebracht, weil er vor mir ein Gedicht zu jenem Bild schrieb. Das Bild hat mich sehr beeindruckt, vor allem die Farbkombination Schwarz/Grau/Weiß/Rot.
Im Grunde war dieses Bild von Ernst der Auslöser dafür, dass ich beschloß, mich wieder dem Bedichten von Bildern zu widmen.



LG euch beiden!:)

eKy

juli
22.01.2016, 09:13
Moin Moin eKy,:)


Fischer auf See (William Turner, 1796)

Das Bild, zeigt die Nacht, oder ein Unwetter, denn der Himmel ist fast Schwarz. Ich lebe ja in einem Land, daß an beiden Seiten Meere hat. Die Ostsee ist meist gemäßigter, aber sie kann sich auch aufbäumen. Die Nordsee ist durch ihre Gezeiten bei Sturm sehr wild. Nur jahrhundertlange Erfahrung im Deichbau schützt den Menschen vor der Flutung.
Ich bin mal mit einem Schiff nach Helgoland gefahren bei Windstärke 8, das Meer gebärdete sich ungestüm, das Schiff fuhr in tiefe Täler und im nächsten Moment auf die Spitze der Wellenkämme. Viele haben die Fische gefüttert. Dabei ist Windstärke 8 noch gar nichts.
Hier sehe ich Fischerboote. Die Fischer riskieren Leib und Leben für ihren Fang, und reiten mit dem Sturm durch alle Höhen und Tiefen des Wassers. Der Mond, ich würde sagen, es ist keine Sonne, gibt dem Ganzen eine düstere Atmosphäre. Zeigt jedoch die Gefahr. Ich würde mir das Bild nicht ins Wohnzimmer hängen.

Dein Sonett, beschreibt die Gewalt des Wassers, die Wagnisse der Fischer, und deren Lebensende, weil sie Essen für ihre Familien fangen wollten.

eKy Zitat: Der volle Mond jagt Schatten durch den Äther, <<<< sehr poetisch!

Auch dieses Gedicht betont die Natur, die Wildheit, an der sich die Menschen messen. Da ich aus dem Norden komme gefällt mir das Gedicht sehr gut. Besser als das Bild!

Beides zusammen, wirkt auf den Leser, und läßt mitfühlen, in welcher Bedrängnis die Fischer sind. Es ist ein trauriges Gedicht und das spürt man. Wenn du auf Hallig Hooge bist, ist ein Gang zu der kleinen Kirche ein Muß, auch wenn du nicht christlich bist. Die Grabsteine der Fischer und Zu -See - Fahrenden erzählen wilde Geschichten vom Meer und den Menschen.


Seeschlangen I (Gustav Klimt, 1907)

Das Bild, zeigt zwei Frauen, die schlang sind. Das ganze Bild ist in die Höhe gestreckt, und die Schlangheit wird dadurch noch überhöht. Sie sind nackt und schlafen, oder ruhen. Sie liegen sehr nah beeinanderer, schmiegen sich. Die Farben sind in Ocker gehalten, Beige, zartem Gelb. Am unterem Rand ist ein Fisch zu erkennen. Über beide Frauen windet sich zart eine Ranke mit Blättern. Ich habe dieses Bild vorher noch nie gesehen....

Das Sonett, beschreibt ein Zuneigung zweier Frauen, die sich gefunden haben und sich Halt geben. Es beschreibt liebevoll, gleitet nicht ins Obzöne, es ist schlicht und doch ergreifend. Beide Frauen beschützen sich gegen die " kalte Welt" vielleicht gegen eine Gesellschaft, die sie noch nicht so akzeptiert.

Beides zusammen, da mir der Stil sehr fremd ist, bin ich auf den Gedicht angewiesen. Und beides zusammen wirkt harmonisch und bereichernd. Mir gefällt der vorurteilslose Blickwinkel.


Wassermühle (Frits Thaulow, 1892)


Das Bild, zeigt eine im Hintergrund liegende Wassermühle, das Wasser davor beinhaltet 3/4 der Bildfläche ( ich habe geschätzt, gefühlte 3/4 !) Das ist ein Bild mit dem ich etwas anfangen kann, weil da so viel Wasser gemalt wurde. Es zeigt sanfte Bewegungen, Licht und Schatten sind zart. Der zweck ist sofort klar. Es ist da, um das Rad der Mühle zu bewegen. Es ist pure Kraft!

Das Sonett, beschreibt ein Rückblende, sehr poetisch. Das Gedicht mag ich sehr, ich habe es nicht vermutet. Es sind die Gedanken eines Jungen.

Beides zusammen, ist besonders. Das Bild wird noch schöner durch dein Gedicht!


Ich wünsche dir einen schönen Tag und liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
22.01.2016, 10:20
Hi, Sy!

Die "Fischer auf See" sind aus der Frühphase Turners, als er noch nicht so verschwommen impressionistisch malte.


Bei den "Seeschlangen" (die Mädchen sind offenbar Nixen oder haben einen Schlangenleib von der Hüfte abwärts) ist es - zumindest in meinem Gedicht - der Fisch, der die Zuneigung der Mädchen bewacht. Es könnte sich aber auch um Mutter und Tochter handeln.


Thaulow ist ein Meister der Darstellung fließenden Wassers, in dem sich der Himmel spiegelt! Kaum einer konnte das so naturnah, all die Dynamik und Bewegtheit der Oberfläche und der Lichtbrechungen perfekt in Öl bannend!
Seine Bilder beschwören immer Kindheitserinnerungen in mir, denn als Knabe war ich unheimlich von Wasser fasziniert! Solche Bäche zogen mich nachgerade magisch an, und immer reizte es mich, Dämme zu bauen, Kaulquappen, Molche, Unken, Kröten, Frösche, Flusskrebse und Ringelnattern zu fangen, die es in meiner Kindheit noch in großer Zahl dort gab. Natürlich ließ ich sie alle hinterher unverletzt wieder frei!


LG, eKy

Agneta
22.01.2016, 11:06
Diesmal habe ich mich mit " Der Dame mit grünem Hut" beschäftigt.
Die Rolle der Aussenstehenden ist deutlich. Du hast das fast "liebevoll" poetisch umgesetzt in "Verzichte".
Durch den Verzicht bleibt sie rein, unschuldig, vom Oberflächlichen bewahrt.
Sehr schön geschrieben, lieber Erich.:Blume::Blume:
Wie letztes Mal auch inspirierte mich das Bild auch zu einem Gedicht.
:)
LG von Agneta

Agneta
22.01.2016, 19:53
jetzt habe ich mir einmal den stillen See vorgenommen. Ja, es geht eine wundersame Stimmung von diesem Bild aus. Das Vergangene, das Morbide , das du in deinem Sonett wunderbar eingefangen hast, lieber Erich.
Ich persönlich sah weniger das Morbide, sondern eher einen gewissen Zauber, allerdings erst , als ich mich näher und länger auf das Bild eingelassen habe.
Mit Bildern ist es so wie mit Lyrik, aller Kunst eigentlich. Jeder sieht (liest)etwas anderes.
Schönes Sonett wieder!:Blume:
LG von Agneta

Erich Kykal
22.01.2016, 22:47
Hi, Agneta!

Vielen Dank für die 2 Kommis!:)

LG, eKy

juli
25.01.2016, 10:37
Hallo eKy:)



Die drei Alter der Frau (Gustav Klimt, 1905)


Das Bild, ich kann damit nichts anfangen, die Körper sind zu hinfällig, es ist scheint so als seien sie in einem Fluß. Ich würde sagen: Alles ist im Übergang.

Dein Sonett, gibt mir Hilfe zu Interpretation. Es zeigt die Endlichkeit auf. Es sind Gedanken, wohin werden wir gehen, wenn wir nicht mehr leben. Ein Blick auf das Lebenskonto, und es wirft die Frage auf, was werden wir sein, wenn wir keinen Körper mehr haben. Da bleibt viel Spielraum für ein Kopfkino übrig. Das finde ich gut.

Beides zusammen, nachdem ich dieses Bild gesehen habe war ich ein wenig ratlos. Das mag an mir liegen, weil ich keinen Zugang fand. Dein Text dazu rückt Beides zusammen, und liest mich über das Lebensende und das danach nachdenken.


Blauer Fuchs (Franz Marc, 1911)

Das Bild, ist farbenfroh, die Fläche jeder einzelen Bildfarbe ist groß, und es zeigt in unnatürlichen farben, einen ruhenden Fuchs. Es strahlt eine Heiterkeit aus weil es viele Rot - Orange - und Gelbtöne gibt. Der BLAUE Fuchs kontrastiert und fällt dadurch richtig auf. Es gefällt mir sehr gut. Es macht Mut zu Malen und erinnert an Kinderbilder, die frei Farben und Formen mischen. Es zeigt ein Stück Natur die lebensfroh ist und gleichzeitig beruhigend wirkt, weil der Fuchs so lieb schläft. Vielleicht bin ich auch zu naiv.

Dein Sonett, beschreibt den Fuchs, klingt fürsorglich und mir gefällt es ausgesprochen gut! Du hast ein Händchen für die Natur und Tiere! Nein, es soll keine Jagd geben, und der Fuchs soll in Ruhe weiterschlafen und träumen. Es ist auch ein Hauch Lebensweisheit drinne.

Beides zusammen, harmoniert sehr schön, läßt mich mitempfinden, läßt mir meine eigenen Gedanken, und ist friedvoll. Das mag ich!



Waldgebet (Egon Schiele, 1915)

Das Bild, zeigt für mich Glaubensstämme. Es sind Kreuze zu sehen, Jesus, und das an braunen hochwachsenden geschnitzen Stämmen. Es wirkt auf mich verwirrend, vielleicht weil es mit Glauben zusammen gesehen werden will.

Dein Sonett, bringt mich dem Bild ein wenig näher. Zeigt deine Gedanken zu den Altären, und hinterläßt mich nachdenklich, weil es sich um Geheimnissvolles handelt. Das mag an dem Thema liegen, der Standpunkt wird klar.

Beides zusammen, erschließt sich mir wenig, das liegt am Maler, sein Blick ist so wirr, und das Thema bleibt für mich ein Rätsel. Aber weil es mein Rätsel ist und nicht deine Gedanken, die hier klar durchblicken.

Auf einer Überraschungsreise grüßt sy


:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
25.01.2016, 11:09
Hi, Sy!

Danke für deine Gedanken!

Zum Geleit:

1) Es gibt in der griechischen Mythologie die drei Moiren, stellvertretend für die Hauptlebensalter des Menschen: Jugend, Reife, Alter

Sie weben das Schicksal aller Menschen und durchtrennen zuletzt die Lebensfäden.

Klimt greift dieses Thema in abgewandelter Form auf, indem der sich auf Frauenbildnisse beschränkt und aus der Jugend ein Kind macht.


3) Schiele malte hier nach der Natur. Früher fand man oft solche "Waldheiligtume", Orte, denen man besondere Kraft oder Wirkung andichtete.
Meist waren es früher heidnische Feierplätze, die christianisiert wurden.
Man stellte Kreuze auf oder baute Kapellen dort.
Wenn Menschen an solchen Orten Heilung oder Besserung erfuhren (oder es sich einbildeten), brachten sie zum Dank oft Votivgaben an jene Stellen. Über die Jahre sammelten sich so viele kleine Kreuze und Täfelchen mit Dankesschriften oder Heiligenbildern an.

So einen Ort hat Schiele gemalt.


LG, eKy

Agneta
26.01.2016, 09:25
diesmal das Füchsschen von Marc, lieber Erich.
Anrührend und zart hast du das Tierchen dichterisch gemalt, beschützt von der Natur, gejagt von den Menschen. Rührt mich an, zumal wir einmal hinten im Garten einen Wurf Füchsschen hatten. Sie sahen aus wie kleine Hunde, so niedlich. :Herz:
Sehr gerne habe ich das gelesen.
LG von Agneta

Chavali
26.01.2016, 09:31
Servus Erich,

das macht ja hier tolle Fortschritte :)
Ich habe mir alle Bilder angesehen und die Texte dazu gelesen.

Es sind alles sehr gute Werke geworden - wie kann es auch anders sein ;)

Mir fällt es schwer, etwas herauszugreifen, aber das Füchslein gefällt mir auch, Bild wie Text dazu.

Auch die Landschaftsmalereien 15 und 16 - wildes Meer und die Kühe am Fluss sprechen mich an.
Sehr schön verdichtet und gern gelesen.

Lieben Gruß,
Chavi

juli
26.01.2016, 11:27
Der Nachtmahr (Johann Heinrich Füssli, 1802)

Das Bild, zeigt eine junge Frau, die unbequem auf einem Sofa liegt. Auf ihrer Brust hockt ein teufelsähnliches Tier, zwischen dunkelbraunen Vorhängen, oder ist es die Wand, schaut ein Ross auf die Frau. Die Augens des Rosses sind weit aufgerissen, es wirkt bedrohlich und gehetzt. Vor dem Schlafengehen würde ich mir dieses Gemälde nicht anschauen, denn es hockt sich auf menschliche Urängste. Es entspringt einem Albtraum. Die Frau auf dem Sofa kann dem nicht entrinnen. Ein grausiges aber faszinierendes Bild.

Dein Sonett, beschreibt die Szenerie. Das Wort " Drud" ist mir nicht bekannt. Das Bedrohliche steigerst du, das Nichtentrinnen Können. Die Worte erschaffen auch ohne das Bild eine bedrohliche Atmosphäre.

Beides zusammen, wirkt, auch wenn man weggucken möchte, hypnotisiert es. Die Dämonen kennt wohl jeder schon in seinen Träumen, hier verbindest du das Bild mit dem Wort.


Bauernhäuser (Paul Gauguin, 1880)

Das Bild, ist von einer hohen Position gemalt, es könnte der Blickwinkel eines Schornsteinfegers sein. Der grüne Grundton gibt ihm etwas Warmes. Es lädt zum innerem Zwiegespräch ein. Das Weite gibt ein Gefühl der Freiheit und etwas Behagliches.

Dein Sonett, zeigt einen anderen Blickwinkel auf. Daran habe ich nicht gedacht. Aber klasse! In Zeiten der Kommunikationsflut, auch ich kann mir ihr nicht entziehen, sind so freie Dächer ein Luxus. Ja, du hast recht, früher wurde man angesprochen. Ich lebe auf dem Land, hier ist es noch so, daß ich meine Nachbarn kenne. Aber in Zeiten von facebook, Twitter und Konsorten gilt nicht mehr, das fünf Freunde genügen, oder auch weniger, denn sie sind auch da, wenn du MIST baust und sagen dir von Angesicht zu Angesicht was los ist. Dein Gedicht ist hier eine Überraschung!

Beides zusammen, fügt die moderne Kommunikation und grüne freie Dächer zu einem neuen Blickwinkel.



Bauerngarten mit Kruzifix (Gustav Klimt, 1911)

Das Bild, zeigt ein Kreuz mit Jesus in einem wilden Wald, oder einem verwilderten Garten. Die vielen bunten Blumen rahmen das Kreuz ein. Es lädt zum Nachdenken ein, über die Leichtigkeit des Lebens, die Natur, den Glauben und über den Tod.

Dein Sonett, belohnt das Anschauen des Bildes. Es sinniert über die Vergänglichkeit, klagt nicht an, sondern ist eingebettet in Bildern die Vergebung und Verzeihung senden.

Beides zusammen, läßt mich einen anderen Blick auf einen Kruzifix werfen. Hier gibt es sie kaum. Hier gibt es auch Dörfer ohne Kirchen, die Friedhöfe sind manchmal weit weg. Und die Kultur des Beerdigtseins wird immer vielfältiger, so bunt wie die Menschen gelebt haben. Gedicht und Bild fügen sich wunderbar zusammen.

Ein klein wenig Frühling schaut hier um die Ecke. Liebe Grüße aus dem sonnigen Schleswig - Holstein sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
26.01.2016, 18:24
Hi, Agneta!

Danke für den Kommi. "Füchschen" hat bei dir 2mal ein "s" zuviel - Zufall?;)
"Füchslein" klingt übrigens ohnedies besser ... :D



Hi, Chavi!

Auch dir vielen lieben Dank für deinen Beitrag!:)



Hi, Sy!

Drud oder Drude:

Druden (auch Trut, Nachtmahr oder Walriderske) sind in altdeutscher Vorstellung eigentlich Jungfrauen und Priesterinnen, nach deutschem Sagentum insbesondere auch auf spezielle Art besessene Frauen, deren Geist eine Drude abspalten kann, manchmal zu gewissen Zeiten wohl auch abspalten muss. Sie gehören zu denjenigen Wesen, die an der Wilden Jagd teilnehmen.

In der Fabellehre wurden aus ihnen übermenschliche weibliche Wesen, die auf den Menschen wie Elfen, Albe oder Hexen heilsam oder verderblich einwirken können. Dieses Einwirken scheint sich oft darin zu äußern, dass sich die in Form eines alten hässlichen dürren, aber sehr schweren Weibes abgespaltenen Druden des Nachts in das Zimmer eines Mitmenschen begeben. Dies geschieht auch durch Tür- und Fensterritzen und Schlüssellöcher und ist nur durch Zauber-Ausübung oder Zauberzeichen zu verhindern. In dem Zimmer setzen sich die Druden dann auf die Brust des Mitmenschen und ‚besitzen‘ diesen. Eine Frau, die diesen Drudenfluch ausüben muss, weiß davon, verheimlicht dies aber vor ihren Mitmenschen. Eine mit dem Drudenfluch belastete Frau kann sich von diesem nur befreien, wenn ihr jemand ein sehr zahmes und wichtiges Haustier zur Verfügung stellt, das diese dann besitzen kann, so dass dieses zu Tode kommt. Unter anderem das Zauberzeichen Drudenfuß, auch Drudenkreuz genannt, soll gegen sie schützen. Der Ursprung dieses Zeichens liegt der Sage nach im vogelartigen Fußabdruck eines Druden.[1] Der Drudenfuß war im Mittelalter auch als Steinmetzzeichen gebräuchlich.

Ebenfalls abwehrende Wirkung sollten sog. Drudensteine (auch Hühnergott genannt) haben, welches Kieselsteine mit einem natürlichen Loch, dem sog. Auge sind. Diese wurden zur Abwehr mit einem Band oder einer Schnur im Dachstuhl des Hauses aufgehängt. Drudensteine lassen sich z. B. in Flüssen und in größerer Zahl z. B. an Englands Südküste finden. Das Auge entsteht meist durch Auswaschung von Kalkadern in härterem Gestein.

Das sogenannte Drudenmesser hat auf seiner Klinge neun Halbmonde und Kreuze eingestanzt. Es heißt, dass man eine Windsbraut zum Herunterfallen bewegen könnte, indem man dieses Messer bei dem plötzlich entstehenden Wirbelwind hochwirft.

Die Druden können, ähnlich den Alben, verschiedenste Formen annehmen, wie zum Beispiel eine Feder, Rauchwolke, Hummel, Schlange oder Kröte. Früher gab es auch den Glauben, dass unter sieben Töchtern eine Drude sein müsste, genauso wie unter sieben Söhnen einer ein Werwolf wäre.

Der Begriff Drude geht auf das mittelhochdeutsche Trute oder das gotische Trudan zurück, was so viel heißt wie treten oder stoßen. Im Alpenraum wurde deswegen aus der Trude die Stampfe oder auch romanisiert Stampa. Das bairische Wort Truderer für einen Zauberer gehört etymologisch ebenfalls hierher.

Drudenfuß:

http://2.bp.blogspot.com/-jcWDjrKzebY/UlSiIuLCitI/AAAAAAAAAJE/DnGPH4k_PoE/s320/pentagramm-elem.gif

Druden:

http://www.daniel-schwamm.de/cmd/alles-fliesst/incubus.jpg

http://www.ufos-co.de/news_artikel/htdocs/uploads/img458cbecc9ea9b.jpg

https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/18/0d/13/180d1398fa5e88e2a868547b90990a23.jpg

http://www.abedeverteller.nl/wp-content/uploads/2014/03/goyanightmare.jpg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/92/Harpij_-_I.I_Schipper_1660,_graveur_Matthius_Merian,_naar_ J.Jonstons'_%22Naekeurige_Beschryvingh_van_de_Natu ur%22.jpg/220px-Harpij_-_I.I_Schipper_1660,_graveur_Matthius_Merian,_naar_ J.Jonstons'_%22Naekeurige_Beschryvingh_van_de_Natu ur%22.jpg

Vielen Dank für den Kommi!:)


LG, eKy

Agneta
26.01.2016, 18:37
:eek:seh isch jetz erst... GGG Mir sin jo he im Rheinland, nä...:D
Aber echt, ich werde alt. Jetzt schreib ich schon so wie ich spreche.:eek::D
GGG von Agneta

juli
27.01.2016, 09:48
Hallo eKy,

Das ist ja interessant! :)

Danke für deine ausführliche Erklärung. Ich habe mir auch deine Links angesehen. Natürlich habe ich den Drudenfuß schon einmal gesehen. Geist, Wasser, Feuer, Erde, Luft sind mir bekannt. Ein Steinmetzzeichen im Mittelalter. Ich muß, wenn der Frühling kommt, und die Veranstaltungen losgehen, zum Mittelaltermarkt gehen. In Eutin, Husum, Schleswig ( in der Nähe liegt Haitabu) oder Lübeck gibt es welche.

Hühnergötter sammle ich selber. Hier gibt es Kiesgruben in denen man sie finden kann. Auch ich habe sie auf ein Band gezogen, ohne zu Wissen, das es eine Bedeutung hat, und sie im Haus und im Schuppen aufgehängt.

Und auf mich kann sich niemand setzen, denn ich habe ja einen Kater und einen schwarzen Schäferhund.:D:Aua:D

Auf Drudenmesser werde ich beim nächsten Besuch des Mittelaltermarktes achten.:)

Von den 7 Töchtern und 7 Söhnen habe ich gehört, daß da einer dazwischen ist, der ANDERS sein soll, aber es ist Halbwissen, und ich wußte nicht WIE anders.;)

Du hast mir das Wort sehr anschaulich erklärt, und mich neugierig gemacht. Wie schon gesagt, hier in der Nähe kann man auf Mittelaltereise gehen. Das werde ich tun.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Agneta
27.01.2016, 10:03
das ist ja eine interessante Sache, ihr beiden , mit den Druden. Wieder was gel:)ernt.
ich selbst mag solche Dämonenbilder nicht. Bekomme ich Albträume.
Das Gedicht dazu ist sehr intensiv geschrieben. Springt einen genauso an wie das Bild.
Das ist das Waldgebet schon versöhnlicher geschrieben.
Da kann ich besser schlafen.
Ein bisschen mythisch, aber nicht ganz so bedrohlich wie das Bild.
Beides sehr gut gemacht, lieber Erich.:Blume::Blume:
Lg von Agneta

juli
28.01.2016, 14:16
Birkenwald im Herbst (Gustav Klimt, 1903)


Das Bild, zeigt Birkenstämme im Herbst. Das Weiß - Schwarze setzt sich deutlich zum braun der Blätter ab. Der Blickwinkel ist auf die Stämme und die Wurzeln gerichtet. Es sind nur Birken. Das Gemälde erinnert mich an Finnland. Als Jugendliche war ich mit einer Freundin da, und wir haben in einem Birkenwald nach Pilzen gesucht. Damals hatten wir keine Ahnung vom Pilzesuchen, aber den Todesmut der Jugend. Wir haben nach einem kleinen Bilderführer für Pilze unsere Favoriten ausgesucht. Es gabe Sterne für Pilze nach Geschmack. ***** Sterne waren die Besten, das ist wie bei den Köchen. Die Birken haben etwas freundliches, sie haben kleine Blätter und lassen Licht auf den Boden fallen. Die Rinde fällt einem sofort durch das Kontrastreiche auf.

Das Sonett, ist ein wunderschönes Naturgedicht! Es läßt mich teilnehmen an den Farben, dem Kraftschöpfen aus den Wurzeln. Es ist ein Vorfreude auf alles Kommende. Es macht Hoffnung.:Blume::)

Beides zusammen, bewirkt, daß man das Gedicht sofort nochmal liest, weil es so aufbauend ist. Sehr schön!


Blaue Artistin (Ernst Ludwig Kirchner, 1914)


Das Bild, zeigt Trapezkünstlerinnen, die über andere schweben. Sie sind in blaugrün gemalt, auf fast gelben Untergrund. Die Hautfarbe ist leicht roselila. Die Frauen wirken vertraut.

Dein Sonett, spricht von der Leichtigkeit und der Arbeit, die sich diese verschworene Gruppe erarbeitet hat. Es ist finde ich künstlerischer als das Bild. Das Ende überascht, die Nachdenklichkeit, weil nichts in uns für immer überdauert.....

Beides zusammen, erschließt die Zirkuswelt aus einem besonderen Blickwinkel. Es harmoniert. Besonders finde ich diese Zeile gut: "des ganzen Daseins, was wir sind und waren"


Lieber eky,

Dein Blickwinkel überascht mich immer aufs Neue. Hier finde ich das Birkenbild und das Gedicht besonders poetisch.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
28.01.2016, 15:46
Hi, Sy, Agneta!

Der Drudenfuss oder lateinisch das Pentagramm ist ein viel älteres Symbol als ein mittelalterliches Steinmetzzeichen. Diese haben es bestenfalls verwendet, aber es ist Jahrtausende alt, ein Überbleibsel aus viel älteren Religionen. Im Volksglauben hilft es gegen böse Geister, wenn eine Spitze genau nach oben weist. Im umgekehrten Fall ist es ein Symbol der Teufelsanbetung, wobei die nach unten gerichtete Spitze für den Bart des Teufels steht, die beiden oberen für die Hörner. Die katholische Kirche hat, als sie die alten Religionen verdrängte, versucht, wo immer möglich den alten Glauben zu diskreditieren und ins Dämonische zu ziehen. Alte Kraftplätze wurden mit Kapellen oder Kirchen überbaut und die alten Symbole im wahrsten Wortsinne "verteufelt"!
Beim Pentagramm ist dies nicht GANZ gelungen: "Richtig herum" ist es ein Schutzzeichen geblieben.



Hi, Sy!

Bei der Artistin glaube ich, hier wurde nur EINE Artistin dargestellt, in einer Vielzahl ihrer Posen, sozusagen die ganze Vorstellung auf einmal, wie übereinander gelegte Standbilder - eine Spielart des Kubismus, hier auf Expressionismus übertragen.
Ich versuchte dies auch im Text anzudeuten. Offenbar ist das aber nicht so deutlich rübergekommen.:(

Vielen Dank für Kommi und Lob!:)

LG, eKy

juli
29.01.2016, 11:17
Hey eKy,

Weizenfeld unter Gewitterwolken (Vincent van Gogh, 1890)

Das Bild, erinnert mich an die Holsteinische Schweiz. Es ist ein Sommertag, das Getreide ist fast reif, es schimmert schon gelb in dem grün. Das Auge kann weit schweifen, der Himmel ist satt, es kündigt sich ein Gewitter an. Die Pinselstriche sind breit, es ist ein durch die Höhen und Tiefen der Farbe ein erkennbares Ölgemäde. Sehr schönes Bild.

Dein Sonett, beschreibt das sich ankündende Gewitter, die Ängste und das Hoffen das die Ernte verschont bleibt. Es läßt mich mitfiebern. Ein Moment der Zweifel und der Hoffnung.

Beides zusammen, bereichert sich. Du führst die Gedanken, die dem Sehenden beim Anschauen des Bildes weiter. Das Gewitter und das Meer von Getreide daunter. Beides Natur, dein Sonett endet mit den Finsternissen, und der Leser kann seine eigenen Gedanken weiterspinnen...



Seeschlangen II (Gustav Klimt, 1907)

Das Bild, zeigt, wie bei Seeschlangen I, zwei nackte Frauen. Es ist ein erotisches Bild unverfänglich und bieten dem Anschauenden genügend Spielraum sich seine eigenen Gedanken zu machen. Ich bin da unvoreingenommen.

Dein Sonett, gibt deine Gedanken wieder, es ist Poesie, die ich nicht bewerten möchte, aber sehr sinnlich. Es ist ein Männergedicht.


Beides zusammen, ist sehr persönlich. Der Blick in andere Gedanken zeigt auch andere Sichtweisen auf. Interessant!

Liebe Grüße aus Schlewig - Holstein sy

:Blume::Blume::Blume:

juli
02.02.2016, 09:37
Hallo eKy,

Ich sehe, du warst wieder kreativ, und es warten schöne Bilder und Sonette auf mich.:)


Die Brücke (Egon Schiele, 1913)


Das Bild, zeigt in erdtonfarben eine Holzbrücke, die über eine Fluß führt. Rechts auf dem Fluß ist ein Schiff zu erkennen, das farblich mit einem etwas kraftigeren Rot oder Oker ins Auge fällt. Der blaue Schuppen auf der anderen Seite des Ufers, zieht auch magisch an. Das Bild strahlt Ruhe und Wärme aus, es zeigt das Verbindende.

Dein Sonett, ist ein melancholisches Werk. Du fragst wohin die Brücke wohl führt, und wer die Brücke wohl gebaut hat, und zeigst die Befreiung eines Menschen auf, der sein Schicksal, daß aus Stillstand besteht hinter sich läßt. Besonders berührend fand ich diese Passagen:

Ach, Brücke, führe mich aus diesen Landen,
die jede Lebensfreude nur betrüben,
als wäre kein Erlebnis mehr vorhanden

als nur der Trott durch eine weite Leere,
ein stumpfes Grau, das hüben wie auch drüben
die Sinne quält mit seiner stillen Schwere.

Sehr gerne gelesen, weil es so auswegslos erscheint.

Beides zusammen, gibt einen neuen Blickwinkel, und läßt mein Denken auch in andere Richtungen schweifen.



Winter (Jose Clemente Orozco, 1932)


Das Bild, zeigt ältere Männer, die einen langen Mantel anhaben, auch tragen sie Hüte, sie gucken auf die Erde, oder gehen. Das Bild ist in Grautönen gemalt. Es erinnert mich an den Film "MOMO", ich weiß nicht, ob du ihn gesehen hast. Dort sind es solche grauen Männer, die Zigarretten rauchend, die Zeit stehlen. Ich glaube ich bin naiv.


Das Sonett, ja richtig! Das sind die grauen Männer, Wirtschaftsbosse, Mafiagehirne, Hausverwalter, Bankenbosse und wie sie alle heißen! Du läßt vor meinen Augen einen kleinen Film laufen, in der die Männer befragt werden: von welcher Art ihr Frosten sei. Ich bin begeistert. Das Sonett gefällt mir, weil es hinterfragt, und der Schluß ist auf meiner Welle. Die Männer haben eine Menge an Herzlichkeit verloren.

Ist es das Wetter, sind es kalte Herzen?
Je nun, es bleibt doch letztlich einerlei -
sie frieren einsam wie gelöschte Kerzen.

Beides zusammen, ist eine Überraschung, weil das Bild so trist ist, und man gar nicht hingucken möchte, und das Sonett die Szene hinterfragt. Das Ergebnis läßt mich zustimmend nicken. Und ich werde mir das Bild und das Sonett nochmals anschauen. Klasse!:Blume::Kuss


Auch dieses Mal wurde ich belohnt. Ich dachte zunächst "huch", war sind das denn für Bilder? Aber deine Worte dazu und die Poesie läßt mich gerne daran teilnehmen....

Liebe Grüße aus dem verregneten und stürmischen Schleswig - Holstein sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
02.02.2016, 12:12
Hi, Sy!

Vielen Dank für deine Gedanken!:)

Ich schreibe über Bilder, die mich beeindruckt haben - das bedeutet nicht, dass es "schöne" Bilder sein müssen! Sie müssen etwas aussagen, etwas in mir auslösen, eine Geschichte erzählen!
Es kann also gut sein, dass einige davon hässlich, brutal, grausam sind. Das sagt nichts über ihren künstlerischen Wert aus, nur über den persönlichen Geschmack des jeweiligen Betrachters.
Am schwersten tu ich mich mit abstrakten Bildern - die lösen einfach keine Lyrik bei mir aus, auch wenn sie mir sehr gefallen, wie zB. die Arbeiten von Hundertwasser.:rolleyes:


LG, eKy

juli
05.02.2016, 10:29
Hallo eKy,

.....das verstehe ich, daß du auch über nicht so " schöne " Bilder schreibst. Ich finde das interessant! Außerdem ist man ja auch kein Gedichtecomputer, der schreibt auf einen Fingerschnipp. Wenn Szenen berühren, dann führen sie auch zu Worten ,zu inneren Bildern, die dann in Worten, bei Dichtern, Farbe bei Malern oder Formen bei Bildhauern umgesetzt werden. Das ist Kunst.:Herz::Blume:

2012 war ich in Köln auf einer Ausstellung, die genauso im Jahre 1912 ausgestellt wurde. Es waren auch Bilder von van Gogh dabei. Es ist überwältigend die dreidimensionalen Farbstriche im Tageslicht zu sehen. Die Farbenpracht beeindruckt nachhaltig. Leider habe ich kein gutes Namensgedächnis, und ich weiß nicht mehr die Bilder zu den Malern. Abstrakte Kunst beeindruckt mich auch. Ich glaube ich muß mir mal mehr Bilder anschauen. Künstler die Wasser malen, das Meer und Schiffe haben es mir auch angetan. Hundertwasser mag ich auch. Die vielen bunten Häuser. Ich weiß ein paar wurden von Architekten gebaut, da frage ich mich, ob Farben und Formen das Leben verändern. Sicher wohl.:)

Liebe Grüße, ich wünsche dir den Frühling sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
05.02.2016, 19:21
Hi, Sy!

Dein sonniges Gemüt strahlt aus allen deinen Zeilen!:)

LG, eKy

Dana
07.02.2016, 16:36
Lieber eKy,

herzlichen Dank für einen ganz besonderen Genuss.:Blume:

Habe wieder Bild um Bild betrachtet und mich danach mit dem jeweiligen Sonett erneut darin vertieft.
Du vollbringst damit eine "gute und lehrreiche Tat".:Kuss Ich empfinde es als heranführen an Künste. Sie werden in Bild und Wort dargeboten und als Leser und Betrachter "vergleicht" man, ob die eigenen Empfindungen sich dem Jeweiligen nähern, übereinstimmen oder gänzlich auseinander driften. Darin liegt für mich auch eine ganz eigene Spannung.
Ich habe einst (vor zig Jahren) oft in Bildbänden geblättert, weil ich einen Onkel darum beneidet habe, dass er über ein Bild den Maler erkannte. Bei Deiner Darbietung fällt mir im Nachhinein auf, dass es damals seltenst um die Wirkung, den Eindruck eines Gemäldes ging. Es war eher ein Wetteifern (Punkten) im selbsdarstellenden Allgemeinwissen.
Hier, bei Dir, ist es anders. Hier zeigst Du, wie Lyrik auch angewandt werden kann. Selbst der Kommentaraustausch ist interessant und vermittelt ganz nebenher neues (für mich) Wissen.

Ich weiß nicht, ob Du Bob Ross kennst. Auf You Tube zeigt er auf, wie "einfach":D das Malen ist. Ich habe Stunden darin verbracht - am Ende aber nur gestaunt. (Ebenso über das Zeichnen).

Was ich sagen wollte:

Ein imponierender Faden, den Du hier führst. Wunderschöne Sonette.:Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
07.02.2016, 18:05
Hi, Dana!

Vielen Dank für deine Gedanken!

Die "pädagogische" Wirkung ist ein netter Bonus, aber nicht beabsichtigt. Ich fasse nur spontane Eindrücke in gefällige Worte, ohne Anspruch auf korrekte Deutung und meist ohne Wissen über der Künstler tatsächliche Intentionen, Ansprüche oder Absichten.

Natürlich kenne ich Bob Ross. Er starb 1995 an Hautkrebs, davor war er Amerikas beliebtester Fernsehmaler. Seine eher impressionistisch vereinfachten Naturdarstellungen liegen in der Tradition von Bierstadt, Richards oder Moran, die am Ende des 19. Jhdts die amerikanische Landschaftsmalerei bekannt machten:

William Trost Richards - https://www.google.at/search?q=thomas+moran&biw=1600&bih=760&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwia06KDnebKAhUi7nIKHSCCAbQQ_AUIBigB#tbm= isch&q=william+trost+richards

Thomas Moran - https://www.google.at/search?q=thomas+moran&biw=1600&bih=760&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwia06KDnebKAhUi7nIKHSCCAbQQ_AUIBigB#

Albert Bierstadt - https://www.google.at/search?q=thomas+moran&biw=1600&bih=760&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwia06KDnebKAhUi7nIKHSCCAbQQ_AUIBigB#tbm= isch&q=albert+bierstadt


Sie waren Vertreter der "Hudson River School" - https://de.wikipedia.org/wiki/Hudson_River_School

Bob Ross hat viel von ihnen in seiner simplifizierenden Technik kopiert und einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ich schau mir seine Sendung öfter mal auf ARD-alpha an: Sa 18.30, So 12.15, wochentags im Nachtprogramm.

LG, eKy

juli
08.02.2016, 14:16
Hallo eKy,

Akrobat und junger Harlekin (Pablo Picasso, 1905)


Das Bild, zeigt einen Harlekin und einen Akrobaten. Beide schauen sich an. Es ist kein direkter Blick, es ist eher vertraut und scheu. Ich stelle mir vor, sie sind in einer Pause. Und genießen ihre vertraute Zweisamtkeit. Die außergewöhnlichen Berufe scheißen beide um so mehr zusammen. Die Figur beider ist schlank, fast hager. Farblich überwiegt das Blaugrau, zartes Rosa, als Kleidungstück des Arkrobaten ist ein Hingucker, ebenso die Kleidung, des jungen Harlekins.

Dein Sonett, beschreibt die Seele eines Künstlers, der seinen Zuspruch durch das Puplikum erhält. Der, wenn er für sich alleine ist, oder in Gesellschaft von Mitstreitern, sein wahres Gesicht zeigt. Melancholisch und nachdenklich.

Beides zusammen, zeigt mir einen anderen Blickwinkel. Die Zirkuswelt hat zwei Gesichter, und hier wird die Intimität zweier Künstler beschrieben.



Mutter und Kind (Pablo Picasso, 1905)


Das Bild, zeigt eine Mutter mit ihrem Kind. Die überwiegende Farbe ist Oker. Das Blau der Kleidung von dem Jungen fällt sofort ins Auge, und das Beide voneinander abgewandt sind. Ein Teller mit Essensresten steht unverrichteter Dinge auf dem Tisch. Sie haben einen nachdenklichen Blick. Traurigkeit und Leere fordern zu eigenen Gedanken auf. Es könnte auf einen großen gemeinsamen Kummer hinweisen, aber ebenso nur um eine Kleinigkeit gehen.

Das Sonett, führt meine Gedanken weiter. Es beschreibt wunderbar poetisch die Leere, die sich in ihrer beider Seelen befindet. Es läßt aber noch genügend Spielraum für eigene Ideen übrig.

Beides zusammen, erzählt eine Geschichte, die von Melancholie und Leere erzählt. Die körperliche Anwesenheit, aber innere Abkehr wird deutlich. Ein stilles Zwiegespräch in das sich eine Mutter, die Kinder hat gut hineinversetzen kann.


Die beiden Bilder kannte ich schon, aber hier durch deine Sonette veränderte sich mein Blickwinkel. Sie waren für mich eine Bereicherung.:):Blume:

Liebe Grüße aus dem sonnigen Schleswig - Holstein sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
08.02.2016, 15:59
HI, Sy!

Ich schätze Picasso eigentlich nur in seinen frühen Phasen, als er - wie hier - noch weitgehend gegenständlich malte. Seine späteren Werke sind mir - so gut sie auch sein mögen - zu zerstückelt, und zwar auf eine ruhelose, nachgerade aggressive Weise in Form- und Farbgebung, die meinem Auge keinen Frieden gönnt, keine Einkehr oder Vertiefung. Umso inniger und tiefer seine Frühwerke aus der blauen und der rosa Phase!

Vielen Dank für deine eingehenden Gedanken!:)

LG, eKy

juli
10.02.2016, 10:54
Hallo eKy,

Ich habe mir Picassobilder angeschaut. Die Blaue Phase erscheint mir trist und düster, weil Blau die überwiegende Farbe auf der Bildoberfläche ist. Rosa finde ich gut. Er hat auch ein zartes Rosa gewählt und meist Frauen porträtiert, nun ja das hat er bei den Blauen auch gemacht, aber es ist ja Geschmackssache: ich mag die Rosanen.

Ein Bergbach (Thomas Moran, 1869)

Das Bild, ist ein kraftvolles Bild! An der linken Seite stürzt ein Bach in die Tiefe, meine Augen wollten von dem Moment nicht weichen. Der Himmel berührt die Felsen, ein bizarrer Baum ist an die Felsen geklammert. Die Wolken weisen auf ein Unwetter hin, das Zartrosa vermischt sich mit vielen Grautönen. Ich habe solche Landschaften in Schweden gesehen. Beeindruckend! Es ist ein Bild in dem man die Kraft der Natur erkennt, aber auch das Alles zusammen wirkt. Den Maler kannte ich gar nicht.

Dein Sonett, gehört zu meinen Lieblingsgedichten!:Herz: Umwerfend. Es spricht für sich selbst. Du beschreibst die Schönheit und Widerstandsfähigkeit eines Baumes, und die dazugehörenden Faktoren, die Überleben sichern. Sehr poetisch!

Beides zusammen, schafft beim Leser das wohlige Gefühl mittendrinne zu sein. Ein Spaziergang durch die wilde Natur. Das Bild und dein Sonett harmonieren sehr.


Hausengel (Max Ernst, 1937)

Das Bild, oh, wenn man hier einen Engel vermutet.... es ist die "Wildheit" pur. Eine surrealistische Figur kommt auf den Sehenden zu. Sie ist mit vielen Rottönen und starken Kontrasten gemalt. Der Kopf ist ein Totenschädel, vielleicht eines Tieres. Am Fuß des Engels hängt eine gefährliche grüne Kreatur, die viele Zähne hat. Der Hintergrund wirkt fast wie deplatziert, ein Schönwetterhimmel. Im Traum möchte ich der Gestalt nicht begegnen, auch frage ich mich, warum wurde er " Hausengel" genannt? Es erinnert mich an die Verkleidungen das Fassenacht in Bayern, dort gibt es auch Teufelsmasken, damit wird der Winter vertrieben.

Dein Sonett, führt diesen Tanz, dieses Stürmen weiter. Es wühlt auf, und gibt dem Surrealistischem Worte. Finde ich auch klasse! Es gibt dem Wahnsinn Worte, und damit verliert das Bild ein Stück von dem Schrecken, den es auslöst.

Beides zusammen, wirkt wie ein neues Kunstwerk. Beides ist füreinander eine Bereicherung. Dein Gedicht verleiht der Farbe, dem wilden Dämonischen Worte, und führen weiter beim Lesenden zu eigenen Worten.....

Hier hast du zwei sehr verschiedene Bilder bedichtet, Beide gemeinsam hast du bereichert.
Ich habe sie mir gerne auf dieser Reise angeschaut. Bis bald.:Blume::)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
10.02.2016, 11:31
Hi, Sy!

Erneut großen Dank für deine vertiefende Beschäftigung mit den einzelnen Werken!

Bei Picasso bevorzuge ich die blauen Werke, einerseits wegen der größeren inhaltlichen Schwere, andererseits aus einem relativ profanen Anlass: Ich habe - aus völlig unerfindlichen Gründen - eine tiefe Aversion gegen die Farbe Rosa!:Aua:rolleyes: (Pink ist link!:p)


Moran ist ein Vertreter der amerikanischen "Hudson River School", wie ich weiter oben erwähnte (Der Kommi mit den Links zu den Bildern), die viele "perfekte" realistische Landschaftsmaler hervorbrachte, aus deren reichem Fundus sich später ein Bob Ross bediente, um das Malen einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen.


LG, eKy

Chavali
10.02.2016, 15:25
Lieber Erich,

besonders gut gefallen mir dieses Mal Der Hausengel und Der Wald, sowohl als Bild wie auch als Text.

Ich lese jedes deiner Sonette und alle sind meisterlich, die es wohl verdient haben, in einem weiteren Buch
zusammengefasst zu werden.

Wieviel schreibst du noch in diesem Faden und wann kommt das Buch raus?


Übrigens lese ich auch alle Antworten - besonders die von syranie.
Ich finde es toll, wie sie sich damit auseinander setzt :)


Lieben Gruß,
Chavi

Erich Kykal
10.02.2016, 16:16
Hi, Chavi!

In diesem Faden sollen es, wenn möglich, einhundert Sonette werden, aber mindestens 70, das Buch wird entsprechend um die 140 bis 200 Seiten haben.
Ich habe mir kein Zeitlimit gesetzt, aber bis zum Sommer soll das Werk vollendet sein.

LG, eKy

juli
11.02.2016, 10:27
Lieber eKy,

Der Wald (William Trost Richards, 1868)

Das Bild, zeigt eine Lichtung, die Sonne hat einen fleck mitten im Wald gefunden, wo sie mit ihren gelben Tönen, das grün verändert. es gibt sehr viel grün in dem Bild, die Blätter haben etwas Beschützendes. Es ist ein Laubwald, in dem man wandern möchte, der zur inneren Einkehr einlädt, zum Schweifen der Gedanken, aber auch zur genauen Beobachtung.

Dein Sonett, beschreibt die Schönheit der Natur. Du hast dafür Worte gefunden, ich möchte das nicht näher erklären, es ist feinste Lyrik.

Beides zusammen, ist ein Genuß der Sinne. Menschen, die den Wald lieben, werden von dem Bild und dem Gedicht angezogen.



Die Schlucht "Les Peiroulets" (Vincent van Gogh, 1889)


Das Bild, ist ein Aufwühlendes, die Pinselstriche sind voller Emotionen, die Farben Blau, Türkis, Grün ein wenig Braun, zeigen eine Schlucht, der Fluß verschwindet faßt in dem Bild, doch hat er die Schlucht geschaffen. Der Himmel mit seinem Himmelblau scheint am oberen Rand und gibt dem Bild das Licht, denn es sind keine Wolken vorhanden. Im Fernsehen habe ich solche Bilder gesehen, es war in Nepal. Dort wurde ein Schulweg in einer Schlucht gezeigt. Die Wildheit des Bildes gefällt mir. Stil wie auch das Motiv.

Dein Sonett, auch hier bin ich hin und weg! Welch wunderbares Beschreiben der Wildheit, der Veränderung, und den steten Wechsel des Lichts.....

Beides zusammen, zeigt eine große Liebe zum Maler und zur Natur.

Meine Lieblingsfarben sind Rot und Blau. Aber auch Grün, ich kann mich gar nicht entscheiden.:p:D

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:


Hey eKy,

Massaker in Korea (Pablo Picasso, 1951)

Das Bild, erinnert mich an einen immerwährenden Krieg, den Menschen führen. Schutzlos s stehen Frauen, Schwandere ,Kinder Kriegern mit Waffen gegenüber. Das Leben ist nichts mehr wert. Die Farben sind Grautöne und im Hintergrund gibt es grüne Flächen. Doch die im Vordergrund stehenden Menschen, ziehen die Blicke des Betrachtenden auf sich. Die Kämpfer sind in ihren Rüstungen namenlos, sie werden eins mit der gewalt.

Dein Sonett, beschreibt die Ohnmacht Krieg und Gewalt, es nimmt die Düsternis auf, die das Bild transportiert. Dein Sonett nimmt einen ganz anderen Gesichtspunkt in den Mittelpunkt:


Das Bild schlägt dem Gewissen eine Wunde -
es findet wieder ein Gemetzel statt!
Und doch - dass man sich darauf konzentriere,

verhindert ein Detail im Vordergrunde,
weil jener vorderste der Füsiliere
ganz offenbar zwei rechte Füße hat.

Das habe ich erst jetzt gesehen. Es lenkt aber nicht von der Dramatik der Szene ab.

Beides zusammen, wird zu einer neuen Kunst verwoben. Das Thema ist ja kein Freundliches. Aber es weckt den Leser und fordert zum genauen Schauen auf.


Liebe Grüße sy


:Blume::Blume::Blume:

Agneta
13.02.2016, 17:32
Es ist mühsam, die Werke so zu kommentieren, lieber Erich und zu switschen zwischen der ersten Seite und dem Kommentar.
Will es noch einmal versuchen:
Beeindruckend finde ich

21 Waldgebet
Ja, es gibt diese Plätze, Lichtungen, alte heilige Orte, die eine gewisse Faszination haben, als wäre „ da was“. Was wissen wir schon, wir Menschen?

32 Mutter mit Kind. Sehr pointiert hast du diese Kälte im Gedicht umgesetzt. Es gibt ja solche Mütter, die ihre Kinder nicht lieben können, Schwangerschaftsdepression heißt das wohl. Das fiel mir dabei ein. Eine Qual für beide, die dein Werk spüren lässt.

33 Der Bergbach, auch dies fesselnd- die letzte Zeile ist sehr stark. Die Erhabenheit…ein guter Abschluss. Schönes Sonett!


30 Winter Sehr gelungen, diese in sich erstarrten Menschen, im letzten Satz als Kerzen zu sehen. Die erloschen sind. Klasse!!

Diese vier gefallen mir sprachlich und vom Inhalt her am besten, was sich nicht unbedingt auf die Bilder bezieht. Ich lese die Sonette eigentlich immer zuerst und schaue mir dann das Bild an.

Wie du ja schon bemerkt hast, mag ich die am liebsten, die einen philosophischen Abschluss haben und über die Beschreibung des Bildes hinausgehen.
LG von Agneta

Erich Kykal
13.02.2016, 21:38
Hi, Sy!

Zum Koreabild: Dich mag dieses Detail nicht stören - ich hingegen kann kann nicht hinsehen, ohne dass es mir ins Auge springt - und zwar schmerzlich! So ein Schnitzer, und das von einem Picasso!
Interessanterweise wirkt die Gestalt durch diesen Fehler sogar präsenter in ihrer Pose - bis man den Fehler bemerkt! Dann fühlt man sich bei jedem Anschauen wie gegen den Strich gebürstet!
Offenbar bin ich einer, der mit derlei Unkorrektheiten nicht leben kann!:Aua:rolleyes: Nenn mich pingelig, aber sowas stört mich ungemein, deshalb war es mir auch wichtig, das im Sonett nicht unerwähnt zu lassen! Leider gefällt mir das Bild dennoch, es ist ungemein ausdrucksstark, gerade weil es nicht so stark abstrahiert wie das bekannte "Guernica" - man fühlt intensiver mit, wo man sich mit besser erkennbaren Gestalten stärker identifizieren kann!

Hi, Agneta!

Danke für dein Feedback! Auch ich habe so meine "Lieblinge", bei anderen Autoren wie auch bei den eigenen Werken. Interessant zu lesen, nach welchen Kriterien andere auswählen.


LG, eKy

Agneta
14.02.2016, 09:41
eure Diskussion über das Korea-Bild hat mich neugierig gemacht. Und ich habe mal etwas recherchiert, weil ich zwar Picasso als Maler nicht mag, dennoch aber denke, dass ein so Großer nichts ohne Bedacht malt, also auch keine zwei rechten Füße. Die Aussagen über seine Intention, das Bild zu malen, sind widersprüchlich.
Manche beziehen es auf den Koreakrieg als Anklage gegen Amerika. Die Zeit online schreibt etwas Interessantes, denn meine Interpretation ginge eher dahin, dass zwei rechte Füße von einem, der den größten Schritt nach vorne macht, also die treibende Kraft ist, eher gegen rechts, also gegen Nationalsozialismus protestieren. Picasso war Kommunist und hat auch politisch gemalt.
Was die Zeit online schreibt, ich zitiere es im Folgenden, würde dies bestätigen:

"...Auch wird er ermüdend oft bei politischen Veranstaltungen als Aushängeschild benutzt und unlängst wurde ihm ein „realistisches“ Bild ‚,Massaker in Korea“ abverlangt. Picasso selbst will dies Werk nur als Friedenskundgebung aufgefaßt wissen, etwa in dem Sinne, daß im modernen Krieg Frauen und Kinder mitleiden. Die kommunistische Parteipresse deutet hingegen die Soldatengruppe darauf als „feudale Faschisten“, deren „reaktionäre Einstellung“ äußerlich durch Ritterhelme gekennzeichnet werde, mithin als Symbol der UNO-Truppen....".

Interessant ist dein Faden also auf jeden Fall, lieber Erich, enn man schaut sch Blder an, die man sich sonst nicht anschauen würde und macht sich Gedanken dazu.

LG von Agneta

charis
14.02.2016, 10:57
Lieber eky,

Ich wollte nur einmal anmerken: Ich beeindruckt von deiner schöpferischen Kraft, bin aber überfordert von der Fülle. Mir fehlt einfach die Zeit, mich wirklich auf jedes einzelne Gedicht einzulassen. Also ich hoffe, dass ich mich einmal wirklich konzentriert durchlesen werde und dann auch einen überlegten Kommentar liefern kann.

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal
14.02.2016, 16:00
Hi, Agneta!

Die treibende Gestalt auf dem Bild ist der Kommandant mit dem Schwert ganz rechts, der den Befehl zur Erschießung gibt. Die Figur mit den rechten Füßen ist nur der vorderste der Soldaten und deshalb in pathetischer Pose dargestellt, um Dynamik zu suggerieren.
Wahrscheinlich hat Picasso das Bild nicht wirklich gern gemalt - wie du schriebst, es wurde ihm "abverlangt" - und sich deshalb nicht intensiv mit den Details beschäftigt. Wer ein Leben lang malt, schöpft aus einem riesigen Fundus von Techniken und Möglichkeiten, wählt aus vielen Versatzstücken seiner Kunst und stellt rasch mal etwas zusammen, vor allem wenn es sich um eine lästige Verpflichtung handelt, derer er sich rasch entledigen will.
Wahrscheinlich steckt nicht mehr dahinter.
Die "metallische" Darstellung der Soldaten soll m.E. nur das Martialische, Gewalttätige unterstreichen sowie die Anonymität jener, die sich ihrer gern bedienen, wenn es um solche Taten der Entmenschtheit geht (ich war ja nur Befehlsempfänger, Rädchen im Getriebe, musste gehorchen - bin somit nicht verantwortlich für mein Handeln!). Die Gewehre sind auch abstrahiert und erinnern fast eher an Feuerwehrspritzen.
Diese Darstellung nun einer bestimmten Gesinnung zuzuordnen (Kommunisten oder Nato) ist ebenso absurd wie verräterisch - in diesem Bild ging es nie um Politik, nur um die Darstellung dessen, was Menschen einander antun oder überhaupt zu tun bereit sind, um ihrer "Idee" zu dienen - sei sie nun, wie sie sei!


Hi, charis!

Vielen Dank für deine Lobesworte! Lass dir nur Zeit! Hier gibt es keine Deadline für lyrischen Genuss!;):D


LG euch beiden, eKy

juli
15.02.2016, 10:32
Lieber eKy,

Landschaft (Edgar Degas, 1892)

Da ich weder spezielle Kunstkenntnisse besitze, rede ich hier einfach mit meinem Laienauge weiter....
Ich sehe es so, es ist "eine Ausstellung der besonderen Art".

Das Bild, zeigt ein Tal, der Himmel ist blau ohne Wolken, die Ebene hellgrün, es befinden sich viel Wege dort. Am Hintergrund zeigen sich sanfte Berge. Sie verschwimmen mit dem Himmel. Im Vordergrund stehen hellgraugrüne Felsen, sie berühren den Himmel, und wirken standhaft. Die Farben sind zart, sie verschwimmen, es ist ein Sommertag, das Licht ist gelbdurchflutet.

Dein Sonett, beschreibt die hervorragenden Felsen. Deine Reime " Zähne" "Pläne" lassen normalerweise keine Naturbeschreibung vermuten, aber so wie das hier steht, fügt sich das Ganze zu Felsen, schweift in die Zeitgeschichte, und endet verblüffend mit der Aufforderung, das Bild um 90 Grad zu kippen. Das erinnert mich an meine Kindheit, wo der Spieltrieb noch überwiegt, und der Spaß an der Freunde groß ist. Perspektiven werden zum Abenteuer. Mann kann hier auch die inneren Perspektiven meinen. Und der letzte Teil, des Sonettes ( liest sich komisch) erklären einen Teil des Blickwinkels. Das danke am Ende finde ich klasse.

Beides zusammen, erinnert daran manchmal eine Meinung von verschieden Standpunkten zu betrachten. Verschiede Perspektiven führen zu anderen Meinungen, und vielleicht ändert sich ja auch das Leben. Manchmal reicht eine winzige Drehung eines Bildes.


Forsthaus in Weißenbach am Attersee (Gustav Klimt, 1912)


Das Bild, zeigt einen Innenhof, das Forsthaus hat Holzfenster, und ist mit Efeu berankt. Bunte Farbtupfer strahlen, es sind Blumen auf den Fensterbänken. Blumen. Clematis, Stockrosen an der linken Seite vermitteln einen lebensfrohen naturverbundenen Stil. Die überwiegende Farbe des Bildes ist Grün, in den verschiedensten Schattierungen.

Dein Sonett,vermittelt das Frohe. Es erinnert daran, das das Leben einen Gegenpol zum Dunklen haben muß. Die Atmosphäre wirkt entspannend.

Beides zusammen, hebt die Farbe Grün hervor, mit bunten Farbtupfen. Es ist eine Augenschmaus für die Seele. Und erinnert daran, sich Zeit zu nehmen, um zu schauen, wie die Natur die Welt malt.
:Blume::)



Liebe Grüße, hier liegt Schnee auf dem Gras. sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
16.02.2016, 19:34
Hi, Sy!

Ich weiß nicht, ob du das Degas-Bild in Gedanken gedreht - und vor allem, ob du den "richtigen Eindruck" dadurch bekommen hast!:D Deine Beschreibung deutet nichts Diesbezügliches an. Bist du also so eine holde Unschuld - oder verschweigst du nur dezent damenhaft das allzu Augenfällige?;)

Vielen Dank für deine Eindrücke!:)

LG, eKy

juli
17.02.2016, 09:14
Hallo eKy,

Ich habe nicht mal in Gedanken gedreht. Das ist so, als wenn der Fahrlehrer: biegen sie nach links sagt, und die Fahrerin fährt nach rechts. Das andere Links:D Fazit: Blindfisch, Bild wie auch Sonett.

So, ich dachte, ich stehe auf einer Schneeoberfläche, aber es ist ja ein zugefrorener See:cool::rolleyes::D:Aua:Aua

gelacht, und gedreht.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Degas zz zz zz


Selbstbildnis mit Lampionfrüchten (Egon Schiele, 1912)


Das Bild, hat einen weißen Hintergrund, und das Porträt fällt besonders ins Auge. Es zeigt einen jungen Mann, mit einem ausdrucksvollem Mund und Augen, die den Betrachtenden nicht genau anschauen, sondern Zurückhaltung an den Tag legen. Die schwarze Jacke bildet einen guten Kontrast zu dem weißen Hintergrund. Die Gesichteszüge sind kräftig gemalt, die Konturen jedoch gut zu erkennen. Die Blumen sind Lampionfrüchte, knallrot, und lenken den Blick vom Menschen ab. Der Junge Maler guckt skeptisch scheu, die Haare sind lockig, er wirkt intellektuell. Er guckt so, als wenn er ein Gespräch wünscht, und gleichzeitig seine Ruhe haben möchte. Eine Erwartung ist zu spüren.

Das Sonett, erzählt mir mehr von dem Maler, es ist lyrisch, macht neugierig, und gibt die Stimmung des Bildes sehr gut weiter. Die Zerrissenheit, des jungen Menschen, die Kreativität wird spürbarer. Ich gucke mal im Internet: Egon Schiele.

Beides zusammen, verbindet sich zu einer neuen Einheit. Es macht Lust auf mehr.


Felsige Landschaft (August Macke, 1914)


Das Bild, zeigt eine bunte Felsenlandschaft. Sie ist mit bunten kräftigen Farben gemalt, die gleichermaßen stark sind. Der Blick richtig sich auf den Gesamteindruck. Besonders gefallen mir die oben am Rande stehenden Kakteen. Die kleine Kirche inmtten der Felsen ist ein Sinnbild dafür, das hier Menschen leben. Das Farbenfrohe erinnert an den Sommer.

Das Sonett, gibt die imposante bergige Landschaft wieder, und regt an über Landschaft und Menschen nachzudenken. Es sendet auch die Ideen des Dichters, der an der Vielfaltigkeit der Landschaft teilnehmen möchte, und auch teilnimmt, aber der auch weiß das es andere Ideen gibt. Wie Gedichte sammeln, Ideen sammeln, Gedanken weitergeben, Gedichte schreiben.

Beides zusammen, verbindet Gedichtkunst, Malerei, und das sich Gadankenmachen über Menschen und Landschaft.

Auch, wenn ich manchmal daneben liege, das macht nichts, ich gucke hier sehr gerne und wandere an den Sonetten und Bildern vorbei....

Liebe Grüße aus dem kalten sonnigen Norden sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
17.02.2016, 13:36
Hi, Sy!

Tröste dich, du liegst ausgesprochen selten daneben!:Kuss;):Blume:

LG, eKy

Falderwald
17.02.2016, 17:03
Servus Erich,

du meine Güte, 46 Sonette seit dem 06. Januar, sag mal, hast du nix anderes zu tun? :D;):)

Nein im Ernst, das ist gewaltig und es erschlägt mich ja fast.
Mehr als zwei kann ich momentan auch nicht aufnehmen (habe aber die Hälfte schon mit Gemäldebetrachtung durch ;)).

Sowohl die "Windsbraut" als auch "Der Krieg" sind sehr surreale Gemälde, wobei das erste meines Erachtens viel schwerer in Worte zu fassen ist, das zweite hingegen ziemlich furchteinflößend auf mich wirkt.

Bei der "Windsbraut ist es dir auf jeden Fall gelungen, ihre Gewalt und Macht zu vermenschlichen, denn genau wie der Sturm und Drang eines Menschen, werden auch ihre Kräfte irgendwann in und an der Welt zerbrechen.

Im Gegensatz dazu steht der unmenschliche "Gott des großen Schritts", der Menschen nur für seine Zwecke benutzt und für nichts und wieder nichts sterben lässt. Natürlich gibt es keine Götter, aber eben menschliche Ungeheuer, welche diese Dogmen für sich erwecken und ihnen erliegen.
Aber auch jene und ihr Wille sind vergänglich.


Das hat mir in diesem Sinne gut gefallen, ich finde, du hast die beiden Bilder sehr gut umgesetzt.
Meine Hochachtung für deine Kreativität, ich komme demnächst wieder...:)


Sehr gerne gelesen und kommentiert...:)


Lieeb Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
17.02.2016, 17:24
Hi, Faldi!

Schön, dich nach 46 Sonetten hier begrüßen zu dürfen!;)

Zu tun hab ich genug, und gesundheitlich bin ich nicht eben topfit, aber wenn ich mir mal eine Aufgabe gestellt habe, beiße ich mich fest und lass nicht locker, bis ich zufrieden bin.
Gerade gestern habe ich nach ein paar Tagen Pause gleich 4 Sonette hintereinander geschrieben, Nr. 43 - 46. Das ist auch für mich außergewöhnlich, vor allem, weil sie mir sehr gut gelungen erscheinen!

Interessanterweise ist es GinTon und seinen "Worten zur Kunst" zu danken, dass ich erneut beschloss, Bilder zu bedichten, denn normalerweise interessiert mich etwas "schon mal Gemachtes" nicht mehr genug, um es noch einmal zu versuchen.
Ausgerechnet das von ihm ausgesuchte Bild von Max Ernst, die "Windsbraut", inspirierte mich erneut, denn es beeindruckte mich sehr und löste das Bedürfnis aus, es selbst zu bedichten, was auch geschah. Dieses Sonett ist demgemäß die Nummer Eins in der Reihe.

Diesmal sollen es 100 Sonette werden. Erinnerst du dich an die kulturelle Sendereihe "100 Meisterwerke"? Ihr will ich lyrisch nacheifern.


Ich freue mich, dass ich dich beeindrucken konnte und harre deiner Wiederkehr!:)

LG, eKy

juli
18.02.2016, 12:52
Hallo eKy,

Landschaft mit Bauernhaus und Wildbach (Andreas Achenbach, 1865)

Das Bild, 1865 zeigt eine bergige Landschaft mit einem Bauernhof.Es ist eine Reise in die Vergangenheit. Das Haus wirkt alt, das Dach hängt durch und ist mit grünem Moos überwachsen. Der Schornstein raucht, das heißt, es ist warm und es wird etwas zu Essen gekocht. Die Landschaft um das Haus herum, ist grün. Auf der nahegelegenen Wiesen bleichen Frauen große weiße Wäschestücke. Der Bach, der am Haus vorbeifließt, ist zahm. Leichte Wirbel bei Steinen und Untiefen lassen ein freundliches Gegurgel vermuten. Die Szene der Frauen ist frielich, sie tief mit der Abeit und in der Natur versunken. Der Himmel ist bewölkt, aber die Sonne lugt zart durch.

Dein Sonett, bestätigt die Schönheit des Himmels. Und Sonnentage ermöglichen das Bleichen des Linnens. Du beschreibst das Haus:

Das schlichte Haus, gealtert durch die Zeiten,
wirkt fast erhaben und dadurch berechtigt,
wie selbstverständlich sich ins Bild zu fügen,

dabei läßt du die Armut außer acht, aber in dem letzten Teil deines Sonettes, erzählst du:
Das der Kennerblick, die Schönheit dieses Ortes wahrnimmt, und die Zufriedenheit der Menschen die im Einklang der Natur leben, vermuten läßt.

Beides zusammen: du gibst einen Blickwinkel wieder. Die Schönheit und die Einfacheit der Natur und der Menschen wird gewürdigt. Der Blickwinkel ist nicht auf den Kitsch gelegt.



Die Brücke von Langlois in Arles mit Dame mit Regenschirm (Vinvent van Gogh, 1888)


Das Bild, fällt auf. Es überwiegt ein helles Blau. Wasser und Fluß sind eins, nur die Brücke trennt sie. Gleichzeitig verbindet sie die beiden Landzungen. Ein Pferdegespann hat die Brücke schon überquert. Die frau, die ganz in Schwarz gemalt ist, überquert die Brücke gerade. Sie trägt einen Schirm, höchstwahrscheinlich gegen die Sonne. Es ist ein lebensfrohes Bild!


Dein Sonett, gibt den Fokos auf die Frau. Was könnte der Maler gedacht haben, als er sie malte? Vor diesem leuchtenden Sommertag ganz in Schwarz. Und am Ende deines Sonettes wendest du dich dem Lesen zu, der deinen Gedanken folgt, und das Bild nochmals betrachtet.

Beides zusammen, bereichert sich. Es wirkt mutmachend, fordert zum genauen Schauen auf, und das man seine Gedanken ruhig mal schweifen lassen soll....

Ich wünsche dir einen schönen Tag. Hier liegen 5 cm Schnee. Es sieht schön aus, aber ich wünsche mir den Frühling sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
18.02.2016, 20:29
Hi, Sy!

Van Gogh stattete viele seiner Bilder fast zwanghaft mit "personellen Versatzstücken" aus, viele Landschaften haben einen Spaziergänger, ein Pärchen oder einen Bauern, manchmal taucht auch die Dame mit Schirm auf. Die Figuren sind meist im Hintergrund, sollen wie zufällig wirken. Es gibt mehrere Theorien dazu.

Achenbach ist ein talentierter Vertreter der klassischen Landschaftsmalerei des 19. Jhdts. Vor allem seine Bilder vom Meer sind beeindruckend! Aber Vorsicht - es gibt mehr als einen Achenbach! Ich meine Andreas, nicht seinen Bruder Oswald (und es gibt sogar noch andere Maler namens Achenbach!)!

Achenbach war übrigens ein Schüler von Schirmer, der auch hier im Faden vorkommt.

LG, eKy

Dana
22.02.2016, 17:55
Lieber eKy,

jedes Mal, wenn ich Bilder und Sonette anschaue und lese, überreiche ich Dir einen großen Blumenstrauß.:Blume::Blume::Blume::Blume::Blume:

Inzwischen geht es mir nicht mehr einzig darum, Bild und Wort zu loben, obwohl Deine Sonette zum jeweiligen Bild einfach künstlerisch wertvoll und schön sind - ALLE!

Immer wieder dieses Eintauchen und Zeit und Raum vergessen - es ist ein betörender Sog.

Ich hebe mal hervor, was mich besonders beeindruckt hat: (Also Bild und Sonett)
Nr. 32 - Mutter und Kind - Picasso
Nr. 48 - Der alte Mann und ...
Nr. 50 - Tragödie - Picasso
Nr. 56 - Dogwood - Bierstadt

Wenn mir Dogwood und andere Landschaftsbilder besonders gefallen haben, sind es trotzdem nicht jene, die ich gern bei mir an der Wand hätte. Das wundert mich selbst. Zum "Wohnen" würde ich mir fast entgegengesetzte aussuchen. Ganz bestimmt aber jedes mit Kind. (Das sind Gedanken, die mir durch den Kopf gingen.)

Starke Leistung, ich bin voll des Lobes.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
22.02.2016, 18:51
Hi, Dana!

Sonette hier schreibe ich ohnehin nur zu Bildern, die mich sehr beeindruckt haben, daher fällt mir das Gewichten schwer, ich richte mich hier eher danach, für wie gelungen ich mein Sonett halte.

Deine Ansicht zum Bild als Einrichtungsgegenstand ist interessant: Auch bei mir gibt es fast nur abstrakte Bilder im Haus, abgesehen von ein paar eigenen Brandmalerien von Landschaften.
Selbst gemalte, aber auch was von Hundertwasser.
Geschichten oder Gefühle lösen Abstraktionen aber keine bei mir aus, weshalb abstrakte Künstler auch nicht bei den Sonetten auftauchen, auch wenn ich sie zuweilen hoch schätze.

Bei Picasso mag ich großteils nur die frühen Bilder der blauen und rosa Phase, seine zerworfenen Gestalten von später gefallen mir nicht.


Vielen Dank für das Echo!:Kuss

LG, eKy

Agneta
22.02.2016, 19:42
Lieber Erich,

das Sonett mit dem Birkenwald ist viel intensiver als das Bild selbst. Das metaphorische Gedankenspiel mit den alten Münzen ist genial. Poetisch und tragend. Sehr schön und so wie ich deine Sonette mag. Eins von der „Wunderbar-Sorte“GGG

Bauernhäuser
Hier ist es umgekehrt, ein intensives Bild und ein eher reales Sonett. Ohne große Poesie, mahnend, etwas moralisierend. Gut geschrieben und findet auch inhaltlich meine Zustimmung, aber das gewisse EKY-Patho fehlt…Zwinker

Bauerngarten mit Kruzifix

Klasse geschrieben und eine Sicht des Autors stark verwoben, die auch bei Chavalis Gedicht meine bestätigte. Mir gefällt es, habe ich doch dieselbe Ansicht…
Die drei Partizipien in

Verwitternd wieder Teil des Lebens werdend,
aus dem, von Menschengeist und -hand erhoben,
sie Form gewannen aus des Schnitzers Kloben,
vergehen sie erneut, sich würdig erdend,

machen mir das Ganze etwas steif und ungelenk, aber vielleicht Geschmacksache.

Weizenfelder

Hier haben wir wieder ein Eky-Sonett, das mehr aus dem Bild holt… sehr schön gemacht.

40 Selbstbildnis

Habe mir das Bild gar nicht angesehen, das Sonett ist so genial und so bildhaft, dass es seine eigenen Bilder produziert und ich es schade fände, es mir durch „ein anderes Bild“ zu zerstören“. Wie ich finde, eins deiner besten, Erich

LG von Agneta

Erich Kykal
22.02.2016, 22:01
Hi, Agneta!

Vielen Dank für's Reinschauen!

Das Schiele-Selbstportrait solltest du dir unbedingt ansehen, sobald du mit deinen eigenen Bildern dazu durch bist. Auch wenn diese nicht dem von mir ausgewählten Werk entsprechen - sie bleiben dir ja und können daneben bestehen!

Das gewisse "Kykal-Pathos" - soso!;):p (Übrigens, deine Smileys funzen nicht) Nun, nicht alle Sonette gelingen mir gleich "gut" ...:rolleyes:

Danke auch für's Loben!:Kuss

LG, eKy

juli
23.02.2016, 09:23
Hallo eKy,

Da bin ich wieder. Ich bin gespannt, was da auf mich wartet. Ich habe mir Andreas Achenbach angeschaut. Er hat ja wirklich schöne Wasserbilder gemalt. Die wo das Meer tobt, gefallen mir besonders. Stürme sind an der Nordseeküste etwas beeindruckendes. Aber ich mag auch die Bilder , die einen Küstenstreifen und das ruhige Meer zeigen.

Das hier ist ja ein Andreas Achenbach Bild.


Häuser in Den Haag (Andreas Achenbach, 1862)

Das Bild, zeigt einen Hinterhof. Die Gebäude wirken alt, es sind Häuser, die in einer Stadt gebaut wurden. Der Maler malt sie ungeschönt, ein ehemals angrenzendes Haus hat dem Gebäude Narben zugefügt. Hervorstechend sind die hohen Schornsteine, die in den Himmel ragen. Im Hintergrund ist eine Kuppel zu erkennen, es scheint ein wichtiges Gebäude zu sein, denn ein Fähnchen flattert im Wind. Als Farben überwiegen die Brauntöne. Es mag trist aussehen, doch wer hat lebt in diesen Häusern? Und welche Wünsche haben sie?

Dein Sonett, - ein wunderschönes nachdenkliches Gedicht, du überrascht mich mal wieder, denn wenn ich mir nur das Bild angeschaut hätte, wäre ich niemals auf diesen Sinn gekommen. Ich habe solche Häuser in Irland gesehen. In kleinen Städten.

Beides zusammen, erschafft einen neuen Blickwinkel. Einen für mich nicht vermuteten.



Mondnacht am Waldsee (Johann Wilhelm Schirmer, 1849)


Das Bild, zeigt einen kleinen See, das Licht vom Mond scheint auf eine Lichtung, und läßt die Konturen der Bäume erkennen. Es ist ein Bild, daß wie von einem anderen Planeten kommt. Es wirkt friedlich, weil die Dunkelheit die Natur beschützend bettet. Und alles friedliche unserer Erde in dieses Licht fällt. Mir fallen das Lied: "Der Mond ist aufgegangen" ein. Wenn man hier nachts im Moor spazieren geht, sieht es genauso aus. Da ich ja Fantasie - Und SF Fan bin, fallen mir auch Filmszenen aus dem Hobbit ein. Es ist ein Fleck der Waldelben. Aber ich schweife ab. Das Nachtbild finde ich sehr schön!

Dein Sonett, gibt die Stimmung poetisch wieder. Du findest Worte, der den Moment, das zauberhafte, einmalige wiedergibt. Bei mir tauchen Bilder, wie eine tiefe Liebe zum Wald auf.

Beides zusammen, fügt sich harmonisch und bereichert sich. Die verwandelten Ufersteine haben es mir besonders angetan. Und der Begriff "finster" wird hier beschrieben. Aber nicht in seiner düsteren Bedeutung, sondern in seiner beschützenden Rolle.

Hinreissend!:Blume::Kuss

Bisher finde ich ALLE Gedichte beeindruckend. Für mich haben einige aber eine besondere Bedeutung.

Ich schreibe hier gerne, denn ich muß zugeben, ich gehe selten in eine Galerie, und so bleibt dieses Medium hier meine Hauptanlaufstelle.

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
23.02.2016, 19:26
Hi, Sy!

Interessant ist, dass Achenbach ein Schüler von Schirmer war.

Ich mag Nachtbilder aus der Natur, wenn sie gut gemacht sind: Reduzierte Palette, Silberlicht deutet Formen an, Schatten verschweigen sie, und im Spiel beider erwächst ein eigener Zauber mit nur ganz leichten Nuancen von dunkelstem Grün oder Braun!

Wunderschön!:)

Vielen Dank für die verbale Akklamation!:)

LG, eKy

juli
01.03.2016, 09:02
Lieber eKy,

Aufklaren an der Küste von Sizilien (Andreas Achenbach, 1847)


Das Bild, schon ein paar Tage vorher habe ich mir dieses Bild angeschaut, und es gleich bewundert. Ich mag ja das Meer. Mir gefällt die steinige Küste, die sich wehrt, der grau in grau gefärbte Wolkenhimmel, und das Fleckchen Himmel, wo es licht ist, und die Sonne scheint. Auch dieses Unwetter zieht vorrüber, die Wogen werden sich wieder glätten. So ist es auch manchmal im Leben.

Dein Sonett, beschreibt, das Faszinierende wenn ein Sturm aufs Land prallt, und mit dem Wasser wirbelt, als sei es aus Watte. Da muß man hinschauen, man kann sich der Kraft der Natur nicht verschließen. Es berührt die Seele! Ebenso zentriert das Aufklaren den Blick, und lenkt ab, von den Urgewalten, es gibt dem Leben wieder einen positiveren Blickwinkel.

Beides zusammen, fließt ineinander über und bereichert sich. Bei deinem Sonett, wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, das der Himmel aufreißt, und die Natur sich erhellt. Der Blickwinkel wird auf das positive im Leben gelenkt.



Weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen, Vorahnung des spanischen Bürgerkrieges (Salvador Dali, 1936)

Das Bild, ich kenne das Bild nicht, aber ich erkenne, das es ein typischer Dali ist. Surreal, farbenfroh, verzerrt und es fordert den Betrachter auf, sich seine Gedanken zu machen. Der Titel läßt Unheil vermuten. Die körperlichen Formen deuten auf eine zerrissene Menschlichkeit hin. Gleichzeitig sehe ich einen zerstückelten Torso. Beides: die Menschlichkeit als Sinnbild für die Vernunft, Liebe und das Vertrauen zueinander zerfällt.. Ebenso sind es die wirklichen Leiber, der Körper, die uns Menschen am Leben erhalten. Es regiert der Tod.
Ein verstörendes Bild, mit Visionen die aus dem Frieden hinausführen.


Dein Sonett, ein kraftvolles Gedicht! Es zieht in einen Sog und man muß es gleich nochmals lesen, trotz der düsteren Aussicht. Es beschreibt die Fassade des normalen Daseins, und das Weiterschreiten des Grauens. Die Menschlichkeit zerstört sich selbst, und sperrt, die Eigenschaft in schweigende Ignoranz. Dein Gedicht wühlt auf. Es spiegelt die Eigenschaften der Menschen wieder, sich schön zu reden.



Der alte Mann und der Tod (Joseph Wright of Derby, 1773)


Das Bild, vor einem Landschaftshintergrund sind, ein alter Mann und der Tod als Gerippe dagestellt, zu sehen. Der Mann fürchtet sich und weht das nahende Ende ab. Doch der Tod steht da, als Sinnbild für das Unabänderliche. Der letzteTag ist da. Und das Leben haucht den Atem aus.


Dein Sonett, beschreibt die Angst vor dem Sterben, aber der Tod ist gnädig er reicht dem Sterbenden die Hand. Er baut Brücken um in die andrere Dimension zu gelangen. Ein nachdenklich machendes Gedicht, sehr lyrisch.


Und doch, es hilft kein Wehren oder Flehen,
wie müssen unser Endlichsein ertragen, diese Zeile bringt mich durcheinander müßte es nicht wir müssen heißen? Vielleicht täusche ich mich ja?
auch wenn wir es mitunter nicht verstehen.


eKy, auch hier schreibst du wunderbar lyrisch, aufrüttelnd. Gerade die"nicht so gefälligen Bilder" gewinnen durch deine Sichtweise.:Kuss

Sehr gerne geschaut und gelesen.

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
01.03.2016, 18:51
Hi, Sy!

Du hast tatsächlich einen Tippfehler entdeckt - vielen Dank dafür! Natürlich muss es "wir" heißen!:rolleyes::o

Das Dali-Bild kannte ich als Teenager als eines der ersten von ihm, verstand es damals aber nur bedingt. Die Surrealität und die anatomisch so exakte Darstellung des Fleisches und der Landschaft haben mich damals fasziniert.

Wenn du "andreas achenbach, bilder" googelst, siehst du seine Werke - viele Landschaften und Meeresküsten, Wellenbilder aller Art! Vorsicht - es gibt einige Achenbachs!

LG, eKy

juli
02.03.2016, 11:16
Lieber eKy,

Landschaft (Frits Thaulow, 1906)

Das Bild, zeigt einen Bach, der sich über die darunterliegenden Steine kräuselt. Die grünen Ufer sind mit sattem Grün gemalt, die Sonne scheint teilweise. Rechts am Bildrand befinden sich zwei Wäscherinnen, die in dem Bach ihre Kleidung waschen. Sie kommen von einer kleinen Anhöhe, die felsig ist. Knorrige Bäume umsäumen das rechte Ufer. Es ist ein Bild, daß den Blick auf die Einfacheitm im Leben schweifen läßt. Auf das Eingebundensein mit der alltäglichen Tätigkeit und der Natur.

Dein Sonett, beschreibt die Szene der Wäscherinnen, die Landschaft und deren Zusammenwirken. Es legt einen Schwerpunkt auf die Schönheit der Natur, und man erkennt eine Liebe des Dichters und sieht mit seinen Augen dieses Bild.

Beides zusammen, gibt der Einfachheit in der Natur und im Leben mit Worten ein Gesicht.



Die Tragödie (Pablo Picasso, 1903)


Das Bild, Picasso hat ein blaues Bild gemalt. Die Traurigkeit, die dieses Bild ausstrahlt fällt sofort auf. Es sind eine Frau, ein Mann und ein Kind zu sehen. Alle Personen schauen sich nicht an, sie sehen auf den Fußboden, als wenn sie keine Worte finden für Etwas, was unaussprechlich ist. Die Körperhaltungen sind verschlossen, die Arme beider Erwachsener vor dem Körper verschränkt. Nur der Junge rechts, berührt den Mann mit seinen Händen. Vielleicht ein Versuch,die Aufmerksamkeit zu bekommen, denn die Erwachsenen haben ihr Problem. Ich kannte dieses Bild vorher nicht.

Dein Sonett, oh, ich habe das Meer nicht gesehen! Ein trauriger Blick auf die Beiden Erwachsenen, der Kummer wird ergreifend beschrieben. Die Verzweiflung wird am Ende in einen Funken Hoffnung verwandelt, und beide Erwachsenen entscheiden sich für ein Leben, und für das Kind. Es könnte eine heutige Scheidungsgeschichte sein, in der die Kinder die Leidtragenden sind.

Beides zusammen, du siehst, ich habe das Blau gesehen, aber das Meer vor lauter Blau nicht erkannt. Du richtest den Blick genau auf die Tragödie und den Hintergrund. Die Szene wird verständlich, auch wenn man, wie ich Laie ist.

Du schreibst in einem Tempo, mit hoher Qualität, soweit ich das beurteilen kann. Auch diese Gedichte habe ich gerne gelesen und mir den Kopf gemacht.:)

Liebe Grüße sy

( und laß dich nicht ärgern );)

Erich Kykal
02.03.2016, 17:55
Hi, Sy!

Wer sollte mich ärgern?;)

Vielen Dank für deine Treue hier!:Blume:

LG, eKy

Falderwald
02.03.2016, 17:58
Servus Erich,

du meine Güte, jetzt bist du schon bei Sonett Nr. 66 und ich bin erst beim dritten angelangt.
Du bist ganz schön kreativ momentan und scheinst durch die Malerei ja auch zudem noch hochinspiriert zu werden.

Es scheint, der liebe Gott habe mit der Erschaffung der Frau einen Riesenfehler gemacht. Er selbst ist männlich, seine Engel sind maskulin und dem ersten Menschen, den er aus Lehm formte, hat er auch ein Zipfelchen angehängt.

Wofür also zum Teufel brauchte es die Frau? Denn im Paradies sollte Adam doch unsterblich sein. So wären Nachkommen doch völlig unnötig gewesen, aber nein, der liebe Gott musste ihm eine Gefährtin erschaffen, damit er nicht so alleine ist.

Und was bitte sollten diese zwei den lieben, langen Tag auch treiben?
Sie mussten nicht arbeiten, die Trauben wuchsen ihnen in den Mund, die Tiere waren alle harmlos und die ganze Welt war friedlich eintönig.

Eben langweilig, wie so ein Paradies nun mal ist.

Da wäre es doch wohl das einzig wahre Wunder gewesen, wenn Eva ihrem Adam diesen Apfel nicht irgendwann angeboten hätte.

Doch ich könnte mir vorstellen, dass Evas Motivation dafür darin zu suchen ist, dass sie vorher tatsächlich eine Schlange gesehen hat.
Adams zeitweilige Schlange nämlich, was sie sicherlich sehr verwunderte, und die war sicherlich sehr verlockend, mehr als das Würmchen, welches auf dem Bild zu finden ist. Und wie könnte man diese besser hervorlocken?

Dir ist eine sehr schöne Beschreibung des Bildes gelungen.
Beide, Text und Bild zeigen die eigentliche Ursache des Scheiterns im Garten Eden.

Das musste ja so kommen...:D;):)


Ich habe dieses exzellente Sonett gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
02.03.2016, 18:31
Hi, Faldi!

Bei Nr.3 erst? - Ha, du holst mich NIE ein!:D;)

Ich weiß nicht, ob du die Kommis alle gelesen hast, aber zu "Adam und Eva" schrieb ich auf Seite 3 dies:

Bezüglich Adam und Eva:

Ich interpretiere das Bild anders als die Bibel. Für mich ist die Schlange die Stimme der Vernunft, die versucht, die naiven "Gotteskinder" mündig und eigenverantwortlich zu machen. Sie steht für Aufklärung und Humanismus.

Der Gott will aber lieber dumme Unterlinge, die ihm täglich huldigen und ihm die metaphorischen Füße küssen, deshalb behauptet er, die Schlange wäre Lüge und Sünde - ein Totschlagargument, das bei buchstabengetreu Gläubigen bis heute vortrefflich verfängt: Bloß nicht selbst denken müssen - nur "glauben", egal, wie längst widerlegt, abstrus oder hirnrissig das jeweilige Welterklärungsmodell sein mag!

So wird die Schlange zum Sinnbild des Bösen, und die nun denkenden Menschen verlassen zwar das "Paradies" des tierhaften Existierens, können sich aber von ihrer Gottesfurcht, ihrem Aberglauben nicht lösen und bleiben "sündhafte" Beter: Die Schlange konnte sie nicht ganz von ihrem herrschsüchtigen "Vater" befreien!
Es soll so manchen Menschen bis heute ganz ähnlich ergehen ...

Scherz am Rande: Anderes Wort für Kontrollfreak? - "Gott"!

Ein Bilddetail am Rande: Es sieht fast so aus, als würde die Schlange aus der weiblichen Scham herauskriechen, da der Leib sich genau dahinter auf gleicher Höhe um den Stamm windet. Oder man könnte glauben, der ganze Schlangenschwanz sei in den Schoß der Frau geglitten.
Wie auch immer - wenn man es so interpretiert, macht es keinen guten Eindruck für die charakterliche Beurteilung des Weiblichen an sich!
Entweder Gebärerin des Übels oder damit in lüsternem Bunde!:rolleyes:

Wozu also das Weib? - Als Sündenbock vielleicht? Auch in der radiaklen muslimischen Kultur ist die Frau ja quasi wertlos und unrein! Auch bei den orthodoxen Juden hat die Frau nichts zu melden. Ich mutmaße mal eine Tendenz von puristischen Religionen aus dem mittleren Osten, zu Frauen allgemein nicht sonderlich nett zu sein!
Was natürlich zeigt, welche Sorte Männer sie erfindet und aufrecht erhält!:D:rolleyes::Aua

Vielen Dank für deinen Kommi! Es freut mich sehr, dass ich nicht ganz vergessen bin, obwohl ich mich durch die Gegebenheiten des Forums sozusagen hier in diesem einzelnen Faden isoliere, solang ich ausschließlich daran schreibe.
Solang es Spass macht, schreibe ich hier weiter. Leider gehen mir zwischendurch öfter mal die "guten" Bilder aus, und ich muss das Netz abgrasen, um neue Inspirationsquellen zu finden.
100 Sonette sollen es diesmal werden - mal sehen, wie lang es dauert!:cool:

LG, eKy

Dana
02.03.2016, 19:56
Lieber eKy,

und wieder zog es mich in Deine Bilderausstellung - natürlich mit dem Sonettband in der Hand.:Blume:
(Ich erfahre dabei immer ein "eitles Wohlgefühl" mich für wahre Kunst zu interessieren.:))

Und wieder war ich voll des Staunens. Du hauchst den Bildern Leben ein.

Zu diesen möchte ich kurz etwas sagen:

Nr. 56 -Dogwood- (Bierstadt)
Die Verse vom tieferen Gedankengut, um nicht am Gewicht der Wirklichkeit zu zerbrechen sind für mich allerhöchste Poesie.

Nr. 59 -Sturm in den Bergen- (Bierstadt)
Das Sonett ist gewaltig (so gut). Das Bild selbst flößt Bangen ein und dieses wird im Gedicht noch emotionaler.

Nr. 63 -Kinder- (V.Serov)
Die darin ersichtiliche und im Sonett verdichtete einstige Artigkeit der Kinder hat mich fast traurig gemacht. So geht es mir aber immer, wenn ich Bücher, Filme oder Bilder jener Zeit lese, anschaue und betrachte. Jedes Mal denke ich an meine Kinder und bin froh, dass sie nicht damals "leben mussten".
Ich weiß, dass es heute und einst sehr viele unglückliche Kinder gibt und gab. Immer gab es die Ärmsten, immer gab es Kriege und Katastrophen. Das meine ich nicht.
Mich betrübt die einstige Strenge und angeforderte "Artigkeit" in der Erziehung.

Nr. 61 -Totenbett- (E. Munch)
Hier hielt ich mich etwas länger auf, weil Dein Sonett sehr berührte.
Vielleicht fiel mir deshalb auf, dass das Wort "Egal" im letzten Vers so gar nicht zu eKy passt. Ich kann es nicht erklären, es fiel mir nur auf.
Vielleicht: "Zu spät, der Tod hat ihn darum betrogen."

Nr. 64 -Junge mit Hund- (E. Manet)
Allerliebst interpretiert!!!
Das wäre z.B. ein Bild, dass ich (wenn ich ganz viele Zimmer hätte und eines davon groß genug für 3000 Bücher und einer freien Wand für Gemälde) mittig von Kinderfotos und Kinderzeichnungen anbringen würde.
(Meine Kinder sind sehr tierlieb, so dass es auch ihnen gefallen würde.)

Vielen Dank nochmals für Freuen, Nachdenken und Genießen.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
02.03.2016, 20:15
Hi, Dana!

Vielen Dank für dein begeistertes Interesse! Eine ganze Woche war ich nun allein hier und dachte schon, man hätte mich vergessen!:rolleyes:

Dank dir und einiger weniger Getreuer habe ich überhaupt noch das Gefühl, dass man mich liest!


Interessant, wie andere Augen manches bewerten. Meist hätte ich andere Sonette als Lieblinge ausgewählt - da sieht man, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist! Aber es freut mich - scheinbar ist für jeden Geschmack was dabei!:)

Viel Freude hier weiterhin!:Blume:

LG, eKy

Agneta
03.03.2016, 17:53
53 und 50 haben wieder deinen typischen Stil, den ich so mag, lieber Erich.
LG von Agneta

Chavali
03.03.2016, 17:58
Lieber Erich,

Eine ganze Woche war ich nun allein hier und dachte schon, man hätte mich vergessen!:rolleyes:

Dank dir und einiger weniger Getreuer habe ich überhaupt noch das Gefühl, dass man mich liest!
aber natürlich wirst du gelesen - schau dir doch mal die Klickzahlen an.
Da bist du einsame Spitze ;)

Dein Output ist genauso bewundernswert wie die Qualität deiner Gedichte.

Das mal dazu - ohne auf ein bestimmtes Bild plus Sonett einzugehen :)

Lieben Gruß!
Chavali :Blume:

Erich Kykal
03.03.2016, 18:05
Hi, Agneta!

50 und 53 - Du sprichst von der Tragödie von Picasso und dem Bachgedicht zu Monsted.
Was hier den speziellen "Touch" ausmacht - im Vergleich zu anderen Werken - ist mir nicht ersichtlich.
Aber vielen Dank für das schöne Lob!:)


Hi, Chavi!

Ich meinte von den Usern hier. Die Klickzahlen sind großteils Gäste, aber von den Mitgliedern kommentieren hier nur wie gesagt eine Hand voll. Aber soll sein. Manche mögen mich nicht, manche mögen meinen Stil nicht, und manche sogar beides zusammen!:D:rolleyes:
Solange ich dich und die anderen Getreuen habe, bin ich glücklich!:Blume:


LG, eKy

juli
04.03.2016, 11:26
Lieber eKy,:)

Ich bin ja schon eine Weile in dieser Austellung und gehe nochmals zurück zu den Bildern und deinen Gedichten, die mir etwas bedeuten. Ich würde sie mir nicht ins Wohnzimmer hägen, da mag ich Sonnenunter/aufgänge je nach Stimmungslage, ich bin halt romantisch, und die Natur beeindruckt mich immer noch so, als wäre ich ein Kind. ;)

Mir bedeutet:
9. Ein stiller Teich (Peder Mork Monsted, 1890)

weil, es in mir Erinnungen der Kindheit weckt. Ich bin oft im Wald spazieren gewesen, und kenne solche einzigartigen Flecken der Natur. Deine Worte verschönen das Bild und den Augenblick. Das Bild mit dem Wasser zeigt all die Schönheit, die unser Planet zu bieten hat.:Blume:

12.Die weiße Katze (Franz Marc, 1910)

Wie gut kann ich mich in deine Worte hineinversetzen. Ich liebe Tiere und Katzen haben ihren eigenen Charme. Ihre Zuneigung bekommt man geschenkt, und ihr Schnurren bedeutet die Welt. Die Gemeinsamkeit mit ihnen bedeutet sich zurückzunehmen, und einfach nur zu Schenken. Katzen schenken ihre Zuneigung sehr ehrlich mit aller Fellwärme, nasser Nase, die an die Stirn stubbst, wenn sie einem auf dem Sofa ihr Lebensglück kundtun wollen. Dieses Gedicht erinnert mich an Liebe.:Herz:

20. Blauer Fuchs (Franz Marc, 1911)

Ja,das kleine Füchschen soll durch keine Hundemeute erlegt werden. Der Fuchs ist blau,:Blume: das finde ich ungewöhnlich, und auch besonders. Du beschreibst, die Unbekümmertheit und wünschst der Natur den Einklang im Miteinander. Das der Fuchs träumt, das Bild gefällt mir auch. Ich habe schon oft meinen schlafenden Hund beobachtet, wie er mit den pfoten im Schlaf rannte, und wie er quiekte, die Erlebnisse im Traum eines Tieres sind schlecht nachzuvollziehen, aber ihre Welt, ist die der Unbekümmerten. Sie sind schutzbedürftig in einer Welt von Abgasen und Autos.:Blume::Blume::Blume:

30. Winter (Jose Clemente Orozco, 1932)

Es zeigt, die Männer, dieser Welt, die regieren, die ihren Seelenfrost auf andere übertragen, und sie mit Kälte hinabziehen. Das Bild des Winters paßt gut. Es geht hier für mich um Macht, der man sich nicht erziehen kann. Ein düsteres, nachdenkliches Werk.:eek::rolleyes::(

34. Hausengel (Max Ernst, 1937)

Das Bild, und dein Gedicht erinnert an die Ungerechtigkeit im Leben, an die Ohnmacht, die einen befällt, wenn ein Schicksal nicht mehr abzuwenden ist. Es ist ein schreckliches Bild, das in den tiefen der Seele wühlt, und mit diesem Gemälde wilde Farben bekommen hat. Dein Gedicht dazu erinnert an die Endlichkeit.:eek::rolleyes:;)

40. Selbstbildnis mit Lampionfrüchten (Egon Schiele, 1912)

Es erinnert an die eigene Jugend. Mit aller Unvollkommenheit, das heißt jetzt nicht, das ich mich für vollkommen halte. Es zeigt, die Scheu, das Ignorantenhafte und die Genialität. Die Worte leiten mich auf diesen Bahnen weiter....:):):)


45) Mondnacht am Waldsee (Johann Wilhelm Schirmer, 1849)

Ich mag Mondgedichte. Der Mond ist für mich das größte Rund was im All zu sehen ist, mit dem Fernrohr, erhöht sich noch die Schönheit. Die Atmosphäre, die dieses Bild austrahlt und deine Worte dazu ist Poesie. Es bereichert sich. * Mondsmiley*

46) Aufklaren an der Küste von Sizilien (Andreas Achenbach, 1847)

Andreas Achenbach habe ich durch dich kennengelernt, er wäre an meinem Kulturbanausentum vorbeigerauscht. Das Meer und diese Wellen beindrucken immer wieder! Du läßt dem Leser ein Weiterschreiten mit dem Meer und er kann sich mit dem Wasser und der Gewalt die dahintersteckt, einen eigenen Reim machen.:):):)

Bis bald!

Liebe Grüße sy

PS: hier scheint die Sonne, und mein Hund und der Kater wollen raus, und hier habe ich mit Smileys um mich geworfen, damit du siehst, das es was bedeutet:Herz:

Erich Kykal
04.03.2016, 14:25
HI, Sy!

Wenn du dich mit so einem "Best-of" ablenken lässt, holst du mich nie ein!;):D

Nö, ernsthaft - vielen Dank für deine "Highlights"! Immer wieder interessant, welche da von anderen ausgewählt werden und warum!

LG, eKy

Dana
05.03.2016, 17:39
Lieber eKy,

lt. Zähler schreibe ich hier meinen 5.000-sten Beitrag.:Kuss
Dafür habe ich mir Nr. 68 ausgesucht:
Im Moulin Rouge von H. de Toulouse-Lautrec.

Zuvor informierte ich mich ausführlich über das Moulin Rouge, über das Leben von H. de Toulouse-Lautrec und den Film.
Meine Güte!!! Welch ein Leben, welche Leben. Zum Teil mehr als erdrückend.

Damit komme ich zum Bild und Sonett:

Das Bild wäre z.B. eines, das ich in meinem imaginären Haus an der Wand haben möchte. Vielleicht in der Kellerbar.:D
Daneben stünde in großen Lettern Dein Sonett und beides sollte eine Symbolwirkung haben.

Es gefällt mir ungemein, wie Du die Bilder darstellst. Beim Schauen und Lesen nahm ich direkt Stimmengewirr und Gerüche wahr.

Ich möchte hinzufügen, dass ich mit meiner Einführung oben in keiner Weise den Künstler bewerten wollte und schon gar nicht negativ. Ganz im Gegenteil, obwohl es hier gar nicht darum geht.
Ich wollte nur meine Stimmung und Gedanken bei so viel Info wiedergeben.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
05.03.2016, 17:47
HI, Dana!

Laut meinem Zähler ist meine Antwort hier für dich mein 4600. Beitrag! Hab doch wohl bald eingeholt!;):D

Vielen Dank für Lob und Gedanken zu dem Lautrec-Sonett. Ich sah den Film, als ich ein Teenager war, kannte lang nur seine Plakate. Dieses Sonett halte ich übrigens für eins der gelungeneren in dieser Runde.

Während du schriebst, habe ich das 70. Sonett eingestellt, also noch eine runde Zahl!:rolleyes:
Dieses 70. Sonett ist anders: Es hat betonte Auftakte. Hier schien mir der dadurch entstehende Duktus besser geeignet, die Stimmung zu transportieren.

LG, eKy

Dana
05.03.2016, 17:54
Schön, dann nullen wir in hohen Zahlen - darum sind wir keine.:D

Ich komme bald wieder.:)

juli
05.03.2016, 18:18
HI, Sy!

Wenn du dich mit so einem "Best-of" ablenken lässt, holst du mich nie ein!;):D

:DDu hast gewonnen! Du bist der Schnellere. ;)

Selbst wenn ich es daraufangelegt hätte, und am Anfang dieser Reihe hier habe ich noch versucht dich einzuholen, hätte ich es nicht geschafft.:)

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße sy


Bis bald:Blume:

Erich Kykal
05.03.2016, 21:41
Hi, Sy!

Keine Sorge ;), spätestens bei Nr.100 ist Schluss!:D

Außerdem habe ich so das Gefühl, dass es in nächster Zeit langsamer vorangeht. Scheine irgendwie den Drive zu verlieren ...

LG, eKy

Lailany
07.03.2016, 07:09
Nau servas und ach du meine Güte, lieber Eky! :)
Das ist ja ein Monster von einem Faden geworden. Überwältigend!
Die Arbeit, die da drinnensteckt, die muss extra und aufs Höchlichste belobigt werden. Phänomenal!
Ich würde flunkern, wenn ich sagte, ich hätte alles durch. Bei weitem nicht. Aber das macht nix, es ist immer gut, wenn Reserven des schönen geflügelten Wortes vorhanden sind, auf die man an "Regentagen" zurückgreifen kann.
Ich werde nach und nach meine Lieblinge raussuchen und kommentieren.
Nein, nein, du bist nicht allein gelassen hier... guck mal auf die Klicks!!!:Aua Das ist auch rekordverdächtig.
So, genug gestaunt und Allgemeines geschwallert, ran an den Speck und ich nehme mir die weiße Katze vor, die mir aus einem ganz bestimmten Grund - ich möchte fast sagen, am besten von denen, die ich bis jetzt gelesen habe - gefällt. Warum, das verrate ich dir später.

12) Die weiße Katze (Franz Marc, 1910)

Du liegst zutiefst entspannt auf deinem Kissen,
ein kleines Tier von zierlicher Gestalt,
und hast doch über mich so viel Gewalt
wie alle Götter, die um Sünden wissen.

Wie würde ich dein warmes Fell vermissen,
allein dein Hiersein gibt mir sanften Halt.
Ich wäre ziellos und verloren bald,
beruhigte nicht dein Schnurren mein Gewissen.

Du zartes Bündel zärtlicher Gedanken,
wie brauche ich dein wohldosiertes Maß
geneigter Gesten und entbotner Blicke!

So manches Weltbild brachtest du ins Wanken,
doch niemals so, dass ich darum vergaß,
was uns erklärt: Verbundene Geschicke.

Hier erst die Moserei. Ja, der seltene Glücksfall ist eingetreten, ich hab dich bei einer Silbendiskrepanz ertappt. :p Weißt du eigentlich, wie sehr mich das freut? Nicht aus Schadenfreude, Bosheit, oder Zynismus... nein, das liegt mir ferner als der Mond. Es ist die Rarität, die das geradewegs zu einem Ereignis macht. :D:Kuss
2. Quartett, Z4: 12 Silben und damit 1 zu viel. ;)

Tja, das wars schon. Gönn es mir. Davon muss ich sicher eh wieder 1 Jahr lang zehren.:D Mindestens.

Und jetzt der Grund, warum mir dieses Werk ausdermaßen gut gefällt: Es hat den persönlichen, den "Gefühlstouch", mit dem du so genial umzugehen verstehst und der bei dir deswegen so authentisch ist, weil du so viel von dir selbst gibst.
Selbst, wenn ich nicht wüsste, dass du ein Katzenmensch bist, als Stammleser deiner Werke würde ich es auch ohne diese Kenntnis erlesen, erspürt haben, dass dieses Werk ungleich mehr Tiefgang hat als die anderen.

Deine ganz spezielle Begabung liegt im Schöpfen aus dem tief emotionalen Quell. Darin, lieber Eky, kann dir keiner das Wasser reichen. Und wenn du in diesem Genre schreibst, bist du deinem verehrten Vorbild am nächsten.

GhG aus dem spätsommerlichen Auck von Lai:Blume:

Erich Kykal
07.03.2016, 15:36
Hi, Lai!

Vielen Dank für die reichlichen Blumen!

Von wegen des "Fehlers" muss ich dir leider etwas den Wind aus den stolz geblähten Segeln nehmen:

"beruhigte" wird bei uns mit stummem "h" und dreisilbig ausgesprochen: <be-ruig-te>

Bei euch etwa so: <be-ru-hig-te>? Kann mir kaum vorstellen, dass sich einer freiwillig soviel den Mund verbiegt beim Lauteformen und Ecken reinbasteln.

Also: Geschrieben viersilbig, gesprochen dreisilbig! Alles klar?;):Kuss

Bei mir steht der flüssige Vortrag im Vordergrund - Gedichte sollen gehört, nicht bloß gelesen werden. Wer stur zählt, dem erscheint die Zeile zu lang - aber zähl mal die gesprochenen Silben dieser Zeile, wenn du klangvoll vorträgst!:p:D

Von wegen Rekordklicks: Da ist der erste Teil Spitzenreiter (von Fäden eines einzelnen Autors, in denen nur er schreibt): Der "Lieblingsbilder(zyklus)" mit derzeit 7940 Hits. Dafür hat dieser 2. Teil der Bildersonette schon mehr Kommentare bekommen!

LG, eKy

Falderwald
07.03.2016, 16:19
Servus Erich,

vorläufig hole ich dich wohl nicht ein und dass dir die Inspiration ausgeht, darauf kann ich wohl nicht hoffen.

Aber eines weiß ich, irgendwann werden dir die Bilder ausgehen und dann kommt meine Stunde...:D;):)

Jetzt habe ich mir die Dame mit der grünen Jacke angeschaut, also Text und Bild natürlich und ich muss sagen auch diese Beschreibung passt vorzüglich und ist wieder gelungen.

Die Dame scheint auch ein wenig abseits zu stehen, ähnlich einer Außenseiterin, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, haben doch die anderen Damen männliche Begleiter.
Vielleicht kommt sie sich auch vor wie das berühmte fünfte Rad am Wagen.

Vielleicht macht sie aber auch aus ihrer Not eine Tugend und sie übt sich in Verzicht, um tatsächlich etwas "Reineres" zu schaffen, so wie es deine Beschreibung im Sonett vermuten lässt.

Aber das ist sicherlich nur eine Interpretationsmöglichkeit für dieses Gemälde, wenn auch eine gelungene in der vorliegenden Form.

Bewundernswert ist dein Eifer, mit dem du hier unermüdlich zur Sache gehst.

Nix zu kritteln, gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
07.03.2016, 17:08
Hi, Faldi!

Es macht einfach Spass, sich von Bildern inspirieren zu lassen. Man sucht sich jene aus, die einem eine Geschichte erzählen oder ein starkes Gefühl auslösen, und los geht's!:D

Mehr als einhundert sind nicht geplant - sonst würde das Buch viel zu teuer mit all den Farbdrucken!:rolleyes::Aua
Wenn ich schlau wäre, würde ich ja jetzt schon Schluss machen, aber ich will diesmal 100 schaffen, in Anlehnung an die alte Kulturreihe "100 Meisterwerke" - wenn du dich noch erinnerst.:rolleyes:

Vielen Dank für deine Gedanken!:)

LG, eKy

Lailany
08.03.2016, 08:40
Ja, ABER....

Lieber Eky, was du sagst, ist schon richtig, beim laut Lesen bzw Vortragen ist das so, aber beim stillen Lesen im stillen Kämmerlein lese ich im Geiste tatsächlich alles aus. Ehrlich jetzt und ohne Schmäh. Deine Antwort hat mir natürlich auch eingeleuchtet, also war ich schon dabei, meine schlaffen Segel einzuholen, hab die Stelle aber dann noch einige Male gelesen. Unvoreingenommen, einfach aus Interesse, warum ich das überhaupt als Mangel empfunden hatte. Ich geh ja nicht zu deinen Texten mit dem Vorsatz, sie nach Unzulänglichkeiten abzusuchen.
Was also hat mich dort stutzen lassen? Schließlich sind wir beide Oberösterreicher, sprechen denselben Dialekt und betonen auch alles gleich.
Ist das dann also eine Eigenart von mir, dass ich im Kopf alles ganz korrekt betont, im reinsten Hochdeutsch lese? Kann ja durchaus sein.

Wie aber würdest du im Deutschunterricht der Klasse mit Schülern, die gerade dabei sind, das Lesen zu erlernen, dieses und ähnlich gelagerte Wörter vortragen?

LG von Lai:Blume::):Blume:

juli
08.03.2016, 09:24
51) Pinienwald in der Provinz Viatka (Ivan Ivanowich Shishkin, 1872)


Das Bild, zeigt einen Bach, der durch einen Kiefernwald fließt. der Himmel ist blau, und es sind nur zarte Wolken am Himmel, die Sonne scheint. Es ist eine friedliche Szene, sie lädt zu inneren Einkehr ein. Die wilden knorrigen Bäume wirken widerstandsfähig. Wer hat hier vor hundert Jahren gesessen und dem Fließen des Wasser nachgeschaut. Steine ragen aus dem Bachbett, sie sind Zeugen jahrtausenden von Jahren. Wie hat sich dieser Fleck im Laufe der Erdgeschichte verwandelt?

Dein Sonett, beschreibt den Raubbau der Natur, was heißt Raubbau? Es ist einfach ein Kommen und ein Gehen. Die Zeit schreitet weiter, und Stürme nagen an der Standhaftigkeit der Bäume. Du beschreibst keine Idylle. Hier senkt sich dein klarer Blick aufs Wachsen und Vergehen.

Beides zusammen, hat mich überrascht, weil ich ja mehr die Idylle gesehen habe. Dein Blick auf die Vergänglichkeit, erinnert daran, daß alles sich im Übergang befindet.:)



52) Gerti Schiele (Egon Schiele, 1910)


Das Bild, scheint ein persönliches Gemälde von Schiele zu sein. Der Titel läßt darauf schließen. Es zeigt eine Frau, die sich mit einem Tuch verbergen möchte, und doch nicht. Es ist eher ein vertrauter Blick, sie ist am Oberkörper bloß, und scheint den Blick des malers zu genießen.

Dein Sonett, macht sich lyrisch Gedanken darüber, was die Frau wohl denken könnte. Es klingt aus ohne ein Fazit, so daß der Leser sich seine eigenen Gedanken zu Deinen machen kann.

Beides zusammen, bietet Einblicke in männliche Seelen, die nach Nähe suchen.



53) Waldszene mit Bach (Peder Mork Monsted, 1925)


Das Bild, zeigt detailgenau, wie ein Bach durch einen Buchenwald fließt. Der Himmel spiegelt sich im Gewässer, Grün überwiegt, und mich macht so ein Bild friedlich. Es ist ein schönes Fleckchen Erde. Dort kann man das leise Sprudeln, des Baches genießen und Stockschiffchen bauen. Der Alltag wird vergessen. Das Leben hat einen Sinn.


Das Sonett, erinnert daran, wie schön es war hier als Kind zu sein. Einfach nur den kleinen Bachverlauf ändern und gucken wie die Wirkung ist. Und der Bach nimmt alle Lebensmühsal mit auf seine Reise. Es ist ein hoffnungmachendes Gedicht!

Beides zusammen, fügt Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Der Bach und der Wald erinnern an die Unbeschwertheit, und die Gegenwart wünscht sich, daß die Mühen einfach wegtragen werden. Damit man wieder kraft hat, für etwas Neues.

Lieber eKy,

Du hast viele Waldbilder, Bäche fließen hindurch, sie erinnern an die Kindheit, wo man unbeschwert am Wasser spielen konnte. Den Libellen nachschauen, und einfach sich innerlich treiben lassen. Grün ist die Hoffnung, der Wald ist ein Rückzugsort für Menschen, die der Natur nahe sein wollen, und denen Ideen von Schönheit und dem Leben wichtig sind.

Sehr gerne habe ich hier gestöbert. Deine Gedichte sind lyrische Leckerbissen, und sie überraschen.:Blume::Kuss

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
08.03.2016, 12:23
Hi, Lai!

Das Gedicht ist nicht für kleine Kinder, die gerade Lesen lernen.;):Kuss:p


Hi, Sy!

Ich sah nicht die Idylle, sondern die offene Wunde im Wald: Wenn Holzfäller so den windbrechenden, langsam steigenden Vorwald entfernen, greift der Sturm voll unter die Kronen und kann so ganze Bereiche niederwerfen!
Der Humus des Waldbodens vertrocknet in der Sonne, Moose sterben ab. An den Uferbänken des Baches ist eindeutig Erosion zu erkennen, wo durch das Fehlen stabilisierenden Pflanzenbewuchses die nackte Erde bloßliegt und abgetragen wird - Idylle ist etwas anderes.
Okay, ich kenne die Wälder von klein auf und weiß um all die Sünden: Das geschulte Auge erkennt mehr als den ersten Anschein.;)

LG, eKy

juli
11.03.2016, 10:08
Lieber eKy,

Meine Reise geht hier weiter, und ich bin gespannt, was mich da erwartet. Ich habe noch nicht geluschert. Also drauf los!:):Blume:

Totenschädel (Adolphe Duvocelle, 1904)


Das Bild, da hast du ja ein Totenschädel in dem noch die Augen drinne sind, gewählt. Ich weiß, du nimmst Bilder, die DIR etwas sagen, es geht nicht nach Schönheit. Es ist so als wenn er dem Schrecken der Welt nachstarrt, und es gar nicht fassen kann. Natürlich interpretiere ich das in ihn hinein, auch sehe ich das Ende des Lebens, die leere Hülle, der Geist ist verschwunden, und es bleiben nur noch Haare Augen und knochen übrig vom Leben. Das Sein ist für immer verflogen, vielleicht entwickelt sich etwas Neues aus der Asche des Lebens im Laufe von Millionen von Jahren.

Dein Sonett, ist düster, eine starke Melancholie prägt die Worte und eine gute Portion Wut. Das Leben sperrt den Tod aus. Die Tür für ihn ist bei den Menschen solange verschlossen, bis er so grinst und starrt, mit seinem grausamen Übel, das er den Menschen zufügt. Eigentlich sind es die Menschen ja selber, die den Tod bei sich so wüten lassen. Sie bringen sich oft genug selbst den Tod durch Krieg und Mord. Aber auch der einfache Tod, der schleichend ins Menschenfleisch kriecht hat seine Schrecken, und läßt die Seele aufschreien, nach mehr Leben. Warum ich! Es ist ein Sonettt, das ich nicht vergessen werde, weil es leidenschaftlich klingt!

Beides zusammen, wirkt auf den Sehenden, es macht betroffen, und man kann nicht umhin, man muß an das eigne Ende denken, und an die Tode, die Totenschädel, die sich die Menschen selbst um die Augen hauen. Ein starkes Werk!



55) Die Versuchung des heiligen Antonius (Otto Dix, 1940)


Das Bild,verwirrt mich. Es ist auf den ersten Blick total widersprüchlich. Aber so ist die Welt! Es heißt ja auch: "Die Versuchung des heiligen Antonius", und beim zweiten Blick erkenne ich die Macht der Verführung in Form eines Teufels, der neben einem nackten Kind, das unschuldig wirkt, sitzt. Der Teufel sitzt dem heiligen Antonius im Nacken. Er ist sprichwörtlich, das Böse, per se. Über dem teufel ist noch eine gestalt im Himmel, es ist ein Engel, der zum Skelett geworden ist, seine Macht ist klein, man sieht nur die Flügel. Meines Erachtens hat der heilige Antonius große innere Zwiegespräche, die mit Moral, Kirche, Sex, und der Liebe zu tun haben. Er versucht seinen himmel zu bewahren, auch wenn die dunklen Mächte ihn niederdrücken.

Dein Sonett, weist auf den Zwiespalt hin, den der Mönch lebt. Die Einseitigkeit, des Lebens, gepachtet mit der Macht der kirchlichen Wahrheit, gelingt es ihm nicht, auch das menschliche zu sehen. Die körperliche Zuneigung, die Liebe! Auch sind ihm die Alltäglichkeiten der normalen Menschen fern, da das Mönchleben einem gewissen Ritus folgt, aus dem es schwer ist auszubrechen. Das lese ich aus deinen zeilen. Auch ich habe wild interpretiert und meine Gedanken sprudeln nur so, manchmal kann es sein, das ich mich verliere....

Beides zusammen, macht nachdenklich. Es ist ein Blickwinkel auf die Kirche, die Moral und deren eigene Positionen, wie man mit Menschen umgeht, und wie man in der Kirche selber wirkt! Letzendlich verleugnet der Heilige viele seiner inneren Seiten, um der kirchlichen Wahrheit zu dienen.



eKy, das hier sind zwei Sonette mit großer Ausstrahlung, deine Gedanken tragen weit, sie öffnen auch eigene Gedanken und lassen mich hinterfragen. Keine leichte Kost, aber wer dich kennt, will sowas Tiefschüfendes. Auch diese Gedichte habe ich mit einer Erwarungshaltung gelesen, und ich bin belohnt worden.:Blume::);)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
11.03.2016, 14:48
Hi, Sy!

Der hl. Antonius wurde - so will es die Legende - spät im Leben vom Teufel besucht, der ihn in Gestalt eines schönen Mädchens zu betören versuchte. Der Heilige war aber nach einem Leben der Askese und Einkehr schon zu weit vom allzu Irdischen entfernt, um sich noch fangen zu lassen. Der Teufel mühte sich vergebens.

Diese Szene wurde oft von Malern interpretiert - ein sehr beliebtes Sujet. Ich habe das Bild von Dix, das mich zudem an die Höllenwesen des Niederländers Hieronymus Bosch erinnert, anders gedeutet:

Nicht der Teufel, sondern all die ein ganzes Leben weggesperrten Ängste, Lüste und Emotionen suchen den Kirchenmann heim, all das für den Glauben Verdrängte, das jahrzehntelang in ihm schwärte, unbewältigt, weil nicht anerkannt, nicht als Teil seiner selbst akzeptiert.

Jeder Glaube ist ja im Grunde eine freiwillige Einschränkung der Lebensmöglichkeiten. Vieles davon moralisch vertretbar (das aber ginge auch ohne den erhobenen Zeigefinger eines Gottes), vieles aber eben auch bloß stumpfsinniges Ritual, selbstauferlegte Buße und Kasteiung, nur dazu da, den Zusammenhalt einer Gemeinschaft zu gewährleisten, die sich über diese Inhalte und Riten definiert.
Besonders augenfällig im Islam, wo die Kontrolle bis weit ins Privatleben reicht: Fünfmal TÄGLICH muss sich der Gläubige mit allen anderen seinem Gott vor die Füße werfen und ihm sybolisch die Füße küssen, verbunden mit heruntergeleierter Arschkriecherei (Das ist bei den Christen auch so, bloß einmal wöchentlich zur Sonntagsmesse, und es wird auch "bloß" gekniet. Die Schleimerei ist die gleiche!), von wegen wie groß und allmächtig der Gott sei und wie bedeutungslos und winzig im Vergleich der Anrufende: Schöne Gehirnwäsche, um die Menschen klein und demütig zu halten, gehorsam und unterwürfig jenen gegenüber, die gern behaupten, im Namen der betreffenden Götter zu sprechen oder zumindest von ihnen gesegnet zu sein!
Um Teil der Gemeinschaft zu sein, muss also vieles abgeleugnet und verdrängt werden, was nicht in den jeweiligen Wertekanon passt. Keine gute Voraussetzung für geistige Gesundheit ...
Funktioniert seit Aberjahrtausenden, je bildungsferner das Volk, desto besser!:rolleyes::Aua


Beim anderen Sonett habe ich den glotzenden Schädel als den des personifizierten Todes selbst betrachtet.


LG, eKy

charis
11.03.2016, 15:08
Lieber Eky,

Wow! Wie kann man bloß so viele Sonette innerhalb so kurzer Zeit schreiben. Wie ich schon sagte, deine schöpferische Leistung ist faszinierend.

Alles habe ich noch nicht gelesen; hier nur ein paar wenige Eindrücke von den Gelesenen:

56) da entfernst du dich sehr weit vom Beschreibenden und schaust hinter die Kulissen der Idylle! Ganz toll!

58) Gefällt mir ebenfalls sehr, vor allem wie du hier diesen "Fingerzeig" herausgearbeitet hast.

61) Interssante Perspektive: Das lapidare "Egal" ist ein guter Kontrast zu der müßigen Frage: Was wäre vielleicht noch gewesen?

67) "Der Eigensinn der diesen Ort bewohnt" finde ich perfekt!

Welche Nummer dieses Bild mit den Kindern am Meer hatte, hab ich jetzt nicht notiert. Jedenfalls gefiel mir, wie du den Erziehungsstil eingearbeitet hast.

Ja, und dieses Landschaftsbild mit dem Marterhorn ist unglaublich schön. Irgendwie vermisste ich den Bach oder Fluß, den du da beschreibst?

Alles in allem: Ich bin beeindruckt!

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal
11.03.2016, 15:20
Hi, Charis!

Der Bach (es ist nur einer zu sehen, die anderen habe ich sozusagen extrapoliert) ist ganz weit hinten rechts am Hang, eine feine weiße Linie im Grün des Hanges. Solche "Adern" sind nach Sturzregen gut zu sehen, weil sie so weiß schäumend sind, angeschwollen durch das abfließende Regenwasser.

Es heißt übrigens "Matterhorn" - mit "Marter" hat das nichts zu tun!:D;)


Wie ich "so viele" schreiben kann in "so kurzer" Zeit? - Alles ist relativ. Manche behaupten, Rilke hätte seine "Sonette an Orpheus" (50 stk) in einer einzigen Nacht geschrieben! DAS nenne ich mal "so viele in so kurzer Zeit"!! Dagegen sind meine zZ. 74 Sonette in über zwei Monaten ja geradezu hingetrödelt!!! (Feix!)

Vielen Dank für deine Lesetreue!:)

LG, eKy

Chavali
11.03.2016, 16:04
Lieber Erich,

auch ich möchte hier mal wieder vorbeischauen ;)

Es sind wunderschöne und aussagekräftige Sonette geworden, wobei mir immer wieder die düster-landschaftlichen Bilder
am besten gefallen, z.B. 53, 56, 57, 59.

Munch und Picasso sagen mir so gar nicht zu.

Es ist immer wieder beeindruckend, wie dein Auge als Betrachter, dein Herz als Gefühlsbarometer und dein poetisches Talent
zusammengehen und die schönsten Bildbeschreibungen kreieren.

Du siehst ja auch an der Vielzahl der Beiträge - die durchweg lobend sind - wie sehr uns deine Gedichte zu
den Gemälden gefallen.

Was muss das für ein wunderbares Buch werden! (ich spare jetzt schon darauf :o)


Lieben Gruß,
Chavi

Erich Kykal
11.03.2016, 18:45
Hi, Chavi!

Diesmal bekommst du es geschenkt!:Blume::)

Allerdings kann es noch ein Weilchen dauern, auch wenn ich früher fertig werde als gedacht. Letztes Jahr habe ich für das grüne Buch "Tiefgänger" einiges liegenlassen, und seien wir ehrlich - du kriegst das Geld mit Lyrik nie wieder rein! Aber spätestens nächstes Jahr kommt's raus!

Munch hat eine recht eigenwille Art zu malen - die Farben wirken irgendwie schmutzig, als würde er nie den Pinsel auswaschen, und sein Raumgefühl und auch die technische Begabung sind bestenfalls mangelhaft. Dennoch haben viele seiner Bilder eine eigene Magie, strahlen etwas aus.

Bei Picasso gefallen mir meist nur die frühen Bilder, als er noch gegenständlich malte.

Vielen Dank für's Reinschauen!:)

LG, eKy

Terrapin
13.03.2016, 09:32
Hey Erich!

Da bist du wieder in voller Pracht und vollem Glanz!
Wortgewalt in filigraner Feder, das ist dein Schwert.
Hier beben wütend und flüstern zu feinstem Hauch sich abwechselnd deine streng akzentuierten Verskapellen zu hehrer Kunst.
Klar ist dies eine Masse vorbildlicher Werke deiner Hand und sie alle wollen sich zeigen lassen.
Eine große Schaffenskraft liegt dir inne. Nutze sie weiterhin so ergiebig.
Wir danken dir dafür.

Die Tatsache, dass du das strenge Sonettmuster ABBA in den beiden Quartetten nicht in Verwendung findest, kommt der drängenden Wortblüte deiner Sprache zu gute und entzieht sich jedem Urteil.

In lieben Grüßen, hoffend selbst mal wieder etwas anmutiges vorzeigen zu können, Terrapin.

Erich Kykal
13.03.2016, 09:46
Hi, Pinni!

Vielen Dank für den wunderschönen Strauß!:)

Allerdings weiß ich nicht, was mit diesem Satz gemeint ist:

"Die Tatsache, dass du das strenge Sonettmuster ABBA in den beiden Quartetten nicht in Verwendung findest, kommt der drängenden Wortblüte deiner Sprache zu gute und entzieht sich jedem Urteil."

In diesen Sonetten haben alle Quartette umarmende Reime, also ABBA! Wo genau also hätte ich sie nicht "in Verwendung gefunden"?

LG, eKy

Terrapin
13.03.2016, 10:32
Damit meinte ich ABBA ABBA. Hab mich etwas unglücklich formuliert.

Erich Kykal
13.03.2016, 11:20
Leider bin ich nach deiner "Erklärung" um nichts schlauer.

Meine Quartette HABEN doch alle ABBA, alle beide. Immer. Also wo hätte ich dieses Schema denn nicht verwendet?

>Kopfkratz<, eKy

Terrapin
13.03.2016, 11:41
Dein erstes Sonett hat ABBA ACCA das zweite ABBA CDDC und so weiter und so fort. Die streng traditionellen ABBA ABBA. Den umarmenden Reim hast du in der Tat immer eingehalten.

Erich Kykal
13.03.2016, 13:43
Ach, jetzt verstehe ich - du meinst, dass es nicht derselbe Reim sein muss in den beiden Quartetten!:rolleyes:

Sorry - lange Leitung!:rolleyes:

Nun, heutzutage ist man im Sonett freier. Okay, manche Freiheiten sind auch mir zu frei, aber gewisse Enschränkungen sehe ich gern ignorierbar:

1)Diese inhaltlich wie sprachtechnisch doch sehr einschränkende strikte Einteilung in These-Antithese-Synthese ist eine fürchterliche Kopfgeburt! Wer sich sowas einfallen lässt, hat das Sonett nicht verstanden - oder war SO gut, dass er neue Herausforderungen brauchte!:rolleyes:

2)Die strikte Auftakt- und Kadenzenregel. Die meisten Sonette schreibe ich wie verlangt mit unbetonten Auftakten und weiblichen Kadenzen, einfach weil das gut zum "weichen" Stil des Sonetts passt. Manchmal aber verlangt der Inhalt einen anderen Duktus, und manchmal ist ein rhythmischer Wechsel der Kadenzen gar nicht so unsympathisch, wenn man die Sache etwas beleben will. Ein einziges Sonett mit betonten Auftakten ist übrigens hier dabei. Wer findet's?

3)Dieselben Reime in beiden Quartetten - das habe ich nie so recht verstanden, was daran so wichtig sein soll. Auch das ist eine heftige sprachliche wie inhaltliche Einschränkung, die dazu einlädt, Sprache zu verbiegen, um das, was man aussagen will, noch irgendwie hinzuschummeln! Schön ist anders.

Ich habe sogar schon vier- oder sechshebige Sonette geschrieben, aber die sind eine Ausnahme.

LG, eKy

juli
15.03.2016, 11:21
Hallo eKy,

Ich werde langsamer, noch langsamer, ich ziehe hier um die Häuser. Aber ich weiß hier warten schöne Gedichte auf mich deswegen: Jetzt gehts los!


56) Dogwood (Albert Bierstadt, 1875)


Das Bild, zeigt eine Waldlichtung, ein Reh ist zu sehen. Ich war schon oft im Wald, und es ist selterer Anblick. Um so Etwas zu sehen, muß man sich in den Wald intregrieren, damit die Natur so sein kann, wie sie ist.

Dein Sonett! Beschreibt die Wirklichkeit in der Natur, ungeschönt. Es ist ein Fressen und Gefressen werden. Leben und Tod hängen nah beieinander, und die Überlebensregeln gelten. Es ist ein ehrliches Sonett, das den Leser nicht schont, es regt zum Nachdenken an. Ein klasse Gedicht!:Blume::):Blume:

Beides zusammen, verbindet das Bild, das auf dem ersten Blick idyllisch aussieht, und zum romantisieren verführen könnte. Das Gedicht zeigt die Wirklichkeit auf, und fügt beides zu einem neuen Werk zusammen. Die Wahrheit der Natur wird gezeigt, mit all ihrer Schöpfungskraft, und dem Werden und Vergehen.



57) Felsige Klippe (Asher Durand, 1860)


Das Bild, zeigt einen Felsvorsprung. Er ist massig, wehrhaft und in den Wald eingebunden. Über Jahrtausende sind Regentropfen an dem Stein hinuntergeflossen, und haben sein Gesicht verändert. Wer hat wohl auf diesem Podest gestanden und in die Ferne geschaut? Tiere, Menschen?

Dein Sonett, beschreibt den Felsvorsprung, der in den Wald eingebunden ist poetisch. Mir gefällt auch das Abschweifen in die Märchenwelt. Felsen regen die Phantasie an, weil sie unerschütterlich sind, und nur sehr langsam ihr Gesicht verändern. Du beschreibst die Natur undd die Stille, die dort zu finden ist. Diese Ruhe kann der Mensch mitnehmen und wieder neu in den Tag starten.

Beides zusammen, erinnert daran wie alt die Erde schon ist. Es gibt Orte, wie dieser Steinvorsprung, der die Menschen daran erinnert, wie klein sie sind, und wie kurz die Lebenszeit ist. Der Mensch sollte häufiger nachdenken auf sich selbst besinnen, und nicht so sinnlose Sachen machen.

Beide Sonette beschreiben die Natur, sie erinnern daran, das wir Teil der Natur sind und keine Herrscher! Die Idylle gibt es auch nicht, sondern ein schlichtes Werden und Vergehen.....;)


Liebe Grüße aus Schleswig - Holstein, beide Gedichte sind eine Augenweide, sy

Erich Kykal
15.03.2016, 13:41
Hi, Sy!

Um Rehe zu sehen, brauche ich nur morgens oder abends aus dem Fenster zu sehen. Zehn Meter hinter meinem Haus beginnt der Wald, mein Grund reicht 15 Meter weit hinein. Oft kommen Rehe, manchmal auch ein Böckchen, um am Waldrand zu äsen - das Gras bei mir ist besonders grün!:) Zudem gehe ich selten hinters Haus, die Tiere bleiben weitgehend ungestört.


Von solchen Felsen - allerdings aus Granit - sind Mühl- und Waldviertel voll! Eine Zauberwelt für spielende Kinder!:)


LG, eKy

Chavali
17.03.2016, 16:02
Lieber Erich,

Bild 57 liegt wieder ganz auf meiner Wellenlänge und dein Sonett dazu ist wie immer ein Gedicht :)

Bild 59 sieht echt bedrohlich aus, aber der Meister hat die wütende Natur wunderbar gemalt und
du hast es fantastisch bedichtet.

60 und 61 mag ich als Bild nicht so gern - eigentlich gar nicht :o
trotzdem sind deine Gedichte dazu natürlich absolut lesenswert.

Eine schöne Arbeit stellst du uns hier immer wieder vor, dafür mal ein :Herz:liches *danke*

Lieben Gruß,
Chavi

Erich Kykal
17.03.2016, 16:43
Hi, Chavi!

Danke für die Blumen!:)

Ich wähle die Bilder danach aus, was sie in mir anregen/bewegen. Manchen springt geradezu das Sonett aus den Farben! Bilder, die ich auch sehr schön finde, die mir aber keine Geschichten erzählen, kommen hier nicht vor.

Aber mir gefallen sie alle, die hier bedichteten. Für ein Bild, das mir selbst nicht gefällt, würde ich mir die Mühe nicht machen, zudem wäre das Risiko groß, dass es für den Künstler beleidigend wäre, was ich dazu zu sagen habe ...:rolleyes::Aua

LG, eKy

Falderwald
20.03.2016, 15:42
Servus Erich,

das Sonett über die Zypressen hat mich beeindruckt, weil du hier den Dichter direkt ansprichst und seiner Kunst würdig huldigst.

Beim ersten Blick auf dieses Gemälde sieht es recht einfach aus, doch wenn man es vergrößert betrachtet, erkennt man erst richtig, wie der Künstler hier gearbeitet hat.
Jeder Pinselstrich wurde Schicht für Schicht aufgetragen und in der Betrachtung der Details verliert man sich in einem scheinbaren Chaos.

Die Gesamtheit aber ist es, die dieses Bild zu einem wahren und "ewigen" Kunstwerk macht, einfach großartig.

Den Vergleich mit grünen Flammengarben finde ich äußerst gelungen, denn genau wie ein Feuer lodern diese Zypressen gen Himmel.

Und van Gogh hätte es sicherlich als sehr schönes Lob und Ehrung verstanden, wenn ein Dichter ihm Gedichte in den Pinsel legt.

Das ist eine sehr schöne Hommage an diesen Künstler und vor allem an sein beschriebenes Werk. :)


Arabischer Friedhof hingegen ist ein tief philosophisches Werk, sowohl das Bild als auch das Sonett.

Das Bild ist "grober" gemalt und besticht durch seine leuchtenden Farben, die dennoch eine angemessene Harmonie der dargestellten Szene entwickeln.

Dein Text besticht durch Ruhe und eine Einsicht, die sich alle Gläubigen und Nichtgläubigen zu eigen machen sollten. Dann gäbe es keine Konflikte mehr zwischen verschiedenen Religionen und es herrschte zumindest in dieser Beziehung Frieden auf unserer Welt.
Denn genau das Beschriebene ist es, was alle Menschen eines Tages erwartet. Und was der einzelne glaubt oder nicht, soll ihm überlassen sein, solange er die Weltanschauung der anderen dabei toleriert.


Ich kann dir nur sagen, dass mir beide Sonette und die dazugehörigen Bildwerke auf ihre ganz individuelle Art und Weise gefallen haben.
So erfahre ich nebenbei auch noch ein wenig, über die Kunst der Malerei.


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert, mit dem Versprechen, mich hier auf jeden Fall wieder zu melden. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

juli
21.03.2016, 09:53
Lieber eKy,

Hier wird es allmählich Frühling, die Sonne hat Kraft, um die Frühlingsblumen hervor zu locken.

Ich bin gespannt, was mich erwartet.:)


59) Sturm in den Bergen (Albert Bierstadt, 1870)

Das Bild, ich bin schwer beeindruckt! Ich komme ja aus Schleswig - Holstein, dort kann man so eine beindruckende Landschaft mit Bergen und den düsteren Wolken nicht beobachten. Man sieht ein grünes Tal, in der Ferne durch ein graues fast schwarzes Tunnelwolkengewölbe sieht man einen schneebedeckten Berggipfel. Das Grün des Tales ist satt, die Bäume tiefgrün und es finden sich auch gelbe Wiesen. Dort kommen ein paar Sonnenstrahlen durch. Wie klein ist der Mensch, im Angesicht der Natur! Wie schön ist es zu leben im Angesicht von Naturkräften, die wir Menschen nicht beeinflußen können. Mir gefällt dieses Bild.

Dein Sonett, mahnt daran, wie klein wir sind. Und wie beeindruckend der Berg ist, im Auge des Unwetters. Jetzt kenne ich auch das Matterhorn. Dein Gedicht unterstreicht das schöne Bild! Klasse!

Beides zusammen, bereichert sich. Und für mich als Norddeutsche wird noch klar: das ist das Matterhorn.:Blume::Kuss



60) Zwei Akrobaten mit Hund (Pablo Picasso, 1905)


Das Bild, ist überwiegend hellblau, türkis.Ich she einen Jungen an seiner Seite schmiegt sich ein Hund, und einen Harlekin. Beide Menschen gucken in die Ferne, ich finde sie gucken mehr in sich hinein. Die Blicke wirken ein wenig leer. Nur der Hund sucht Körperkontakt. Der Größere scheint die Verantwortung für den Kleineren zu haben.

Dein Sonett, beschreibt das Schicksal von Zirkussmenschen, die von Ort zu Ort zeihen. Sie besitzen scheinbar das Glück dieser Erde, die Freiheit überall und Nirgends zu sein. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Die Menschen gehören zu keinem Ort, deswegen wird über die Fahrenden schlecht geredet wie: Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes. Dein Gedicht fordert zum nachdenken auf über Freiheit, Kunst, Reiselust, Abenteuer und Naturverbundenheit.

Beides zusammen: dein Sonett gibt meinem Denken ein Schubbs in eine Richtung. Zuvor erschienen mir die beiden Zirkusmenschen eher leer und nichtssagend. Deine Worte sind beeindruckend!



61) Totenbett (Edvard Munch, 1895)


Das Bild, zeigt ungeschönt, wie es ist auf einem Totenbett zu liegen. Die Farbe Schwarz dominiert, und dazu die Brau und Rottöne, sie bilden einen scharfen Kontrast. Es ist eine Szene der Trauer und Hilflosigkeit. Worte spielen hier keine Rolle. Das Schweigen füllt den Raum aus. Der Tote schweigt ja für immer.

Das Sonett, ist auch ohne das Bild ergreifend, tief philosophisch und nachdenklich. Es rührt einem richtig das Herz um. Denn die Endlichkeit überrascht jeden einmal, und der Respekt vor dem Tod ist groß. Ein Leben gibt es ja nur einmal, und die Frage: was wäre wenn - ich noch gelebt hätte ? Kann man sich ja als Toter nicht mehr stellen. Ein tiefgründiges, zu Herzen gehendes Sonett!:Herz::Blume:

Beides zusammen, diesmal muß ich dir sagen: das auch ohne das Bild, dein Sonett herausragend ist. Sehr lyrisch und poetisch!

Auch bei diesen drei Sonetten kann ich sagen: Es ist beeindruckend, welche Worte du findest und sie in die Form gießt. Ich sage das gerne.

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
21.03.2016, 16:21
Hi, Faldi!

Van Gogh wollte mit dem grünen Gewusel auf die innere Unrast und Fiebrigkeit hinweisen, die ihn in seinen letzten Jahren antrieb und - möchte man sagen - verbrannte! So gesehen kommt das Feuerartige nicht von ungefähr.
Wir sehen diese Gemälde heute als große Naturkulisse, ihm war es wohl eher trockene Sommerglut und innerer Brand. Dennoch wurde so Großes geschaffen!

Kandinsky kannte ich dem Namen nach. Erst bei der Suche im Netz nach neuen Bildern für die Sonette, fand ich ihn sozusagen. Die starken Farben und Kontraste, die dennoch insgesamt harmonieren, haben mich beeindruckt.


Hi, Sy!

Bierstadt ist einer der bekanntesten Landschaftsmaler des 19. Jhdts, hier und in Amerika, wo er auch viele Naturkulissen malte. Er war kein reiner Naturalist, sondern gefiel sich darin, das Geschaute im Bilde noch zu überhöhen, wie es für die Romantiker damals üblich war.

Picasso gefällt mir nur in der Frühphase wirklich gut, die blaue und die rosa Periode, als er meist Zirkusleute malte. Seine Figuren atmen eine fast greifbare Distanz und Schwermut, einen Lebensernst, der die plumpe Oberflächlichkeit ihrer bunten Kostüme konterkariert.

Zu Munch kann man stehen, wie man will. Ich persönlich halte ihn,was reines Handwerk betrifft, für bestenfalls Mittelmaß. Die Farben wirken allzu erdig, unrein und verwaschen, so als hätte er nie den Pinsel gereinigt. Seinen Bildern fehlt oft Tiefe, und er macht perspektivische und anatomische Schnitzer, die ungewollt passiert wirken, nicht wie ein Stilmittel. zB ist der Schatten des Mädchens im Bild "Pubertät" (kommt später) eigentlich nur eine formlose "Blase".
Dennoch wohnt seinen Darstellungen - bei aller Naivität in der Ausführung - mitunter eine Kraft inne, die man so nicht vermuten würde. Interessanterweise halte ich von seinem berühmtesten Werk ("Der Schrei") recht wenig - vielleicht habe ich es zu oft gesehen, aber es gefiel mir schon beim ersten Mal nicht, da ich es sah, sagte mir nichts als: Boah, das sind aber viele Streifen! eigentlich besteht alles aus Streifen! (Ich war 12:D)


Euch beiden vielen Dank für eure Gedanken zu Bildwerk und Wortwerk!:)

LG, eKy

juli
22.03.2016, 09:38
Lieber Erich,

Nach Munch, muß ich doch mal gucken, welches Bild danach kommt.



62) Bauernhaus in der Normandie (Berthe Morisot, 1865)

Das Bild, zeigt einen Waldausschnitt. Der Himmel ist klein und fast weiß. Das Grün ist tiefgrün bis fast Schwarz, also starke Kontraste. Das Gras ist strohig, und deutet darauf hin, daß es Sommer ist. Der Regen fehlt. In einer Lichtung liegt fast versteckt ein helles Haus. Wer mag da wohl wohnen? Auf jeden Fall hat der Mensch, der dort wohnt Natur pur um sich herum. Das Haus liegt in Frankreich, vielleicht ist das Licht deswegen anders.....

Das Sonett, beschreibt die Gedanken eines Betrachters. Das Haus zieht den Blick auf sich, und regt die Gedanken an. Es ranken Geschichten um das Haus. Mir fällt "Ganghofer" ein, aber das ist ja wohl ein Drama. Das muß es ja nicht unbedingt sein. Der Alltag und eine Familengeschichte sind spannend genug.

Beides zusammen, erinnert an Geborgenheit in einem Haus, und der Menschlichkeit, die dieses Haus mit Leben füllt, oder gefüllt hat.




63) Kinder (Valentin Serov, 1899)


Das Bild, zeigt zwei kleine Kinder, die so um die 5 - 6 Jahre jung sind. Beide sind gleich gekleidet, ein weisses Hemd und eine kurze blaue Hose. Sie stehen auf einer Anhöhe, und schauen aufs Meer. Jedenfall der Junge in dem Vordergrund, der Hintere schaut den Maler direkt an. Beide scheinen auf urlaubsreise zu sein. Das Bild erinnert mich daran, daß meine Eltern mich mit nach Hamburg genommen haben, und ich an der Binnenalster stehe, und aufs Wasser gucke. In der Nähe gab es ein Cafe, und nach dem Spazieregehen, gab es immer Kuchen mit Brause, auch eine immer gerne gewählte Kombination.

Dein Sonett, erinnert an die Erziehungsmethoden um 1899, meine Oma ist so groß geworden. Ich weiß sie ist sehr alt, aber ich bin ja ein Nachkömmling. Kinder mußten damsl funktionieren. Sie wurden wie kleine Erwachsene behandelt. Eine freie Meinung wurde nicht geduldet. Mein Opa hat immer gesagt:" Wer schnell ißt, der arbeitet auch schnell!" damit meinte er mich. Ich esse immer noch schnell. Dein Sonett erinnert daran, das Kindsein nicht immer so frei sein bedeutet wie es jetzt ist. Jetzt ist schon fast das Gewenteil der Fall, die Kinder brauchen mehr Struktur. Aber ich schweife ab.....

Beides zusammen, lenkt den Blick ins Nachdenkliche, über Generationen hinweg praktizierte Erziehung, und wie die sich gewandelt hat. Darauf muß man erst mal kommen, so ein Sonett zu schreiben.

Sehr gerne gelesen, auch wenn ich etwas abschweife, es ist ja nur deswegen, weil mich die Gedichte dazu anregen....:Blume::)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
23.03.2016, 15:28
Hi, Sy!

62) An diesem Bild gefielen mir besonders die leicht verblassten, weißgrünen Farbtöne, die den fortgeschrittenen Sommer kennzeichnen.

63) Serov's Bild ist relativ bekannt. Ich dachte bei den adretten Matrosenanzügen daran, wie man Kinder früher wie Modepüppchen ausstaffiert und "Gassi" geführt hat, um mit dem so sichtbaren Wohlstand anzugeben. Die Kinder hatten zu gehorchen und zu funktionieren - gesehen, aber nie gehört, wie die Rede ging. Erst mit dem Fortgang des 20. Jhdts änderte sich dies langsam, und erst nach dem 2.WK wurde eine Kindheit in begüterten Kreisen - wenn man Glück hatte - lockerer und "kindgerecht"er.
Von den Armen und der Arbeiterklasse schweigen wir lieber: Bis weit ins 19. Jhdt hinein war Kinderarbeit von bis zu 10 Stunden täglich allgemein verbreitet! Ausbeutung und Gewalt waren dort alltäglich und es gab kaum ein Entkommen! Viele, schon in jüngsten Jahren in Bergbau und Fabriken verschlissen und/oder vergiftet, wurden kaum älter als 30! (Dennoch nannte man sich "das zivilisierte Abendland"!:Aua:mad:)


LG, eKy

Falderwald
23.03.2016, 17:33
Servus Erich,

wie du siehst, habe ich jetzt im Titel angefangen, die Sonette und die Bilder zu numerieren, das ist nur, damit ich nicht immer suchen muss. :rolleyes:

Bordighera ist ein kleines Städtchen an der italienischen Riviera.

Den Moment, den Monet hier eingefangen hat, empfinde ich als erhabend.
Genau wie er schauen die Bäume nach Bordighera, ihre Stämme sind wie sich windende Schlangen gemalt, die sich alle in diese Richtung wenden, um das zu sehen, was der Maler dort einfangen will.
Ein tolles Gemälde. Ich hätte da noch einen Link zu einem etwas größeren und angenehmeren Bild --> klick mich (http://www.picturalissime.com/t/monet_bordighera_l.jpg)

Ich finde auch, dass das Sonett seine Wirkung erzielt, denn hier beschreibt ein Protagonist aus seiner Sicht die Eindrücke, welche das Bild auf ihn gemacht hat und kommt prinzipiell zum gleichen Schluss, dass der Maler sich quasi in die Natur hineinversetzt und aus ihrer Perspektive heraus die Stadt in seinem Bild eingefangen hat.
Der Betrachter ist quasi mit in diesem Szenario gefangen und erfährt auf visuellem Wege verschiedene Sinneseindrücke.
Wie in einem Traum eben, aber dennoch erfahrend.

Das hat mir gut gefallen...:)


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
23.03.2016, 18:26
Hi, Faldi!

Interessant, dein Link: Dasselbe Motiv, dieselbe Technik - und doch: Ein anderes Bild!
Ich weiß nicht, ob Monet das Motiv mehrmals gemalt hat, aber falls nicht, haben wir es hier mit einer Kopie zu tun.

Mich lockten das südliche Flair dieser Vegetation und die Art der Darstellung, die mich hier ganz leicht an van Gogh erinnert.

Vielen Dank für deine Gedanken!:)

LG, eKy

Dana
25.03.2016, 19:40
Lieber eKy,

inzwischen ist es viel mehr als ein Sonett-Band.:)
Hier wird "geredet", bewundert und interessiert gemacht. Du hast wirklich geschaffen.:Blume:

Eines interessiert mich besonders und ich weiß nicht, ob schon jemand nachgefragt hat.
Schaust Du Dir die Bilder an und lässt Deine Gedanken fließen oder hast Du Dich vorab auch informiert, was der Maler ausdrücken wollte?

Das hier und jetzt in Kürze. Zu den mich faszinierenden Bildern und Sonetten komme ich noch einmal.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
25.03.2016, 19:49
Hi, Dana!

Im Grunde lasse ich nur die Bilder auf mich wirken und bin guten Mutes, die Intention des Malers richtig zu erfassen.
Falls nicht, so erfährt das Gemälde zumindest eine andere, vielleicht neue Deutung. Auch nicht so übel.
Bei manchen Künstlern weiß ich natürlich als Zeichenlehrer und am Rande Kunstinteressierter über deren Ideen dahinter Bescheid, und zuweilen fließt das mit ein, zB. bei van Gogh.

Vielen Dank für's Reinschauen und wiederkommen Wollen!:):Kuss

LG, eKy

charis
28.03.2016, 10:38
Lieber Eky,

Ich habe wieder einmal nachgelesen. Erstaunlich in welch gleichbleibend hoher Qualität du schreibst! Wieder ein paar Eindrücke:

70) betonte Auftakte: interessant! Auch die Betrachtung; das Kreuz musste ich erst suchen. Die Schwestern haben keine Gesichtszüge - oder?

73) gefällt mir besonders gut! Das "blähen der Segel" irrierte mich irgendwie :)- passt zwar klanglich wunderbar, aber vielleicht wäre doch "bauschen" oder ähnliches irgendwie "unverfänglicher".

86) ganz erstaunlich, was du da siehst!

88) das Gedicht wird diesem Grauen, dass aus dem Bild spricht gerecht:
toll:
"Wer andere verwundet wird zur Wunde"

89) toll: "schattengraudurchschossen"

90) auch hier finde ich die transportierte Stimmung wunderbar. Besonders gefällt mir: "Geschnitzt aus schmalen Licht ..."

94) Ja, bestimmte Dinge bleiben manchen im Leben versagt - aber vielleicht bleiben einem dadurch einfach nur andere Sorgen und Schmerzen erspart. Das letzte Terzett macht mich betroffen: Diese Resignation und das schnell wieder verdrängen der Wehmut; das LI ist geübt darin, sich nicht darauf einzulassen, wenn etwas schmerzt. Ich frage mich, ob dieses Sich-von-sich-selbst-distanzieren-können der Segen oder der Fluch des Älterwerdens ist?


Und bei 100 soll das tatsächlich schon aufhören, ein bisschen geht schon noch! ;)

Lieben Gruß :Blume::Blume::Blume:
charis

Erich Kykal
28.03.2016, 12:22
Hi, Charis!

Danke für deine Überlegungen und das Lob!:)

Ja, hundert - ehrlich gesagt suche ich jetzt schon händeringend nach Bildern, die noch etwas in mir auslösen! Wenn man keine spezifischen Namen hat, im Internet schwer zu finden!

Das mit der gleichbleibenden Qualität erachte ich als selbstverständlich - aber ich habe durchaus meine persönlichen Favoriten und halte manches für weniger gelungen. Andere sehen das oft ganz anders ... :rolleyes:

Aber natürlich gefallen sie mir alle! Sonst stünden sie nicht hier.

LG, eKy

juli
30.03.2016, 09:52
Hallo eKy,

"In meiner Pause hier", ich bin ja sonst immer deinen Gedichten den Nummern gefolgt, hab ich es nicht mehr geschafft nicht zu lesen. Ich habe geluschert, und jetzt weiß ich, daß hier noch viele Perlen auf mich warten.


64) Junge mit Hund (Edouard Manet, 1861)

Das Bild, zeigt einen Jungen mit einem Hund. Beide schauen sich tief in die Augen. Der gemeinsame Blick verschmilzt zu Liebe, der Hund fragt den Jungen: Hast du ein Leckerli für mich?! Ich weiß, weil ich einen Hund besitze, das es nicht NUR um das Leckerli geht.


Das Sonett, ja! Du beschreibst die Liebe der Beiden! Ich mag das Gedicht. Feines Teil.:Blume::)

Beides zusammen, bereichert sich. Das Sonett ohne das Bild ist sehr aussagekräftig, die Liebe zwischen Hund und Mensch ist auf den ersten Blick zu erkennen. Es ist ein schnörkelloses Gedicht, daß die Einfachen Dinge des lebens beschreibt.


65) Rote Rehe II (Franz Marc, 1912)


Das Bild, kenne ich. Es zeigt rote Rehe, die in kraftvollen Farben gemalt wurden. Das Grün der Landschaft ist satt und der blauweisse Himmel gibt dem Gemälde Kraft. Das Bild gefällt mir.


Das Sonett, fühlt sich in die Denkweise von Rehen hinein. Es ist ein bezauberndes Tiergedicht. Bezaubernd muß nicht kitschig sein, es beschreibt die Realität der Wildtiere, die ständig auf der Hut sein müssen, denn der Jäger schießt sie ab. Du beschreibst die Rehe beim Äsen, wie sie in die Landschaft eingebettet sind und welche Gefahren dort lauern. Es ist nicht hur Sonnenschein da....:Blume::)

Beides zusammen, mag ich, da mir das Bild und und das Sonett gefallen. Deine Tiergedichte finde ich sowieso alle klasse, weil sie so herzlich und realistisch sind.:Kuss

Liebe Grüße sy

Bis bald...

Erich Kykal
30.03.2016, 13:31
Hi, Sy!

Den Tieren fühle ich mich verwandt: Den Menschen ausgeliefert und gezwungen, mit ihnen auszukommen!;):rolleyes:

Im Hundebild erkannte ich in den Blicken dasselbe, was mich mit meinen Katzen verbindet - der Rest war einfach.;)

Immer wieder auf's Neue sei bedankt für deine Geduld und Akribie, mit der du wirklich JEDES Werk hier beschreibst und ihm nachfühlst! Wie gesagt, nicht viele nehmen derlei auf sich!

Aber sei getrost: Das Ende ist in Sicht! Heute habe ich das einhundertste und mithin letzte Sonett in diesem Faden geschrieben! Mehr wird es also nicht mehr werden ... ;):Kuss


Dankbare Grüße, eKy

juli
01.04.2016, 10:01
Lieber eKy,

Heute scheint hier die Sonne, sie hat Kraft und der frühling kommt endlich. Sorry, der Wetterbericht mußte sein, weil ich den Winter jetzt nicht mehr leiden kann.

Ich sehe schon, ein Pissarro, so nun ein Klick, dann das Bild;)


66) Landschaft mit Bauernhäusern (Camillo Pissarro)


Das Bild, die Landschaft sieht nach Urlaub aus. Das Licht ist wie im Sommer, die Wolken sehen nach Schönwetterwolken aus,und in der Ferne am Horizont ist das Meer. Ich kenne das Bild nicht, aber ich tippe auf eine französische Landschaft. Sie ist hügelig, der Mann am linken Rande mit dem Strohhut, und die Frau, sie ist sehr klein, passen in die Landschaft. Ich merke, ich brauche Urlaub. Die Ferne lockt! *Wo ist der Sonnensmiley*?:D

Dein Sonett, versteh ich so, daß der Blick in das sommerliche Bild, Freude schaffen soll. Du beschreibst die Schönheit des Sommers, und die Lust am Leben. Ich weiß nicht was die "Bundeslade" da soll. Was meinst du damit?

Beides zusammen, erinnert an die schönen Seiten des Lebens. Leben und Leben lassen, den Tag und die Sonne genießen!


67) Haus in der Provence (Paul Cézanne, 1885)


Das Bild, zeigt ein gelbes ( senffarbenes) Haus in einer grünen mit Steinen durchsetzten Landschaft. Der Himmel ist blaugrau, es deuten dich Wolken an. Es ist eine wilde Landschaft, klettern müßte man hier. Man kann auch die Abgeschiedenheit genießen. Steine erzählen von der Erdgeschichte, das Haus gibt die Geborgenheit und die Ruhe.


Dein Sonett, beschreibt die "Trutzburg", das Haus. Es ist eine Festung, die von den Menschen geschaffen wurde, um in dieser kargen Landschaft zu wohnen. Dazu gehört eine Portion Schaffenskraft, Durchhaltevermögen und Liebe zu diesem Fleckchen Erde. Dein Gedicht ist schnörkelos, fast schlicht für deine Verhältnisse, aber es fokossiert den Blick auf das Wesentliche: Das Haus!

Beides zusammen, berichtet von dem Willen des Menschen, in einer Landschaft zu wohnen, in der es nicht bequem ist. Hier haben andere Vorlieben den Vorzug: Es geht darum ein Haus zu bauen, das in dieser Landschaft hält, und das auch über die Jahrzehnte weiterlebt.


68) Im Moulin Rouge (Henri de Toulouse-Lautrec, 1895)


Das Bild, man sieht eine Kneipengemeinschaft. Der Alkohol steht auf den Tisch, die Nasen der Menschen werden zusammengesteckt, und es wird über Dinge des Lebens geredet, die sonst nicht auf den Tisch kommen. Der Alkohol hat die Zungen und die Festigkeit des Denkens gelockert. Es ist eine verschworene Gemeinschaft. Im Hintergrund sind Frauen und Männer zu erkennen, ihre körperhaltungen sind so, als würden sie zu Hause sein. Hier trifft sich Derjenige, der über die grenzen der Allgemeinheit schauen und fühlen will.

Dein Sonett, beschreibt die Lebenshaltungen der "Kneipengänger", auch ohne dieses Bild, ist dein Gedicht für besondere Orte und deren Besucher gültig. Du klagst nicht an und entertest nicht. Es ist einfach, wie es ist. Besonders stark finde ich diese beiden S.

Ein stilles Einverständnis mit der Leere,
die diese Leben zeichnet, siegelt ihre
versonnenen und abgenutzten Mienen,

als würde eine ungenannte Schwere
die Züge schließen, die wie tote Tiere
verschweigen sollen, welchem Geist sie dienen.

Dazu läßt sich nichts sagen, es ist eine Milieustudie, ungeschönt, doch ich weiß, das hier die Menschenseelen brach liegen und ertränkt werden. Ich will mich hier nicht als Alkoholfeindlich outen, nein gegen einen guten Tropfen habe ich nichts, oder ein leckeres Bier.

Beides zusammen, ich finde dein Gedicht besser als das Bild. Weil dein Gedicht auch in unserer Zeit Gültigkeit hat.


Du hast schon dein 100 Gedicht geschrieben. Hut ab! Welch ein Schaffensdrang! Genieße jetzt deine Pause, der Frühling kommt bald.:Blume::)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
01.04.2016, 14:10
Hi, Sy!

66) In der Ferne sieht man nicht das Meer, sondern einen fernen Hügelkamm, dessen Grün ob der Ferne schon ins Blau geht - einen so gekrümmten und hohen Horizont hätte man damals nicht gewagt.

"Bundeslade" heißt der Kasten, in dem das "auserwählte Volk Gottes" die Schrifttafeln von Moses verwahrte (Siehe "Indiana Jones 1";):D). Es war das Allerheiligste des Volkes, machte unbesiegbar.
Dementsprechend heißt "etwas zu seiner Bundeslade zu machen", dass man es als heiliges Gut ins Gedächtnis tut.

68) Hier verstehe ich dieses Wort nicht: "Du klagst nicht an und entertest nicht."

Erneut vielen lieben Dank für deine profunden Gedanken zu meinen Werken!

Du hast recht - die Pause habe ich mir jetzt verdient! Ich hätte natürlich immer weitermachen können, aber mir gingen schon die "beeindruckenden" Bilder aus, und zum Ende hin hat es nicht mehr so richtig Spass gemacht, wenn ich ehrlich bin.

LG, eKy

Falderwald
01.04.2016, 20:48
Servus Erich,

du bist ja wahnsinnig. :D

Die 100 sind voll, dann hat der Platz ja doch gereicht. ;)

Und ich bin erst bei Nr. 8...:eek::o


Ich habe mir das Bild angeschaut und es gefällt mir auch recht gut.
Allerdings vermag ich mich in diese Szene nicht ganz so enthusiastisch hineinzuversetzen, wie du es mit deinem Sonett vermochtest.
Wenn ich mir vorstelle, ich könnte ganz einfach mit einer Zeitmaschine in diese Zeit zurückkehren und dann dort durch diesen Garten gehen, dann käme ich mir doch schon irgendwie verloren vor, denn so viel Betrieb ist da ja auch nicht. ;)

Das soll aber jetzt keineswegs deinen Text schmälern, doch es gibt eben Bilder, die sprechen mich mehr an und andere weniger.

Aber zum Schluss bin auf jeden Fall wieder ganz mit dir auf einer Linie, weil dein Sonett dann doch noch die Kurve kriegt und das Erzählte relativiert.

Jeder lebt eben zu seiner Zeit und ist darin gefangen. Alles andere bleibt der Fantasie überlassen, die ja auch durch solche Gemälde angeregt wird.

In der letzten Zeile hast du "kaum entrinnen" geschrieben.
Das lässt eine Möglichkeit offen, den Klauen der Zeit doch entrinnen zu können.
Müsste das nicht besser dort "nie entrinnen" heißen?


Sehr schönes Sonett, dass ich gern gelesen und kommentiert habe...:)


Liebe Güße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
01.04.2016, 21:22
Hi, Faldi!

Naja, ein wenig entrinnen kann man mitunter schon, in Träumen und in der Fantasie ... ;):D

Ganz lieb, dass du weiterhin kommentierst, aber darf ich dich ersuchen, künftig den Titel des Bildes zu erwähnen? Bei 100 Bildern zur Auswahl sagt mir die Zahl nach Monaten wenig, und ich muss immer nach vorn klicken und scrollen, um mich zu erinnern, um welches Bild, um welchen Maler es eigentlich geht!:rolleyes::D

Vielen Dank für deine wohlwollenden Gedanken!:)

LG, eKy

charis
02.04.2016, 14:52
Ja, hundert - ehrlich gesagt suche ich jetzt schon händeringend nach Bildern, die noch etwas in mir auslösen!

Ja, da hätte ich vielleicht noch eins für dich (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/Fabritius-vink.jpg) :)

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal
02.04.2016, 15:01
HI, Charis!

Ja, ein Beispiel früher als selbstverständlich geltende Tierquälerei! Man nahm es gar nicht als solche wahr, denn der gute Christ machte sich ja auf seines Gottes Geheiß "die Erde untertan", und das beinhaltete, mit Tieren verfahren zu dürfen, wie's einem beliebte.

Du hast recht, das Bild bewegt mich - aber ich hab jetzt erst mal Dichterurlaub!;):D

LG, eKy

charis
02.04.2016, 15:19
"Dichterurlaub"!? :confused::eek: So etwas gibt es nicht! :)

Erich Kykal
02.04.2016, 15:49
Doch - wenn man ihn sich erdichtet!;):Kuss:D

juli
06.04.2016, 09:39
Hallo eKy,


Du bist schon bei dem 100ertsten angelangt. Ich weiß jetzt nicht in wieweit, du dich jetzt zurücklehnst und Abstand nimmst, nichtdestotrotz schreibe ich dir hier sehr gerne. Ich bin schon beim 69. Gedicht. Los gehts!;):D:Aua


69) Landschaft am Meer (Edvard Munch, 1918)

Das Bild, upps, Munch ist bunt! Naja ich kenne auch nur "den Schrei" von ihm und das Bild mit dem Totenbett, das du hier beschrieben hast.Die Landschaft liegt wie ein buntes Tuch, vor dem Meer, das Blau des Meeres ist Himmelblau, ich meine kräftig. Es liegt fast wellenlos da.Das Bild von Munch gefällt mir am Besten bisher. Es ist leicht surreal.

Dein Sonett, du beschreibst den Frühling! Das paßt jetzt zur Jahreszeit. Du meinst es ist der FRrühling des Nordens?! Die Heimat Munchs ....
Das Gedicht finde ich klasse, du hast die bunte Stimmung vom Frühling gut eingefangen.

Beides zusammen, gibt mir einen neuen Blick auf den Maler Munch, der von seinem Bild
" Der Schrei" dominiert wird. Dieses hier zusammen Bild und Gedicht tragen zu einer guten Stimmung bei. Der Frohsinn ist der Frühling.:Blume::)



70) Schlafsaal im Hospital in Arles (Vincent van Gogh, 1889)


Das Bild, zeigt ein Krankenhaus. Die Privatsphäre war eingeschränkt, und das Leid des Anderen war nicht auszublenden. Das Gebäude und die Zimmer, nein Halleneinrichtung ist schlicht. Im Vordergrund sitzen Menschen an einem kleinen Ofen, der für die Riesenhalle da war. Wärme war also ein Luxus im Krankenhaus. Die Menschen haben auch Pullover an und Mützen auf. Es ist kein Krankenhaus für Reiche. Van Gogh wußte bestimmt von solchen orten, er war ja arm.

Dein Sonett, beschreibt das Unglück in dieser Zeit so sein zu sein, daß man in ein Krankenhaus muß. Die Schwestern begleiteten die Kranken, wie am Fließband, dadurch das hier so viele in einer Halle lagen. Ihre Funktion, da hast du Recht, war eher die eines Wärters. Ich glaube, wenn man in solcher Umgebung arbeitet, bei so viel Leid und Not, kann man nur als Pflegende, sein eignes Inneres schützen, indem man abhärtet. Das wäre nicht mein Ding. Dein Gedicht zeigt in schonungslosen Worten die damalige Realität auf.

Beides zusammen, spiegelt die damalige Zeit wieder. Beides wirkt erschütternd.

Bisher jedes Gedicht hatte auch mir etwas zu sagen, deswegen bleibt die Reise hier spannend. Ich sage, das wie immer gerne.:Blume::):)

Bis bald, und liebe Grüße sy

Erich Kykal
06.04.2016, 15:58
Hi, Sy!

Munch ist rein handwerklich Durchschnitt, manchmal naiv geradezu in der Darstellung von Perspektive und Details, aber seine Bildwahl und Art der Darstellung haben oft eine eigene Magie. Das gefällt mir. Was mich stört sind seine oft recht unsauberen, erdigen, ja nachgerade schmutzig wirkenden Farben - seine Bilder, wiewohl in Öl gemalt, wirken bisweilen wie die eines Aquarelleurs, der nie seine Pinsel auswäscht!;):D:rolleyes: In diesem Bild aber hat er mal aufgepasst und die Pinsel geputzt!:D


Das van Gogh-Bild zeigt das Hospital in Arles, ein einfaches Landkrankenhaus, betrieben von einem Nonnenkloster, wie damals üblich. Einzelzimmer gab es nur für besonders ansteckende Fälle. Die Patenten trennte nur ein Vorhang, Toiletten gab es keine (Bettpfanne), höchstens Plumpsklo im Hof!
Vor der Entdeckung der Bakterien und Viren wusch sich kaum ein Arzt die Hände vor oder zwischen den Patienten, Bettwäsche wurde einfach weiterverwendet, solange sie nicht (zu) flohverseucht oder besudelt war.
Über viele Krankheiten wusste man nicht Bescheid, oder es gab keine Heilung, bestenfalls etwas Linderung!
Hygiene war ein Fremdwort! Schmerzmittel gab es nur aus der Natur! - Ein Graus, damals krank oder verletzt zu sein! Jeder Schnitt mit einem Werkzeug oder Messer konnte das Ende bedeuten oder den Verlust des ganzen Gliedes: Blutvergiftung (Sepsis), Entzündung (Wundbrand), Nekrose, usw...
Bei Operationen oder Amputationen gab es natürlich auch keine Narkose! Lachgas war zwar schon geläufig, wurde aber erst in den großen Kliniken der Städte eingesetzt, denn es kostete.
Krankenversicherung gab es natürlich auch noch nicht. Wer arm war, konnte nur auf Barmherzigkeit hoffen.
Soviel für die Romantiker, die dazu neigen, "gute alte Zeiten" zu verklären!:Aua:rolleyes:

Vielen Dank für deine profunden Zeilen - wie immer sehr erfreut darüber,

LG, eKy

Dana
10.04.2016, 17:58
Lieber eKy,

der Band steht (fast) - es fehlt nur noch der Einband.;)

Ein großartiges Werk eines großartigen Dichters.:Blume::Blume::Blume:

Auch wenn ich mich wiederhole. Es ist ein "Erlebnis" darin zu lesen und zu schauen. Bin zutiefst beeindruckt.

Ich stelle mir immer wieder eine Ausstellung mit eben diesen Bildern (es müssen ja nicht die Originale sein:cool:) vor und neben jedem Bild Dein Sonett. Vielleicht kommt ja ein Verleger auf diese Idee.
Die Besucher wären bestimmt fasziniert, ob der Kunst an der Kunst und bekämen ein Art "Hilfestellung" zur Betrachtung. Zusätzlich entstünde noch eine Begeisterung für Lyrik.

Ich will die Bilder nicht nach Gefallen und Nichtgefallen bewerten, denn jedes gewinnt für meinen Geschmack durch das dazugehörige Sonett. Man schaut erneut hin, weil neue und/oder bestätigte Gedanken sich darin vertiefen wollen.

Du hast sprachlich durchgehend meisterlich gearbeitet.

Ganz besonders berührt haben mich die Sonette 73. Das kleine Boot, 80. Sonnenuntergang am Meer, 81. Pubertät und 86. Aktstudie.

Danke für einen ganz besonderen Genuss.:Kuss Ich werde immer wieder lesen.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
10.04.2016, 18:32
Hi, Dana!

Ausstellung klingt gut, aber:

Derlei Ideen werden zumeist posthum umgesetzt, wenn der Dichter (so er Glück hat, wenn auch nicht zu Lebzeiten) einen bekannten Namen hat.

Mir wären schon die Druckkosten für die Bilder (so eine großformatige Farbkopie ist nicht billig) zuviel, wenn ich bedenke, dass sich sehr wahrscheinlich nur sporadisch Betrachter in die Veranstaltungsräumlichkeiten verirren würden! (Werbung ist nämlich auch sehr teuer!)

Eine Diashow oder ein Stick und Beamer, das Gedicht wird zum jeweiligen Bild gelesen - das könnte ich mir eher vorstellen, vor allem, weil ich damit mobil wäre und überall Lesungen halten könnte. Ist mir aber wahrscheinlich auch zuviel Aufwand!

Vielen Dank für dein freundliches Feedback!:)

LG, eKy

juli
11.04.2016, 10:45
Lieber eKy,

Ich freue mich auf die nächsten Bilder und Gedichte.


71) Das Zimmer van Goghs in Arles (Vincent van Gogh, 1889)

Das Bild, zeigt ein kleines Zimmer. Es ist ein Bett da, zwei Stühle, ein kleines Tischchen mit Waschutensilien drauf. Das Fenster ist zum Lüften geöffnet. Es hängen Bilder an der Wand. Sicher sind das Verwandte. Das Zimmer ist in Hellblau gehalten, es wirkt schlicht und die paar Gegenstände zeugen dafür, daß derjenige, der darinnen wohnt, nicht reich ist. Es reicht zum Schlafen und zum Denken.

Dein Sonett! beschreibt, die Ärmlichkeit, aber du beschreibst auch das Genie dieser seele, die hier in dem Zimmer wohnte. Es ist ein würdevolles, herzliches Sonett für van Gogh. Das gefällt mir sehr.

Beides zusammen, läßt in eine kreative Seele blicken. Van Gogh war dem Wahnsinn immer nahe, aber seine Schaffenskraft war auch sein Anker zur Wirklichkeit. Die Bilder zeugen von Kraft, gemalt mit Leidenschaft und Liebe zu den Farben.:Herz::Blume:



72) Murnau, Kohlgruberstrasse (Wassily Kandinsky, 1908)


Das Bild, ist ein abstraktes Bild. Ich sehe eine Landschaft mit kräftigen Farben gemalt. Es überwiegt Blau. Ich erkenne Felder im Vordergrund, und eine kleine Stadt, wenn ich mich nicht irre, rechts mittig. Es könnte auch von Kinderhand gemalt sein, aber der Künstler wird wohl weit aus berühmter sein. ( Ja ist ja auch Kandinsky):Aua:o:)

Dein Sonett, oh, wie schön!:Kuss Und das zu diesem Bild! Es beschreibt die Landschaft mit der Stadt, die deftigen Farben. Auch ohne dieses Bild ist es ein Genuß. Es ist lebensfroh, beschreibt das Wetter, und auch die Gefühle.

Beides zusammen, ist eine Überraschung. Es bereichert sich. Wunderschön auch das abstrakte Bild.

Wenn mir nach wunderschönen Gedichten und Bildern ist, brauche ich nur hier hineinzugucken und ich werde belohnt.

...gestaunt und sehr gerne geschrieben

liebe Grüße sy

PS: Hier scheint die Sonne und die Vögel zwitschern.

Erich Kykal
11.04.2016, 15:19
Hi, Sy!

Auch bei mir ist es heute schön! (Dennoch sitz ich drinnen am Computer!:rolleyes::Aua)

Van Gogh war ein schwieriger Mensch, aber der "Wahnsinn" - so es überhaupt einer war - ergriff erst sehr spät von ihm Besitz, immer in Schüben auftretend.
Eher eine Psychose, würde man heute sagen.
Seine Briefe an Bruder, Familie und Freunde in den Jahren zuvor und auch zwischen den Anfällen sind höchst eloquent, poetisch geradezu! Das ist kein verwirrter Geist!
Nach dem ersten Anfall (Ohrläppchen ab) wurde er von aller Welt in die Schublade "verrückter Künstler" gesteckt, und er passte sich an, immer versuchend, der Welt zu gefallen.
Erst als die Anfälle zuletzt immer öfter kamen und immer heftiger wurden, wählte er den Freitod. Bis heute rätseln die Fachleute, ob sein Leiden psychischer oder physischer Natur war - oder beides.
Am Ende schien es ihm sogar besser zu gehen - es war wohl vor allem die Angst vor einer neuen Verwirrung, die ihn zu seiner Tat trieb. Aber er ging klaren Geistes!

Kandinsky's Bild ist nicht (ganz) abstrakt, man nennt sowas "abstrahierend gemalt", denn Landschaft, Häuser, Straße und Hügel sind noch eindeutig als solche erkannbar, also gegenständlich. Allerdings in Form und Farben simplifiziert und verfremdet - also abstrahierend gemalt!
Abstrakt wäre, wenn man gar nicht mehr "erkennt", was es sein könnte!;)


LG, eKy

juli
13.04.2016, 10:20
Hallo eKy,
Danke für deine ausführliche Beschreibung van Goghs. Mit dem Begriff "Verrückt" muß man sowieso vorsichtig sein. Denn es sind oft die besonderen Menschen, die nicht so dem Mainstream unterliegen, die etwas Besonderes Außergewöhnliches schaffen. Die der Welt, das heißt der Masse, etwas mitzuteilen haben. Ohne sie wäre die Welt pures Mittelmaß und damit langweilig. Erst die Künstler, die Mutigen und somit die Außergewöhnlichen bereichern unsere Welt, Sie machen das Leben bunter. Van Gogh ist kein verwirrter Geist! Dein Beitrag, das er poetisch war, wußte ich so noch nicht.:):Blume:

Deine Erklärungen zu meinem Geschriebenen ist mir sehr wertvoll, weil meine Bildung nicht so wie deine ist. Aber ich lerne sehr gerne dazu und bin für Alles offen.



73) Das kleine Boot (Albert Edelfelt, 1884)


Das Bild, zeigt zwei Jungs, die auf einem Baumstamm ins spiegelglatte Wasser schauen. Das Bild, wirkt fast wie ein Foto, der Himmel spiegelt sich. Am Rande links ist ein Segelschiff. Aber der Fokos ist auf die beiden Jungen gerichtet, die verträumt ins Wasser schauen. Beide verbindet eine Innigkeit, man sieht die Freundschaft zwischen den ihnen. Vielleicht sind es auch Geschwister. Es ist eine Szene, der Verbundenheit und des gemeinsamen Augenblickes.

Dein Sonett, ist ein wehmütiges Gedicht. eines das der Jugend und der damit verbundenen Unbekümmertheit hinterherblickt. Es ist ein besinnliches Sonett. Eines das mit zunahmendem Alter in einem wächst. Du hast die Stimmung gut eingefangen, und der Leser kann sich gut einfühlen. Die Szene der beiden Jungen, die in ihrer Phantasiewelt tauchen, kann nicht aufs älterwerden übertragen werden, weil die Lebensziele ganz andere sind. Ein ergreifendes Sonett. Auch wieder wunderschön!:Blume::)

Beides zusammen, Das Bild gibt den Anlass, sich in den Augenblick der Jungend hinein zu versetzen. Dein Gedicht relativiert den Augenblick und läßt eine weit aus ältere SAtimme sprechen. Es berührt sehr.



74) Metsälampi (Eero Järnefelt, 1894)


Das Bild, erinnert mich an Finnland. Und wenn ich mir den Titel des Bildes anschaue, dann ist das vielleicht auch ein finnischer Maler. Ich google nicht. Obwohl dort ein See ist, ist fast kein Blau zu sehen. Der See spiegelt zu fast 100% den grünen Wald wieder, und gibt dem Bild ein Tiefe. Der Himmel ist hellblau, er steht im Kontrast zu dem Wald. Alles sieht urwüchsig aus, wild und unberührt. Hier könnten noch Bären leben, oder Wölfe jagen. Das Bild ist nicht fotographisch genau gemalt, die Konturen sind leicht verschwommen. Das finde ich gut. Es erzeugt Ungewißheit, und läßt Platz für Phantasie.

Dein Sonett! Ich werde bereichert. Es ist phantasievoll, und nimmt den See als Spiegel. Ich weiß gar nicht was ich hervorheben soll... Das ist ein zauberhafter Bilck in die Natur mit Nachdenklichkeit und Phantasie gepaart.

Beides zusammen, gibt wieder ein neues Kunstwerk!

Nun habe ich diese beiden Gedichte gelesen und mir die Bilder angeschaut. Es sind zwei völlig verschiedene Künstler. Du verbindest Beide mit deinen Sonetten, indem du deine Gedanken offenbarst. Wunderbar!

Liebe Grüße sy

Hier scheint die Sonne, der April ist nicht launenhaft. Bis bald.

Erich Kykal
13.04.2016, 13:01
Hi, Sy!

Für dieses Buch habe ich mich diesmal verstärkt bei den skandinavischen Malern umgesehen.

Die beiden Buben spielen mit einem kleinen Segelboot, das der eine durch das Wasser schiebt. Es ist klein, darum fällt es nicht sehr auf.
Die kurzen Hosen und bloßen Füße haben mich an die eigene Kindheit erinnert, wo man auf dem Lande auch noch so herumlief, zumindest, als ich klein war.

Das Bild vom See ist ein Aquarell, also nass in nass gemalt (Aquarellfarben sind normalen Wasserfarben, wie sie jeder Schüler verwendet, sehr ähnlich) - eine schwierige Kunst, die hier meisterhaft gezeigt wird (ebenso wie bei dem Bild "Fluss unter alter Steinbrücke").

Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken!:)

LG, eKy

juli
20.04.2016, 09:04
Lieber eKy,


Der PC hat mich angelockt, nun schaue ich hier bei dir und ich bin neugierig.:)


75) Heimkehrende Bacchanten (Lovis Corinth, 1898)

Das Bild würde ich mir nicht ins Wohnzimmer hängen, aber darum geht es hier ja auch nicht. Es zeigt nackte Menschen ungeschönt, hemmungslos auf dem Weg nach Hause. Sie feiern noch und haben letzte Hüllen, auch die inneren Schameshürden über Bord geworfen. Was genau Bacchanten sind, gucke ich gleich nach. Man mag gar nicht hingucken und guckt doch! Es ist die Zügellosigkeit die fasziniert, fast so als wenn man bei einem Autounfall zuguckt. Aber ich schweife ab....

Dein Sonett, bewegt mich, es zeigt was passiert, wenn ein Mensch sich aufgibt, um im Alkohol seinen Sinn zu suchen. Der Rausch beherrscht sein Leben und nicht mehr er selbst. Es ist niederschmetternd, wenn man verfolgen kann, wie ein Mensch sich durch Hemmungslosigkeit und Abhängigkeit zu Grunde richtet.

Beides zusammen, ist keine leichte Kost! Aber es macht nachdenklich und rüttelt auf.



76) Fluss unter alter Steinbrücke (Anders Zorn, 1884)

Das Bild, zeigt eine Steinbrücke, sie wirkt stark und unerschütterlich. Eingebunden ist seie in eine grüne Landschaft, Farne ragen von der Brücke bis zu dem kleinen Fluß hinunter. Blätter ragen auch über die Brüstung der Brücke und neigen sich dem Fluß zu. Es sieht verwunschen oder verwildert aus, je nach dem was man für eine Stimmung hat. Der Himmel spiegelt sich licht im Fluß und gibt dem Bild einen silbernen Tatsch ( wie schreibt man das ?) Insgesamt ist es ein Hingucker!


Dein Sonett, oh wie schön! Ich wiederhole ich mit dem Ausruf, ich weiß. Er ist aber ehrlich gemeint. Es ist zauberhaft! Und spiegelt die Stimmung sehr gut wieder.:Herz:

Beides zusammen, ist magisch aber ganz und gar nicht kitschig! Es nimmt einen gefangen und ich muß gleich noch mal gucken und lesen!:Blume::)

Ich bin begeistert, und gehe in dieser Ausstellung sehr gerne weiter.

Liebe Grüße von der Krabbe sy

Erich Kykal
20.04.2016, 16:37
Hi Sy!

Man schreibt "Touch", es ist ein englisches Wort.:Aua

Bacchus ist ursprünglich die lateinische Form von Bakchos (griechisch Βάκχος), einem Beinamen des Dionysos, des Gottes des Weines und des Rausches in der griechischen Mythologie. Bacchus wurde bei den Römern als Name von Liber pater, des ursprünglichen italischen Gottes des Weines und der Fruchtbarkeit, gebräuchlich.
Demgemäß sind Bacchanten feiernde, dem Wein zusprechende Menschen.;):D

LG, eKy


PS:

Extra für dich! Ein Bild von mir aus alten "Rocker"tagen (ich auf meinem Bike):

http://www.funbiker-john.at/Bilder-2009/dieraben08.2009/dieraben08.2009-d.jpg

Es gibt bessere, aber die find ich grad nicht...

Dana
21.04.2016, 18:23
Lieber eKy,
ich wandere immer wieder in Deiner Galerie von Bildern und Sonetten.:Blume:
Hier ist es Dein Sonett, das berührt und dem Bild eine ganz besondere "Wertung" verleiht.
Jeder Vers gibt ein Leben wieder, wie es stattfindet und meist ohne jede Analyse vergeht. Es geht nicht darum eine "Schuldfrage" zu klären. Das Ungesagte, die Unfähigkeit eine Frage zu beantworten, die aus Unfähigkeit nie gestellt worden ist - Mutter und Kind.
Jede Zeile sitzt und bestätigt - gekonnt lyrisch und leider vergebens.
Ich habe hier eine unsagbare Tiefe entdeckt und muss dennoch davon ausgehen, dass sie unentdeckt bleiben wird.
Ganz banal: So ist das Leben.

Liebe Grüße
Dana


Die abgewandten Blicke treiben bleiern
in Fernen, die das Ungesagte tragen,
mit stummer Blässe ihre Mienen schlagen,
als wüssten beider Herzen nichts zu feiern.

Versonnen lauschen sie in trauter Kühle
den Klang entlang, der ihre Seelen leitet,
als wäre, was die wunden Stunden weitet,
ein Nachhall nie erwiderter Gefühle.

So trostlos sind die auferlegten Gesten,
als würden aneinander sie erfrieren:
Gestrandete am Ufersaum des Lebens.

Und Träume, die verdarben und verwesten,
belagern sie, bis sie sich ganz verlieren
in welker Pose, wunderlich vergebens.

Erich Kykal
21.04.2016, 20:09
Hi, Dana!

Tiefen tun das meistens: Sie bleiben unentdeckt ... ;):rolleyes::o

Vielen Dank für deinen so tief und lyrisch mitempfindenen Kommentar!

Du meinst dieses Bild: Nr. 32 "Mutter mit Kind" von Pablo Picasso: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/1/1c/Pablo_Picasso,_1904-05,_Les_Baladins_%28Mother_and_Child,_Acrobats%29, _gouache_on_canvas,_90_x_71_cm_Staatsgalerie,_Stut tgart.jpg

Natürlich ist meine Deutung des Bildes subjektiv und nur eine von vielen - ich empfand es eben so, vielleicht weil es mir teilweise mit den eigenen Eltern so erging: Sie liebten mich wirklich, aber sie waren beide nur bedingt fähig, dies so zu kommunizieren, wie ein Kind das wohl braucht. Viel lief über Unausgesprochenes.
Gesten und Symbole, und über vieles waren sie gar nicht fähig zu sprechen: Tabuthemen! Da gab es Ausflüchte oder Schweigen.
Ich habe erlebt, was die Unfähigkeit, miteinander zu reden, anrichten kann.
Das Bild, die abgewandten Gesichter, das Beieinandersein ohne Gemeinsamkeit - all das atmet für mich dieses stumme aneinander Abgleiten, dieses Schweigen, in dem alles Ungesagte und Unsagbare letztlich zugrunde geht.

Aber vielleicht sind sie auch nur müde nach einem anstrengenden Tag und beobachten bloß einen Moment lang verschiedene Dinge? Wer weiß ...

Vielen Dank für deinen kundigen Besuch!:)

LG, eKy

juli
26.04.2016, 09:39
Hallo eKy,

Jetzt bin ich schon bei Sonett 77, und der Titel, läßt Düsternis vermuten.
Nun ja, jetzt aber drauf los....


77) Junge mit Schädel (Magnus Enckell, 1893)


Das Bild, berührt vom ersten Moment an. Es ist erschütternd, weil hier ein
nackter Junge mit einem Knochenschädel abgebildet ist. Der Schädel liegt auf dem harten Boden, der Junge hat beide Hände fast an ihn gelegt. Der Junge wirkt so hilflos, durch seine Nacktheit, er schaut den Schädel an, als wenn er in einen Spiegel schaut, aber das ist meine Sichtweise, wer weiß "was er da sieht", Auf jeden Fall ist dieses Blicken intensiv und wirkt wie ein Zwiegespräch. Die Farbe des Bildes, ist in Grau - Brauntönen gehalten, das unterstreicht die Szene der Aussage. Es ist ein erschütterndes Bild!

Dein Sonett, ist tief philosophisch. Der Sinn, das man schon bei der Geburt dem Ende geweiht ist, steckt da drinne. Das ganze Leben mit dem Glück, was wir empfinden können, und auch den Hindernissen, dem Unglück. Es ist egal wie lange unser Leben dauert, denn das Ende war von ersten Tag mit vorbestimmt. Mit dem Tod verlieren wir alles, und wir verschwinden für immer als Mensch von dieser Erde. Was nach uns kommt, ist reine Spekulation. Es ist ein Gedicht über das Leben und dem Tod. Sehr philosophisch!:Herz:

Beides zusammen macht nachdenklich, ist Philosophie und bewirkt im Inneren des Schauenden, in sein eigenes Leben zu blicken. Was bleibt, wenn wir nicht mehr da sind...Was machen wir, wenn wir noch Leben, aus unserem Leben? :rolleyes::Herz::Kuss


78) Tänzerinnen (Edgar Degas, 1890)

Das Bild, zeigt Tänzerinnen, die in grünem Tüll gekleidet sind. Sie sind im Wald? Es wirkt leicht unbeschwert, sie bereiten sich auf etwas vor, vielleicht einen bevorstehenden Tanz. Vielleicht ist es aber auch eine Kulisse, und ihr Stück soll gleich aufgeführt werden. Die Tänzerinnen sind jung und natürlich. Die Farben des Bildes sind warm, das Grün der Kleider beeindruckt mich. Sie gehen in sich.

Dein Sonett, du beschreibst sie vor dem Auftritt! Es ist ein Sonett das einen Moment betrachtet. Es läßt die Vorbereitungen der Tänzerinnen ahnen, die sich dem Glanz der Aufführung hingeben. Ein wunderschönes Sonett.

Beides zusammen, wirkt munter, es hat auch was Nachdenkliches, aber der Moment des Lebens zählt. Der Moment vor der Aufführung. Denn gleich können die Tänzerinnen zeigen, was sie können, sie ernten Applaus für ihre Mühen, dem harten Training. Sie sind jung und der Tanz gehört Ihnen!

eky, besonders gefällt mir das Sonett 77) Junge mit Schädel (Magnus Enckell, 1893), weil es so eindringlich ist. Es hinterläßt den Leser mit vielen eigenen Fragen des Lebens.
Verzeih mir meine Schreibfehler hier, sie sind wie Sand am Meer,:Aua:D aber was solls, ich schreibe hier sehr gerne.

Hier hat es heute geschneit, das gefällt mir gar nicht!

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
26.04.2016, 17:57
Hi, Sy!

Ach was, du machst kaum Fehler - hauptsächlich ein paar kleine Kommata zuviel, aber sonst ... ;):Kuss


Interessantes Detail am Rande:
Das von mir gewählte Bild ist eine spätere Version, eine Kopie, die der Künstler abänderte. Auf diesem Bild "Junge mit Schädel" waren ursprünglich zwei Knaben zu sehen, die den Schädel betrachteten.
Enckell retuschierte den kleineren Jungen komplett weg, entweder weil er erkannte, dass das Bild so viel eindringlicher wirken würde, während das andere eher wie eine beliebige Aktstudie rübergekommen wäre, oder weil er nicht mit Vorwürfen päderastischer Natur konfrontiert werden wollte (er war schwul). Wenn man weiß, wo man suchen muss, erkennt man die retuschierte Stelle, und der gelöschte Knabe erscheint im vagen Umriss wie ein Geist!

Hier das ursprüngliche Bild: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Magnus_Enckell_-_Poika_ja_p%C3%A4%C3%A4kallo_%2801%29.jpg


Bei den Tänzerinnen gefiel mir dieser Eindruck des "Mitten-im Leben-Seins", der sich hier aufdrängt. Eine Momentaufnahme von Intensität, gefüllt mit vibrierender Vorfreude/Aufregung, professionellem Sichvorbereiten, in Spannung setzen usw.! Ein Moment des Überganges, wie ich sie liebe!


LG, eKy

juli
29.04.2016, 09:19
Hallo eKy,

Das Foto, der beiden Jungs ist interessant, da kann man mal sehen, wie ein Künstler so denkt, und sich für etwas Anders entscheidet. Das Ergebnis mit nur einem Jungen ist viel intensiver. Wer sexistisch gucken will, kann das immer machen, davor ist kein Akt sicher. Hier bei diesem Bild ist ein philosophisches Denken gemeint, das meine ich jedenfalls.
Für mich wird dieses Bild, 34) Hausengel (Max Ernst, 1937) in Erinnerung bleiben. Nicht weil sie schön sind, sondern, weil sie mich berühren.


79) Rosa la Rouge (Henri de Toulouse-Lautrec, 1887)


Das Bild, hat keine grellen Farben, es zeigt eine rothaarige junge Frau in einem Raum, das Licht ist gedämpft. Durch die Fensterscheiben scheint ein zartes Gelb - Beige. Das Bild ist mit warmen Tönen gemalt. Die junge Frau hat eine weiße Bluse an, sie umhüllt sie und ist dabei leicht geknittert, es wirkt leicht, lebensnah und nicht gestellt. Ihre Hose ist schwarz. Ich finde das besondere an diesem Bild ist, dass sie nicht dem Maler anschaut, sie blickt nach rechts, dabei zeigt sie ihr Profil und ihre zum Pferdeschwanz gebundenen Haare. Man sieht einen langen Pony, die nase ist wohlgeschwungen, und die Konturen von ihrem Kinn sind jung und grazil. Es ist ein Bild, das auffordert genau hinzuschauen. Ihre Körperhaltung ist so, als wenn sie sich gleich wegdrehen würde. Es ist ein Moment der Abgewandheit. Der Unentschlossenheit. Sie ist eine schöne Frau, auch in dieser alltäglichen Situation.

Dein Sonett,verstehe ich so, das sie eine Tänzerin ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig sehe. Auf jeden Fall kommt eine neue Perspektive hinzu.

Die Beschreibung gefällt mir:

Die Schultern hängend. Wie gebeugt von Lasten
ihr Hals, der eben noch das Haupt bewegte,
als ob sie etwas prüfte, das sich regte.
Die müden Blicke, die zur Seite tasten,

verborgen hinter unfrisierten Haaren,
das Hemd leger, die schlanken Hände bündig
an dunklem Stoff, wie keiner Pose fündig,
gelernt und wiederholt in vielen Jahren,

Beides zusammen, bereichert sich, es zeigt, das aller Glanz einmal vergeht, und doch etwas Schönes bleibt.


80) Sonnenuntergang auf dem Meer (Thomas Moran, 1906)


Das Bild, oh ein Meerbild! Und was für Eines! Es zeigt die See, wie sie vom Sturm gepeitscht wird. Die Wellen haben Gischt und tiefe Täler. Am Horizont sieht man einen Fleck Himmel, der mit wenig Orange umrundet einen blauen ruhigen Himmel andeutet. Sonne in all dem Sturm, vielleicht das ruhige Auge... Die Wellen beeindrucken, sie zeigen eine Naturkraft, die die Menschen in ihre Schranken verweist. Ein Schwimmer würde untergehen und ein Kapitän hatte mit all seiner Erfahrung zu kämpfen. Kommt aufs Schiff drauf an. Aber ich schweife ab.:):Blume:

Dein Sonett,..... alleine schon deswegen lohnt es sich hier zu gucken! Ich mag ja Meeresbilder und Meeresgedichte. Du beschreibst das Meer, den Sturm und das Wetter mit deinem Sonett. Wunderbar!:Blume::)

Beides zusammen, fügt sich zu einer neuer Kunst. Man muß es gesehen und gelesen haben.

Gut das ich wieder hier war. Deine Gedichte bereichern meinen Tag. Morgen fahre ich an die Ostsee, und ich schaue aufs Meer, höchstwahrscheinlich wird es ein "Aprilbild" sein. Wechselhaft mit Sonne, Regen, Hagel, Wind der mäßig pustet. * Wo ist der *MEERSMILEY*?:D

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
01.05.2016, 13:07
Hi, Sy!

"Junge mit Schädel": Genau diese philosophische Komponente war es, die mich das Bild wählen ließ, trotz der möglichen Implikationen. Der Anfang und das Ende des Lebens: Das "Alles-noch-bewegen-Können" sinnt über das "Nichts-mehr-bewegen-Können" nach ...

"Hausengel": Wenn je ein paar Stücke flatternden Stoffes den reinen Wahnsinn personifizieren konnten, dann diese!:D

"Rosa la Rouge" war wahrscheinlich Jane Avril, eine damals bekannte Tänzerin und Stripperin in der roten Mühle. Andere Stimmen benennen eine Frau namens Carmin, eine Prostituierte. Sicher ist man nicht.
Toulouse-Lautrec hatte - anders als die meisten Menschen seiner Zeit (oder heute!) - keinerlei Berührungsängste zu dieser "Sorte", im Gegenteil: Er hielt sie für "echter" und wahrhaftiger als die meisten anderen Frauen in der Gesellschaft.

LG, eKy

juli
09.05.2016, 10:56
Hallo Erich,


Hier warten noch schöne Gedichte auf mich. Ich halte es nicht für eine Selbstverständlichkeit, das du das Niveau hälst. Ich nicke zustimmend und lese hier sehr gerne.

81) Pubertät (Edvard Munch, 1894)

Das Bild, zeigt ein nacktes Mädchen, es ist in der Pubertät, und wirkt zurückhaltendscheu. Die Augen sind groß und dunkel, die Haare lang und brünett, der Körper wirkt zart fast hager. Der Hintergrund ist braun, dunkelbraun, der Schatten schwarz, fast bedrohlich, das Bett auf dem sie sitzt fast weiß, es wirkt schmutzig, die farben schmieren. Ich finde das Mädchen blickt in eine Welt der Ungewißheit, die ganze Situation ist ihr nicht geheuer.

Dein Sonett, beschreibt das Erwachsenwerden eines Mädchens. Es ist nichts anrüchiges dabei, du beschreibst schlicht, das vielleicht in naher Zukunft sie zur Frau wächst, und damit auch sexuelle Wünsche war werden. Wie auch immer. Ein nachdenkliches Sonett.

Beides zusammen, bereichert sich. Das Bild, das ein scheues, nacktes Mädchen zeigt, sie versucht sich noch mit den Armen und Händen zu beschützen, die dreckigen, düsteren Farben erzeugen eine besondere Stimmung, es ist kein Bild für Unbeschwertheit. Es ist ein nachdenkliches Bild. Ebenso dein Gedicht, es beschreibt das Reifen, das Erwachsenwerden und die dazugehörige erwachende Sexualität.


82) Die Intrige (James Ensor, 1890)


Das Bild, zeigt bunt gekleidete Menschen, fast Clowns / Schweine! Doch sie haben Masken auf, das bedeutet bei dem Titel nichts Gutes. Ihre Gesinnung scheint nicht bereichernd und lustig zu sein. Ihnen liegt mehr am Spalten, an der Lüge, dem Verstecktbleiben, Wahrheiten erzählen, die keine sind, Vermutungen verbreiten und noch bunt ausschmücken um jemanden fertig zu machen!

Dein Sonett, das gefällt mir! Es hat eine Portion Wut auf die Hinterhältigen! Ich mag jedes Wort! Das steht für sich alleine da. Sehr gerne gelesen, du bedichtest auch Themen, die das menschliche erschüttern, und die wie hier: die Intrige beim Namen nennt!

Beides zusammen, ist großartig! Das Bild wäre gar nicht mein Fall, aber im Zusammenhang mit deinem Gedicht paßt es wie die Faust aufs Auge!:):Aua:D:)



Zwei Bilder, die nicht mit dem Mainstream schwimmen. Aber das tust ja sowieso nicht, und das gefällt mir auch besonders. Beide forderten zum Mitdenken auf, und haben mich Bilder sehen lassen, die ich nie freiwillig angeschaut hätte.

So, die Sonne scheint, ich muß raus!:):Blume:

Liebe Grüße sy

Falderwald
09.05.2016, 18:20
Servus Erich,

zunächst mal zum Bild:

Das ist, wenn ich das mal so sagen darf, ein richtig geiles Gemälde.
Es sieht fast aus wie ein Hochglanzfoto, ganz erstaunlich, wie realistisch Peder Mork Monsted das hinbekommen hat.

Dieses Landschaftsbild hat mich total begeistert, denn die dort dargestellte Szene könnte direkt vor meiner Haustüre liegen, da wir hier eine ganz ähnliche Umwelt haben. Er war ja auch ein dänischer Landschaftsmaler und seine Heimat ist ja nun auch nicht ganz so weit weg von hier.

So, das war mein erster Eindruck, denn ich schaue mir zunächst einmal das Gemälde an, um dann zu sehen, was der Dichter dazu zu sagen hat. ;)

Dein Text hat die Szene auf eine andere Art und Weise beleuchtet. Während ich das "Aha-Erlebnis" hatte, geht er beschreibend von der vergangenen Szene, die der Maler eingefangen hatte, aus.

Die verschlungenen Wurzeln werden dort als Ausdruck des Lebens und Erfahrens ins Bild gerückt.
Erde und Wasser sind der Quell dieses Lebens und die glatte Wasseroberfläche, in der sich die langen Zweige spiegeln, erwecken auch den Eindruck eines friedlichen Ortes.

Doch so sieht es heute dort wahrscheinlich nicht mehr aus und auch das Leben drumherum musste sich neue Orte suchen, weil eben alles einer ständigen Veränderung unterworfen ist und nichts jemals so bleibt, wie es einmal war.

Und so bleibt nur die Erinnerung an diesen zauberhaften Ort, eingefangen im Bild des Malers.

Auch diese Perspektive hat mir gut gefallen. :)


Sehr schönes Sonett zu einem ebenso schönen Bild.


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
09.05.2016, 22:27
Hi, Sy!

Die Intrige: Mir erschien es immer, als wäre die mittlere Figur mit dem schwarzen Zylinderhut, der ernsten, ausdruckslosen Maske und dem gelben Mantel das eigentliche Opfer der "Intrige", das sich inmitten der Verlogenheit und Berechnung, der Falschheit und Verstellung um ihn herum eher hilflos umsieht, während eine Gestalt mit totem, falschem Lächeln ihn schon am Arm berührt, um ihn in dieses Netz zu ziehen, zu benutzen.
Warum? Seine Maske ist die einzige mit zumindest neutralem Eindruck, nicht krankhaft verzerrt - alles anderen wirken wie erstarrte Grimassen, Ausdruck ihrer Gier, ihrer inneren Leere oder der Dämonen, denen sie verfallen sind.
Und seine Maske (erinnert etwas an "Phantom der Oper") wirkt auch nicht wie etwas, das andere täuschen soll, sondern wie etwas, das getragen wird, um sich - und ein vielleicht sehr verletzliches, sensibles Wesen - vor der Welt zu verbergen oder zu beschützen.
Nu, dies ist natürlich nur mein eignener, privater Eindruck ...



Hi, Faldi!

Monsted ist heute nicht weitläufig bekannt, er malte um die Wende vom 19. zum 20. Jhdt. zu einer Zeit, als es noch keine Farbfotos gab. Sein "Beinahefotorealismus" ist teilweise sicher auch in dieser Nische begründet.
Dennoch muss man vor seinem Talent den Hut ziehen: Er ist sicher kein großer Wegbereiter oder künstlerischer Revolutionär, der neue Wege sucht und beschreitet, aber auf seine Art ein Höhepunkt in einer bestimmten Sparte der Malerei. Ich bin sicher, du hast ihn gegoogelt und "Bilder" gesucht - er malte eigentlich wenige Themen: Zumeist Naturbilder, meist an Bächen und in Wäldern oder Auen, meist im Frühling oder Sommer, auch einige Winterszenen,
bäuerliches Idyll oder zuweilen südliche Landschaften auf seinen Reisen.
Seine Bilder sind fast immer von Sonne geprägt, die durch Zweige leuchtet, Laub und Wasser erglühen lässt im Spiel von Licht und Schatten, und dieser fast unheimlichen Detailtreue, die seine Bilder wie Blicke durch gerahmte Fester erscheinen lässt.


Euch beiden wie stets vielen Dank für die Beschäftigung mit meinen Zeilen!:)

LG, eKy

Dana
13.05.2016, 21:02
96) Der Tod als Reiter (Alfred Kubin, 1906) http://www.leopoldmuseum.org/media/image/800/727.jpg

Lieber eKy,

das große Werk ist vollbracht. Es imponiert und gefällt ungemein. Ich schaue immer wieder gern hin und lese.:Blume:
Wenn ich bei einem besonders gern verweile, kommentiere ich auch. Dabei kann es passieren, dass ich ein Sonett und Bild erwische, dass ich schon kommentiert habe. Weder Du noch ich werden und wollen prüfen, ob ich schon einmal da gewesen bin, stimmt's?

Hier gefällt mir das Bild weniger ob der "Schönheit", dafür aber Dein Sonett ob der "Ironie in Wichtigkeit des Daseins".
Der Tod als bemitleidenswertes Überbleibsel "zum Wohle" der vorhandenden Gläubigen. Wunderbar verdichtet und ganz und gar nicht "spaßig". Das sind Realitäten, die noch lange lebendig bleiben. Der Tod ist müde, aber er muss weiter wirken, bis die Menschen seiner müde werden.
Man weiß es erst, wenn man nichts mehr dazu sagen kann. Ihm ist es schon immer egal gewesen.;)
Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
13.05.2016, 22:23
Hi, Dana!

Ob das Werk groß ist, möge die Nachwelt entscheiden! (die bei derlei Dingen sehr gleichgültig oder ungnädig sein kann, wie tausende an sich würdige tote Dichter bestätigen könnten, die nie durch Zufalls Gnade an die Ufer später Popularität gespült wurden!:D:rolleyes:)

Ich bin fasziniert von der Personifikation des Todes! Dieser "klassische" Bruder Hein, das Skelett in schwarzer Mönchskutte mit Sanduhr und Sense, wird oft literarisch bemüht und mittlerweile auch durchaus gekonnt persifliert - meine Lieblingsversion ist "Tod" aus Terry Pratchett's Scheibenwelt, dessen irdischem Pendant er bedauerlicherweise mittlerweile selbst begegnet ist.:Aua

Hier bot sich der Seitenhieb auf (allzu) Gläubige an, obschon die Tod-Figur mittlerweile nicht mehr ausschließlich religiös interpretiert wird, eher als Urkraft oder kosmische Konstante, nicht mehr primär als Vollstrecker göttlichen Willens (siehe die 4 Reiter der Apokalypse: Tod und seine Gehilfen Krieg, Hunger und Pestilenz. Bei Dürer reiten sie als Gleichberechtigte nebeneinander. Das habe ich nie verstanden - die Logik gebietet, dass die drei anderen Diener des Todes sein müssen, die ihm ihre Ernte zuführen, bzw, sie erst ermöglichen.)

Dieser Tod hier ist seiner Arbeit müde: abgekämpft müht er sich weiter - dies ist wie das Gegenstück zu Dürers Bild, wo Tod mit seinen Vasallen wild galoppierend quasi "in die Schlacht" reitet. Dieses ermattet wirkende, eingesunkene Wesen scheint aus vergeblicher, viel zu langer Schlacht zurückzukehren, ein desillusionierter Überlebender, der sich nach einem Ende zu sehnen scheint - dies brachte mich auf den Gedanken zu diesem Sonett.

Vielen Dank für deine Gedanken!:)

LG, eKy

juli
17.05.2016, 09:35
Lieber eKy,


Der Titel des nächsten Bildes läßt mich Abgründe ahnen. Mal sehen...

83) Die Betrunkenen (James Ensor, 1883)

Das Bild, oh, ich kenne solche Szenen aus dem Leben. Ich sehe zwei Männer, der eine liegt auf dem Tisch, und der andere blickt leer in den Raum. Der Raum ist schmutzig beige, und die leere Flasche Fusel spricht für sich. Die Männer wirken gescheitert, dem Leben entflohen, es scheint so, als wenn sie kein Zuhause hätten. Ihr Inneres ist im Moment leer. Wer waren sie einst?

Dein Sonett, ist ein einziger Satz! Es beschreibt die Beiden. Du richtest nicht, sprichst keine Moral sondern beschreibst wie der Jetztzustand ist, und du erinnerst an früher, wer sie einst waren. Es ist ein düsteres Gedicht, aber die Realität ist manchmal düster, deswegen finde ich dieses Gedicht auch gut. Zu allen Zeiten, wenn der Mensch zu viel Alkohol trinkt, richtet er die Persönlichkeit des einzelnen zu Grunde. Der Verfall des Körpers wird sichtbar.

Beides zusammen, bereichert sich. Fragen, die beim Anschauen des Bildes auftauchen, werden im Sonett beantwortet. Es ist intensiv.:)


84) Salome (Franz von Stuck, 1906)


Das Bild, Ich kenne Salome als Legende, und als Oper, habe diese aber nicht gesehen. Sie war eine sehr schöne Frau, die das auch wußte. Als Mann würde ich sie nur mit einer heißen Zange anfassen, denn sie brachte den Tod. Das zeigt auch das Bild. Am besten reissausnehmen, wenn man sie sieht. :rolleyes::D:)

Dein Sonett, beschreibt die Wut und die Rache einer Frau, die verschmäht wurde, sie spielte mit ihrer Leidenschaft und mit ihrem Körper.

Beides zusammen, macht neugierig auf die Oper. Ich weiß, das ist jetzt ein Gedankensprung. Und macht neugierig noch mehr Hintergründe zu erforschen.


Beide Gedichte sind außergewöhnlich, wie ihre Bilder. Die Themen sind nicht alltäglich, aber es sind Menschen, die es immer wieder geben wird, weil es Menschen sind.

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
17.05.2016, 20:48
Hi Sy!

Die Betrunkenen: In den 15 Jahren, die ich in der Rockerszene integriert war, habe ich Ähnliches oft gesehen - und teils selbst erlebt. Bloß auf "modern" eben ...
Natürlich war ich nicht so kaputt wie die Männer im Bild, aber ich kannte den einen oder anderen, der wirklich nur noch kam, um zu saufen - die lagen dann schon um 4h nachmittags im Gras herum, weil sie nicht mehr stehen konnten. Dann wachten sie auf, soffen sich wieder um, schliefen ein Weilchen, kamen wieder und soffen weiter - bis zu dreimal hintereinander!
Viel Gehirntätigkeit fand da nicht mehr statt ...

Und das waren die harmlosen Typen! Alkohol wirkt bei jedem anders! Einen Teil macht er zu Stänkerern, einen Teil zu Schweinen, einen Teil zu Quenglern - und einige werden echt bösartig!


Salome: Bei dem Bild hat mir einfach die Machart gefallen - wie sie gemalt wurde, auf den ersten Blick so blass und weich gezeichnet wie ein Abbild der Unschuld und Reinheit ... bis man ihr dann ins Gesicht schaut!:eek:
Da erkennt man die irre Glut, die niedere Verderbtheit in diesen Augen, in dieser Miene des mühsam unterdrückten Wahnsinns, der noch - schon halb vergebens - versucht, verlockend lasziv und erotisch zu wirken.


LG, eKy

Dana
21.05.2016, 19:53
7) Bordighera (Claude Monet, 1884) http://www.artchive.com/artchive/m/monet/bordighera.jpg

Lieber eKy,

für heute habe ich dieses Sonett ausgewählt.:)
Zu viert (syranie und Faldi waren auch dabei) trafen wir uns in Hermannshöhe an der Ostsee. (Schau Dir Bilder dazu an)
Bestimmte Wanderabschnitte hatten kleine Ähnlichkeiten mit dem Gemälde und das Erleben und Schauen entsprach Deinem Sonett.:Blume::Blume:

Wir erlebten die Stille beim Frühstück und das Meer zeigte sich von seiner sommerlichsten Seite.
Das wollte ich Dir erzählen.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
22.05.2016, 20:59
Hi Dana!

Ob die Ostseeküste bei Strahlewetter der Mittelmeerküste gleichen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Berufene sagen, das Licht wäre anders zwischen Süden und Norden, und im Sonett ist viel von jenem Licht die Rede, von Süden und Zikaden ...

Aber schön, wenn es dennoch für einen Vergleich dienlich sein kann!

Vielen Dank für deine Gedanken!
LG, eKy

juli
27.05.2016, 09:38
Hallo eKy,


Nun bin ich wieder in der Bilderausstellung und ich gehe weiter.....

85) Die schrecklichen Musikanten (James Ensor, 1891)


Das Bild, zeigt Musikanten, die Kreaturen sind. Sie entsprangen der Phantasie. Teilweise sind es Knochen, Tiere aber alles kleine Ungeheuer. Kein Tier ist zum Knuddeln dabei, keine Katze oder ein starker Bär. Die Farben sind bunt, fast schrill und der eine Vogel hat eine klitzekleine Note im Schnabel. Das soll wohl heißen, sie sind keine guten Musiker. Über Musik läßt sich streiten. Dem einem gefallen Heavy Metaltöne und der Andere liebt die Klassik. Schlager oder Rock, Pop, seichte Texte oder Hintergründiges, die Musik ist so bunt wie es die Menschen sind. Aber es gibt die Musiker, die die Töne egal wie auch immer, nicht treffen. Wo sich einem die Fußnägel biegen.:rolleyes:

Dein Sonett, beschreibt eine nicht bestimmte Musikrichtung, damit läßt du dem Leser die Freiheit, seine schlechte Musik hineinzuinterpretieren. Ich mag Vieles, aber es muß das Herz des Musikers zeigen!

Beides zusammen, ergibt ein harmonisches Bild. Das Bild und dein Sonett bereichern sich. Auch läßt es den Zuschauer über seinen Musikgeschmack nachdenken, und darüber, was schreckliche Musik ist. Ich mag es eher wilder, aber auch nicht immer.:)


86) Aktstudie (Henri de Toulouse-Lautrec, 1883)

Das Bild, gefällt mir sehr gut, es hat etwas intimes, als wenn der Zuschauer in eine Situation geplatzt ist. Die Frau sieht sehr schön aus und die Farben sind harmonisch. Die Frau wirkt nachdenklich.:Blume::)

Dein Sonett, zeigt einen anderen Blickwinkel auf. Die Selbstverletzlichkeit der Frau und die Hoffnungslosigkeit wird beschrieben.

Auch diese beiden Gedichte und die Bilder waren für mich eine Überraschung. Sie gefallen mir sehr, besonders das Zweite!

Liebe Grüße sy

Bis Bald!

Erich Kykal
27.05.2016, 11:39
Hi Sy!

Schön langsam ist das Ende in Sicht, du treueste meiner Kommentatoren!:Kuss
- Ein weiterer Kuss an dich aus der bodenlosen Truhe meiner Dankbarkeit!:)

Das Ensorbild verstand ich eher im auf die Gesellschaft übertragenen Sinne - die Musik, die wir machen, ist unser Miteinander, wie wir miteinander umgehen und harmonieren - und da sind mitunter recht schräge Orchester am Werke!:rolleyes::Aua:eek:
Die Tiere sind für mich Sinnbilder wahnsinniger Seelen, die keinen Gleichklang erzeugen können oder wollen. Jeder spielt nur sein eigenes Lied, und die Kakophonie ihrer Eigensucht gerinnt zu einem Zerrbild dessen, was Musik - oder unser Zusammenspiel als Gesellschaft - sein sollte!

Das Frauenportrait ist sicher vom Wissen gefärbt, dass Toulouse-Lautrec sich in einem bestimmten Milieu aufhielt und fast nur Huren portraitierte, die er "echter" fand als die feinen Damen der Gesellschaft, in der er aufgewachsen war.


LG, eKy

juli
02.06.2016, 11:43
Hallo eKy,

Ich habe gesehen, daß du "Frauen" als Thema hast. Du machst vielleicht eine neue Reihe, darauf bin ich auch gespannt.

Ach was, danke das du es sagst, du brauchst kein Füllhorn der Dankbarkeit über mich schütten, dann werde ich verlegen und das geht ja gar nicht. Ich gucke hier ja auch sehr gerne Bilder, die meisten habe ich das erste Mal gesehen und die Sonette dazu sind etwas sehr Besonderes. Genug davon...:)

87) Chimera (Gustave Moreau, 1867)


Das Bild, zeigt eine engelähnliche Mischkreatur. Halb Pferd, Mensch und Vogel. An dieser klammert sich sich eine nackte Schöne, die diese Kreatur liebt, oder sich von Sehnsucht nach ihr verzehrt. Beide stehen am Abgrund und die Chimäre ist bereit zum Fliegen oder Abstürzen, je nach dem wie stark die Flügel sind. Es könnte Verzweiflung dahinter stehen, weil beide so körperlich verschieden sind. Auf jeden Fall ist es ein leidenschaftliches Bild! Es ruft Emotionen hervor. Ich kenne Menschen, die sind weder Mann noch Frau, und ihr innerer Prozess spiegelt sich in diesem Bild. Einige treibt es an den Abgrund, wobei es natürlich auch ein Weggehen von dem Abgrund gibt. Aber das sind keine Chimären. Ich weiß der Mensch hat schon Zwischenlebewesen kreiert. Pflanze und Tier vermischt, es ist für mich wider die Natur, denn die Evolution hast die Welt so wie sie ist in Millionen von Jahren sich langsam entwickeln lassen, sie ist ein Wunder geworden. Es gibt auch Pflanzen wie Apfelbäume die auch Pflaumen tragen. Ich bemerke ich schweife ab.... Wenn ich erst mal an menschliche Klone denke....:rolleyes:

Dein Sonett, beschreibt eine Liebe, die zum Absturz verurteilt ist. Beide ziehen den Tod vor, um mitteinander zu gehen, denn alleine könnte keiner der Beiden sein. Du hast das sehr lyrisch bedichtet, und ohne Dramatik erzählt. Es ist ein bewegendes Sonett.:):Blume:

Beides zusammen, erinnert ans Leben und ans Sterben, wer sind wir? Wie sind wir? Gibt es die Liebe, wenn wir verschieden sind. Sicher! Hier ist der Tod die Möglichkeit und eine Entscheidung. Du hast das Bild mit deinen Worten dazu kunstvoll verbunden. Sehr gerne gelesen und geschaut!


88) Verwundeter (Otto Dix, 1916)

Das Bild, ist in den Kontrastfarben schwarz weiß gemalt, wobei das Schwarz überwiegt. Es ist keine leichte Kost, weil es gleich auf den Sehenden einwirkt. Der Schrecken des Krieges überfällt einem und das damit verbundene Sterben. Für was!? Das sagen sein geöffneter Mund, die aufgerissenen Augen und das Greifen an die Brust. Der Maler hat den Schrecken einfühlsam gemalt.

Dein Sonett, beschreibt die Schrecken eines Einzelnen, der in diesem Moment sieht, was Krieg bedeutet. Wer töten will, kann auch getötet werden. Du hälst dich an die Mimik und an die körperlichen Gesten des Menschen. Dein Schlußsatz mit der Erkenntnis:

Wer andere verwundet, wird zur Wunde.


regt zum Nachdenken an, und vielleicht auch zum Innehalten bevor des Krieg gibt. Es gibt immer das Wechselseitige, keiner geht da nur mit einem Sieg raus!

Beides zusammen, bereichert sich, vor allen Dingen die letzte Zeile! Sie erinnert an Frieden.

Auch hier sind zwei Bilder, die ungewöhnlich sind. Die Themen sind keine leichte Kost, aber es ist dein Blickwinkel, der sie gesehen hat und mit den Sonetten zu einem neuen Leben erweckt haben. Der Tod gehört zum Menschen mit dazu, und seine Gesichter sind vielfältig, wie auch die Menschen sind. Du urteilst nicht, du beschreibst und sagst dazu deine Meinung. Sie ist nicht moralisch.

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
02.06.2016, 12:25
Hi Sy!

Meine Meinung ist durchaus moralisch - aber nicht moralisierend!;):Kuss

Die Chimäre steht in diesem Bild für manchen Traum, an den sich Menschen wider besseres Wissen oder Vernunft klammern.
So versuchen sie auf den Schwingen ihrer Grille zu fliegen - und stürzen jämmerlich ab, da solche Fügel das Gewicht der Realität nie lange tragen.

Otto Dix war im ersten Weltkrieg und hat dieses Verwundetenbild nach seiner tatsächlichen Erinnerung gezeichnet: Ein zerschmetterter Soldat, der in Agonie brüllt, den Schrecken der Gewissheit in den geweiteten Augen, dass er sterben wird ...

LG, eKy

juli
10.06.2016, 09:48
Hallo eKy,

Die Ausstellung ist ja noch hier, sie läuft ja nicht weg, da ist ja auch schon:

89) Unterholz (Vincent van Gogh, 1887)


Das Bild, Ein Waldbild! Wunderschön! Das Grün überwiegt, es sind viele viele Blätter zu sehen, in allen Farben und Schattierungen. Die Baumstämme sind grau, graubraun. Auch strahlen gelbe Punkte, die das Sonnenlicht andeuten. Hier kann man es gut aushalten, es braucht nicht mehr. Man kann seine Gedanken ordnen, oder sich einfach der Schönheit hingeben. Als Kind war ich viel mit meinem Vater unterwegs, wir sind Rad gefahren, und sind vile Male durch Wälder gefahren. Auch war es immer eine Überraschung, weil zwischen den Blättern konnten sich die Vögel verstecken, Im Gras, die Käfer, die Kaninchen, es gab Schmetterlinge. Ich rede in der Vergangeheit, das gibt es heute ja auch noch, man muß nur hingehen, es ist viel schöner, als so ein Viereck, was Bilder aus dem Irgendwo sendet, der Fernseher. Aber ich schweife ab. Das hier ist ein magischer Platz und van Gogh hat den Moment, so wie er ihn gesehen hat gemalt.

Dein Sonett, Wunderschön! Es spricht für sich selbst.:Herz::Kuss

Beides zusammen, ist märchenhaft schön



90) Die Kartoffelesser (Vincent van Gogh, 1885)

Das Bild, ist düster, die Menschen sind einfach, sie essen Kartoffeln. Der Raum sieht schlicht aus, karg. Es brennt eine Petroleumlampe. Die Menschen unterhalten sich vielleicht über den vergangenen Tag, über ihre Arbeit. Ihre Gesichter sind vom Leben gezeichnet, es sind Leid und Entbehrungen zu sehen. Sie sind nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren.

Dein Sonett, beschreibt die Schlichtheit des Lebens. Es sind Menschen, die froh sind Kartoffeln essen zu dürfen. Deren Zusammenhalt ist wichtiger als Entbehrungen, sie wissen wie man mit Armut umgeht, zumindest verklären sie es.

Beides zusammen, wirkt bedrückend und poetisch zugleich. Deine Worte bereichern das dunkle Bild.

Ich habe mir die Bilder und deine Sonette sehr gerne angeschaut, besonders das erste Bild:
89) Unterholz (Vincent van Gogh, 1887) liegt auf meiner Welle.:Kuss

Liebe Grüße sy bis bald

Erich Kykal
11.06.2016, 12:50
Hi Sy!

Van Gogh hat viele Bildmotive mehrmals gemalt, leicht variierend in Farben oder Pinselführung, aber immer mit demselben Motiv und Bildausschnitt. Hier hat er aber viele verschiedene Bilder namens "Unterholz" gemalt!
Mein liebstes davon findet sich schon bei den Bildern im "Lieblingsbilder(zyklus)".

Die "Kartoffelesser" stammt aus dem frühen Schaffen van Gogh's, als er noch glaubte/hoffte, akademisch malen zu sollen/können wie die alten Meister. Dementsprechend machte er viele Skizzen und Vorzeichnungen der Szene, verschiedene Ausschnitte und Abwandlungen, und er hat das Motiv - wie andere Arbeiten aus jener ersten Phase - dann auch mehrmals in Öl ausgeführt.
Später malte er intuitiv, instinktiv, ganz gesteuert vom Augenblick, sich ganz hingebend, ohne Plan oder tiefere Symbolik. Hauptsächlich für die so entstandenen Werke ist er heute weltberühmt.


Vielen Dank für deine Gedanken und dein treues Durcharbeiten dieses Fadens! Ich wünschte, ich hätte mehr derart ausdauernde Kommentatoren!:):Kuss:Herz:

LG, eKy

Falderwald
20.06.2016, 17:39
Servus Erich,

etwas über dem Zentrum des Bildes steht das "Rote Haus", fast schon im Hintergrund, während der breite Zufahrts(gangs)weg den Blick zunächst gefangen nimmt.

Der Weg kommt bergan durch den Wald von rechts und schlägt einen 90° Winkel ein, bevor er geradeaus zum Haus führt. Links und rechts ist er umsäumt von Bäumen.

Das Bild ist sehr bunt und in kräftigen Farben gemalt, es wirkt anfänglich naiv, jedoch wenn man sich tiefer hineinversenkt, dann bekommt es etwas Geheimnisvolles.

Und genau da setzt das Sonett ein.

Es stellt spekulative Fragen, z.B. wer dort wohnen mag, ob seine Pforte dem Besucher offen steht und ob ihm ggfs. Gastlichkeit gewährt wird.
Dabei bleibt der Text durchaus beschreibend, obwohl die Neugier auf jeden Fall dominiert.

Letztendlich kommt das Sonett zu dem Schluss, dass man diese Fragen wohl nicht beantworten kann, bzw. nicht mehr beantworten kann, denn es ist ja ein längst vergangener Moment, der dort bildlich eingefangen wurde.
Es bleibt Betrachter und Leser nichts anderes übrig, als den eigenen Weg zu gehen und somit persönliche Erfahrungen zu machen, die letztendlich darüber entscheiden, wer zum Narren und wer zum Weisen wird.

Das hat mir gut gefallen, auch in der Kombination. :)


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald




PS: So, 10 % habe ich geschafft. Ist doch schon mal was...;):)

Erich Kykal
21.06.2016, 13:51
Hi, Faldi!

Vielen Dank!:)

@ dein "PS" - Wenn du dich sehr quälen musst, entlasse ich dich gern aus der Pflicht;), wenn du es als solche empfindest, ALLES der Reihe nach zu kommentieren.
Such die ruhig nur deine Perlen heraus ...

Aber natürlich freut es mich umso mehr, wenn dir ALLES gefällt!;):D

Listige Grüße;), eKy

juli
28.06.2016, 11:09
Hallo eKy,

Nun bin ich in den 90igern;), ich weiß nicht, ob das verrückt ist....:rolleyes::D nein ist es nicht. Denn hier sind Überraschungen, und nu gucke ich weiter.:)

91) Der Tod Marats (Jacques-Louis David, 1793 )


Das Bild, ist fast ein Foto. Hier steht das Datum 1793. Ich bin Laie und kein Kunstkenner, aber ich staune, wegen der Genauigkeit und dem Detailreichtum. Der Hintergrund des Bildes ist fast schwarz, es ünterstützt die Aussage des Bildes. Hier hat sich ein Mann das Leben genommen, und zuvor seine letzten Worte auf ein Blatt Papier verewigt. Der Oberkörper des Toten ist bloß, auch dieses unterstreicht die Düsternis des Bildes und seine Aussage. Ein Freitod, ich sage bewußt Freitod, weil Selbstmord gewaltättiger ist, denn das Wort Mord bezeichnet ausnahmslos Gewalt und wirkt brachial und selbstzerstörend. Freitod ist der Weg seinen Körper in ein Jenseits zu befördern. Es ist neutraler und nicht mit dem Sinn der "Gewalt" vermengt. Wobei das Ergebnis ja das Gleiche ist und die Hinterbliebenden, wenn sie denn da sind, schutzlos und trauernd hinterläßt. Der sich selbsttötende Mensch muß schon sehr alleine und verzweifelt sein. Letzendlich ist der Freitod ein Hilferuf!

Dein Sonett, beschreibt zwei Seelen in der Brust, des sich Toten. War Marat ein besonderer Mensch? Welche Lebenentscheidungen hatte er zu fällen? Im Alter ist schwer, die eigenen Leiden und Kümmernisse zu ertragen, und wenn sein Gehirn noch fit war, der Verstand wach und der Körper ihm immmer mehr Freiheit raubte, vielleicht hat er ja die schwindende Körperlichkeit und seinen wachen Geist und seinen Verstand nicht mehr zusammengebracht. Man kann nichts mit auf die andere Seite nehmen....Er hinterließ nur letzte Worte.... ich weiß nicht, ob die verzweifelt waren.

Beides zusammen, macht nachdenklich. Du fragst viele Fragen. Die Feder sicherlich hier im Leben ein Sprachrohr und wie du sagst "Gift", das heißt seine Begabung Worte für Etwas zu finden war auch gleichzeit seine Pein. Sehe ich das richtig? Das Sonett ist nicht leicht für mich zu entschlüsseln. Es ist ein trauriges aufrüttelndes Werk, und die Frage am Ende hinterläßt mich grübelnd.


92) Verbrannter Wald (Akseli Gallen-Kallela, 1904)


Das Bild, zeigt berbrannte hohle Bäume, die einst ein schöner Wald waren. Der Amazonas wird abgeholzt wie nichts Gutes. In Europa gibt es, ich glaube nur noch in Polen ein Stück Urwald. Bäume sind die Lunge für uns Säugetiere, wir Menschen brauchen den Sauerstoff. Die Vielfältigkeit und Schönheit ist mit einem Feuer dahin. Sicherlich kann man sagen, das feuer auch eine Erneuerung bedeutet, aber wie lange braucht so ein Baum um so schön heranzuwachsen? Dieses Bild zeigt auch durch seine bleichen Farben der Asche, wie trostlos so ein Platz werden kann.

Dein Sonett, ist traurig und hoffnungsvoll zur gleichen Teilen, weil aus der Asche wieder etwas neues wächst. Es erinnert mich an Phönix aus der Asche. Ja es stimmt, wenn nicht zu viele Bäume vernichtet werden, ist ein feuer eine Erneuerung, und die ehemals großen Bäume dienen mit ihrer Asche neuem Wachstum für ihre eigenen Samen. Schleswig - Holstein ist das Bundesland mit dem wenigsten Wald in Deutschland, um so mehr schätze ich ihn und jeden Baum auf meinem Grundstück.

Beides zusammen, ist klar und verdeutlicht das Wunder der Natur, deren Sterben und Wiederwachsen.:Blume::):Blume:

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
28.06.2016, 18:49
Hi Sy!

Vielen lieben Dank, du treue Seele!:Kuss

Zu Marat muss ich allerdings etwas richtigstellen:

Er war als Revolutionär ein scharfer zynischer Kritiker, der in Zeitungen über jene herzog, die ihm missliebig waren, er hetzte gegen alles, was ihm querstand.
Man sagt heute, seine Hautkrankheit, wegen der er fast ständig in der Badewanne hockte, weil ihm das offenbar Erleichterung verschaffte, machte ihn so giftig. Bewiesen ist das nicht.
Eine verarmte Adelstochter (oder so), die seine Gehässigkeiten nicht mehr ertrug, verschaffte sich unter einem Vorwand Zutritt zu ihm und erstach ihn, als er ihren Empfehlungsbrief las, in der Wanne.
Sie wurde verhaftet und später hingerichtet.

"Freitod" (bitte hinten mit "d") war es also keiner. ;)


LG, eKy

juli
22.08.2016, 12:57
Lieber eKy,

Es ist schon etwas Zeit vergangen, seitdem ich hier war. Im Moment ist mir nicht nach politischem Zeitgeschehen, von daher ist eine Bilderausstellung eine gute Möglichkeit zu schauen, und wenn dazu auch noch Gedichte da sind, die ich nicht kenne, dann muß ich hierher.:)

93) Der arme Poet (Carl Spitzweg, 1839)

Das Bild, kann ich nicht sehen, der Link funktioniert nicht:Aua:rolleyes:. Aber Das Bild ist so bekannt, das ich es nicht sehen brauche.:):Blume:

Dein Sonett, beschreibt ein Dichterleben. Es zeigt die Armut auf, und das Schicksal, was Denken, Dichten, Reimen und Freidenken bedeutet. Frieren aber auch innere Freiheit! Zu Schluß stimmst du dem Leben eines Träumers zu. Die Stimmung des Gedichtes gefällt mir, da es nicht anklagt oder melancholisch ist, es bestätigt den Lebensinhalt sich mit Reimen, Denken und Träumen durch die Welt zu schlagen. :)

Beides zusammen, dadurch das das Bild so bekannt ist, ist es leicht deinen Gedanken zu folgen. Das Sonett ist klar und deutlich. Es sind Worte für die Freiheit des Denkens!


94) Ein Sommertag (Leo Putz, 1925)

Das Bild, Zeigt ein Frau und ein Kind, beide liegen nackt und unschuldig auf einer Decke im Wald. Ein See ist in der Nähe, und er lädt ein zum Baden und zum Unbeschwert sein. Es wirkt unbekümmert und intim. Die Nähe beider ist vertraut, und es sieht nach einem Sonnentag im Sommer aus. Die Farben des Malers sind intensiv.

Das Sonett, legt den Wunsch dar, in diesem Bild zu sein, teilhaben können an der Wärme und der Nähe. Es läßt mich als Leser eine andere Sichtweise erkennen, dem kann ich folgen, und seufze für den Moment, weil es so innig ist.:)

Beides zusammen, wirkt in besonderer Weise, weil mein Blickwinkel auf die Gefühle fokussiert werden. Auf Innigkeit, Liebe , Nähe und arglose Zweisamkeit.:Blume:

Auch diese beiden Gedichte sind wunderschön.

Die Weltgeschichte will im Moment andere Gewichtigkeiten in den Fokus schieben, aber als Mensch wird uns wie im ersten Bild, Armut und die Fähigkeit, Worte in gewisser Weise zu einem Gedicht zusammenfügen mehr beschäftigen. Die unverzichtbaren „Kleinigkeiten“ wie:habe ich es warm? Habe ich genug zu Essen? Habe ich ein Dach über dem Kopf? Entscheiden über unseren Körper auch wenn der Geist mit seinem Denken und die Gefühle frei sein wollen. So ist das Leben....Mit dieser ständigen Reibung muß ein Dichter leben. Wobei „ muß“ hört sich schon wieder nach Zwang an...

Ich hoffe für mich und unsere Kinder, dass dieses Sommertagbild, für uns als Möglichkeit der Alltagsflucht erhalten bleibt, und die inneren Schranken von Scham und „was sich gehört, und was sich nicht gehört“ nicht unsere Lebensfreude einengen.

Liebe Grüße aus dem Norden von sy

Erich Kykal
22.08.2016, 13:17
Hi Sy!

Die treue Seele lässt nicht locker, bis alles durch ist - hab Dank für deine Beharrlichkeit! :):Kuss

Manchmal schließt eine Seite, und der Link geht verloren - ich werde einen anderen einfügen, danke für den Hinweis!

Deine Betrachtungen und Gedanken runden und erweitern meine Gedichte, oder bestätigen aufs Angenehmste meine Visionen! :Blume:

LG, eKy

Falderwald
28.08.2016, 09:50
Servus Erich,

zwei Gedichte und zwei Bilder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, obwohl ihre Entstehung gar nicht so weit auseinander liegt.

Da sind zum einen die armen, schuftenden Fronarbeiter auf dem Feld und zum anderen die Katze, die es schön gemütlich hat und sich anscheinend geborgen fühlt.

Beide haben ihre Berechtigung, doch der Gegensatz könnte nicht größer sein.

Glücklicherweise ist die Fronarbeit in unseren Breiten abgeschafft (das heißt jetzt Zeitarbeit).

Die Katzen aber dürfen, je nach Einstellung ihrer Menschen, so weiterleben, wie immer.

So sehe ich in Sonett Nr. 11 nicht nur die Bildbeschreibung, sondern auch eine angebrachte Sozialkritik an den damaligen Umständen.

Sonett Nr. 12 hingegen zeigt die Verbundenheit des Menschen mit anderen Lebewesen auf dieser Erde.

Beides finde ich äußerst gelungen. :)


In diesem Sinne gern gelesen, betrachtet und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
28.08.2016, 10:05
Hi Faldi!

Wie schön, dass du diese Sammlung nicht vergessen hast! :)

Beides sind Stimmungsbilder. Den van Gogh kann man sozialkritisch sehen, muss man aber nicht. Eine ländliche Szene in vergoldendem Abendlicht. Es könnten auch die Bauernfamilien selbst sein, die sich gegenseitig bei der Ernte helfen - vor allem die armen Kleinbauern des Südens konnten sich in diesen bergigen Regionen so gut wie keine Knechte und Mägde leisten! Noch zweifelhafter, ob es Frondienst war. Aber immerhin möglich.

Die Katze genügt sich selbst - wer wenn nicht sie! ;):D:Herz:

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy

juli
16.09.2016, 08:40
Hallo eKy,

95) Der Bock (Alfred Kubin, 1904)

Das Bild , da ich ja immer noch in deiner Ausstellung bin, gucke ich mir auch dieses Bild an. Vom Schnellanschauen würde ich sagen, sy gehe weiter. Weil es schwarz – weiß ist, bedrohlich wirkt, und Abgründe vermuten läßt. Aber ich gucke mal länger. Hier tanzt ein nackter Bock auf einer Untiefe und die Strudel lassen ein Untergehen vermuten. Der Blick des Bockes ist eine auf eine nackte Schöne gerichtet, die entfernt ist. Die zwei Menschen die sich im Strudel befinden sind Zuschauer und schon sehr viel näher in der Untiefe.

Dein Sonett, berichtet von der Faszination, die die Frau auf den Mann ausübt. Es ist eine Abhängigkeit, die ihn dazu verführt alles für sie zu tun. Er ist nicht mehr Herr seiner Sinn, sondern seiner Neigung Untertan.

Beides zusammen, ich versuche vorsichtig zu sein, denn dieses Bild wie auch dein Gedicht gehören in die Rubrik Sinnlich und Erotik. Ich möchte dem Dichter die Ehre lassen, und weiß das Frauen und Männer ganz unterschiedliche Sichtweisen haben können. Dabei gibt es kein Falsch und kein Richtig.


96) Der Tod als Reiter (Alfred Kubin, 1906)

Das Bild, oh, wieder so ein Düsteres, es zeigt den Tod als Reiter auf einem Pferd, oder man ist dem Tode geweiht und sitzt auf einem Pferd und das ist die letzte Brücke zum Leben, denn es schwimmt im Wasser und neben ihm versinken schon andere Menschen, Seelen, die kein Pferd mehr haben. Du merkst ich sehe das Pferd hier im Mittelpunkt, sicher ist es nicht das wichtigste an diesem Bild, weil der Titel ja sehr deutlich ist. Der Tod kämpft nicht, er sitzt gebückt auf seinem Vierbeiner, und ist auch nur noch Schemenhaft zu erkennen. Links an der Seite ragt ein Steg aus den dunklen Fluten, aber sie verheißen auch keinen weg an Land. Vielleicht habe ich das zu naiv interpretiert.

Dein Sonett, erzählt, wie sehr sich der Tod den Tod wünscht. Doch er kann nicht in die erlösenden Fluten versinken und sterben, weil die Menschen glauben, es gäbe ein Leben nach dem Tod. Der Glaube verhindert ein wirkliches Sterben. Und so ist der Tod auf seinem müden Ross in den Fluten de r Religiosität der Menschen gefangen. Für mich ist es dabei egal welchen Glauben der Mensch hat. Ich glaube wenn unsere Festplatte, das Gehirn nicht mehr funktioniert, dann existieren wir nicht mehr. Wir haben nur ein Leben. Dein Sonett erinnert daran, das wir den Weg alle einmal gehen, und ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns mit diesem Thema auseinandersetzen.

Beides zusammen, gibt viel zu denken, und ich empfinde es als Anstoß um über dieses Thema nachzudenken. Darüber hat man bestimmt schon Bücher verfaßt, aber für jeden Einzelnen, ist der Tod ein Unikat.

Beide Bilder und Gedichte sind eigentlich etwas für den November, aber ich war gerne hier, gehe nun in die Sonne, der Sommer ist ja immer noch da! Dieser Gedichtsfaden ist sehr lyrisch und ich kehre immer wieder sehr gerne hierher zurück.:Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße vom Nordlicht sy

Erich Kykal
16.09.2016, 14:44
Hi Sy!

Zuerst mal: Eine "Untiefe" ist eine seichte Stelle im Wasser - also eine Stelle, an der man gerade NICHT untergeht, zB, eine Furt, dort ist das Wasser "untief", also nicht tief... ;)

Das Bild hast du nicht genau betrachtet, sonst hättest du bemerkt, dass die nebulöse Schöne im Hintergrund eine Rute in der einen Hand hat - und mit der anderen Hand den geilen Bock am Schwanz gepackt hält! :D
Damit sollte die Symbolik eigentlich keiner weiteren Erklärung bedürfen ... :D:rolleyes::Aua


Beim Tod auf diesem Bild hat mich die eingefallene Müdigkeit, ja Erschöpfung fasziniert, welche die Figur hier ausstrahlt. Das ist kein Tod zum Fürchten, kein grimmer Schnitter - nein, ein unendlich trostloses Dasein der ewig gleichförmigen Pflicht zeichnet hier das Bild der Personifikation, an welchem der Gevatter lange zerbrochen scheint ...


Jetzt hast du es bald geschafft! :rolleyes: Vielen Dank für deine Faszination und Treue! :)

LG, eKy

juli
28.09.2016, 10:15
Lieber eKy,

Wenn ich nicht mehr ganz so „bei der Sache“ bin liegt es daran, dass ich bald Oma werde.:)

Es ist für mich ein neuer Gedanke, das Leben aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Ich freue mich riesig und bin gespannt. Hauptsache gesund! Das ist das Motto. Enkelkinder kann man Knuddeln und wieder abgeben. Die Verantwortung ist eine andere. Ich kanns gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darauf freue. Das wollte ich dir hier sagen.

Es kann ja sein, das ich manchmal mit meiner Interpretation daneben liege, aber du sagst es dann halt wie du das meinst, und gut ists. Die Welt ist bunt.:Blume:


97) Das Eckhaus (Villa Kochmann, Dresden) (Ludwig Meidner, 1913)

Das Bild, zeigt sich verwinkelt, die Technik des Malers ist expressionistisch, es wurde in Blau – Türkis – Tönen gemalt. Es erinnert mich an alte Stadthäuser. Ich bin ja in einer Kleinstadt groß geworden und kenne diese Bauart. Nun frage ich mich, wer hinter diesen Fassaden lebt, und wie gestalten die Menschen in so einem Haus ihr Leben? Der Baum wirkt verzerrt, und fast fehl am Platz.

Dein Sonett, beschreibt den Stil, des Malers, ist aber auch sehr phantasievoll. Es zeigt die Wirrniss und das außergewöhnliche auf. Es ist kein Haus um sich wohlig zu fühlen, es sendet eher Unbehagen aus und hat etwas Bedrohliches. Es schönes Sonett!

Beides zusammen, erinnert mich an die Häuserfronten in Hamburg. Damals in den Fünfzigern, Sechzigern, sah man noch viel solche Häuser. Ich bin damals als Kind mit meiner Mutter von der Kleinstadt in die Großstadt gefahren, und solche Häuser strahlen etwas Bedrohliches, Wirres aus. Es sind nur Erinnerungen. Dein Sonett hat mich schweifen lassen, und beides zusammen finde ich sehr gelungen.:Kuss

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
28.09.2016, 11:09
Hi Sy!

Mein letzter Kommi war keinesfalls vorwurfsvoll gemeint, falls du das so verstanden haben solltest! :Blume:

Das Meidnerbild ist kubistisch abstrahiert, aber eben in aggressiv wirkender Weise, wie ich empfinde. wie du richtig bemerktest: Es beunruhigt.
Allgemein schätze ich diese älteren Bauten und ziehe sie den modernen Beton-, Stahl- und Glasfassaden jederzeit vor.

LG, eKy

juli
07.10.2016, 09:31
Hi eKy,

Es geht in die Zielgerade, und die Ausstellung ist bald zu Ende. Du hast ja irgendwann mal gesagt, das dir zum Ende die Bilder „ausgegangen“ sind. Davon merkt man nichts.:) Sie sind immer noch interessant und deine Sonette sind immer noch ein lyrischer Hochgenuß. Sie sind besonders.;)

98) Der Salon I (Otto Dix, 1921)

Das Bild, zeigt vier Frauen, die an einem Tisch sitzen. Es könnte ein Kneipe auf Sankt Pauli sein, oder auch einfach eine Stube. Es vier besondere Frauen. Man sieht ihre Brüste, und das ihr Leben nicht auf der Sonnenseite ist. Sie sind im Laufe ihres Lebens auf eine Seite geraten, die sie einsperrt in diesen Salon. Ihr Leben gleitet in Bahnen, die sie nicht mehr steuern. Sie sind eine Zielgruppe für Männer, wenn überhaupt, weil bei das Alter bei Frauen, Prostituierten ihre Figur und ihre Schönheit zu Nichte macht. Gefühle können sie sich in diesem Milieu nicht erlauben, nur der Halt untereinander stärkt ihre Gemeinschaft.

Dein Sonett, beschreibt die Aussichtslosigkeit der Frauen. Die Lebensfalle schlägt im Alter erbarmungslos zu. Du schreibst es viel lyrischer als ich es hier sagen kann. Das Thema ist außergewöhnlich, und dabei diskriminierst du nicht.

Beides zusammen, bereichert sich und ergänzt sich.

Gestaunt, weil das Bild so ungewöhnlich ist, ich hätte mir es nie im Leben länger als 5 Sekunden angeschaut. Aber weil du hier ein Gedicht schreibst, immer gerne geguckt.:):Blume:

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
07.10.2016, 17:29
HI Sy!

Ja, es ist nicht leicht, bei vier überalterten Puffdamen, ordinär und verlebt, wie sie sich präsentieren, nicht diskriminierend zu sein - aber so spielt das Leben mit uns! Als diese alten Huren Kinder waren, hätten sie auch nie gedacht, dass sie einmal so enden würden!
Wir treffen Entscheidungen und wählen Wege - wir denken, wir machen unseren Weg - dabei ist es der von uns gewählte Weg, der etwas mit uns macht ...

Vielen Dank für deine Gedanken! :)

LG, eKy

juli
15.10.2016, 18:19
Moin moin Erich,:)

Aufs geht’s, sicherlich ist vor diesem Bild ein Stuhl, damit ich mich hinsetzen kann.:rolleyes::)

99) Berlin, Spittelmarkt (Paul Hoeninger, 1912)

Das Bild, erinnert mich an Erzählungen meiner Eltern und Oma und Opa, die in Hamburg lebten. Aber dieses Bild ist ja in Berlin gemalt.Was mir sofort ins Auge fiel, sind die Kutschen. Was für eine Zeit! Heute in dem Klimawandel und den Dieselmotoren, überhaupt den schnellen PS Autos! Hier sehe ich Pferde, das ist umweltfreundlich, ach ich werde kitschig sentimental, wobei ich doch genau weiß, die Zeit läßt sich niemals zurückschrauben.

Der Marktplatz ist in einer Großstadt, die Fassaden sind nicht hoch. Die Dächer haben noch Schornsteine, das heißt, hier waren in den Zimmern noch Kohleöfen. Die Menschen gehen gemütlich auf den Strßen hin und her. Das Bild zeigt den Zauber einer Stadt. Die Straßenbahnen in ihrem Gelb, strahlen Sicherheit und Modernität aus. Inmitten befindet sich eine Litfaßsäule, deren Farbe Zartrosa aus den sonst warmen Farben leuchtet.

Dein Sonett, beschreibt mit einem Touch Melancholie, das Wissen: Es ist gleich in welcher Zeit, Stadt man lebt, die Sorgen der Menschen unterscheiden sich nicht von den Unsrigen. Tolles Gedicht!:):Blume:


Beides zusammen, bereichert sich. Dein Gedicht lässt auch ohne dieses Bild, ein Stadtbild vor dem inneren Auge entstehen.

In Erinnerungen schwelgend:Blume::)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
15.10.2016, 19:56
Hi Sy!

Auch ich mag die malerische "alte" Zeit, die aber weit keine so "gute" war, wie man verklärend rückblickend oft vermeint. Bei so vielen Fuhrwerkspferden hat die Stadt ganz schön gestunken von Pferdemist, die Fuhrwerke klapperten laut, der Russ und Rauch aus tausenden Schornsteinen legte sich auf alles, verschmutzte schmierig alle Oberflächen und schädigte die Lungen.
Viele Häuser waren verlaust, feucht und schimmelig, die Ruhr und die Schwindsucht gingen um, ebenso wie Diphterie, Kinderlähmung und jede Menge Parasiten!
1912 war die Stadt im Umbruch - die Fuhrwerke wurden von ersten motorgetriebenen Fahrzeugen ersetzt, und die neumodische "Hygiene" hielt langsam Einzug in Kliniken. Davor wuschen sich Ärzte nicht mal vor Operationen die Hände! :Aua

Vielen Dank für deine Gedanken! :Kuss:)

LG, eKy

juli
22.10.2016, 16:10
Hi eKy,

Ich stehe vor dem letztem Bild und lese dein letztes Sonett, und bin gespannt.

100) Unser aller Mutter Erde (Alfred Kubin, 1900)

Das Bild, auf den ersten Blick erschrecke ich mich, weil es grau in grau gemalt wurde. Auf den zweiten Blick fasziniert es mich, weil die nackte Frau schwanger ist und die Totenköpfe rechts unten auf der Erde, so scheinbar gegensätzlich sind. Aber Geburt und Tod gehören zum Menschendasein dazu. Es sind feste Markierungen, die Jeder erfährt. Dazu ist die Erde unsere aller Mutter. Sie ist Anfang und Ende in unserem Leben. Vielleicht hat der Maler deswegen das Bild ohne Farbe gemalt, damit die Essenz unseres Lebens zur Geltung kommt.

Auch sehe ich, die Nackte als unsere Erde, die weiterzieht auch ohne uns. Auch das wäre hier denkbar. Unsere Erde ist unsere Ernährung. Das vergessen wir oft in unserem Dasein. Wir gehen mit ihr kopflos, selbstbezogen, egoistisch um. Nach dem Motto: Nach uns die Sintflut. Auch nach uns Menschen wird es die Erde geben, und sie wird schön sein.

Das Sonett, zeigt mir, wie endlich wir Menschen sind. Es ist sehr lyrisch und es spricht für sich.

Diese Reise durch die Galerie der Bilder und der Sonette, ist eine Reise mit deinen Augen und mit deinem Denken. Du bist ein sehr kreativer Mensch. Ich kann gar nicht sagen, welchen Gedichte mir am Besten gefallen, weil das auch von meiner Stimmung abhängt, aber ein paar sind mit im Gedächnis hängen geblieben, ohne das ich hier scrollen muss.


„Die weisse Katze“

„ Blauer Fuchs“

„ Hausengel“ ( weil er mich nachhaltig bewegt hat und noch bewegt)

„ Aufklaren an der Küste von Sizilen" ( auch weil ich das Bild so aufregend finde):Kuss

„Dogwood ( mein Lieblingsgedicht)“:Herz:

„ Die Betrunkenen" ( weil mein Herz für die schlägt, die am Rande der Gesellschaft sind)

Vielleicht denkst du ja, das sind nur 6, aber mein Gedächtnis ist in Punkto Behalten lausig. Aber ich versichere dir, ich komme hierhin immer sehr gerne zurück. Und je nach Stimmungslage verändert sich mein Geschmack. Besonders interessieren mich auch deine nachdenklichen Werke, denn sie zeigen einen Blickwinkel auf, den ich auch überdenken möchte, und daran kann man sich reiben oder im Gemeinsamen wohl fühlen, nach dem Motto: ich bin nicht alleine. Ich bin keine große Rednerin, daher

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal
22.10.2016, 20:32
Hi Sy!

Vielen Dank für dein Durchhaltevermögen - nun hast du es geschafft: Alle Sonette sind kommentiert!

Das letzte Bild von Kubin ist eigentlich eine Grafik, also nicht gemalt, sondern gezeichnet. Was man in dieser Version nicht gut erkennt ist, dass die ewig schwangere Mutter Erde aus den erhobenen Händen Samen vor sich her streut, aus denen dann die Köpfe wachsen - nur um wieder zu vergehen.

Komm so oft hierher zurück, wie du magst - vielleicht kommen wir irgendwann doch noch auf 200 Beiträge! :Kuss;):D

LG, eKy

Leuchtfeuer
16.12.2017, 17:38
Hallo Erich Kykal,
da mir die Forenleitung einen Maulkorb verpass t hat und ich mich nicht zu einem bestimmten Thema vorläufig nicht äußern darf, mache ich das, was ich schon längst tun wollte.

ich möchte dir meine ehrliche Bewunderung und meine Hochachtung für diese Sonettreihe aussprechen.
Ein einzelnens Gedicht hervorzuheben, vermag ich nicht, denn sie sind alle durch die Bank weg hervorragend geschrieben und passen thematisch meist zu den Bildern. Meist schreibe ich deshab, weil die Eindrucke von solchen Meisterwerken unterschiedlich sein können, will sagen, dass sie auf andere Menschen unterschiedlich wirken lönnen.Das ist der normalen Subjektivität geschuldet, der sich auch ein Dichter nicht immer entziehen kann.

So, ich dachte mir, diese famose Reihe sei es wert, wieder einmal ans Tageslicht geholt zu werden.

Sehr, sehr schön.

Grüßle Leuchtfeuer

Erich Kykal
16.12.2017, 21:18
Hi Leuchtfeuer!

Erst mal vielen Dank für die Erinnerung an diese Sammlung. Spätestens im Jänner soll die übrigens - endlich! - als Buch erscheinen, natürlich mit Farbbild zu jedem Sonett. ( Wie schon die andere Sammlung von Bildsonetten in "Seltsame Sonette", hier unter "Lieblingsbilder(zyklus)" nachzulesen)

Aus rechtlichen Gründen (Bildrechte, Fotografenrechte nicht lang genug verstorbener Maler an deren Erben oder Museen) musste viel recherchiert werden, der Preis stieg exorbitant, und für ein oder zwei Sonette musste ich andere passende Bilder suchen, weil wir einfach keine Reaktion bekamen, zB aus Frankreich.

Aber bald sollte alles rechtlich in trockenen Tüchern sein! All der Ärger hat mich jedenfalls dazu gebracht, sicher nie wieder Bildersonette zu schreiben! Der Aufwand für eine Publikation ist einfach zu groß, wenn die Künstler nicht lang genug tot sind!

Mit den unterschiedlichen Sichtweisen von Bildern hast du recht, ich sage ja auch im Vorwort, dass ich hier MEINE persönlichen subjektiven Eindrücke und Präferenzen beschreibe und poetisiere.

LG, eKy