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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : In Erwartung


Sanssouci
25.11.2014, 10:06
Müdes Wetter räkelt sich noch nachtergeben
und der Morgen fällt nur trüb verhangen lichtscheu ein.
Letzte Regentropfen rollen ab und weben
unaufhörlich neue Rinnsalmuster. Wilder Wein,

windgeschüttelt, kraftlos, schlapp, noch blättermächtig,
welkt erbarmungslos und kahlt sich selber traurig aus.
Wolkenbatzen ziehen drohend und verdächtig
über uns dahin, verbannen Mensch und Tier ins Haus.

Doch unter dicker Daunendecke schmiegen zarte
und weiche Katzentatzen sich an meinen warmen Bauch.
Verhaltnes Schnurren setzt mit ein. Vergebens warte
ich auf die sanfte Morgensonne - wie du scheinbar auch.

Erich Kykal
26.11.2014, 13:27
Hi, Sanssouci, du Sorgenfreier;)!

Ein wunderbares Katzen- und Herbstgedicht zugleich!

Interessant das Hebungsschema der Strophen: 6-7-6-7 Das verlangsamt den Duktus zusätzlich zu den langen Zeilen noch weiter.

Die ersten beiden Str. haben betonte Auftakte.
Beim "Doch" eingangs der 3. Str. habe ich die Zeile zuerst auch betont begonnen, aber dann bemerkte ich, dass du mit der ganzen Str. plötzlich zu unbetontem Auftakt gewechselt hast. Absicht?
Jedenfalls ein Stolperstein, dieser Taktwechsel.

Ansonsten nix zu meckern! Wunderbar fließt deine Sprache, so voller lyrischer Aha-Effekte wie "nachtergeben", "blättermächtig" oder "Wolkenbatzen" - wobei letzteres eher lustig klingt denn herbstlich melancholisch. Ist aber ein hübscher Binnenreim zu den "Katzentatzen" in S3.

Falls erwünscht, habe ich hier eine Version der 3. Str. mit betonten Auftakten wie die andern beiden. Das Hebungsschema bleibt gleich:

Unter dicker Daunendecke schmiegen zarte, ("weich" kommt in Z2 erneut vor - ich habe diese Wortwiederholung hier in Z1 durch "dicker" ersetzt)
weiche Katzentatzen sich an meinen warmen Bauch.
Leises Schnurren setzt mit ein. Vergebens warte
ich auf sanfte Morgensonne - wie du scheinbar auch.


Sehr gern gelesen! Schnurrrrrrr!!!;):)

LG, eKy

Dana
26.11.2014, 20:09
Hallo Sanssouci,
wirklich nur schön. Beim Lesen taucht man direkt ab, weil die Bilder wie Magnete wirken.:)
(Allerdings unter einer Bedingung::o - Erichs Vorschlag ist gut, weil er erlaubt in der "Kuschelstimmung" vom Lesefluß her zu verbleiben.)

Liebe Grüße
Dana

Sanssouci
30.11.2014, 17:52
Hallo eKy! Liebe Dana!

Danke für eure Beschäftigung mit meiner "Erwartung". Ich habe natürlich Rückmeldungen erwartet und freue mich über eure Vorschläge und Hinweise.
Das zweite weich wird sofort durch dick ersetzt, um die Wortwiederholung zu vermeiden. Danke eKy.
Natürlich habe ich mir beim Taktwechsel von S2 zu S3 was gedacht. Es geht von der Natur weg hin zum Tier (und Menschen).
Das formal zu unterstreichen, war meine Absicht. Natürlich kann man sich am Lesefluss von S2 zu S3 stören (durchaus berechtigte Kritik). Ich empfinde es allerdings nicht so.

Danke euch beiden!

Sorgenfreie Grüße von Sanssouci

Terrapin
30.11.2014, 19:05
Hallo Sanssouci,

hat mir gut gefallen. Nur in der ersten Hälfte des Gedichts sind mir teils zu viele Adjektive im Text, speziell in Strophe 2 Vers 1.

Liebe Grüße, Terrapin.

Sanssouci
01.12.2014, 12:48
Hallo Terrapin!

Danke für Rückmeldung und Lob.

Grüße von Sanssouci

Chavali
02.12.2014, 12:32
Hallo Sanssouci,

was wäre mir entgangen, hätte ich dieses schöne stimmungsvolle Gedicht von dir nicht gelesen!

Das kann ja nur meinen Gefallen hervorrufen - es hat alles, was ich mag:
Natur, Wetter extrem und Katzen samt ihrer Schnurrerei :Herz:

Bin begeistert! Und mal nix Humoriges, welch ein Glück ;););)

Lieben Gruß und Pfotenabdruck!
Chavali

Sanssouci
03.12.2014, 09:47
Guten Morgen Chavali!

Na dann fängt der Tag ja gut an mit solch einer Rückmeldung.
Danke für deinen Kommentar, das Lob und den Pfotenabdruck!

Sorgenfreie Grüße von Sanssouci