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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Mobbing-Wettbewerb


Helene Harding
18.04.2009, 15:20
„Wir alle müssen schließlich Opfer bringen“, und während sie das sprach, stand Frau Preibe auf, holte den frisch gebrühten Kaffee und goss dem Boss schmeichlerisch auf.

Im Besprechungsraum herrschte Unruhe.

Frau Pittersen, jahrelang in der Abteilung tätig, erhob sich.
„Boss, du kannst mit meiner absoluten Loyalität rechnen, sag mir, was ich tun soll und ich tu's.“

Der Rest der Anwesenden nickte zustimmend.

„Ich wusste, dass ich mich auf jeden einzelnen von euch verlassen kann. Ihr wisst nun, wem ihr das Leben hier zur Hölle machen sollt. Ich wünsche euch viel Erfolg.“

Drei Tage später

Als sie die Tür zum Büro öffnete, stank es fürchterlich nach faulen Eiern. Auf ihrem Schreibtisch kroch eine Küchenschabe herum und auf einem der Akten schimmerte ein trockener brauner Kaffeefleck.

Uschi versuchte, das Fenster zu öffnen, doch der Knauf klemmte fest.

Plötzlich stand Frau Mehlhorn im Türrahmen und rümpfte angeekelt ihre Nase.
„Frau Braumann, was ist das für ein fürchterlicher Gestank?“

Uschi sah sich verzweifelt um.

„Oh mein Gott, was ist das da für ein Tier?“
Frau Pittersen, die vom Gang aus auf den Gestank aufmerksam wurde, schlug die Hände vor den Mund. „Das ist ja ekelhaft.“

Das Telefon klingelte.

„Wir warten seit einer viertel Stunde auf sie! Die Besprechung hat bereits begonnen!“ Wütend warf Herr Futz den Hörer auf.

Uschi eilte über den Gang. Daran, dass um diese Zeit eine Besprechung anberaumt war, konnte sie sich nicht erinnern.
Von Weitem kam ihr Frau Rebus entgegen.

„Hallo Frau Braumann, um 13 Uhr haben wir Kernsitzung. Dazu brauchen wir die Breisig-Akten. Wir konnten sie einfach nicht finden. Haben sie etwa schon wieder Unterlagen verbummelt?“

Völlig irritiert fiel Uschi die beschmutzte Akte aus der Hand.

„Passen sie bloß mit dem Kaffee auf. Das ist ja auch nicht das erste Mal!“
Frau Rebus hob mahnend den Zeigefinger.

4 1/2 Monate später

„Frau Braumann hat zum letzten des Monats gekündigt! Herzlichen Glückwunsch liebste Kollegin Cebitok. Aufgrund ihres außergewöhnlichen Einsatzes im Wettbewerb „Kreativster Mitarbeiter“ möchte ich ihnen im Namen aller hier einen Gutschein überreichen. Sie haben einen Aufenthalt im Hotel Korcula gewonnen, wo sie an einem dreitägigen Seminar zum Thema „Moralische Integrität“ teilnehmen werden.“

Augenbrauen heben sich fragend.
Wer ist wohl der Nächste?



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