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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mühlviertel, meine Heimat


Erich Kykal
10.11.2013, 15:09
So zeig mir die tiefgrünen Wälder im Reigen
der wogenden Hügel in träumender Runde,
und wie ihre Wipfel im Winde sich neigen,
als neigten sie mir sich zu ewigem Bunde.

So zeig mir die saftigen Wiesen im Grunde
der Täler am Abend im goldenen Licht,
die funkelnde Stimme aus steinernem Munde,
wo rauschende Kühle Vergessen verspricht.

So zeig mir die einsamen Höfe, die Weiler
mit Wärme und Zuflucht in heulender Nacht,
wo dichter die Bäume noch stehen und steiler
die Kämme sich recken in zeitloser Wacht.

So zeig mir die Bilder, geborgen im Herzen,
unlösbar verbunden mit Wissen und Wesen,
und lass sie mir leuchten wie ewige Kerzen,
das heimliche Buch meines Lebens zu lesen.

Chavali
12.11.2013, 19:12
Ach Erich,

dein Mühlviertel - das muss ein schönes Fleckchen Erde sein.
Und die Heimat dazu - was kann es Schöneres geben?

Ein wunderschönes Gedicht!

Gefällt mir sehr!

LG Chavali

Erich Kykal
13.11.2013, 09:01
Hi, Chavi!

Bei Heimatgedichten muss man höllisch aufpassen, nicht allzu sehr ins Schwelgerische zu verfallen. Zuviel Pathos liegt hier immer gleich um die nächste Ecke. Ich kann nur hoffen, ich habe die Kurve mit annehmbaren Haltungsnoten gekriegt!:rolleyes:

Vielen Dank für das dicke Lob!:)

LG, eKy

Falderwald
28.01.2014, 17:07
Servus Erich,

ja, bei Heimat- und Liebesgedichten ist die Gefahr groß, ins Kitschige abzudriften.
Doch ich kann dich beruhigen, das ist bei dem vorliegenden Text nicht gegeben.

Im Gegenteil werden hier schöne Bilder transportiert, die natürlich auch sogenannte "Gemeinplätze" beschreiben könnten, denn Wälder, Hügel und Bäume, die sich im Wind wiegen, gibt es ja freilich viele, ebenso Wiesen und Täler im goldenen Licht.

Die dritte Strophe wird dann schon spezieller, dort sehen wir uns mit menschlicher Zivilisation in einer durchaus rauhen Umwelt konfrontiert, der Bergwelt nämlich, wie die steileren Kämme signalisieren.
Hier musste ich mich erst mal über den Begriff "Weiler" informieren. Aber das passt wirklich sehr gut: Kleine Ansiedlungen ohne eigene Gemeinde

Ganz persönlich endet dann das Gedicht in der vierten Strophe, wo der Erzähler sich mit diesen Bildern identifiziert und quasi preisgibt, dass er die vorherigen Bilder der ersten drei Strophen aus der Erinnerung heraus malte, die er für immer in lichten Gedanken bewahren will.

Übrigens eine sehr schöne Metapher für Gebirgsbäche findet sich in Zeile drei der zweiten Strophe: "die funkelnde Stimme aus steinernem Munde"
Sehr, sehr schön und gelungen, muss ich sagen.

Allerdings liegt auch in der genannten Zeile der einzige Makel im Text.
Wenn dieser nicht wäre, dann wäre ich glatt geneigt, hier ein "perfekt" zu hinterlassen. Leider reicht es deshalb nur für "fast perfekt". :D ;)
Vielleicht findest du ihn ja selbst, wenn du noch mal drüber schaust...:rolleyes:
Und dann verliert diese letzte Bemerkung ihre Gültigkeit. :)

Ein sehr schönes Heimatgedicht, das mir gut gefallen hat.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana
28.01.2014, 18:51
Lieber eKy,
jeder Sehende und Fühlende;) würde sich so erklären, wenn er sehen, fühlen und beschreiben könnte.
Du hast in Beschreibung Sehen, Sehnsucht und Gefühl erfasst.
Ich stelle mir vor, du lebtest in Masuren, wie ich einst - die Gedichte darüber würden uns weinen machen, so schön ist das Land.:)

Aufgrund der Schönheit dieses Gedichtes reihe ich es in die Rubrik schönste Landschaften ein und verstehe.;)

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
28.01.2014, 19:54
Hi, Faldi!

Vielen Dank für das satte Lob und den Verweis auf diesen leidigen Tippfehler!;):D

Hi, Dana!

Auch dir vielen Dank für die poetischen Worte!


Zu einem aktuelleren Mühlviertelgedicht (Ein Tag im...) habe ich Faldi ja ein paar Links gelegt, wenn ich nicht irre. Da könnt ihr das Land sehen, die Hügel, die Wälder, die Bäche, die Steine...
Präkambrisches Rumpfschollengebirge, wie es so schön heißt!;) Granit und Gneis, durchzogen mit ädrigen Zonen hellen Sandsteins ab und zu. In weiten Teilen um die 600 - 800m Seehöhe im Schnitt, die höchsten Gipfel bis 1300m und ein paar Zerquetschte. Eisenoxidhaltiges, honigbraunes Wasser.

Aber das sind nur blasse Fakten.

LG, eKy

Narvik
06.05.2014, 10:55
Hallo Erich Kykal,

vor vielen Jahren, als ich noch ein junger Mann war, bin ich sechs Wochen durch Österreich getourt. Dabei habe ich selbstverständlich auch das Dreiländereck und das Mühlviertel besucht.
Ich mag eure Alpenrepublik ohnehin sehr gerne. Leider ist es mir heute nicht mehr möglich, weitere Reisen zu unternehmen. Aber die Erinnerung trage ich in meinem Herzen.
Vielen Dank, dass du mich diese Bilder mit deinem schönen Gedicht noch einmal erleben ließest.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Erich Kykal
06.05.2014, 18:15
HI, Narvik!

Es freut mich sehr und gereicht mir zur Ehre, dass meine Zeilen es fertiggebracht haben, dich in so schöne Erinnerungen zu versenken!:)

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy