PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bluthändler


DerKleinePrinz*
14.02.2009, 21:50
Bluthändler
(Viehtreiber in Sand und Hitze)

Ein Blick noch, ein Brüllen im angstkranken Klang,
schon treffen hoch oben vom Pferde
die Peitschen der Treiber die Herde.
„Wir ziehen am Hügel im Westen entlang
und reiten dem Wasser entgegen,
wo Händler aus Übersee leben!“

Der Morgen ist kühl, als die Reise beginnt,
doch bald glüht die herzlose Sonne
und Durst plagt die Rinderkolonne.
Erbarmungslos schickt nun der sandige Wind
das schwächere Vieh ins Verderben,
bald liegen die Ersten im Sterben.

Am Morgen nach diesem entsetzlichen Tod
beginnt dann aufs Neue das Leiden,
kein Gott kann die Hitze vertreiben.
Die Männer in ihrer unmenschlichen Not
versuchen es dennoch mit Beten:
„Ihr Götter, so schenkt uns das Leben!“

Da bricht wie ein Wunder das Himmelszelt auf
und donnernd fällt göttlicher Segen
erfrischend den Treibern entgegen.
Doch die ziehen weiter zum Flusslauf hinauf,
man hört sie kein Dankeswort sagen,
nur über den Regenguss klagen.

Und dort in der Ferne, da sieht man ihn schon,
noch lauter ertönen die Ruten
und einige Rinder verbluten.
Die Gier jagt sie schneller zum reißenden Strom,
dort warten in teuren Gewändern,
die Händler aus allerlei Ländern.

Bald schafft es die Herde mit Qualen zum Fluss
und schwimmt unter Schlägen hinüber,
doch Gott straft die sündigen Brüder.
Da schickt er erneut einen furchtbaren Guss,
es hilft auch kein flehendes Winken,
er lässt sie verstoßen ertrinken.


14. Februar 2009

Dana
14.02.2009, 22:52
Lieber DerKleineprinz*,
dort sind es die Bluthändler und bei uns die Treiber auf Autobahnen.

Dein Gedicht trägt einen schönen Erzählwert um ein grausames Treiben.
Die Spannung hält bis zur letzten Strophe. Die Länge wird nicht "verschreckt" wahrgenommen. (Mir macht das selten etwas aus, aber es wird so oft erwähnt;))
Der Lesefluß ist perfekt, trotz Hitze und Trockenheit.;)

Ein gutes Gedicht, dass in starken Bildern die Wirklichkeiten beleuchtet.

Liebe Grüße
Dana

DerKleinePrinz*
15.02.2009, 00:54
Liebe Dana :)

So lang finde ich es eigentlich garnicht, ich hoffe nicht das es die Menschen veschreckt :o
Ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nicht ganz zufrieden bin mit meinem Gedicht, bin halt ein alter Perfektionist und von meinen Ansprüchen ist das Werklein noch ein ganzes Stück entfernt. Ihr könnt mich also ruhig zerreißen wenn ich danach ist ;)

Ich danke dir natürlich für deinen Kommentar und dein Lob liebe Dana :)

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*

Seeräuber-Jenny
15.02.2009, 01:15
Hallo Kleiner Prinz,

nachdem ich dein erschütterndes Werk gelesen habe, will ich dir nicht mehr böse sein (Spaß). Leider ist es nicht zum Lachen, welch furchtbare Qualen diese Tiere erleiden müssen. Das hast du einfühlsam geschildert. Den Leser wird das Geschehen nicht mehr so schnell los lassen.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Der Morgen ist kühl, als die Reise beginnt

Die Gier jagt sie schneller zum reißenden Strom

er lässt sie, verstoßen, ertrinken.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

DerKleinePrinz*
15.02.2009, 01:22
Liebe Jenny :)

Mir böse sein? Das geht doch garnicht^^

Du hast Recht, der Grundgedanke für das Gedicht entprang vor einiger Zeit einem Dokumentarfilm. Dort wurden auf brutalste Art und Weise die Rinder durch die Wüste getrieben und als Belohnung wurde ihre Haut zu Leder verarbeitet, das Zeug tragen wir an unseren Körpern, ich denke wir sollten das schätzen lernen.
Da ich aber (leider) Philosophie studiere überkam es mich beim Schreiben und schon passierte es, ich kam vom Thema ab. Jetzt ist der Grundgedanke der, dass Undankbarkeit zu nichts führt, meistens sogar zu negativen Dingen, in meinem Gedicht ist es der Tod, um das Bild eindrucksvoller zu machen.

Der Morgen ist kühl, als die Reise beginnt

Die Gier jagt sie schneller zum reißenden Strom


Geht klar, sowas passiert wohl in der Euphorie des Fertigstellens. Danke für den Tipp!

er lässt sie, verstoßen, ertrinken.

Hmm, bist du dir hier sicher. Gott verstößt die Männer und sie müssen sterben. Kommen da wirklich Kommas hin?

Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar :)

Freundschaftliche Grüße
Der Kleine Prinz*

Seeräuber-Jenny
15.02.2009, 09:14
Lieber Kleiner Prinz,

habe noch mal über die Stelle

er lässt sie verstoßen ertrinken

nachgedacht. Du hast recht. Die Kommas würden einen anderen Sinn ergeben. Aber irgendwie gefällt mir die Zeile nicht. Vielleicht fällt mir noch ein Vorschlag ein.

Die Schuhe aus Leder, die ich noch am Körper trage, werden die letzten sein.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Leier
15.02.2009, 10:36
Hei, Prinz -

Du hast das gut beschrieben, wie man die Sklaven geraubt und zu Schiffe gebracht hat.
Liest sich flüssig, und ich bin nur über einen unglücklichen Reim gestolpert.

Läßt sich alles auf die heutige Zeit übertragen. Heute sind die Ketten nicht mehr aus Eisen.
Das "Ertrinken" findet dennoch statt. Flehen nützt nichts.
Schlepper läßt es kalt.

Ein deprimierendes Gedicht für diejenigen, die sich nicht als Sklavenhändler sehen.

Lieben Gruß
von
cyparis

Alive
15.02.2009, 11:52
Hallo
DerKleinePrinz*

Sehr eindringlich, zum Nachdenken anregend.
Und bestens gearbeitet.

Schade nur, meine persönliche Meinung, dass am
Ende wieder Gott ins Spiel kommen muss.

Doch sehe ich auch keine andere Lösung die Botschaft zu vermitteln.

Kompliment!
Alive

DerKleinePrinz*
15.02.2009, 12:51
Hallo ihr Lieben :)

Liebe Jenny,
Ich hab eher Probleme mit einigen anderen Zeilen in mein Gedicht und ich finde das Ende ist noch zu unspektakulär ausgedrückt, da hätte man mehr machen können.

Die Schuhe aus Leder, die ich noch am Körper trage, werden die letzten sein.


Ich habe dir doch vor ein paar Monaten einen Film geschickt. Wenn niemand was dagegen hat möchte ich den gern an dieser Stelle verlinken, wer aber schwache Nerven hat sollte da lieber Abstand halten.

http://video.google.com/videoplay?docid=3664359489218547625

Das ist ein Film über Tierhaltung und regt zum Nachdenken über unser Zusammenleben mit anderen Lebewesen an.

~~~

Liebe cyparis,
Liest sich flüssig, und ich bin nur über einen unglücklichen Reim gestolpert.


Welchen? :p
Und vielleicht hast du ja einen Vorschlag wie ich ihn verbessern könnte.
Eigentlich habe ich es garnicht anders gemeint, meine Intention entspricht genau der Geschichte wie sie dasteht, aber ich finde es interessant das man verschiedene Sachen aus meinem Gedicht deuten kann.
Danke für deine netten Zeilen. :)

~~~

Lieber Alive,
nunja, ich habe jemanden benötigt, der eine Macht über alles hat und außer mir sehe ich da nur Gott. Aber keine Angst, das passiert sehr selten das dieser in meinen Zeilen auftaucht, da ich mir bei ihm oder ihr auch nicht ganz im Klaren bin.

Danke für dein Lob.

Herzlichen Dank ihr Lieben, es hat mich gefreut euch in diesem Faden zu lesen :)

Liebe Grüße
Der kleine Prinz*

Seeräuber-Jenny
15.02.2009, 14:09
Aloha Kleiner Prinz,

danke, dass du mich damals auf den Film "Erdlinge" aufmerksam gemacht hast. Er hat mir die Augen darüber geöffnet, wie die brutale Bestie Mensch Gottes Schöpfung mit Füßen tritt. Wo ihr doch die freie Entscheidung zwischen Gut und Böse gegeben ist. Nie mehr werde ich mich am Leiden der Tiere mitschuldig machen.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Leier
15.02.2009, 15:46
Lieber Pinz,

Händler/Ländern

stieß mir auf, aber das "Ländern" ist ausgezeichnet.
Hätte ich Dein Gedicht nicht als Metapher gesehen, wäre ich seliger.
Kreatur, die dulden müssende, kann mich außer Fassung bringen.
So bin ich wieder einmal unselig.

Zu starke Kost für mich.

Vegetarische Grüße
von
cyparis

Chavali
15.02.2009, 17:51
Lieber Prinzi*,

ich kann mich den Loben der Vorschreiber nur anschließen, finde allerdings die Rubrik unglücklich gewählt.
Erwartungsgemäß dachte ich ein Werk über Gott und die Welt vorzufinden und was sehe ich?
Ein Text über schlimme Tierquälerei. Du hast hiermit ein Thema gewählt, das auch mich nicht unberührt lässt.
Gegen Tiermisshandlung wird noch viel zu wenig getan.
Der Mensch ist das schlimmste Raubtier :rolleyes:

Du hast ein interessantes Reimschema gewählt, das den Text niemals langweilig werden ließ.
Fast atemlos jagt man durch die Zeilen, um dann nochmals langsamer zu lesen.


Dein Gedicht lässt mich unglücklich zurück, weil mich eine Ohnmacht erfasst, nicht helfen zu können....


Lieben Gruß,
katzi

DerKleinePrinz*
15.02.2009, 19:20
Hallo :)

Liebe Jenny,
du weißt ja das mir selbst auch sehr viel daran lag. Ich muss aber zugeben, dass ich es als Vegetarier nicht geschafft habe. Meine neue Regelung ist die, dass ich nurnoch Fleisch esse wenn es absolut sein muss und sich nicht vermeiden lässt.
Hier noch ein Zitat:
Solange die Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, fühlen die Tiere, dass Menschen nicht denken (so ungefähr zumindest)

~~~

Liebe cyparis,
ja der Reim ärgert mich auch noch sehr. Ich hoffe das vielleicht noch jemand eine Idee hat oder mir selbst etwas einfällt.
Wie gesagt, als Metapher war es nicht gedacht, eher als Apell an Menschlichkeit und Dankbarkeit.

~~~

Liebe supikatzi,
ich habe auch erst überlegt in welche Rubrik der Text kommt. Da am Ende Gott die Finger im Spiel hat, dachte ich hier wäre er am besten aufgehoben. Ich denke das ist legitim.
Es tut mir Leid dass dich meine Zeilen unglücklich zurückgelassen haben, aber man kann ja was machen :)
Zum Beispiel das Fleisch vom Speiseplan streichen oder keine Lederkleidung mehr kaufen, damit würde jeder seinen Beitrag leisten.

Danke an euch :)

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*

Seeräuber-Jenny
15.02.2009, 21:29
Mein lieber Prinz,

ich bezweifle, dass es in unserem Land Situationen gibt, in denen es absolut sein muss, dass wir Menschen Fleisch essen. Ich ernähre mich seit einem halben Jahr vegetarisch, und es gelingt mir sehr gut. Habe auch nicht mehr so ein schlechtes Gewissen. Ich verzichte auch auf Honig und Eier. Nur den Schritt zur veganen Ernährung habe ich noch nicht ganz vollzogen, weil ich aus gesundheitlichen Gründen noch Milchprodukte konsumiere.

Ja, du hast recht. Die Tiere bekommen die Gedankenlosigkeit der Menschen tagtäglich zu spüren. Doch genauso wie es uns gelang, die Sklaverei abzuschaffen, genauso wird auch der zähe Kampf für die Rechte der Tiere erfolgreich sein. Wir alle können etwas für die Freiheit der menschlichen und nichtmenschlichen Tiere tun, so gering unser Beitrag zunächst auch erscheinen mag.

Hoffnungsvolle Grüße
Seeräuber-Jenny

DerKleinePrinz*
16.02.2009, 00:46
Liebe Jenny,

nunja, es ist immer recht schwierig, denn man unterliegt doch manchmal dem Druck der Gesellschaft. Stell dir vor du bist zu einem Grillabend eingeladen und kannst da unmöglich absagen. Und dann hat man irgendwann Hunger und die anderen gucken schon komisch weil man nichts isst, irgendwann wird man doch schwach. Wer da stark bleibt verdient meinen höchsten Respekt!

Auf Honig verzichten habe ich bisher noch nie gehört. Dass die Produktion so schlecht für die Bienen sein soll erstaunt mich, ich werde mich da informieren.

Wir alle können etwas für die Freiheit der menschlichen und nichtmenschlichen Tiere tun, so gering unser Beitrag zunächst auch erscheinen mag.


Ja,da hast du Recht, das ist unsere Chance - bei uns selbst anfangen, also lasst uns beginnen!

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*